Sleepy Hollow (Tim Burton, 1999)
Aus der Reihe: als Blockbuster noch eine Seele hatten (und Drehbuchautoren).
Story sollte bekannt sein: Wir befinden uns im ausgehenden 18. Jahrhundert. Constable Ichabod Crane geht seinen
Vorgesetzten in New York gehörig auf die Nerven, indem er die Mittelaltermethoden der hiesigen Polizei in Frage stellt
und auf fortschrittliche, wissenschaftliche Methoden setzt.
Daraufhin wird er von Christopher Lee in das ländliche Sleepy Hollow strafversetzt um dort eine Mordserie von
kopflosen Leichen aufzudecken.
Voller Tatendrang will er den Hokuspokus um einen kopflosen Reiter als Schwindel entlarven. Nur mit einem echten Geist hat er
nicht gerechnet. Doch wer zieht die Fäden?
Ende der 90er Jahre gab es nur einen Mann der so eine Story kompetent auf die Leinwand zaubern konnte. Tim Burton.
Mit seinem ikonischen visuellen Stil war er der perfekte Mann.
Alles wirkt wie in Studiobauten gefilmt (was auch so war) und hat damit einen Touch von Hammer-Grusel der 50er Jahre.
Freilich alles aufwändiger, besser, teurer und düsterer.
Als Kontrast zu den farbenfrohen Klassikern aus den 50ern setzt Burton auf einen entsättigten und fast schon schwarz/weißen Look,
was eine völlig einzigartige Palette an düsterer Ölgemälde-Ästhetik hervorbringt. Nebel an den richtigen Stellen, Wetterleuchten und
viele handgemachte Effekte lassen den Film quasi zu einem verfilmten John Sinclair Cover werden.
Ein paar sparsam eingesetzte CGI Effekte sind für ihr Jahrzehnt wirklich nicht schlecht und stören null.
Überhaupt sind die Effekte hervorragend, vor allem die Enthauptungen und das Blut sind handgemacht. Die künstliche Ästhetik passt hier
wie die Faust aufs Auge. Visuell ein Meisterwerk.
Die Schauspieler wurden auch nicht ausgewürfelt, sondern sorgfältig und mit Bedacht gewählt. Hauptsächlich Briten um den Akzent authentisch
zu halten. Johnny Depp war hier auf seinem Zenit und spielt den leicht femininen Crane mit einer Inbrunst, dass es eine wahre Freude ist.
Ansonsten haben wir Miranda Richardson, Michael Gambon, Jeffrey Jones, Christopher Lee, Richard Griffiths, Ian McDiarmid, Michael Gough und
die bezaubernde Christina Ricci. Letztere darf sogar ein paar mal in Ohnmacht fallen. Was da los wäre mittlerweile...
Fairerweise muss man sagen, dass Johnny Depp wesentlich öfter in Ohnmacht fällt *g*.
Traumbesetzung.
Dann hätten wir da noch Christopher Walken als dämonischen Höllenreiter. Einst kam er aus Hessen (woher auch sonst) um Angst und Schrecken
zu verbreiten. Dann verlor er seinen Kopf nur um noch grausamer wieder zu kommen.
In den wenigen Szenen in denen man Walken mit Kopf sieht macht der Mann ein Fass auf wie kein Zweiter. "Aaarrr", "Haarg" usw. sind die einzigen
Laute die er von sich gibt. Ein wildes Tier mit Schwert. Grandiose Leistung.
Auch die Drehbuchautoren wurden nach Talent gecastet und so haben wir hier eine recht komplexe Verstrickung von Intrigen und Verschwörungen,
die für so eine, im Grunde simple, Geisterstory alles andere als selbstverständlich ist.
Auch hier alles richtig gemacht und so wird es bis zum fulminanten Finale niemals auch nur annähernd langweilig.
Erwähnenswert ist auch der fantastische Soundtrack von Danny Elfman, der die Atmosphäre ganz wunderbar unterstützt.
Die UHD ist, auch wenn paar "Experten" das anders sehen, toll geworden. Dass ein paar Mattepainting Shots nicht die gleiche Qualität wie
ein direkt aufgenommenes Kamerabild haben, dürfte klar sein. Die grausame DVD und nicht wirklich gute Blu Ray kann zum Sondermüll *g*.
Für mich Tim Burtons bester Film und sein Zenit als Regisseur. Ein Gruselmär der Superlative.
Logische 5/5