IMPERIAL TRIUMPHANT - New Art of Black Metal

Eigentlich kann ich mit live-Alben nicht viel anfangen. IT allerdings sind live dermassen gut und intensiv, und liessen mich mehr als einmal mit offenem Munde und derber wtf-Momente zurück, was der clip auch gut verdeutlicht, dass ich ernsthaft überlege mir das zuzulegen.
 
Am 22. Juli erscheint das neue Album "Spirit of Ecstasy", die erste Single heißt "Maximalist Scream":
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Spirit of Ecstasy auf Doppelschwarzvinyl für 26€ bei EMP geordert. Optisch macht das schonmal richtig was her.

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Wahrscheinlich ist das Album großartige Genialität, und ich kapiers bloß wieder mal nicht, weil ich da nur kakophonische Dissonanz zum Fußnägelaufrollen höre.
Ich Nichts!
 
Schnuckis, ich habe mir heute Imperial Triumphant angeguckt, die in Leipzig im schönen Bandhaus aufspielten. Gekommen sind schätzungsweise 50 Leute, so dass nichtmal die sehr kleine Location voll war. Für eine Band, die aus den Staaten anreist, sicher nicht der Brüller, aber keine Ahnung, wieviele Leute IT normalerweise ziehen.

Vorband waren vlk, die kurzfristig für Abest einsprangen und den Ergebnissen meiner groß angelegten empirischen Studie (zwei Probanden, einer davon ich selbst) zufolge niemand zu kennen schien. Deren Post Metal ist angereichert mit Doom-Tempi, Jazz-Akkorden, Ambientgewaber und allerlei mehr, gefallen haben mir nur die schlichten Post-Passagen mit z.T. umwerfenden Riffs. Der Drummer spielte auch ein paar coole Figuren und mehr Ghost Notes als irgendwas. Performt wurde zu zweit, Bass und ein Teil der Synthies kamen vom Band. Die einzige Ansage kam am Ende und war aufs Wesentliche reduziert - Wir sind xy, das wars, passt aufeinander auf und auf die Umwelt, denn there is no music on a dead planet. Muss man auch erstmal drauf kommen.
Randnotiz für Akademiker: Frontmann Wolf Zaddach hat schon drei Jahre vor dem bekannteren "Red Metal"-Buch ein Buch über Metal in der DDR veröffentlicht. War damals eine Diss in Musikwissenschaft, was man vlk gittlob nicht anhört.

... was ich als sehr gewiefte Überleitung zu Imperial Triumphant nehmen möchte. Dissonanten Bands, erst recht verjazzten, wird ja gelegentlich Akademikertum nachgesagt. Fuck, das ist so arschweit daneben, dass ich vulgär werden muss. IT live geht in den Bauch wie Hölle, ist in dem Moment, wo das Distortionpedal angeht, eine einzige Lärmwand. Fragt nicht nach Liedtiteln, kenne mich da nicht aus und ist auch rille. Struktur kommt nur durch die Drums, alles andere verschwimmt im fucking Noise. Der Bassist legte zwischendurch den Bass ab und haute darauf rum, ohne noch so zu tun, als würde er was Sinnvolles spielen. Ein, öhm, "Solo", zu dem er durchs Publikum lief, war auch drin. In eine kurze Pause raunte ein Typ hinter mir zu seiner Freundin "Bissel schwer verdaulich, aber -" und da ging auch schon die nächste Lärmwand los. Wenn dann aus der Maske auch noch Brülllaute kommen, obwohl die doch den Mund immer zu hat, ist aus der stilistischen Dissonanz eine kognitive geworden. Geil, einfach geil. Da kannste dir nix Schöneres vorstellen. Die 69 unter Sternenhimmel vielleicht.
Der Abend war wie gemacht zum Ausrasten, aber niemand rastete aus. Ich habe es versucht, aber allein macht keinen Spaß. Ob das der Grund war, warum IT nach nur 40 Minuten die Bühne erstmals verließen, weiß ich nicht, aber der Move war in jedem Fall frech. Nach der Zugabe, zu der dann doch auch etwas Bewegung aufkam, und brutto 50 Minuten Gig war dann endgültig Schluss. Buh, großer Mist. Aber vielleicht in Summe mit den anderen Faktoren ein Symptom der Konzertkrise kleiner Bands.
Support, nach heute mehr denn je.
 
Ich habe keinen allgemeinen Black Metal Nerdtalk Thread gefunden und wüsste nicht, wie ich den Thread nennen soll, daher hier meine Ausgangslage und unten meine Frage:
Ich bin neulich durch das sich ständig verändernde Frankfurt gelaufen und habe dabei White Wards "Love Exchange Failure" gehört. Ähnlich wie Imperial Triumphant nimmt das Themen der Großstadt auf. Vielleicht liegt es auch am Cover Artwork (Plattenbau in ner beliebigen Großstadt) durch das es für mich eine ziemlich andere Stimmung auslöst als die "False Light" (zerfallende Hütte auf Weizenfeld).
Beim Black Metal sehe ich in gefühlt 95% der Fälle irgendeinen Versuch der Flucht in die "Natur". Für mich als Wahlgroßstädter kann ich das nicht so nachvollziehen. Wenn ich Black Metal höre, möchte ich mich nicht von irgendwelchen hübschen Harmonien einlullen lassen und mich in die Welt von Elfen, Satan und Zauberern hineinversetzen. Auch wenn man noch so oft und hart auf die Snare haut und einen Chord mit 200bpm wiederholt, wird das nicht wirklich Evil. Ich möchte hören, dass andere Menschen das Chaos der Welt in gleicher Weise wahrnehmen. Und mit diesen Seancen, oder wie manche Black Metal Bands ihre Darbietungen nennen kann ich auch nichts anfangen. Als strammer Atheist kann ich darüber nur lachen. Als man noch damit rechnen musste, dass die Knaben nach dem Gig losziehen und irgendwo eine Kirche abfackeln, gabs zu ihrem Satansquatsch wenigstens noch eine reale weltliche Gefahr.

Ich bin der Meinung, Black Metal sollte verstören. Imperial Triumphant tut das. White Ward stellenweise auch. Bei Imperial Triumphant liegt das für mich auch an den Lyrics, die keine harmonische Welt in der Idylle oder oder irgendeiner Religion versprechen, sondern das Leben (der Großstadt) zeigen, wie es ist. Doch allem voran ist es natürlich das pure Chaos das hier verstört, aus dem erst nach mehrfachen hören sich irgendeine Struktur ergibt. Dazu noch die vielen Dissonanzen und Schreie im Hintergrund.
Bei manchen Bands, wie Portal kann ich über die Flucht in die Mythen noch hinwegsehen, da die ihre Lovecraft Mythen eher als Metapher nehmen (wie schon Lovecraft, der alte Rassist, der wohl bei jeder Begegnung mit einer Frau dachte, sie würde ihn in einen Mahlstrom ziehen).

Meine Frage daher: gibt es weitere Black Metal Bands, die Imperial Triumphant in musikalischem und textlichem Stil ähnlich sind, oder gar ganz auf Texte verzichten? Vielleicht ist Black Metal aber auch generell mit Chaos und weltlichen Themen unvereinbar und wirklich nichts weiter als eine Fortführung von E.T.A. Hoffmanns Schauergeschichten.

(Und no offense wegen der Flucht in "Natur" und andere Mythen, ich les auch gerne Herr der Ringe)
 
Zuletzt bearbeitet:
@Michl Interessantes Statement. Mir fallen bei urbanem Black Metal spontan Bonjour Tristesse ein, die aber musikalisch in eine andere Richtung gehen. Musikalisch könntest du bei Decoherence Anschluss finden, die m.W. auch religionsfreie Zone sind (aber nicht die Stadt im Speziellen zum Thema haben).
Und an der Schnittstelle BM-Industrial gibt es sicher noch einiges Passendes, was ich nicht kenne. Thorns vllt.?
Vielleicht ist Black Metal aber auch generell mit Chaos und weltlichen Themen unvereinbar
Chaos? Hallo? Thema Nr. 1 gerade im nicht-weltlichen Black Metal.
Ansonsten halte ich persönlich konzeptionell nichts für prinzipiell unvereinbar mit BM, suche aber selbst so ziemlich das Gegenteil von dir darin. Welt habe ich draußen schon genug.
 
Ich habe keinen allgemeinen Black Metal Nerdtalk Thread gefunden und wüsste nicht, wie ich den Thread nennen soll, daher hier meine Ausgangslage und unten meine Frage:
Ich bin neulich durch das sich ständig verändernde Frankfurt gelaufen und habe dabei White Wards "Love Exchange Failure" gehört. Ähnlich wie Imperial Triumphant nimmt das Themen der Großstadt auf. Vielleicht liegt es auch am Cover Artwork (Plattenbau in ner beliebigen Großstadt) durch das es für mich eine ziemlich andere Stimmung auslöst als die "False Light" (zerfallende Hütte auf Weizenfeld).
Beim Black Metal sehe ich in gefühlt 95% der Fälle irgendeinen Versuch der Flucht in die "Natur". Für mich als Wahlgroßstädter kann ich das nicht so nachvollziehen. Wenn ich Black Metal höre, möchte ich mich nicht von irgendwelchen hübschen Harmonien einlullen lassen und mich in die Welt von Elfen, Satan und Zauberern hineinversetzen. Auch wenn man noch so oft und hart auf die Snare haut und einen Chord mit 200bpm wiederholt, wird das nicht wirklich Evil. Ich möchte hören, dass andere Menschen das Chaos der Welt in gleicher Weise wahrnehmen. Und mit diesen Seancen, oder wie manche Black Metal Bands ihre Darbietungen nennen kann ich auch nichts anfangen. Als strammer Atheist kann ich darüber nur lachen. Als man noch damit rechnen musste, dass die Knaben nach dem Gig losziehen und irgendwo eine Kirche abfackeln, gabs zu ihrem Satansquatsch wenigstens noch eine reale weltliche Gefahr.

Ich bin der Meinung, Black Metal sollte verstören. Imperial Triumphant tut das. White Ward stellenweise auch. Bei Imperial Triumphant liegt das für mich auch an den Lyrics, die keine harmonische Welt in der Idylle oder oder irgendeiner Religion versprechen, sondern das Leben (der Großstadt) zeigen, wie es ist. Doch allem voran ist es natürlich das pure Chaos das hier verstört, aus dem erst nach mehrfachen hören sich irgendeine Struktur ergibt. Dazu noch die vielen Dissonanzen und Schreie im Hintergrund.
Bei manchen Bands, wie Portal kann ich über die Flucht in die Mythen noch hinwegsehen, da die ihre Lovecraft Mythen eher als Metapher nehmen (wie schon Lovecraft, der alte Rassist, der wohl bei jeder Begegnung mit einer Frau dachte, sie würde ihn in einen Mahlstrom ziehen).

Meine Frage daher: gibt es weitere Black Metal Bands, die Imperial Triumphant in musikalischem und textlichem Stil ähnlich sind, oder gar ganz auf Texte verzichten? Vielleicht ist Black Metal aber auch generell mit Chaos und weltlichen Themen unvereinbar und wirklich nichts weiter als eine Fortführung von E.T.A. Hoffmanns Schauergeschichten.

(Und no offense wegen der Flucht in "Natur" und andere Mythen, ich les auch gerne Herr der Ringe)

Die aktuelle Ashenspire sollte da gut passen.

https://www.metal-archives.com/albums/Ashenspire/Hostile_Architecture/1041567

 
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