Heavy Metal und Politik. Warum ist man da so zurückhaltend?

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Langer Rede kurzer Sinn: Läuft nicht alles perfekt, aber Veranstalter, die gewissenhaft darauf achten, dass keine Faschos auf ihrer Bühne stehen, haben meine Unterstützung.
Immer schwieriger. Jemand hat vorher die Polemik um Stargazer zitiert, die in Berlin vom Tommyhaus gecancelt wurden, weil auf NWN. Ich hielt eigentlich die Entscheidung für Schwachsinn und hab mir auch auf FB mit ein paar Leuten kurz drüber gestritten... je mehr ich darüber nachdenke, bin ich nicht mehr so sicher, ob es doch nicht die richtige Entscheidung gewesen ist.
Man wird als Veranstalter mit einem entsprechenden politischen Gewissen immer mehr verunsichert. Es ist schon schwierig als Hörer aber als Veranstalter hast du noch mehr Verantwortung - andererseits will man sich nicht von den selbsternannten Moralapostel erpressen lassen.
 
Ich wollte bei den ganzen Geschichten nochmal kurz darauf hinweisen, dass "die Antifa" eher ein Sammelbegriff für Gruppen mit antifaschistischen Zielen ist, weshalb eine pauschale Kritik an ihr absolut keinen Sinn macht und es völlig normal ist, dass da Gruppen oder Personen drin sind, die Mist bauen.

Weswegen ich ja ausdrücklich von Antifas im Plural geschrieben habe ;)
 
Immer schwieriger. Jemand hat vorher die Polemik um Stargazer zitiert, die in Berlin vom Tommyhaus gecancelt wurden, weil auf NWN. Ich hielt eigentlich die Entscheidung für Schwachsinn und hab mir auch auf FB mit ein paar Leuten kurz drüber gestritten... je mehr ich darüber nachdenke, bin ich nicht mehr so sicher, ob es doch nicht die richtige Entscheidung gewesen ist.
Man wird als Veranstalter mit einem entsprechenden politischen Gewissen immer mehr verunsichert. Es ist schon schwierig als Hörer aber als Veranstalter hast du noch mehr Verantwortung - andererseits will man sich nicht von den selbsternannten Moralapostel erpressen lassen.
Zu dem spezifischen Thema (ich zitierte das):
Stargazer ist keine NS-band, NWN! kein NS-Label - ich glaube, da sind sich alle einig. Dennoch ist das NWN!-Forum ein Sammelbecken für allerlei bekannte Persönlichkeiten (inkl. Usern mit DTB-Logo als Avatar) und im Shop werden einschlägige Tonträger angeboten. Glaubhafte Distanzierung oder wenigstens Abgrenzung sieht anders aus.
Wenn nun also die Veranstalter vom Tommyhaus das recherchieren (und vielleicht auch nicht so tief in der Materie drin stecken), kann man ihnen zugestehen, dass sie dort eine Grenze ziehen wollen. Im Umkehrschluss könnte man ansonsten vorwerfen, dass Konzerte von Bands zwielichtiger Labels stattfinden.
Dort wurde eine Grenze gezogen, die man nicht gutfinden muss, aber ich finde sie sehr viel nachvollziehbarer als bspw. das Verbot der (eher links eingestellten) Black Salvation aus Leipzig vor zwei Jahren in Stuttgart, da deren Nebenband auf einem Label ein Album veröffentlicht hat, wo eine spätere NS-Band ebenfalls etwas veröffentlichte (wohlgemerkt: zum Zeitpunkt der VÖ auf dem Label war das nicht absehbar) >>> das ist die absolut falsche Herangehensweise. Des Weiteren finde ich es scheiße, dass bis heute im Wikibeitrag zu Nagelfar der eine Gig mit Absurd in den 1990ern angeführt wird...
 
Ich denke auch, dass es für einen Versanstalter nicht einfach ist zu differnzieren, ob eine Band potentiell für Ärger sorgen könnte oder nicht. Insofern denke ich, dass man bewusst etwas "gröber" aussortiert um sich nicht unnötig Arbeit zu machen. Irgendeiner wird immer aufschreien und sich unfair behandelt fühlen. Ich für meinen Teil möchte auf einem Konzert auch nicht mit Extremismus - welcher Form auch immer - konfrontiert werden. Insofern steht ein Veranstalter sicherlich immer irgendwo in der Mitte und muss vermitteln, zwischen Interessen der Zuschauer, Interessen der Bands und den Interessen von dritten (Antifa, Stadt,....). Da auf einen grünen Nenner zu kommen, ist sicherlich in vielen Fällen garnicht so einfach. Allgemein gibt es hier in Deutschland aber dennoch ein ziemlich großes Spektrum an Bands die regelmäßig ohne Probleme touren können, insofern reicht das mir auch vollkommen ;)

Um hier nochmal den Bogen zum Topic zu spannen: Politik in der Musik macht das drumherum sicherlich nicht einfacher und erschwert es vielen (Fans, Veranstaltern und Bands) ihren Interessen nachzugehen. Dennoch ist das nunmal sehr eng miteinander verwebt und selbst vermeintlich unpolitische Bands können durch irgendwelche Gründe auch in den Fokus von politischen Gruppen geraten.
 
Das schönste war als vor ein, zwei Jahren die schon ziemlich linken Punker von Feine Sahne Fischfilet ihren Gig in irgendeinem autonomen Juz abbrechen mussten, weil der Drummer ob der Hitze sein Shirt ausgezogen hat. Und das ist ja sexistisch, weil Frauen ja nicht einfach so oben ohne rumlaufen können!

Nope, das stimmt, hab ich auch mitbekommen. Einfach mal nach den Schlagworten googeln und Du wirst Deine helle Freude haben. Während Du auf deinen Monitor eindrischst.
Sorry, aber einmal stimmen die Fakten (Abbruch) nicht und zum anderen stimmt auch die Begründung (Sexismus weil Frauen nicht ...) nicht wirklich. Das Ganze wird in der Internetversion bei indymedia einfach völlig übertrieben dargestellt. Im taz-Artikel steht ja auch "nach kurzer Unterbrechung ging es weiter".

"Ich bin hier der Hausmeister, also halt die Fresse"
Der indymedia-Artikel ist natürlich trotzdem super.

Thema ist egal, aber ich wollts trotzdem mal erwähnt haben, weil AJZ Bielefeld = bester Konzertort.
 
Zu dem spezifischen Thema (ich zitierte das):
Stargazer ist keine NS-band, NWN! kein NS-Label - ich glaube, da sind sich alle einig. Dennoch ist das NWN!-Forum ein Sammelbecken für allerlei bekannte Persönlichkeiten (inkl. Usern mit DTB-Logo als Avatar) und im Shop werden einschlägige Tonträger angeboten. Glaubhafte Distanzierung oder wenigstens Abgrenzung sieht anders aus.
Es gibt keine Abgrenzung - dem Yosuke NWN ist das eigentlich komplett scheißegal. Hauptsache Hass, oder so was in der Art. Man muss auch sagen, daß Amis wahrscheinlich die Sachen anders betrachten und viel "kompromissbereiter" sind als hierzulande. Ich habe oft das Gefühl, daß dort oft BM-Anhänger sich wie Teil von einem MC fühlen - Outlaws, Außenseiter - alles ist gut, um sich von der Gesellschaft zu distanzieren, eben auch Hakenkreuze und NSBM. Militante Nazis sind aber die wenigstens, scheint mir.

Das mit Black Salvation ist komplett albarn. Wenn man sich nur 2 Minuten mit den Jungs unterhalten hätte... Ich will demnächst Division Speed nach Berlin bringen, mal gucken, ob jemand ein Problem damit hat... :)
 
Es gibt keine Abgrenzung - dem Yosuke NWN ist das eigentlich komplett scheißegal. Hauptsache Hass, oder so was in der Art. Man muss auch sagen, daß Amis wahrscheinlich die Sachen anders betrachten und viel "kompromissbereiter" sind als hierzulande. Ich habe oft das Gefühl, daß dort oft BM-Anhänger sich wie Teil von einem MC fühlen - Outlaws, Außenseiter - alles ist gut, um sich von der Gesellschaft zu distanzieren, eben auch Hakenkreuze und NSBM. Militante Nazis sind aber die wenigstens, scheint mir.

Das macht es halt um keinen Deut besser. Man kann auch beim provozieren sein Hirn einschalten und schauen, womit man sich da gemein macht. Wenn ich ein Hakenkreuz sehe, dann überleg ich nicht ob das ein Nazi ist oder nur ein mega-badass Rebell. Wer sich mit sowas distanzieren will, möge das tun. Von mir. Mehrere Lichtjahre am Besten.

Ist in der japanischen Underground-Szene ja anscheinend auch ziemlich ausgeprägt, dass komplett unpolitische Bands in Nazi-Uniformen samt Armbinde auftreten, weils ja so mega-anti ist. Da ist mir die deutsche Aufarbeitung jener Zeit deutlich lieber.
 
Ich denke auch, dass es für einen Versanstalter nicht einfach ist zu differnzieren, ob eine Band potentiell für Ärger sorgen könnte oder nicht. Insofern denke ich, dass man bewusst etwas "gröber" aussortiert um sich nicht unnötig Arbeit zu machen. Irgendeiner wird immer aufschreien und sich unfair behandelt fühlen. Ich für meinen Teil möchte auf einem Konzert auch nicht mit Extremismus - welcher Form auch immer - konfrontiert werden. Insofern steht ein Veranstalter sicherlich immer irgendwo in der Mitte und muss vermitteln, zwischen Interessen der Zuschauer, Interessen der Bands und den Interessen von dritten (Antifa, Stadt,....). Da auf einen grünen Nenner zu kommen, ist sicherlich in vielen Fällen garnicht so einfach. Allgemein gibt es hier in Deutschland aber dennoch ein ziemlich großes Spektrum an Bands die regelmäßig ohne Probleme touren können, insofern reicht das mir auch vollkommen ;)

Gerade die Verantwortung vor der Öffentlichkeit / der Stadt sollte man nicht unterschätzen!
In Berlin gibt es viele Klubs, deren Überleben von öffentlichen Trägern abhängig ist. Wenn diese dann so etwas nur mitbekommen, dann kann es schnell gehen, dass der Geldhahn zugedreht wird, von wegen "Solche Grauzonenzeug wollen wir hier nicht". Und gerade die Behörden, Politiker etc. haben weder Ahnung, Zeit und Lust, sich da intensiver mit auseinanderzusetzen. Da wird in Berlin jede Begründung / jeder Vorwand , einen Klub dicht zu machen, mit Kusshand genommen.
 
Das macht es halt um keinen Deut besser.
Nee, macht es nicht.
Es ist aber auch nichts neues (Stooges? Sid Vicious und die ganzen Punks in ´77? Motorhead? Slayer? Sogar David Bowie hat damit kokettiert...) und vor allem, ich bin weder für Zensur noch halte mich als Richter des guten Geschmacks - Provokation kann, und oft ist, einfach schlecht und übertrieben sein. Sehe ich dennoch kein Grund, um es zu verbieten.
Als Antifaschist (hab kein Problem, mich als solche zu identifizieren) ist mir wichtig, daß echte, politsch aktive Nazis sabotiert werden. Kann man das Vertrieb von Absurd Tapes in den USA als politisch aktive Tat beschreiben? Das frag ich mir ernst.
Sind nicht Widerspruch und dumme Provokation Teil nicht nur vom BM, sondern von Rock´n´Roll und Pop-Kultur an sich - und das seit immer?
 
Nee, macht es nicht.
Es ist aber auch nichts neues (Stooges? Sid Vicious und die ganzen Punks in ´77? Motorhead? Slayer? Sogar David Bowie hat damit kokettiert...) und vor allem, ich bin weder für Zensur noch halte mich als Richter des guten Geschmacks - Provokation kann, und oft ist, einfach schlecht und übertrieben sein. Sehe ich dennoch kein Grund, um es zu verbieten.
Als Antifaschist (hab kein Problem, mich als solche zu identifizieren) ist mir wichtig, daß echte, politsch aktive Nazis sabotiert werden. Kann man das Vertrieb von Absurd Tapes in den USA als politisch aktive Tat beschreiben? Das frag ich mir ernst.
Sind nicht Widerspruch und dumme Provokation Teil nicht nur vom BM, sondern von Rock´n´Roll und Pop-Kultur an sich - und das seit immer?

Der Unterschied zwischen den von dir genannten und Absurd, Burzum und Konsoten ist halt, dass weder Punks noch Bowie jemals Symbole einer Szene waren, die gewalttätig und mordbereit gegen MigrantInnen vorgeht.
 
Diese ganze Provokationsnummer gabs in der Rockmusik doch schon immer.
Wenn Bands allerdings ernsthaft mit der ganzen 3.Reich-Symbolik "kokettieren" und obendrein auch noch diese komische Neonazi-Propaganda regurgitieren, die von verpeilten Typen wie Vikernes und Konsorten verbreitet wird, ist der Spaß halt einfach vorbei. Das ist kein postpubertärer Blödsinn mehr. Ist einfach Scheiße, wie alle extremen Standpunkte, vor allem in der heutigen Zeit. Da muß ich auch gar nicht mehr groß drüber nachdenken.

Was mich seit längerer Zeit umtreibt, sind die Äußerungen bzw. Gesinnung amerikanischer Bands.

Dieser komische Waffenwahn, dieser völlig aus der Zeit gefallene Hurra-Patriotismus, die dank Internetz mögliche offene Hetze gegen Andersgläubige, Homosexuelle, Nichtkaukasier..., ihr wisst was ich meine.

Beispiele, die mir auf die Schnelle einfallen, sind John Schaffer von Iced Earth oder ganz aktuell die Knaller von Malevolent Creation.
Gruselig fand ich damals auch Steve Austin (Today Is The Day), als er zu Axis Of Eden Zeiten auf seiner Homepage Bilder von sich und seinem kleinen Sohn mit Automatikwaffen beim Schießtraining plus entsprechende Kommentare gesetzt hat.

Was fällt mir noch ein?
Mayhem. Seitdem ich Lords Of Chaos gelesen hab, bin ich mir ob der Gesinnung einiger Bandmitglieder auch nicht sicher. Kann die Platten, so gern ich die Musik auch mag, nicht wirklich ohne ungutes Gefühl hören. Deswegen laufen die bei mir nur noch selten, egal ob ich die Grand Declaration Of War als musikalisches Meisterwerk sehe oder nicht.

Die Frage ist, ob man sich als Fan abseits der Musik mit den Hintergründen der Bands beschäftigen soll/will. Für mich ist das klar: Ja.

Ich will keine Band unterstützen, die dermaßen prekäres Gedankengut verbreitet. Das unterwandert die ganze Szene und schadet ALLEN, die sich auch nur ansatzweise für Metal oder verwandte Musik interessieren.

Bei den Medien ist da halt tiefere Recherche gefragt (war ja hier zuletzt die Stworz/Mgla etc. Diskussion).
Kritische Interviewkultur hilft auch (wie z.B. Damals Götz/RH vs. Peter Steele), die bleibt leider zum größten Teil außen vor.

Noch mal: Ich bin kein Ultra PC-Heini, aber ich erkenne, wo die Provokation eine mit Augenzwinkern ist und wo nicht.

Mir sind beim Schreiben noch 1000 Sachen eingefallen, aber dann wär's vollkommen wirr geworden.Eigentlich wollt ich mir das ja verkneifen.

So. Jetzt aber. Fertig.
 
Das schönste war als vor ein, zwei Jahren die schon ziemlich linken Punker von Feine Sahne Fischfilet ihren Gig in irgendeinem autonomen Juz abbrechen mussten, weil der Drummer ob der Hitze sein Shirt ausgezogen hat. Und das ist ja sexistisch, weil Frauen ja nicht einfach so oben ohne rumlaufen können!

Das aber war wohl eine Aktion rechter Agent Provocateur.
Nichtsdestotrotz sei noch einmal bekräftigt, dass natürlich auch linke Kräfte oft über das Ziel hinausschießen.
 
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