So. Endlich habe ich den Film komplett gesehen. Zuerst zur Story:
Ein Dorf wird von einer Reihe bestialischer Morde heimgesucht, die zu klären es die Aufgabe des Dorfpolizisten Jong-goo ist. Die jeweiligen Täter sitzen oft apathisch und vor sich hin starrend an den Tatorten. Allerdings sind sie unberechbar, wie die Polizei schnell feststellen muss, denn wie aus dem nichts können diese in eine Art Amok-Modus umschalten und greifen alles an, was sich ihnen in den Weg stellt.
Die Spur führt bald zu "dem Japaner", der als Erimit abseits des Dorfes lebt. Parallel dazu erlebt die Tochter Jong-goo`s eine merkwürdige Charakterwandlung und schon bald schaut es ganz so aus, als ob man es hier nicht nur mit irdischen Mächten zu tun hat...
Bei stolzen 156 Minuten Laufzeit lässt man sich schön Zeit für den Aufbau der Geschichte, was schonmal sehr zu begrüßen ist. Und ja, der Film ist richtig gut. Allerdings gibt es da ein paar Punkte, die mir nicht gefielen und die möchte ich nennen, bevor es mit den Lobhuldigungen weitergeht.
-Zwar bleibt man weitestgehend von asiatischem Overacting verschont, aber eben nicht immer.
-Ich weiß, dass es politisch nicht korrekt ist, aber die meisten männlichen Schauspieler sehen sich so dermaßen ähnlich, dass es nicht immer leicht fällt, der Erzählung zu folgen.
-Außerdem stellen sich diverse Charaktere, insbesondere unsere Polizisten Dick und Doof, manchmal derart dumm an, dass es weh tut.
Die Story ist der Hammer! Es beginnt wie ein Krimi/Thriller, doch vermischt sich langsam aber unaufhaltsam mit den Genres Horror und asiatische Märchen. Dies geschieht so gekonnt, dass man gar nicht merkt, wie sehr man in den Bann der Geschichte gezogen wird. Teilweise atmet der Film den Exorzisten, dann auch mal ein wenig Zombies, aber halt immer auf diese unnachahmliche, asiatische Weise. Soll heißen, dass die vermeintlichen Zombies nicht nach den Regeln der westlichen Filmindustrie tanzen und die Teufelsaustreibung nach asiatischem Vorbild geschieht. Die ersten ca 90 Minuten sind zwar abwechslungsreich, aber nicht herausragend - jedenfalls war das nach 90 Minuten mein Eindruck. Der Gesamteindruck jedoch schaut anders aus. Ich bemerkte anfangs lediglich nicht, wie auf sehr subtile Weise eine komplexe Geschichte und damit eine schlußendlich unglaublich dichte und düstere Atmosphäre erschaffen wird, die sich über die letzten 60 Minuten erbarmungslos entlädt und über den Zuschauer hineinbricht! Ehrlich, Leute, ich saß nur mit offenem Mund da und wusste nicht, wie mir geschieht. Man fiebert mit, glaubt den Oberbösewicht bzw den Grund für all das ausfindig gemacht zu haben, nur um dann herauszufinden, dass man doch daneben lag. Tja, dann kann ja nur noch der XXX in Frage kommen, oder... doch nicht. Dann aber die... auch nicht? Fuck! Der Film fickt den Zuschauer mit richtig guten Plottwists und man ist nach den 156 Minuten nur froh darüber heil entkommen zu sein. Wenn da nicht dieses Ende wäre, das...
Wer Filme mit Überlänge mag und sich zudem auch mal der asiatischen Horrorfilmkunst hingeben möchte, kommt um The Wailing nicht herum. Mit diesem Film werden meiner Meinung nach neue Maßstäbe gesetzt. Trotzdem kann ich aufgrund der genannten negativen Punkte nicht die volle Punktzahl geben. Ich glaube aber, dass der Film noch wächst, wenn man ihm mehrere Durchläufe gibt, was im Hause Saro definitiv der Fall sein wird!
9/10 Pts.