ICED EARTH - 500 BPM in der rechten Hand

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Ich hab mir heute mal wieder die drei Gettysburg Songs gegeben. Ich bin mir nicht sicher, ob dem Schaffer klar war, was er da schrieb. Aber unterm Strich muss man ihm dankbar sein, dass er mal auf den Punkt gebracht hat was für ein Typ Mensch General Robert E. Lee war, nämlich ein psychisch kranker Voll-Asi. Der interpretierte alle Faktoren, die scheinbar für ihn sprachen, religiös, und ging dann davon aus dass sie unbesiegbar sind. Alle anderen Faktoren ignorierte er. Dabei hätte es nur Grundschulmathematik bedurft, um sich klar zu machen in was für einer Lage er war. Die Heldenverehrung von dem ist lächerlich.


Die Konföderation hat nach der Niederlage irgendwo auch Heldenfiguren gebraucht, um einen Rest an Stolz zu bewahren, was nach einer militärischen und ökonomischen Niederlage schwer genug ist. Vor diesem Hintergrund wird auch ein Robert E. Lee da auf einen Sockel gehobenen worden sein. Sicherlich muss man das kritisch sehen.
Ich habe die Südstaaten bereist und man findet diesen Kult um die Bürgerkriegsgeneräle dort allerorten.

Irgendwo war und ist der Rassismus dort ein riesen Problem, andererseits darf man nicht vergessen, dass der Süden aus rein ökonomischen Gründen vom Norden in den Krieg gedrängt wurde. Die Befreiung der Sklaven war lediglich der vorgeschobene Casus Belli.
 
Irgendwo war und ist der Rassismus dort ein riesen Problem, andererseits darf man nicht vergessen, dass der Süden aus rein ökonomischen Gründen vom Norden in den Krieg gedrängt wurde. Die Befreiung der Sklaven war lediglich der vorgeschobene Casus Belli.

Äh, nein. Die Südstaaten haben den Nordstaaten den Krieg erklärt. Sicherlich war die Sklavenfrage zumindest anfangs direkt nicht der Grund für den Krieg, sie war aber gänzlich ursächlich für den Konflikt. Immerhin erklärten sich die Konföderierten Staaten von Amerika sich erst dann unabhängig als Abraham Lincoln, ein bekennender Gegner der Sklaverei, Präsident wurde. Und auch im amerikanischen Bürgerkrieg spielte die Sklaverei durchaus eine wichtige Rolle. Immerhin entzündete sich an einem Verbot der Sklaverei die Frage ob denn die Regierung in Washington D.C. das Recht habe den Mitgliedsstaaten ein solches Verbot aufzudrücken. Daher kommt auch die oft verzerrte Wahrnehmung des Südens sie wären "Rebellen" gewesen" die gegen die "Unterdrückung" des Nordens gekämpft hätten. Tatsache ist dass sie einfach Angst hatten gegenüber den Schwarzen ihre priviligierte Stellung zu verlieren.
 
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hatte damals in meiner alten Wohnung in meinem Büro/PC Zimmer ne Rebel Flag hängen, kam nicht bei allen gut an, aber für mich stellt die Flagge halt den Rockn roll dar (und ich selber liebe auch die 50ies/Rockabilly) ....es wird halt wie überall vieles romantisiert (bestes Beispiel bei uns: die Ostalgie) und aus politischen Gründen würd ich mir so ne Flagge nie aufhängen
 
hatte damals in meiner alten Wohnung in meinem Büro/PC Zimmer ne Rebel Flag hängen, kam nicht bei allen gut an, aber für mich stellt die Flagge halt den Rockn roll dar (und ich selber liebe auch die 50ies/Rockabilly) ....es wird halt wie überall vieles romantisiert (bestes Beispiel bei uns: die Ostalgie) und aus politischen Gründen würd ich mir so ne Flagge nie aufhängen
Tatsache ist aber dass die Könföderiertenflagge für Rassismus und Sklaverei steht. Da kann man gleich eine Hakenkreuzfahne aufhängen.
 
Äh, nein. Die Südstaaten haben den Nordstaaten den Krieg erklärt.
Ich habe auch nicht behauptet, dass die Union den Krieg erklärt hat. Ich habe festgehalten, dass die Konföderation in den Krieg gedrängt wurde. Das ist durchaus ein Unterschied.

Daher kommt auch die oft verzerrte Wahrnehmung des Südens sie wären "Rebellen" gewesen" die gegen die "Unterdrückung" des Nordens gekämpft hätten. Tatsache ist dass sie einfach Angst hatten gegenüber den Schwarzen ihre priviligierte Stellung zu verlieren.

Das ist nur ein Teil der Wahrheit. Wahr ist auch, dass der Norden und der Süden in Konkurrenz mit jeweils einem völlig unterschiedlichen Wirtschaftssystem und jeweils unterschiedlichen assoziierten Drittstaaten zueinander standen. Die Wirtschaft der Union war bereits industriell/kapitallistich ausgeprägt in enger Verbindung mit dem britischen Empire, während der Süden wie bereits richtig erwähnt, eine auf Sklavenarbeit basierende Agrarwirtschaft betrieb. Dieser war u.A. eng mit Frankreich assoziiert, welches wiederum in starker Rivalität zum Empire stand.
Letzten Endes war auch dieser Krieg ein Konflikt zwischen konkurrierenden Wirtschaftssytemen und um Hegemonie.

Ich möchte mich damit ausdrücklich nicht zum Anwalt der Konföderation machen. Im Gegenteil. Das System war verdammenswürdig und der Umgang mit der eigenen Geschichte ist bis heute mehr als zweifelhaft. Aber dieses ehrenhafte Bild, dass es der Union alleine um die Abschaffung der Sklaverei ging, ist schlichtweg falsch.
Einmal mehr ist es ein Paradebeispiel dafür, wie mit vorgeschobenen noblen Kriegsgründen das eigene Hegemonialbestreben gedeckt wird. Die Geschichte ist voll davon.
 
Ich möchte mich damit ausdrücklich nicht zum Anwalt der Konföderation machen. Im Gegenteil. Das System war verdammenswürdig und der Umgang mit der eigenen Geschichte ist bis heute mehr als zweifelhaft. Aber dieses ehrenhafte Bild, dass es der Union alleine um die Abschaffung der Sklaverei ging, ist schlichtweg falsch.
Einmal mehr ist es ein Paradebeispiel dafür, wie mit vorgeschobenen noblen Kriegsgründen das eigene Hegemonialbestreben gedeckt wird. Die Geschichte ist voll davon.
Dem stimme ich zu, die Union war mit Sicherheit auch nicht der "Held" zu der sie oft gemacht wird. Ändert aber nichts an der Tatsache dass die USA ohne Lincoln wohl nie die Sklaverei abgeschafft hätte. Um diese Frage eindeutig zu klären musste man leider erst einen Krieg führen. Während aber viele seiner Vorgänger dieser Konfrontation meist irgendwie aus dem Weg gegangen sind hat Lincoln sie zwar nicht unbedingt gesuchthat sich ihr aber auch nicht entzogen da er wusste wie wichtig es ist im Zweifelsfall einen Krieg auszutragen um den Konflikt zu beenden.

Blooddawn1942 schrieb:
Die Wirtschaft der Union war bereits industriell/kapitallistich ausgeprägt in enger Verbindung mit dem britischen Empire, während der Süden wie bereits richtig erwähnt, eine auf Sklavenarbeit basierende Agrarwirtschaft betrieb. Dieser war u.A. eng mit Frankreich assoziiert, welches wiederum in starker Rivalität zum Empire stand.

Dazu möchte ich anmerken dass die CSA vor allem mit Großbritannien wirtschaftlich verbunden war das die CSA eine n großen Teil ihrer durch Sklavenarbeit erzeugten Baumwolle dorthin verkaufte. Die CSA versuchte sogar Großbritannien dazu zu bewegen auf ihrer Seite in den Krieg einzutreten.
 
Ich habe auch nicht behauptet, dass die Union den Krieg erklärt hat. Ich habe festgehalten, dass die Konföderation in den Krieg gedrängt wurde. Das ist durchaus ein Unterschied.



Das ist nur ein Teil der Wahrheit. Wahr ist auch, dass der Norden und der Süden in Konkurrenz mit jeweils einem völlig unterschiedlichen Wirtschaftssystem und jeweils unterschiedlichen assoziierten Drittstaaten zueinander standen. Die Wirtschaft der Union war bereits industriell/kapitallistich ausgeprägt in enger Verbindung mit dem britischen Empire, während der Süden wie bereits richtig erwähnt, eine auf Sklavenarbeit basierende Agrarwirtschaft betrieb. Dieser war u.A. eng mit Frankreich assoziiert, welches wiederum in starker Rivalität zum Empire stand.
Letzten Endes war auch dieser Krieg ein Konflikt zwischen konkurrierenden Wirtschaftssytemen und um Hegemonie.

Ich möchte mich damit ausdrücklich nicht zum Anwalt der Konföderation machen. Im Gegenteil. Das System war verdammenswürdig und der Umgang mit der eigenen Geschichte ist bis heute mehr als zweifelhaft. Aber dieses ehrenhafte Bild, dass es der Union alleine um die Abschaffung der Sklaverei ging, ist schlichtweg falsch.
Einmal mehr ist es ein Paradebeispiel dafür, wie mit vorgeschobenen noblen Kriegsgründen das eigene Hegemonialbestreben gedeckt wird. Die Geschichte ist voll davon.
am besten ist dann immer noch wenn zynischerweise "Operation Olivenzweig" oder sowas über der Schlachterei steht....
 
Da ich reine Wertungslisten ohne Begründung nicht so sehr hilfreich finde, hier mein Votum als Review-Marathon.
Wer mag ließt es sich durch, wer nicht bitte einfach überblättern.

Ich bin kein Die Hard Fan. Bei Erscheinen des ersten Albums 1990 war ich 9 Jahre alt. Habe also bei weitem niemals die „Magie“ der ersten Stunden miterlebt und man vergebe mir dabei vielleicht die nicht vorhandene rosa Brille.

Iced Earth sind dennoch ein wichtiger Teil meines Metaluniversums. Außerdem hat Jon Schaffer bei mir schon immer einen gewissen Pluspunkt … er erinnert mich optisch an meinen Paps.

Also IE Einstieg mit Horrorshow und der Melancholy EP. Mein erster Sängereindruck war demnach Matt Barlow. Paps schenkte mir dann die Dark Genesis Box, die ich jedoch erst viele Jahre später wirklich hörte, da ich zu dem Zeitpunkt knallhart im TechDeath versunken war. Wahrscheinlich lag es daran das ich mir die Iced Earth-Scheibe zuerst angehört habe und das hübsche Box-Set dann nur noch dekorativ im Schrank stehen hatte.

Los geht’s (nur Studioalben):

ICED EARTH --- 1990

Aus heutiger Sicht ist das Riffing, die Melodieführung, der prägnante Sound beeindruckend für einen damals 22-jährigen Lümmel.
An der Musik hatte ich mit Erhalt des Box-Sets auch Freude. Aber ich kam und komme nicht auf den Gesang klar. Das nölige auf die Töne Geziehe stellt mir nach wie vor negativ die Nackenhaare hoch.

Aber, einen Großteil der Songs gibt es ja mittlerweile in anderen Versionen, mit anderen Sängern. Und da offenbart sich dann, welch kleine Perlen die Songs zum Teil eigentlich sind. Besonders die mit Shawver-Beteiligung warten mit feinen Gitarrenspielereien auf. Jugendliche Wut im Bauch gepaart mit Tautropfen im Spinnennetz an einem Frühlingsmorgen („The Funeral“). An manchen Stellen vielleicht noch zu wenig im Sinne des Songs. Aber mit einem Klang, den man auch Jahrzehnte später immer wieder und überall als Jon Schaffer erkennt. Das muss man erst mal bringen.

Die Platte enthält mit „When the Night Falls“ sicher nicht nur einen meiner Lieblingsklassiker. Ein Song der alles enthält was IE ausmacht. Ein griffiges Riff, dieses astral präzise Downpicking, eine ordentliche Portion Pathos, einen Refrain für einen Stadionchor und trotz über 8 Minuten Spielzeit keine Sekunde Langeweile.

Trotzdem in der Urform nur 7/10.

NIGHT OF THE STORMRIDER --- 1991

Konzeptalbum Nr.1 in der Geschichte von IE. Ich mag ja Konzepte sehr gern. Von daher ist diese Reise voller Verrat, Wut, Hass, Zerstörung, Erkenntnis und Verlust durchaus genau nach meinem Geschmack.
In der Songstruktur und den Arrangements doch schon deutlich gereift, lebt diese Platte aber vor allem durch ihre raue Wildheit, die jedoch immer wieder den kleinen Ausfallschritt hin zur Theatralik wagt.
John Greely ist ein besserer Sänger als Gene Adams, keine Frage. Nervt mich nicht, aber berührt mich auch nicht. Das fehlt mir im Original gegenüber den vielen Live-Versionen mit anderen Sängern sehr.

Ich trau es mich fast kaum zu sagen (obwohl ich es schon mal gesagt habe), vor allem diese Platte hätte ich sehr gern neu aufgenommen. Mit Stu Block. Musikalisch und thematisch ist sie völlig rund.

Lieblingssong ist mal wieder der epische Rausschmeisser „Travel in Stygian“. Übrigens konnte ich bis Januar 2018 quasi kein Wort davon mitsingen. Nachdem ich ihn live gehört hatte war er festgesetzt. Was für eine schöne, düstere Hymne.

Musikalisch glatte 10/10, im Gesamtpaket 8,5/10.

BURNT OFFERINGS --- 1995

Vier Jahre später, neuer Sänger und eine Menge Grollen im Bauch.
Burnt Offerings ist eine schwere Heavy Metal Platte. Schon fast thrashig. Sie rumpelt und rollt, galoppiert, hält nachdenklich inne.
Mir fehlt hier ein bisschen der luftige Moment. Selbst wenn es mal ruhiger daher geht, mit Chymbalbimmeln und gezupfter Gitarre (Mitte „Burning Oasis“) zieht Matts Bariton tonnenschwer an der Seele. Um sie dir im nächsten Moment mit sägendem Geschrei zu entreißen.

Puh, Burnt Offerings ist von allen IE Platten wohl nicht die, die ich zum Mitsingen im Auto an mache. Aber eine, die man sich raus sucht um mal so richtig die Welt anzuschreien. Oder ihr den Weg zur Hölle zu beschreiben.
Denn ohne Frage, „Dante's Inferno“ ist ein musikalisches Meisterwerk. Immer!

Wieder ist der Letzte mein Favorit. Was bei diesem Stück Musik aber auch wirklich nicht schwer ist. Dieses Lied ist für mich ein 100%er … naja, 99% in der Originalversion.

Wie bewerte ich diese Platte nun. Fällt mir schwer. Objektiv ist sie sehr stimmig mit ihrer brodelnden Heaviness. Also eigentlich 10/10. Aber sie nimmt mich nicht vollends mit. Subjektiv für mich 8,5/10.

THE DARK SAGA --- 1996

Kaum ein Jahr später steht mit The Dark Saga wieder eine Art Konzeptalbum in den Startlöchern.
Jon und Matt scheinen sich hier gefunden zu haben. Die Songs funktionieren mit Matts Stimme (Paradebeispiel „The Hunter“ natürlich), wo sie auf der Burnt Offerings noch teils gepresst wirkten.
In Summe ist diese Platte deutlich leichter als der Vorgänger. Mit den hübschen Fingerschnipprhythmen, trotz dunkler Lyrik. Aber auch mit ein paar erschreckend durchschnittlichen Skipmomenten. Das kommt in der IE Historie aber irgendwie noch öfter vor werde ich merken.

Also, The Dark Saga hat wahnsinnig lichte Momente („I Died For You“, „The Hunter“, Slave To The Dark“, „A Question Of Heaven“), aber auch den Rest dazwischen.
Das Konzept ist umgesetzt, allerdings nicht in der Stringenz der Geschichte wie auf Night Of The Stormrider oder in der musikalischen Einheit wie auf Burnt Offerings.

Ein gutes Album mit oben genannten Höhepunkten (für mich). Die remasterte Produktion gefällt mir sehr gut.

Lieblingssong ist „Slave To The Dark“ und Punkte gebe ich 8/10.

SOMETHING WICKED THIS WAY COMES --- 1998

Dieses 1/4 Konzeptalbum mit dem Beginn der Something Wicked Saga enthält mit „Melancholy“ und „Watching Over Me“ die wohl am häufigsten Live gespielten Songs der IE Geschichte. Ob nun totgedudelt oder nach wie vor endgeil muss jeder für sich entscheiden.
Der erste Teil der Platte ist sehr stringent flott gefolgt von balladesk gefolgt von flott gefolgt von balladesk usw.
Der Gesamtsound ist dicht und modern. Mir ist der Mittelteil irgendwie zu konstruiert. Kann es gar nicht so genau beschreiben, aber von „Stand Alone“ bis „Reaping Stone“ schwimmt mir das zu sehr daher. Ab dem Instrumental („1776“ gefällt mir sehr, hatte ich gar nicht so auf dem Schirm) bis zum Schluss funktioniert das für mich wieder super. Gerade die „Something Wicked Trilogy“ ist ganz klassisch Iced Earth. Die könnte man auch zu einem epischen 20-Minüter zusammen zimmern. Erreicht aber nicht ganz die Größe von „Dante's Inferno“.

Leider - hmm eigentlich nicht so ganz richtig, denn zu Beginn meiner IE Hörerschaft habe ich es geliebt – nutzt Matt ab dieser Platte ausführlichst seinen „weinerlichen“ Stimmpart. Entweder hab ich mich daran überhört oder meine Vorliebe für warme, bauchige Stimmfarben ist größer geworden. Mir tut es irgendwie Leid, aber die Barlow Platten höre ich wirklich selten in den letzten Jahren.

Lieblingssong, hmmm „Watching Over Me“. Ich mag die direkte, geschichtenerzählerische Art mit der Jon das Thema Verlust behandelt (ebenso „End of Innocence“ und „If I Could See You “). Sie mögen einfach und wenig metaphorisch sein, aber sie treffen mich sehr direkt im Herzen. Vielleicht bin ich auch nur zu empathisch und das Wissen um den Hintergrund berührt mich. Egal, ich steh da zu meinem wunden Punkt.

Die Trilogie ist aber auch nicht zu verachten. Punkte 8,5/10.

HORRORSHOW --- 2001

Die erste IE Platte, die ich mir mit Erscheinen zugelegt habe. Und sie hat nach wie vor einen hohen Stellenwert. Das Konzept ist vielleicht plakativ, aber durchaus gut umgesetzt. Eigentlich eine viel zu unterbewertete Platte. Sie wartet mit tollen Rhythmen auf („Wolf“, „The Phantom Opera Ghost“) und erklärt einem in 4 bis 9 Minuten wie die Gruselklassiker so funktionieren.
Ich weiß noch wie beeindruckt ich meiner Mutter erzählte, nachdem wir im Kino „From Hell“ gesehen hatten, dass es IE in eben 4 Minuten geschafft haben mir diese Geschichte klar zu machen.

Ich mag die breit eingesetzte Mehrstimmigkeit. Klar ist das viel Studiotechnik. Aber mit ein paar übereinander gelegten Gesangsspuren in verschiedenen Tonlagen kann ich sehr gut leben. Ein Studioalbum ist ja nun auch ein künstlerisches Produkt, warum also nicht die Technik für Klangbilder nutzen.
Einzig als etwas störend empfinde ich den Snaresound, nicht das Drumming nur den Sound. Dafür der Bass - Steve DiGiogio - ohne Worte. Habe eh ein Faible für Bassspiel ohne Plektrum.

So, Lieblingssongs sind „Damien“ und „The Phantom Opera Ghost“ (meine armen Nachbarn damals). Gesanglich am schwierigsten finde ich „Dracula“ - den Stu live übrigens allein in einer Art Mehrstimmigkeit singt („I avenge with darkness - the blood is the life - The Order of the Dragon - I feed on human life „). Punkte vergebe ich 8,5/10.

THE GLORIOUS BURDEN --- 2004

Und nun hinein in die Owens-Ära. Ich habe es hier schon mal gesagt, Tim Owens ist nicht mein Sänger. Er ist ein tadellos guter Sänger. Vor allem in den Höhen wirklich herausragend. Technisch ohne Mangel und wohl in diesem Bereich der bisher (chronologisch) Beste in der IE-Historie. Aber halt auch ohne jegliche Emotion. Und ohne Mut zum Experiment.

Nun aber zur Musik. The Glorious Burden ist wieder ein thematisches Konzeptalbum. Diesmal Militärhistorisches. Wir alle wissen, das ist per se schon mal ein heißes Pflaster. Nicht jeder bekommt es hin, so was mal eben mit der Bolt Thrower'isches Macht niederzuwalzen. Genügend stolpern über ihren eigenen Patriotismus und ihre Verklärtheit (grandios bewiesen von Testament mit „The Evil Has Landed“ --- gleiche Kerbe wie „When The Eagle Cries“). Ich will mich hier auch gar nicht all zu sehr drüber echauffieren. Ich kann mit Jon's kleiner „Redneckigkeit“ leben.

Aber um nochmal auf „When The Eagle Cries“ zurückzukommen. Das ist quasi das „I'd Die For You/ Watching Over Me“ dieser Platte – und völlig herzlos. Eine ausfadende Reißbrettballade.

Doch diese Platte hat durchaus ihre Momente. „The Reckoning“ ist ein solcher. Diese Gitarre will ich hören. Die Chöre sind mir zwar zu fluffig. Und das liegt dann doch an Owens. Er kann vor allem hoch höher am höchsten, ohne warm raunenden Bauch. Das nimmt mir die Heaviness, welche für mich IE ausmacht.

„Gettysburg“ darf natürlich nicht verschwiegen werden. Das bürgerkriegshistorische „Dante's Inferno“. Zumindest der Versuch. Ein sehr guter Versuch. Kann man so stehen lassen. Hat aber absolut Luft nach oben.
Das hat die ganze Platte. Im Grunde total solide mit wenig totalen Ausfällen („Hollow Man“ fällt mir da zu erst ein und die unplugged Version von „When The Eagle Cries“)), aber so richtig mitnehmen tut sie mich nicht.

Lieblingslied: „The Reckoning“ und eigentlich auch „Valley Forge“ (mit gesanglichen Abstrichen). Punkte: 7,5/10. „Gettysburg“ bekommt 8,5/10 und könnte mit einem emotionsreicheren Sänger auch 9/10 haben.

FRAMING ARMAGEDDON: SOMETHING WICKED PART 1 --- 2007

Diese Platte (und den Nachfolger dann auch) höre ich im Zuge dieses Reviewmarathons gerade das erste Mal so richtig intensiv (Kopfhörer). Und was soll ich sagen, die ist irgendwie gar nicht so schlecht, wie ich sie erwartet habe.
Das Konzept der Something Wicked Saga wird hier von vorn bis hinten und chronologisch als erzählte Geschichte fortgeführt. Das Grundkonstrukt ist mir also schon mal sympathisch. Musikalisch ist diese Platte aber anders, als IE Platten sonst sind. Sie versucht sich progressiv, episch, erhaben. Spielt mit Intros und verstärktem Einsatz Metal Band untypischer Instrumente.

Spannend – zunächst ja. Aber ich bin unschlüssig ob ich das von IE wirklich will ? Und – ist es wirklich das was Jon Schaffer mit IE will und mit vollem Können und Engagement umsetzt ?
An vielen Stellen wirkt mir das Ganze zu aufgesetzt, zu nicht fertig gedacht, zu schnell mit zu viel oder zu wenig zu Ende gebracht. Ein Opus magnum, der mit viel Schall und Rauch aufwartet um sich als aufgeplusterter Gockel zu mausern.

Ja, diese Platte ist in gewisser Weise ein Blender. Ein Wegfindungsprozeß vielleicht. Das vermag auch Herr Owens nicht zu überspielen, der mir hier wirklich gut gefällt. Nicht das er mich stärker berühren würde als sonst, aber ich höre ihn hier und da mal abseits seiner gewohnten Pfade stöbern.
Macht das Ganze aber auch nicht viel besser.

Lieblingssongs sind das Paket „Invasion“, „Motivation Of Man“ und „Setian Massacre“, die ich eher als einen Song sehen, denn als drei und eigentlich auch „The Domino Decree“ bei dem ich jedoch andauernd Hansi Kürsch im Ohr habe. Punkte 7/10.

THE CRUCIBLE OF MAN: SOMETHING WICKED PART 2 --- 2008

Okay, diese Platte macht genau da weiter, wo der Vorgänger aufgehört hat. Nur singt Matt wieder.

Viel mehr gibt es dazu auch nicht zu sagen. Sie plätschert ganz unaufgeregt und wenig ambitioniert daher.
Eigentlich auch nicht verwunderlich, da sie ja bereits geschrieben und zu Großteilen aufgenommen war, als der Vorgänger erschien. Sie macht dabei nichts besser. Langweilt sich im getragenem Midtempo eher noch schlimmer daher, ist aber aufgeräumter. Daran ändert auch Matt nichts, der mit Ausnahmen lustlos und teilweise sogar nölig klingt.

Kein Lieblingssong. Punkte 4/10.
 
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DYSTOPIA --- 2011

Puh. Durchatmen.
Ich hatte Iced Earth ja nach der Horrorshow völlig aus den Augen verloren und bin erst nachträglich durch die zufällige Auswahl meines Spotifys wieder zurückgeholt worden. Danke dafür.
Hätte ich die drei Vorgänger wirklich live und leidenschaftlich miterleben müssen würde ich mir wohl nicht die Mühe machen dies hier zu schreiben und ich hätte niemals einen neuen Herzenssänger gehabt.

„Anthem“ tönte damals aus meinen Autolautsprechern und verpasste mir eine Gänsehaut. Das ist doch nen Schaffer-Riff. Aber die Stimme kennste gar nich ? --- this is the anthem to celebrate your life --- jeah mitsing. Bei nächster Gelegenheit mal das ganze Album gezogen und schwupp: Dauerrotation.

IE steigen hier gleich mal gehaltvoll, riffig, flott, mitsingbar, nicht zu schwer und nicht zu fluffig ein. Die Songs sind aufgeräumt, vertrödeln sich nicht in Prologen, Interludien und Epilogen. Nein, es sind Metalsongs. Punkt.
Jon Schaffer erfindet sich hier nicht neu. Soll er gar nicht. Er macht das was er kann. Ohne dabei in Sphären vorstoßen zu wollen, die in Krefeld besser aufgehoben sind.

Bemerkenswert finde ich, Stu ist an 8 von 10 Songs textlich beteiligt. Bei 4 mit alleinigen Lyric-Credits. Bei seinem Einstieg war das Album quasi geschrieben und die Band noch mit Matt auf Tour. Das spricht für einen anständigen kreativen Input. Und ich finde das merkt man durchaus. Nicht so sehr auf der instrumentalen Seite (er spielt kein Instrument), aber in der Art der Gesangslinien. Sie sind knackiger, lassen dennoch Raum für Gefühl.

Aber auch hier ist natürlich nicht alles Gold was glänzt. „Boiling Point“ und „Days of Rage“ (wobei die Bassbridge schon ein Highlight ist) finde ich nicht zu Ende gedacht und damit etwas halbgar.
Vom Klangbild ist Dystopia am ehesten mit der Horrorshow zu vergleichen und macht sich ähnlich gut.

Lieblingssongs sind „Dark City“ und „End Of Innocence“ (die ersten beiden Songs, die Jon und Stu zusammen geschrieben haben …). Punkte gebe ich 8,5/10. In Summe fehlt dem Album bis auf „Tragedy and Triumph“ und „Dystopia“ vielleicht nur ein bisschen mehr der hymnische Moment.

PLAGUES OF BABYLON --- 2014

Dieses Album ist eine ganz eigenartige Hassliebe von mir. Ich hören es wohl am Häufigsten, denn ich liebe den Sound. Auf der anderen Seite skippe ich aber etwa die Hälfte der Songs.

Woran das liegt ? Wo Dystopia frisch, fast leicht daher kommt ist Plagues of Babylon ein ganz schön schwerer, düsterer Brocken. Bringt in manchen Momenten eine klangliche Dichte mit, die ich eher aus dem Death Metal kenne. Was ich gut finde. Raumtiefe durch ein präsentes Schlagzeug („Democide“), noch viel mehr durch den Bass („The Culling“), teils dissonante Gitarrenspuren („Among the Living Dead“), Stu eher im kehligen Bariton. Alles toll – aber so sehr ich diese doch neue Art des Klangs von IE liebe, so sehr langweilen mich auch viele der Songs.

„Among the Living Dead“ ist da ein super Beispiel. Diese sägend scharfe dissonante Gitarre ist geil, Hansi im Refrain bringt eben genau jene schrille Schärfe dazu, die Stu nicht hat. Aber der Song ist bis auf diese stilistischen Highlights irgendwie mau.
„Resistance“ ist dann der erste echte Skipper. Ein 5-Minüter, der sich anfühlt wie 10 nicht enden wollende Minuten. Das ist mein Problem mit dieser Platte, sie ruht sich zu oft in Wiederholung aus.
Oder lässt einen mit Versuchen und einem Fragezeichen im Gesicht dastehen („Peacemaker“ der nur und ausschließlich von Stu getragen wird).
„The End ?“ schlägt in eine ähnliche Kerbe, Rhythmik cool, Teilstücke super, Bridge, epischer Chor alles dabei. Könnte aber spannender sein.

Warum ist sie dann dennoch meine am Meisten gehörte Scheibe ? Sie hat den Sound, „Democide“, „If I Could See You“ und „Cthulhu“ ! Flotten Kracher, herzzerreißenden Schunkler, epischen Brecher.

Ich mag übrigens auch das „Highwayman“-Cover, obwohl man Stu anmerkt, das er da gegen Russell Allen ein richtiges Ding hinstellen wollte und heutzutage mit etwas weniger vielleicht noch mehr Wirkung erreicht hätte.

Lieblingssong stehen oben. Punkte vergebe ich 7,5/10.

INCORRUPTIBLE --- 2017

Nun zur Aktuellen. Die Erste nach Horrorshow, welche ich mit Erscheinen kennen und lieben gelernt habe. Wieder eine Platte ohne Konzept, sondern einfach nur mit Songs. Wie auf der Dystopia (die man allerdings durch ihre Themen fast konzeptionell nennen kann) funktioniert das sehr gut. Im Gegensatz zu dieser ist Incorruptible aber weniger gradlinig und gibt sich auch mal Spielereien („Great Heathen Army“, „Black Flag“) und Experimenten („The Relic“, „Ghost Dance“) hin.

Auch hier erfindet sich Jon Schaffer nicht neu. Und ich sage es nochmal, das soll er auch nicht.
Ich möchte nur gute Songs. Mit Kraft und Melodie, mit Melancholie und Gefühl, auch mal mit Wut und Rage.
Und all das enthält Incorruptible. Im Großteil grundsolide bis herausragend. Ich hatte bereits nach einem Hördurchgang meine drei Favoriten („Raven Wing“ - Melancholie und Gefühl, „Seven Headed Whore“ - Wut und Rage und „Clear the Way“ - Kraft und Melodie).

Nur zwei Lieder haben etwas länger gedauert. „Brothers“ war mir anfangs schlicht zu sehr Klischee. Mittlerweile sehe ich den als Kumpelsong mit bestechend hartnäckigem Refrain und einer pensumumfassenden Gesangsleistung von Stu. „Defiance“ ist nach wie vor mein Stiefkind der Incorruptible-Familie, geht aber.

Andere hingegen sind mit mehrmaligem Hören unheimlich gewachsen. Ganz vorn das zarte „The Relic (Part 1)“ und das Instrumental „Ghost Dance“.

Zur Produktion muss ich noch was sagen. Auch mir ist der Schlagzeugsound zu klinisch, aber ich mag das Schlagzeugspiel an sich sehr gern, wodurch es für mich erträglich wird. Etwas mehr Erdigkeit,Tiefe und weniger Kompression könnte der Sound haben.

Wenn diese Scheibe wie Plagues of Babylon klingen würde bekäme sie 9,5/10 von mir. So sind es 8,5/10.

Auf Weiteres !
 
Zuletzt bearbeitet:
@DeafCow :

Respekt dafür das Du Dir all die Arbeit aufgehalst hast.
Finde es immer interessant zu lesen wie ander Leute die
jeweiligen Scheiben wahrnehmen.
Bin zwar nicht immer Deiner Meinung, "The Dark Saga" hätte ich
beispielsweise locker einen Punkt höher bewertet, hat aber dennoch
sehr viel Spaß gemacht zu lesen.
 
@DeafCow

Wow, viel Arbeit reingesteckt. Respekt!

Ich mache es mal ein wenig kürzer und zwar nur mit den Scheiben,von denen ich ausreichend Kenntnis habe:

Iced Earth.8,5/10
Night Of The Stormrider.9/10
Burnt Offerings.9/10
The Dark Saga.8/10
Something Wicked This Way Comes.7/10
Horrorshow.6/10
Incorruptible.8/10

BTW: Einerseits wäre das Debüt noch viel stärker mit nem besseren Sänger, andersrum spielt hier der Gesang eh ne eher untergeordnete Rolle,weswegen Adams auch nicht großartig stört.....

Und mach mal bitte mehr solcher Reviews, vllt. auch in nem eigenen Thread. Ist wirklich toll zu Lesen:top:
 
Ich finde besonders bei Debut diesen "schiefen" Gesang von Adams klasse.
Zwar fand ich war Greely ein noch besserer Sänger (für mich sogar der bestes bei IE) aber auch Gene Adams Gesang hatte irgendwas.
Die Neuaufnahmen der ersten beiden Scheiben mit Matt Barlow gefallen mir z.B. überhaupt nicht.
 
Danke @DeafCow.
Pfeif' mir wegen deiner Abhandlung grad' erstmals die Plaques Of Babylon rein.

Kennt einer von euch zufällig die leider vor Jahren down gegangene deutsche Website Iced Realm?
Ich glaub' zuminest dass die so hieß.
Keine Ahnung was für 'n Crack der Typ war aber die Website hätte ganze Bücher füllen können.
Von den Demos bis zu Horror Show hat der Typ die Bandbiografie auf über 10 Seiten niedergeschrieben.
Dazu Reviews zu jeder Veröffentlichung, 6344305344 Fotos, mp3s von Ansagen und Konzerten, Wallpaper und allem möglichen Zeug.
War auch echt professionell aufgemacht.
Nach der Schule hab' ich dann meistens erstma' den Rücksack in die Ecke gefeuert und stundenlang beim Cappuccino saufen auf der Seite rumgestöbert.
Echt schade dass die down is'.
 
1996 hab ich Iced Earth zum ersten mal live gesehen, in Heilbronn auf dem "Summer Metal Meeting". Davon hab ich leider kein Video, aber dieses coole TV Special mit Nevermore aus dem gleichen Jahr:


Es wurde ja auch damals schon oft über den Markus Kavka geschimpft, aber ich fand den immer klasse ("Ja gut ey!" :D ). Absolut kompetent, obwohl er ja nicht der reine Metaller war.
Was wurde eigentlich aus seinem "Metalla"-Vorgänger Adam Turtle? Gibt's den noch?
 
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