Um runter zu kommen und die After-KIT Leere etwas abzumildern gabs gestern noch Folgendes:
Infested aka Vermines (2023, Sébastien Vanicek)
Tier-Horror ist seit jeher ein beliebtes Genre, hat aber folgendes Problem: entweder kranken die Filme durch depperte Effekte, rutschen Richtung
Trash ab oder wirken einfach Lächerlich (Ausnahmen bestätigen die Regel freilich). Nun, im Bereich Spinnen Horror ist der letzte ernstzunehmende Beitrag
auch schon wieder 34 Jahre her. Nämlich Arachnophobia, dessen Titel Programm ist. Hier hat man animatronische und echte Spinnen klasse vermischt und eine
Prise Humor beigemischt. Das hat funktioniert und tut es heute noch. Ich fürchte mich vor dem Remake.
Der Franzose Sébastien Vanicek verzichtet hier völlig auf Humor und streut hier und da stattdessen Elemente aus dem Terror-Kino bei, für was Franzosen
ja Anfang der 2000er berühmt wurden. Das passt erstaunlich gut. Die "Safe-Zone", zum Beispiel wenn Retter auftauchen, wird uns öfter mal entzogen und ins
Gegenteil gekehrt. Kennen wir ja von Martyrs und ähnlichen Streifen.
Aber um was geht's eigentlich? Ein Sammler exotischer Tiere entdeckt in seinem Laden des Vertrauens (Schwarzmarkt) eine interessante Spinne. Mittelgroß, ähnlich
unserer ekelhaften Kellerspinne. Widerlich aber nichts Besonderes. Es handelt sich aber um eine Wüstenspinne, die zwei ganz besondere Eigenschaften hat.
Zum einen ist sie verdammt giftig und zum anderen passt sie ihre Größe mit jeder neuen Generation ihrer Feinde aus der Umgebung an. Das sind in diesem Fall
Menschen. Nun...
Durch Nachlässigkeit entkommt das Vieh natürlich und macht sich sogleich an die Arbeit Nachkommen zu produzieren. Da das verkommene Ghetto Gebäude ja nur
mindere Mitglieder unserer Gesellschaft enthält, wird es kurzerhand abgeriegelt und die Hausbewohner sind gefangen. Zusammen mit verdammt vieler, verdammt großer
Spinnen. Nicht schön.
Der Film macht fast alles richtig, denn zum einem hat er sehr realistische Effekte und Animationen und zum anderen schafft er es, dass einem die Charaktere nicht völlig egal
sind. Dazu ist er relativ rasant und punktet mit verdammt intensiven Szenen, die Arachnophobiker aus dem Lehrbuch, wie mich, völlig unentspannt zurück lassen.
Kann nicht mal sagen warum das bei mir so ist. Die Viecher können ja nix dafür aber niemand auf dieser und einer anderen Welt braucht 8 Beine und was weiß ich wie viele Augen.
Nun, evolutionär bedingt schaffen es die Spinnen hier auf Hundegröße, was für mich noch funktioniert, da es nicht unrealistisch genug ist um lächerlich zu wirken. Für manch ein
anderer wird der Schrecken dadurch vermutlich etwas abgemildert.
Toller Film des Franzosen und ein Ticket nach Hollywood, denn er wird den nächsten Evil Dead Film machen. Ich glaube, das ist der richtige Mann dafür.
Ein Film über soziale Ungerechtigkeiten, Freundschaft und Zusammenhalt. Und Spinnen....
Wenn ich etwas kritisieren würde, dann den Soundtrack. Mit französischem Rap kann ich nicht wirklich was anfangen.
Zu sehen auf Shudder in O-Ton mit englischen Untertiteln. Wandert aber in die Sammlung wenn er denn kommt.
4/5