Jazz

Pack ich auch mal hier rein.
Am Samstag, 2. Juni gibt Elliott Sharp ein Gastspiel bei uns im club W71 in Weikersheim.

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Vor drei Tagen gastierte Ray Anderson´s Pocket Brass Band in Linz, eine Art Miniversion einer Brass Band, die es in wechselnden Besetzungen rund um den famosen Posaunisten Ray Anderson seit den 90er Jahren gibt. Derzeit touren sie durch Europa in folgender Besetzung: Ray Anderson (trombone), Steven Bernstein (slide trumpet), Jose Davila (sousaphone) und Tommy Campbell (drums). War ein großartiger Auftritt, mal ein bisschen New Orleans Marching Band, dann wieder mehr Bebop und alles mit überbordender Spielfreude dargeboten. Alle auftretenden Musiker sind große Könner, neben dem Bandleader Anderson fand ich Steven Bernstein bei seinen Soli und den Schlagzeuger Tommy Campbell an dem Abend herausragend. Letzterer brillierte nicht nur am Schlagzeug sondern setzte auch gekonnt Unorthodoxes wie Quietschenten ein, ohne dass es dabei lächerlich wirkte.
Hier eine kleine Kostprobe:

Wer die Band noch im Rahmen der laufenden Tour sehen will, sie spielen heute Abend im Jazz Club in Hannover und morgen im Quasimodo in Berlin, dort allerdings geht das Konzert erst um 22:30 Uhr los, für einen Sonntag etwas spät, wenn man am nächsten Tag nicht gerade frei haben sollte, aber bitte.
 
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Cecil Taylor ist vor zwei Tagen im Alter von 79 Jahren gestorben. Einer meiner ganz großen Helden. Hab ihn ungefähr ein Duzent mal live erleben können und erst da entfaltete er seine wahre Kraft. Denn seine Konzerte waren eigentlich mehr Rituale, die man nicht nur hören, sondern erleben mußte. Ich bin ja ein recht weltlicher Typ, aber Taylor war für mich irgendwie ein Heiliger. Wenn er den Raum betrat bin ich echt nervös geworden.
 
Mein erstes Cecil Taylor-Konzert 1995 in der Hamburger Fabrik:
Ich war völlig überfordert, aber es hatte mich die nächsten Tag und Wochen nicht mehr losgelassen. Zum Glück lief's dann ein paar Wochen später noch im Radio und ich kann mich auch heute noch an dem Kassetten-Mitschnitt erfreuen. 3 1/2 Jahre später kam das (fast) gleiche Quintett (Teppo Hauta-Aho/bass statt Thurman Baker) nochmal nach Hamburg, diesmal im "Studio 10" des NRD. C.T. eröffnet mit einem Solo, dann das wahnsinnige, besessene Quintett.

Übrigens, wenn man den ganzen Tag Cecil Taylor hört, dann klappt's auch wieder mit Deathspell Omega.
 
Cecil Taylor ist vor zwei Tagen im Alter von 79 Jahren gestorben. Einer meiner ganz großen Helden. Hab ihn ungefähr ein Duzent mal live erleben können und erst da entfaltete er seine wahre Kraft. Denn seine Konzerte waren eigentlich mehr Rituale, die man nicht nur hören, sondern erleben mußte. Ich bin ja ein recht weltlicher Typ, aber Taylor war für mich irgendwie ein Heiliger. Wenn er den Raum betrat bin ich echt nervös geworden.

RIP Cecil Taylor.
Ich konnte ihn leider nie live erleben, ein Paar Mal, das ware immer Einelkonzerte ausserhalb einer Tournee, waren wir schon in der Lokation, als es hiess, er hat - wieder Mal -das Flugzeug nach Europa nicht bestiegen.

Wer bleibt jetzt noch von der "Gr0ßen Alten" Amerikanern?
Auf die Schnelle fallen mir da nur mehr Roscoe Mitchell und Anthony Braxton ein.
 
Als Berliner war man in Sachen Cecil Taylor recht privilegiert. Durch die enge Verbindung zu FMP (=Free Music Productions) und die quasi-initialzündende Residenz 1988 war er regelmäßiger Gast an der Spree. Persönliches Highlight für mich damals gerade als Neu-Berliner 1996 das Total Music Meeting mit einem Doppel-Portrait Cecil Taylor und Steve Lacy. Später kam er meist im Duo mit Tony Oxley, den ich in früherer Jahren zwar sehr schätze, zuletzt aber immer als irgendwie uninspiriert und gar störend empfunden habe.
Das letzte Gastspiel C.T.s mag aber inzwischen auch schon 10 Jahre her sein, denn zuletzt reiste er nicht mehr viel und spielte in den letzten 2-3 Jahren auch kaum noch öffentlich. In seiner Heimatstadt New York im Whitney Museum gab's vor zwei Jahren eine Ausstellung zu seinem Lebenswerk in dessen Rahmen er in unterschiedlichen Besetzung spielte. Im Vorjahr spielte er ein Solo bei Ornette Colemans Beerdigung. Dies waren wohl seine letzten öffentlichen Auftritte.

Schade, dass Du ihn nie live erleben könntest, denn das Phänomen Cecil Taylor läßt sich auf Platte nur begrenzt einfangen. Sein Konzerte war ja immer mehr als Musik, eher Rituale. Um Plattenaufnahmen hat er sich ja (leider) auch kaum geschehrt. Zum Glück hat FMP die Berliner Konzert immer gut dokumentiert, auch wenn die CDs mittlerweile vergriffen sind.

Andere Größen wie Braxton oder Mitchell hingegen sind hier in Berlin eher selten anzutreffen und weitaus häufiger bei den österreichischen Festivals zu hören. Glücklicherweise spielte Roscoe Mitchell gerade zusammen mit George Lewis bei der Club Transmediale im Januar ausnahmsweise in Berlin. Auch im stolzen Alter von 77 Jahren hat er nichts von seiner musikalischen Klasse eingebüßt. Mitchell habe übrigens ebenfalls 1995 beim gleichen Festival (siehe oben) mit dem kompletten Art Ensemble of Chicago in Hamburg erleben dürfen. Cecil Taylor und das Art Ensemble waren wahrlich ein guter Startpunkt, um sich dem (Free) Jazz anzunähern.

Ja, die Luft wird dünner für die Pioniere des afro-amerikansichen Free Jazz. Trompeter Wadada Leo Smith fiel mir da noch ein. Pharoah Sanders und Archie Shepp sind natürlich auch noch lebendig, aber leider haben (für mich) beide völlig ausgewimpt. Zwar können beide noch saxophon-spielen, aber die Musik, die sie heute machen und die "Begleit"-Bands mit denen sie unterwegs sind, sind (für mich) leider bedeutungsloser Mainstream-Jazz, der die eigenen Errungenschaften der 60er auf ungute Weise vergessen macht.
 
Cecil Taylor ist vor zwei Tagen im Alter von 79 Jahren gestorben. Einer meiner ganz großen Helden. Hab ihn ungefähr ein Duzent mal live erleben können und erst da entfaltete er seine wahre Kraft. Denn seine Konzerte waren eigentlich mehr Rituale, die man nicht nur hören, sondern erleben mußte. Ich bin ja ein recht weltlicher Typ, aber Taylor war für mich irgendwie ein Heiliger. Wenn er den Raum betrat bin ich echt nervös geworden.
WTF?! Das bekomme ich jetzt erst mit weil ich zufällig in diesen Thread klicke... :hmmja:
R.I.P.
und nein, ich habe ihn nie live erlebt :hmmja:
 
Für's daheim auf Platte hören, mag ich ja Taylor Solo besonders. Leider sind die FMP-Aufnahmen (wie z.B. "Tree of Life" 1991) vergriffen (und kaum auf youtube zu finden) und nur recht teuer 2nd Hand zu beziehen. Ein sehr feines Solo-Konzert bei guter Aufnahmen aus der Spätphase ist "The Willisau Concert von 2000 vom Willisau Jazzfestival, dass man noch einigermassen normalpreisig erhalten kann und sei hiermit empfohlen:
 
Der Mitschnitt ist zwar lausig, aber da hab ich wohl Taylor zum letzten Mal gehört: Kammermusiksaal der Philharmonie in Berlin im Duo mit Tony Oxley, 2008:
 
Bald ist es wieder so weit, von 27. bis 29. April steht wieder das Kaleidophon in Ulrichsberg an.
Für mich eines der 3 wichtigen Festivals im Bereich Free Jazz / freie Improvisation in Österreich und darüber hinaus (neben Music Unlimited und Konfrontationen).

Auch dieses Jahr hat Alois Fischer ein klasse Programm zusammengestellt, wie üblich verbinden wir das wieder mit einem langen Wochenende als Familienurlaub (inkl. Schwiegereltern) in Ferienwohnung am Bauernhof. Freu mich schon.

-> http://www.jazzatelier.at/zh5/kal18.htm

Elf Konzerte mit aktueller Musik aus den Bereichen Jazz, Neue Musik und Improvisation stehen auf dem Programm der 33. Ausgabe des Ulrichsberger Kaleidophons. 27 Musiker und Musikerinnen aus verschiedensten Teilen der Welt werden die Jazzatelierbühne bespielen. Ensembles mit langjähriger Geschichte wechseln sich ab mit neuen Projekten. Akustisches steht neben Elektronik, Geschriebenes neben Improvisiertem. Die bunte Mischung kreativer Ansätze ist es einmal mehr, die das Kaleidophon prägt.

kal18pp.jpg
 
Vor einiger Zeit habe ich hier in diesem Thread die Amerikaner BATTLE TRANCE vorgestellt, vier Tenorsaxophonisten aus Brooklyn, N.Y. Momentan ist zwar weder ein neues Album geplant noch eine weitere Europatour von BATTLE TRANCE in Sicht, doch der Gründer der Formation, Travis Laplante, hat zusammen mit den Schlagzeuger Gerald Cleaver ein Duo mit dem Namen SUBTLE DEGREES gegründet und ebendieses Duo hat Ende Februar ihr Debütalbum mit dem Titel "A Dance That Empties" herausgebracht. Hier mal der Trailer zum Album:
Eine Klangwelt zwischen zeitgenössischer klassischer Musik, Avant Garde Jazz und minimalistischer Musik.
SUBTLE DEGREES gibt es auch auf Bandcamp, dort kann man sich die drei Kompositionen des Albums mal anhören:
https://subtledegrees.bandcamp.com/

Im Netz wird der musikalische Stil des Tenorsaxophonisten Travis Laplante immer wieder mit dem Stil eines Colin Stetson verglichen, etwas zu Unrecht, wie ich finde, denn meiner Meinung nach hat Laplante mit Formationen wie BATTLE TRANCE und auch SUBTLE DEGREES bereits durchaus Eigenständiges geschaffen.
 
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Für Connaisseure klassischer Bebop-Trompeten-Kunst hier ein kleiner Geheimtipp:
Tony Fruscella hat nur ein Album unter seinem Namen 1955 veröffentlicht. Sein Karriere startete nicht so richtig durch und mit 42 erlag er auch schon den Drogen und dem Alkohol. Seinen Lebensunterhalt verdiente er als Handwerker. Sein Trompeten-Spiel ist dabei eher hintergründig spektakulär. Sein Ton und seine Phrasierung sind unglaublich fein und geschmeidig, gar samten, ohne dabei in diesen zuckerwattigen Kitsch abzugleiten, wie ihn die ECM-Skandinavier heutzutage an den Tag legen.
 
Fahre zur Zeit, bzw. mal wieder sehr auf so End-70er/Anfang-80er spärisches 'New Age' Zeug ab.
- Rainer Brünninghaus / Markus Stockhausen / Fredy Studer - Continuum (1984) läuft hier seit ich sie vor paar entdeckt habe ständig.
- Azimuth (die Briten, nicht die Brasilianer Azymuth (oder Azimüth). Auch geil, aber funky.) Laufen auch oft.
- David Torn - Cloud About Mercury ist eins meiner Alltime-Faves, nenne die LP seit 15 Jahren mein Eigen.
- Gerade aktuell entdeckt habe ich Eberhard Weber, vor allem die Fluid Rustle von 1979, mit u.a. Azimuth's Norma Winstone.
verdammt.. ausgerechnet die Platte ist auf dem dt. YT gesperrt.

Wer hat mehr Sachen in die Richtung(en)?
Wahrscheinlich muss ich einfach irgendwann mal den kompletten ECM Katalog auseinander nehmen...
 
Mit sowas kann man mich ja echt jagen und mein Kitsch-Alarm-Glocken gehen steilt ... aber vielleicht muss ich doch mal ein Ohr riskieren;-)

Kennst Du den Amerikaner Harold Budd? Könnte eventuell was für Dich sein. Oder The Necks? ... wobei die gerade (für mich Empfinden) grandios und kitschfrei agieren. Oder quasi die zeitgenössische New Age-Variante Alva Noto + Ryuichi Sakamoto ...
 
Frisch reinbekommen, läuft gerade und bläst alles weg. Was für ein Feuerwerk!
Anthony Braxton/ sax, William Parker/ bass, Milford Graves/ drums
 
Meine derzeit allerliebsten knapp 1,5 Minuten Musik:

das sehr schön rumeiernde, tastende, vermeintlich ziellose Trommelintro zu Beginn von Donald Byrds "The Little Rasti".

Irgendwann nach ca. 1:30 setzen dann noch wundersamerweise die Cowbells ein, aber da ist das beste vom Stück eigentlich schon wieder vorbei, und es wird im Anschluss noch eine gute Viertelstunde kompetent gegroovt und gefunkt. Weil's auf Blue Note erschienen ist, pack ich es hier beim Thema Jazz rein:

 
Eines meiner Lieblingslabel, Svart Records aus Finnland, haben ein Free Jazz Juwel aus dem Jahr 1973 neu aufgelegt.
Eine der rareren Peter Brötzmann Veröffentlichungen, "Hot Lotta", im Quartett mit Peter Kowald, Juhani Aaltonen & Edward Vesala, mit einer bislang unveröffentlichten Radiosession als Bonus.
Hab ich mal vorbestellt.

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-> https://www.svartrecords.com/product/hot-lotta-3/#hot-lotta-2

 
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