Ist natürlich alles ne Geschmacksfrage, aber mir scheint vom späten/80er Jahre-Miles tatsächlich gar nichts zu gefallen. Hab auf Spotify so durch verschiedene Alben gezappt und das wirkt auf mich schon soundtechnisch sehr abturnend. Marcus Miller mag auch ein toller Musiker sein, aber seine Musik gefällt mir überhaupt nicht.
Dieser Marcus Miller-Sound macht es auch mir tatsächlich schwer, die späten 80er Alben von Miles Davis musikalisch zu bewerten, dennoch habe ich es heute versucht (da ich diese Woche noch frei habe) und mir sowohl
Tutu von 1986 als auch
Amandla (1989) angehört. Das erste Album hatte ich ja bereits auf CD, die
Amandla habe ich heute als Vinyl im Secondhand-Plattenladen recht günstig erstanden. Bei beiden Alben stört mich der elektronische Firlefanz und das Synthesizer-Brimborium. Das Trompetenspiel von Davis hingegen ist meiner Meinung nach auf beiden Alben über alle Zweifel erhaben, während ich aber den Eindruck hatte, dass der Sound auf der
Tutu so abgemischt ist, dass die Trompete ein wenig untergeht, erhält sie auf der
Amandla weit mehr Raum, hier spielt Davis auch ein wenig gegen die Rhythmen von Miller an und nicht mit ihnen mit wie auf der
Tutu, so ist jedenfalls mein Eindruck, insofern gefällt mir das
Amandla-Album auch wesentlich besser, ein Lieblingsalbum von mir wird es trotzdem nicht werden. Rein musikalisch gibt es auf beiden Alben auch gute Melodien, allein dieses Elektronik-Synthesizer-Korsett erdrückt alles und ist im Rückblick auch nicht gut gealtert. Ich jedenfalls muss immer wieder erschaudern, wenn ich so 80er Jahre Elektrosounds höre. Marcus Miller ist sicher ein toller Musiker , dass sehe ich so wie Du, aber dieser Sound, den er Ende der 80er bevorzugt hat, ist in meinen Augen eine musikalisch-ästhetische Sackgasse gewesen und wirkt auf mich auch irgendwie billig, was ich eigentlich schade finde, da die Musik an sich (zumindest meiner Meinung nach) eigentlich besser ist, als es den Anschein hat. Habe gelesen, dass Miller 2010
Tutu auf Tour wieder gespielt hat, soll aber einiges des Ende der 80er Jahre zeitgemäßen Elektrosounds weggelassen haben und ich glaube, dass das dieser Musik sicher gut getan hat.
Vielleicht werde ich mir noch ein paar späte Alben von Miles Davis zulegen, dennoch sind mir die Platten der späten 50er und frühen 60er sowie danach die Alben der späten 60er und frühen 70er Jahre die liebsten Werke seines Schaffens, da wird sich wohl nicht mehr so viel ändern bei mir.
Sketches of Spain von 1960 mit dem Orchester finde ich übrigens auch großartig.