Impetigo - from the deep heart of Illinois

Angelraper

Till Deaf Do Us Part
Da eine der rumpeligsten und sympathischsten Bands der Krawallgeschichte noch keinen eigenen Thread hat, wird es Zeit, ihn zu eröffnen. Und hier ist er, der einzigartige, unvergleichliche und schockierende

Impetigo-Thread!
(Leider gibt's hier keine Funktion mit der ich die Schrift mit tropfendem Blut unterlegen kann, also stellt es euch einfach vor...)

Da sich die Jungs 1992 aufgelöst haben und vielleicht nicht jeder von der Band gehört hat, werfe ich einfach mal ein paar Hintergrundinfos in die Runde.
Impetigo wurden 1987 von Steve Dobbins (Gesang, Bass), Mark Sawikis (Gitarre), Scotty (Gitarre) und Dan Malin (Schlagzeug) gegründet, um ihrem Faible für Bands wie Hellhammer (hört man nicht wirklich) und Death (schon eher) zu huldigen.
Und weil kranke Musik am sinnvollsten durch kranke Texte ergänzt wird und Zelluloid-Perlen wie "Make them die slowly" oder "Zombies unter Kannibalen" zu den Lieblingsfilmen des Vierers gehörten, war auch die lyrische Thematik schnell gefunden: Blood und Gore, gewürzt mit einer fetten Kelle Humor. Schließlich ist das Leben schon ernst genug.
Ein passender Name war glücklicherweise auch schnell am Start. Impetigo Contagiosa ist eine ekelerregende Hautkrankheit, die - was die Jungs als Amis natürlich nicht wussten - in Deutschland früher auch Grindblasen, Grindflechte oder Eitergrind genannt wurde. Besser geht es nun wirklich nicht!

Das erste Konzert 1987 wurde dann auch gleich mitgeschnitten und unter dem Namen "All we need is Cheez" unter die Leute geworfen.

34351.jpg


So richtig los ging es allerdings erst zwei Jahre später mit dem zweiten Demo "Giallo" (nach dem gleichnamigen italienischen Slasher- und Thrillerfilmgenre), das man auch im Wild Rags Recordstore vorbeibrachte.

34352.jpg


Dessen Inhaber Richard, auch Kopf des gleichnamigen Labels (Blood, Blasphemy, Nuclear Death) wollte anfänglich keinen Plattendeal rausrücken, ließ sich aber problemlos vom guten Demoabsatz eines besseren belehren. Kein Wunder, war Wild Rags ja nicht umsonst als Rip-off-Firma und Richard als geldgeiler Sack verschrien.
Und so kam es, dass 1991 - nach einem unbetiteltem 1990er Promotape - das Meisterwerk des schlechten Geschmacks "Ultimo Mondo Cannibale" das Licht der Welt erblickte.

34346.jpg


Mit durchschlagendem Erfolg bei Fans und Kritikern (ein Magazin namens Rock Hard hielt es gar für eine "Beleidigung für jedes denkende, womöglich sogar zahlungswillige Lebewesen" und zückte null Punkte. "Tendenz fallend").
Aber hört selbst:

 
Zuletzt bearbeitet:
Yep, Knallerband und vor allem auch sehr sympatische Leute! Was man von dem sich später daraus entwickelnden Genre und dessen Protagonisten eher mal nicht behaupten kann...
 
Fand die Platte (ULTIMO MONDO CANNIBALE) im Sommer 1994 bei Independents (also nicht unter Metal absortiert) im lokalen Plattenladen. Vom Namen her kannte ich sie natürlich schon, (nicht zuletzt seit der kultigen RH Rezension). Man war das ein geiler Sommer!
Mindestens eine der 5 wichtigsten Grind Scheiben für mich.
 
Weil es gerade so gut lief, schmissen Impetigo und Wild Rags noch im selben Jahr die "Buio Omega"-Single hinterher, die - wie auch schon das Debüt - komischerweise ausgerechnet im Metal Hammer ganz gut abgefeiert wurde und auch in Sachen Artwork keine Splatterfreakwünsche unbefriedigt ließ. Es war klar: In diesem Flecken von Illinois sollte man besser keine Autopanne haben. Falls es jemanden interessiert: Auf der Single gab es keine neuen Aufnahmen, sondern lediglich das "Giallo"-Demo zu hören. Wild Rags wussten halt, wie man Geld macht!
Das Artwork stammte übrigens wie bei (fast) allen Veröffentlichungen in der Erstauflage von Obersicko Stevo, dessen Stil durchaus einen Teil des Reizes der Band ausmacht.

34353.jpg


Und weil der Name Impetigo 1991 einen guten Klang hatte und - Deaf-Forever-Leser wissen Bescheid! - in dem Jahr der Death Metal durch die Decke ging, wurde schnell noch eine weitere 7-inch produziert und den sabbernden Bluthunden zum Fraß vor geworfen. "Faceless" war eine weitere Glorifizierung all der italienischen Machwerke, die in den 80ern fast alle bundesweit beschlagnahmt wurden und lag irgendwo zwischen Grindcore und ultraprimitivem Death Metal. Wie auch schon das Debüt, den alten Sarcofago-Scheiben oder weiteren Wild-Rags-Perlen wie Blasphemy, Blood oder Nuclear Death konnte "Faceless" die Fachpresse meist aber nicht überzeugen. Aber da damals oft galt, dass man in Null-Punkte-Arschbomben besser erst mal selbst reinhört, gingen die Verkäufe munter weiter.

34350.jpg


Eine bis heute andauernde Freundschaft mit den Speyerern von Blood ermöglichte Impetigo 1991 noch einen 7-inch-Auftritt in Form der von Blood in Eigenregie herausgegebenen "Salvation to the Dead/Antefatto"-Split-EP, die sich in kurzer Zeit 4000fach verkaufte und durchaus als echter Undergroundklassiker gelten kann.

37817_37818.jpg


Und dann kam das Jahr 1992 und es war fast schon wieder vorbei.
Aber nur fast...
 
Wie bereits von einem Mitforisten in einem wieder gelöschten Post erwähnt, folgte im Jahr 1992 das zweite und letzte Album namens "Horror of the Zombies", das erheblich deathmetallischer ausfiel, aber immer noch weit davon entfernt war, als technical Bullshit bezeichnet werden zu können.
Ein lobenswerter Abschluss, da der ganze Rummel den Jungs dann doch zuviel wurde. Und weil Impetigo anders als (die ebenfalls sympathischen, versteht mich nicht falsch) Darkthrone keine Sprücheklopfer waren ;), kotzte Stevo nach dem Auftritt auf dem Milwaukee Metal Fest noch in den Fotograben und dann war Schluss. Es gibt uncoolere Wege abzutreten...

 
Zuletzt bearbeitet:
Nutzloser Funfact: Diese Kotzerei bei Konzerten hat Stevo wohl häufiger abgezogen. Er kann das wohl auf Kommando.
 
Extrem positiv und absolut zur Nachahmung empfohlen ist übrigens, dass Impetigo auch dann keine Reunion angingen, als der posthume Kult um die Band im tiefsten Underground ganze Wagenladungen voll Kohle versprach.
Lediglich 2007 gab es - zum 20-jährigen Band- und Livejubiläum - einen einzigen Auftritt, der aber glücklicherweise mitgeschnitten und als Livealbum raus gehauen wurde.

204759.jpg


Und als Video "Defiling the Stage" (allerdings zusammen mit kultigen alten Aufnahmen). Empfehlenswert!

265392.jpg
 
Ich glaube Ultimo Mondo Cannibale hatte damals die größte + umfangreichste Thanks list.
Diese Liste war für mich schon fast ein kleines Fanzine in sich:
Von Sarcofago, über N.W.A. , zu den Legendary Pink Dots findet man dort unzählige Underground Bands drauf..
(Ja,ja so was war alles wichtig in der Zeit vor dem "allmächtigen" Internet..)
 
Zuletzt bearbeitet:
Super Band, zusammen mit Autopsy und Macabre waren Sie immer ein Garant für geschmackssichere Veröffentlichungen.
 
Ich glaube Ultimo Mondo Cannibale hatte damals die größte + umfangreichste Thanks list.
Diese Liste war für mich schon fast ein kleines Fanzine in sich:
Von Sarcofago, über N.W.A. , zu den Legendary Pink Dots findet man dort unzählige Underground Bands drauf..
(Ja,ja so was war alles wichtig in der Zeit vor dem "allmächtigen" Internet..)

Oh ja. Hab immer meine nächsten Faves in Thanks-Listen gesucht. War auch für mich irre wichtig...
 
Zurück
Oben Unten