Jazz

Ich hab hier (als jemand ohne nennenswerte Jazz-Kenntnisse) zwar nix Kompetentes beizutragen, wollte aber trotzdem kurz anmerken, dass diese Diskussion für mich zu keinem besseren Zeitpunkt kommen könnte. Hab die "In a Silent Way" in letzter Zeit nämlich recht häufig und extrem gerne gehört, und Davis' folgende drei Studio-Alben liegen hier auch schon zur näheren Beschäftigung bereit (wobei mir schon bewusst ist, dass die anders klingen werden). Also: Gerne zu dem Thema weiter posten! :top:
 
Eine Frage in die Runde: gibt es nach der 74'er "Get Up With It" noch Studioscheiben, die wirklich lohnend sind?

Das ist eine Frage, die mich auch interessieren würde. Ich selbst habe nur die "Tutu" von 1986, die hat aber bei mir noch nicht richtig gezündet, allerdings lief die bei mir auch erst ein- bis zweimal. Klingt sehr nach 80er Sound mit R&B und Funk, würde ich mal so sagen. Werde mir die aber nochmal die nächsten Tage genau anhören, vielleicht kann ich dann mehr drüber sagen. Miles Davis hat dafür auch einen Grammy erhalten, aber so viel ich mitgekriegt habe, gehen die Kritiken bei "Tutu" sehr stark auseinander.
Die "Amandla" von 1989, die dritte und letzte Zusammenarbeit mit Marcus Miller (davor "Tutu" und "Music from Siesta", ein Filmsoundtrack) soll ganz gut sein, gehört habe ich die aber noch nicht, ich will mir die aber demnächst mal zulegen. Meine Miles Davis Sammlung endet auch mit Alben in den 70ern, "Tutu" ist da eine Ausnahme. Aber vielleicht kennt jemand hier das Spätwerk von Miles Davis besser, ich bin jedenfalls gespannt, was da noch kommen mag!
 
Zuletzt bearbeitet:
Ist natürlich alles ne Geschmacksfrage, aber mir scheint vom späten/80er Jahre-Miles tatsächlich gar nichts zu gefallen. Hab auf Spotify so durch verschiedene Alben gezappt und das wirkt auf mich schon soundtechnisch sehr abturnend. Marcus Miller mag auch ein toller Musiker sein, aber seine Musik gefällt mir überhaupt nicht.

Ansonsten ist mir das erste Quintet (mit Coltrane) schon so das Liebste. Auch soundtechnisch find ich diese klare Schlichtheit von den Prestige-Alben wie Workin', Cockin', Relaxin' und Steamin' unübertroffen.

Ganz groß natürlich auch die Spät-50er/Früh-60er Alben Milestones, Kind of Blue und Someday My Prince Will Come. Lange Zeit hatte ich auch ne gewisse Ignoranz gegenüber diesen Big Band/Orchester-Sachen, aber vor zwei Jahren hab ich mir mal die Sketches of Spain (1960) geholt und bin von der Scheibe auch sehr begeistert.
 
Ich hab' mal bei 2001 'ne CD Box geschossen, da sind chronologisch die ersten 34 Miles Davis Alben 'drauf. Hat damals 29,90DM gekostet.

Alle relevanten Alben habe ich mir allerdings später nochmal auf LP geholt (Sketches of Spain, Kind of Blue, Bitches Brew etc.). Später als 1974 hab' ich aber nix mehr.
 
Ist natürlich alles ne Geschmacksfrage, aber mir scheint vom späten/80er Jahre-Miles tatsächlich gar nichts zu gefallen. Hab auf Spotify so durch verschiedene Alben gezappt und das wirkt auf mich schon soundtechnisch sehr abturnend. Marcus Miller mag auch ein toller Musiker sein, aber seine Musik gefällt mir überhaupt nicht.

Dieser Marcus Miller-Sound macht es auch mir tatsächlich schwer, die späten 80er Alben von Miles Davis musikalisch zu bewerten, dennoch habe ich es heute versucht (da ich diese Woche noch frei habe) und mir sowohl Tutu von 1986 als auch Amandla (1989) angehört. Das erste Album hatte ich ja bereits auf CD, die Amandla habe ich heute als Vinyl im Secondhand-Plattenladen recht günstig erstanden. Bei beiden Alben stört mich der elektronische Firlefanz und das Synthesizer-Brimborium. Das Trompetenspiel von Davis hingegen ist meiner Meinung nach auf beiden Alben über alle Zweifel erhaben, während ich aber den Eindruck hatte, dass der Sound auf der Tutu so abgemischt ist, dass die Trompete ein wenig untergeht, erhält sie auf der Amandla weit mehr Raum, hier spielt Davis auch ein wenig gegen die Rhythmen von Miller an und nicht mit ihnen mit wie auf der Tutu, so ist jedenfalls mein Eindruck, insofern gefällt mir das Amandla-Album auch wesentlich besser, ein Lieblingsalbum von mir wird es trotzdem nicht werden. Rein musikalisch gibt es auf beiden Alben auch gute Melodien, allein dieses Elektronik-Synthesizer-Korsett erdrückt alles und ist im Rückblick auch nicht gut gealtert. Ich jedenfalls muss immer wieder erschaudern, wenn ich so 80er Jahre Elektrosounds höre. Marcus Miller ist sicher ein toller Musiker , dass sehe ich so wie Du, aber dieser Sound, den er Ende der 80er bevorzugt hat, ist in meinen Augen eine musikalisch-ästhetische Sackgasse gewesen und wirkt auf mich auch irgendwie billig, was ich eigentlich schade finde, da die Musik an sich (zumindest meiner Meinung nach) eigentlich besser ist, als es den Anschein hat. Habe gelesen, dass Miller 2010 Tutu auf Tour wieder gespielt hat, soll aber einiges des Ende der 80er Jahre zeitgemäßen Elektrosounds weggelassen haben und ich glaube, dass das dieser Musik sicher gut getan hat.

Vielleicht werde ich mir noch ein paar späte Alben von Miles Davis zulegen, dennoch sind mir die Platten der späten 50er und frühen 60er sowie danach die Alben der späten 60er und frühen 70er Jahre die liebsten Werke seines Schaffens, da wird sich wohl nicht mehr so viel ändern bei mir.
Sketches of Spain von 1960 mit dem Orchester finde ich übrigens auch großartig.
 
Ich glaube mein Lieblings-Miles Davis-Album ist Someday My Prince Will Come von 1961.

Hab mir jetzt mal die Autobiographie bestellt.
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Jazz war lange nur "gedudel" ohne Sinn, wenn dann noch frei Improvisiert gesungen wurde...oh je

Dann vernahm ich in meinem Stammplattenladen jedoch eine Melodie die mich umhaute, den Song:
Tadd Dameron & John Coltrane Soultrane

Die Platte hab ich direkt gekauft und danach noch mehr. Das war so anfang der 90er.
Ich sollte generell mehr Jazz hören :D

Von Miles Davis sind übrigens die Bootleg Sets sehr zu Empfehlen...da mag ich sogar die Bitches Brew Sachen plötzlich...
 
Jazz war lange nur "gedudel" ohne Sinn, wenn dann noch frei Improvisiert gesungen wurde...oh je

Dann vernahm ich in meinem Stammplattenladen jedoch eine Melodie die mich umhaute, den Song:
Tadd Dameron & John Coltrane Soultrane

Die Platte hab ich direkt gekauft und danach noch mehr. Das war so anfang der 90er.

Ds ist vermutlich vielen Menschen so gegangen, mit dem Coltrane Song "a love supreme".

Von Miles Davis sind übrigens die Bootleg Sets sehr zu Empfehlen...da mag ich sogar die Bitches Brew Sachen plötzlich...

Jau, gibt ja auch zig Doppel-CD und 4 LP Varianten, wo andere Versionen der Songs mit 'drauf sind. Man fragt sich wirklich manchmal, nach welchen Kriterein da ausgewählt wurde. Mein Tipp: Es wurde gewürfelt.
 
wo andere Versionen der Songs mit 'drauf sind
War mir nicht Bewusst o_O
Ich meinte die Serie derer es aktuell fünf Sets gibt:
Europe 67, Europe 69, Fillmore 70, Newport 55-75 sind hier zu Empfehlen.
Die letzte Freedom Jazz ist nicht gut, Studioouttakes ohne Ende...:hmmja:
Und die "kleinen" Ableger davon hatte ich als "BestOf" dieser Ausgaben angesehen.

Das ist vermutlich vielen Menschen so gegangen, mit dem Coltrane Song "a love supreme".

Ja, auch ein Klasse Einsteigersong...

Allgemein: Jazz der 40er bis Anfang der 70er geht mir gut rein. Auch "abgefahrenes" wie Coltranes Sun Ship.
Mit Modernen Sachen kann ich allerdings wenig anfangen...bisher...sonst werde ich arm:D

Edit gleich mal Sun Ship auflegen :jubel:
 
Ich glaube mein Lieblings-Miles Davis-Album ist Someday My Prince Will Come von 1961.

Das muss man erstmal bringen: eine Schnulze aus dem Walt Disney-Schneewittchenfilm zu covern und gleich die ganze Platte danach zu benennen, dazu noch ein weiteres Stück mit dem Kosenamen der eigenen Ehefrau draufzupacken ("Pfrancing") und das Plattencover mit einem großen Foto der allerliebst rehäugig guckenden Gemahlin zu versehen - und trotzdem wird ein völlig unpeinliches Meisterwerk draus.
 
Schön dass es hier doch so viele Jazz Enthusiasten und Kenner gibt. Ich bin kein Jazz Experte, höre aber wirklich gerne Jazz und zähle, von den mir bekannten Sachen, Wayne Shorter (Speak no Evil!!), Miles Davis, Coltrane und Charles Mingus zu meinen Favoriten. Ich kann auch mit verschiedenen Arten von Jazz etwas anfangen, von Modal Jazz Sachen zu Free Jazz Zeug (Cecil Taylor, Coleman...) und Jazz Fusion (Bennie Maupin...) usw. Natürlich auch Jazz Rock wie Nucleus und Mahavishnu Orchestra. Von den Big Band/Swing Geschichten bin ich etwas weniger begeistert. Mit den Klassikern wie Charlie Parker und Dizzy Gillespie habe ich mich noch nicht so viel auseinandergesetzt.

Was Miles Davis alles an guter Musik gemacht hat ist unglaublich. Ich war anfangs eher mit seinen Platten der späten 50er und frühen 60er vertraut. Die "Bitches Brew" hatte ich zwar schon recht früh in meiner Sammlung, aber der Funke ist erst viel später übergesprungen. Mittlerweile mag ich seine rockigeren spät 60er/70er Sachen sehr. Allen voran "In a Silent Way" und "Live-Evil".
Von seinen 50er Alben sind mir vor allem "Relaxin' with the Miles Davis Quintet", sein Soundtrack für den Louis Malle Film "Ascenseur pour l'échafaud" und natürlich "Kind of Blue" sehr ans Herz gewachsen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein doppelter Konzerthinweis in eigener Sache. Ist zwar nicht so richtig Jazz, sondern sagen wir mal experimenteller Pop aus dem Milieu der improvisierten Musik, aber vielleicht gefällt's ja dem einen oder der anderen BerlinerIn oder HamburgerIn. Nach länger Sende-Pause spielen wir zwei Konzertchen:

The Magic I.D. (Berlin/Wien)
Kai Fagaschinski | clarinet
Margareth Kammerer | vocals & guitars
Christof Kurzmann | vocals & laptop
Michael Thieke | clarinet

Mi 17.1.2018 - Berlin @ ausland
https://ausland-berlin.de/magic-id-2018
Do 18.1.2018 - Hamburg @ Kampnagel / klub katarakt Festival
http://www.klubkatarakt.net/

The Magic I.D. is a Berlin-based quartet exploring the juncture of song forms with abstract music. The band formed in summer 2005 after previously being connected via smaller groupings and projects. The musicians expand "songs" through the prism of experimental sensibilities and mesh the two remarkably fluidly.

Discography:
Till My Breath Gives Out (Erstwhile Records 2008)
I'm So Awake / Sleepless I Feel (Staubgold 2011)

Presse:
I’m So Awake / Sleepless I Feel gives both sonic adventurism and lyric expression their due; I haven’t heard another record this year that sounds more complete. - Bill Meyer, Dusted's 2011 halftime report
At once daydreamy and gripping, The Magic ID sound refreshingly like no one else. - Clive Bell, The Wire
Such care and attention to detail runs right through the album. The irony is the amount of effort that must have been invested into music that sounds absolutely effortless. - John Eyles, Dusted Magazine
Wer sich gern in Gesellschaft von Intelligenz und Schönheit begibt, ist bei The Magic I.D. jedenfalls an der richtigen Adresse. - Andreas Fellinger, Freistil


letztes Album hören: https://open.spotify.com/album/728YWRZte8hydYBQJt6Yg4

 
Ein doppelter Konzerthinweis in eigener Sache. Ist zwar nicht so richtig Jazz, sondern sagen wir mal experimenteller Pop aus dem Milieu der improvisierten Musik, aber vielleicht gefällt's ja dem einen oder der anderen BerlinerIn oder HamburgerIn. Nach länger Sende-Pause spielen wir zwei Konzertchen:

The Magic I.D. (Berlin/Wien)
Kai Fagaschinski | clarinet
Margareth Kammerer | vocals & guitars
Christof Kurzmann | vocals & laptop
Michael Thieke | clarinet

Mi 17.1.2018 - Berlin @ ausland
https://ausland-berlin.de/magic-id-2018
Do 18.1.2018 - Hamburg @ Kampnagel / klub katarakt Festival
http://www.klubkatarakt.net/

The Magic I.D. is a Berlin-based quartet exploring the juncture of song forms with abstract music. The band formed in summer 2005 after previously being connected via smaller groupings and projects. The musicians expand "songs" through the prism of experimental sensibilities and mesh the two remarkably fluidly.

Discography:
Till My Breath Gives Out (Erstwhile Records 2008)
I'm So Awake / Sleepless I Feel (Staubgold 2011)

Presse:
I’m So Awake / Sleepless I Feel gives both sonic adventurism and lyric expression their due; I haven’t heard another record this year that sounds more complete. - Bill Meyer, Dusted's 2011 halftime report
At once daydreamy and gripping, The Magic ID sound refreshingly like no one else. - Clive Bell, The Wire
Such care and attention to detail runs right through the album. The irony is the amount of effort that must have been invested into music that sounds absolutely effortless. - John Eyles, Dusted Magazine
Wer sich gern in Gesellschaft von Intelligenz und Schönheit begibt, ist bei The Magic I.D. jedenfalls an der richtigen Adresse. - Andreas Fellinger, Freistil


letztes Album hören: https://open.spotify.com/album/728YWRZte8hydYBQJt6Yg4



War schön gestern Abend in Berlin.

Ich rühr mal ungefragt die Werbetrommel:
die besten experimentellen Twin-Clarinet-Attacks dieses Winters werden heute Abend in Hamburg dargeboten. Also hingehen!
 
Schöner Thread, danke dafür.

Auch auf die Gefahr hin, wegen Mainstream-Fahrstuhl-Fusion von @kylie hart mit der Klarinette gefistet zu werden, wollte ich euch nicht folgendes Album vorenthalten:

Cristiano Parato With Mike Stern And Dave Weckl ‎– Riding Giants (2011)
R-8055792-1454276630-1504.jpeg.jpg


Mike Stern (g.) und Dave Weckl (d.) sprechen für sich. Zwei hochtalentierte Musiker, seit Jahrzehnten aktiv und auch außerhalb der Jazzszene bekannt.
Den Parato kenne ich nur von diesem Album. Er hat aber das Album komponiert und es daher eher E-Bass lastig, ohne aber in der Slap-Hölle zu enden.

https://www.discogs.com/de/Cristian...-And-Dave-Weckl-Riding-Giants/release/8055792

Ich höre es ganz gerne auf Arbeit (Softwareentwicklung).
Es ist für Fusion recht angenehm zu genießen, ohne allzusehr mit schlimmen Gefiedel und Gefudel auf dem Wecker zu gehen.

Bei YouTube kann man sich nur einen Song anhören:

Aus Bequemlichkeitsgründen die Links zu Spotify und Google Music:

https://open.spotify.com/album/0UfEhQZd7a9peWeSPflpaI

https://play.google.com/music/m/B2n...feat_Mike_Stern_Dave_Weckl_-_Cristiano_Parato
 
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