Jazz

Apropos Jazzgitarre:

gibt es irgendwelche Meinungen oder Empfehlungen der Experten zu Grant Green?

Ich kenne und habe nur 2-3 Platten von ihm ("Green Street", "Street Of Dreams", und noch eine dritte, auf die ich jetzt nicht komme); v.a. die "Green Street" finde ich ziemlich gut.
Frechheit sowas! :acute: Wo hast Du mich da reingestürzt? Höre den ganzen Tag nur Grant Green. Bisher die folgenden Hit-Alben ausgemacht:
- Green Street (1961): frühes git/b/dr-Trio
- Nigeria (1962, VÖ erst 1980): Quartett mit p/b/dr. Es gibt da drei Alben im Quartett mit Pianist Sonny Clark. Nigeria gefällt mir am besten, weil Schlagzeuger Art Blakey (nur auf dieser Platte) ein rohes Feuer gezeugt, siehe Clip unten.
- Idle Moments (1963): Sechstett mit Vibraphone und Tenor Sax. Eher ruhig, aber nicht so Routine-Schnulzen, sondern extra einfühlsam und ergreifen. Das Titel-Stück - Alter!
- Solid (1964): Sechstett mit Tyner, Elvin Jones und Henderson.
- Talkin' About (1964): heißes Trio mit Orgel
- Street of Dreams (1964): gleiches Trio aber plus Vibraphone

In der zweiten Hälfte der 60er widmet sich Grant Green dann erstmal dem Heroin. 1969 kehrt dann zurückund seine Musik nimmt einen deutlichen Funk-Einschlag. Ist aber nicht mein Ding.

 
Frechheit sowas! :acute: Wo hast Du mich da reingestürzt? Höre den ganzen Tag nur Grant Green.

Feeut mich zu hören, immer gern zu Diensten.

Nachdem Du mir schon so schöne Sachen wie Tim Berne, Cultes Des Ghoules oder den Doom-Michael Jackson nahe gebracht hast, musste ich doch auch endlich mal so nen richtig krass-derben Kram beitragen.
 
Kann mir bitte ein bewanderter Kenner ein gutes Einstiegsalbum für John Coltrane nennen? Prämisse: Bitte nix zu softes, es darf - wenn möglich - schon ordentlich krank sein. Danke!
 
Weißte was? Dann nimm doch auch gleich nur die
Blue Train (1957)
und die
Ole (1961),
weil Du dann zum Einem fünf großartige Coltrane-Alben hast und zum Anderen aber auch die einmalige Evolution des John Coltrane exemplarisch nachvollziehen kannst. Das Spannende an Coltrane, finde ich persönlich, ist ja (u.a.) dass er im Gegensatz zu Musikern wie Ornette Coleman, Albert Ayler oder Cecil Taylor, die gleich zu Beginn ihrer musikalischen Laufbahn relativ revolutionäre Werke rausgehauen haben, sich erst im Grunde genommen sehr spät und Stück für Stück vom traditionen Bebop (Blue Train) über den modalen Jazz (Ole, A Love Supreme) hin zum Free Jazz entwickelt hat. Im relativ hohen Alter von 30 Jahren hat er überhaupt erst die ersten Alben unter eigenem Namen veröffentlicht und mit 40 lag er dann schon unter der Erde, aber was da in den letzten 10 Jahren passiert ist, ist schon ein ziemlicher Wahnsinn.

Wenn Du etwas speziell "krankes" suchst, hör doch mal in
Om (1965)
rein. Da waren sicher einige Drogen mit im Spiel.
 
Kann mir bitte ein bewanderter Kenner ein gutes Einstiegsalbum für John Coltrane nennen? Prämisse: Bitte nix zu softes, es darf - wenn möglich - schon ordentlich krank sein. Danke!

Ok, krank:

Stellar Regions (sehr frei, Quartett mit Alice Coltrane, Rashied Ali, Jimmy Garrison)
Interstellar Space (Drums und Sax-Duett mit Rashied Ali)
Live In Seattle (Krach mit Methode, hier gibt es das klassische Quartett, mit Pharoah Sanders verstärkt)
Live At The Village Vanguard Again! (zweites Quartett plus Pharoah Sanders)
Live In Japan (ditto)
Meditations und/oder First Meditations (Auf First Meditations gibt es das klassische Quartett in freier Form, Meditations ist echt wild, mit einem zweiten Drummer in Rashied Ali, und Pharoah Sanders am Saxophon)
Ascension
Om

Coltrane ist aber so vielseitig, und genial, dass man generell mit seinen Alben als Leader nicht falsch liegen kann.

Muss man haben:

A Love Supreme
Crescent
Ole!
Giant Steps (am besten das Atlantic boxset)
Live At The Village Vanguard
 
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Kann mir bitte ein bewanderter Kenner ein gutes Einstiegsalbum für John Coltrane nennen? Prämisse: Bitte nix zu softes, es darf - wenn möglich - schon ordentlich krank sein. Danke!
Da empfehle ich Dir uneingeschränkt die beiden Alben "Live at the Village Vanguard Again!" von 1966 und "Meditations", 1965 entstanden. Beide Alben haben ja @kylie und eben auch @twelvetrombones bereits genannt, wobei ich denke, dass Dir gerade das Live-Album von 1966 sehr viel Freude bereiten wird!
 
@Fire Down Under
Ich würde auch zu Meditations und Om raten, für die etwas "speziellere Ausrichtung" von Coltrane.
Giant Steps, sein erstes Album auf Atlantic und sein Durchbruch als Solo-Künstler, brauchst du auch unbedingt. Weniger abgedreht als die anderen zwei genannten Alben, aber unglaublich gut und sehr wichtig für die Entwicklung im Jazz.
 
Im Juni kommt einer der ganz Großen des Jazz auf Europatour, der 1927 (!) geborene Altsaxofonist Lee Konitz!

Hier die bisher bestätigten Termine:

June 13, Orania, Berlin/Germany ( Lee Konitz - alto saxophone, Andreas Schmidt - piano, Heinrich Köbberling - drums)

Die restlichen Termine dann als
LEE KONITZ QUARTET
Lee Konitz - alto saxophone
Florian Weber - piano
Jeremy Stratton - bass
George Schuller - drums
June 14-16, Cafe Montmartre, Copenhagen/Denmark
June 17, ARCUB, Bucharest/Romania
June 18, Budapest, Hungary
June 19, Linz, Austria
June 22, Villach/Austria
June 24, Porgy & Bess, Vienna/Austria

Frage an @kylie: Lee Konitz hast Du bestimmt schon mal gesehen, schaust Du ihn Dir in Berlin an?
Ich selbst werde das Konzert in Linz besuchen.
 
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@Fire Down Under :

In der Abteilung „ordentlich krank“ empfehle ich Dir die „Interstellar Space“.

Bitte nicht vom gruseligen Cover abschrecken lassen (warmgelber Abendhimmel über den Wolken, please file under „Panflöte/New Age/Meditation“) — die Musik ist das Gegenteil davon: ein Saxofon, ein Schlagzeug, ein vierzigminütiger Wahnsinnstrip.

Gleich mal die Scheibe schön laut durch die Wohnung brettern lassen und danach zum Runterkommen aufs Wolfcityfest, flockige Frühlingsmusik lauschen!
 
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Ein Jazzkonzerttipp für alle Interessierten aus Linz und Umgebung:

Am Dienstag, den 5. Juni 2018 spielt das Trio Barry Altschul´s The 3dom Factor im afo architekturforum Oberösterreich, Herbert-Bayer-Platz 1, Konzertbeginn: 20:00 Uhr.

Besetzung:
Barry Altschul Schlagzeug
Jon Irabagon Tenorsaxophon
Joe Fonda Kontrabass

Der 1943 geborene Drummer Barry Altschul gehörte ab 1963 über Jahre hinweg zum Paul Bley Trio und spielte unter anderem mit Johnny Griffin, Hampton Hawes und Lee Konitz . 1969 gründete er mit Chick Corea, Dave Holland und Anthony Braxton die Gruppe Circle.
Jon Irabagon, ein 1979 geborener Tenorsaxophonist, gewann 2008 die Thelonious Monk International Competition und trat schon mit Kenny Barron und Kris Davis (beide Piano) auf.
Der Bassist Joe Fonda schließlich war in den 80er und 90er Jahren Mitglied in verschiedenen Formationen von Anthony Braxton, als Sideman war er unter anderem bei Archie Shepp und Kenny Barron tätig.

 
Frage an @kylie: Lee Konitz hast Du bestimmt schon mal gesehen, schaust Du ihn Dir in Berlin an?
Ich selbst werde das Konzert in Linz besuchen.
Gut, dann geht ich da mit @IronUnion mal hin, wenn ich auch etwas skeptisch bin aufgrund der Zusammenwürfelung mit zwei Berlinern, aber es ist ja vielleicht die letzte Gelegenheit.
Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob ich ihn in den 90ern mal irgendwo gesehen hab, aber seine Musik begleitet mich schon zwei Jahrzehnte. Hatte gerade vor ein paar Monaten wieder ein kleines Konitz-Revival und hab da meine Plattenausstattung etwas aufgebessert.
Danke füer den Tipp, @Dunkles Futteral !
 
Hab übrigens gerade eine große Hank Mobley-Phase. Hab den Burschen irgendwie immer etwas ignoriert, weil er nicht so denn ganz großen Ton pflegt und auch nicht diese Evolution zum Free Jazz hin mitgemacht hat, wie sie mich bei so vielen Tenoristen der 60er fasziniert. Dafür hat er aber ein ganz ergreifendes Melodie-Gespür und ist ein geschmackvoller Komponist.
Bin da jetzt über den Grant Green-Link (Hank Mobley - Workout, 1961) reingeraten. Mir gefallen übrigens besonders die früheren Sachen:
Hank Mobley - and his all stars (Blue Note 1957)
Hank Mobley Quintet (Blue Note 1957)
Das besondere daran ist auch der rohe Mono-Sound. Insbesondere bei Schlagzeuger Art Blakey (der sowieso jede Band unglaublich pusht) rumpelt so herrlich schrottig, dass Fenriz sein helle Freude daran hätte.
 
Was schon länger hier herum liegt:
Das Kondensat - s/t
Ein Trio mit Gebhard Ullmann (Saxophon), Oliver Potratz (Bass) und Eric Schaefer (Drums). Ullmann ist wohl ziemlich bekannt, nur kenne ich mich halt nicht aus. ;) Egal, jedenfalls war ich auf die CD gestoßen, weil ich bereits eine Ullmann CD besitze: E & U Mann mit Ullmann, Daniel Erdmann (Saxophon), Johannes Fink (Bass) und Christian Lillinger (Drums).
Bei Das Kondensat haben sie jedenfalls noch ein paar elektronische Spielereien zum Sound hinzugefügt, ohne dass die zu sehr ins Gewicht fallen:
https://whyplayjazz.bandcamp.com/album/das-kondensat

Bazga - Abenteuer Statik
Ein Quartett (Saxophon, Drums, Bass, Gitarre). Kam letztes Jahr auf Unit Records raus. Aufgrund der Gitarre wird es ab und an etwas (Post-)rockig. Könnte für manche etwas zu vedüdelt sein, mir gefällts.
https://soundcloud.com/bazga/ratten
 
Ich bin ja immernoch tief versunken im Bebop der späten 50er/frühen 60er. Zuletzt war ich bei Lee Morgan angekommen, von dem ich eh seit Ewigkeiten ein paar Alben habe, aber der mich zumindest als Bandleader immer etwas abschreckte wegen seines Hit-Album The Sidewinder (1963), weil mir diese Groove/Acid Jazz-Ausrichtung gar nicht taugt (mit Hancock's Cantaloupe Island kann man mich in die Flucht jagen). Dennoch bietet die morgan'sche Diskographie einige, oder vielleicht überwiegend, Perlen, auch für Hörer mit meinem "Handicap".

Besonders herausheben, weil besonders erhebend, möchte ich das Album Search for the New Land, aufgenommen 1964 mit u.a. Wayne Shorter, Grant Green und Herbie Hancock. Das album-eröffnende, 15-minütige Titelstück arbeitet mit einem sehr ungewöhnlichen klangmalerischen Ansatz. Großartig.

Irgendwie ist mir dann zu Ohren gekommen, dass es über Lee Morgan einen akutellen Dokumentarfilm gibt. Zu meiner freudigen Überraschung fand ich ihn dann auch gleich auf Netflix. Der Film beleuchtet das Leben von Lee und seiner Frau Helen, die ihn 1972 (Lee war gerade mal 33 Jahre alt) in einem Jazz-Club als er gerade die Bühne zum zweiten getrete wollte, erschoss.
Der Film ist spannend erzählt ohne dabei billig-reißerisch zu agieren. Es gibt guten Footage-Material zu den Morgans und Zeit-Zeugen die tatsächlich den beiden nahe standen. I Called Him Morgan - unbedingte Empfehlung!
https://www.youtube.com/watch?v=yxLByThNvWU

P.S.: Im Gegensatz dazu ist die Coltrane-Doku "Chasing Trane" (auch auf Netflix) ein frecher Witz. Klar, Coltrane gibt sicher einen tollen Stoff her, aber der Mangel an Original-Material und Interviews mit überwiegend Figuren aus der 3. Reihe, machen diese Doku leider sehr überflüssig bis ärgerlich. Sorry, aber die Expertise eines Bill Clinton interessiert mich einen Scheißdreck in Bezug auf John Coltrane.

P.P.S.: Der Regisseur von 'I called him Morgan', Kasper Collin, hat ein paar Jahre vorher auch eine Duko über Albert Ayler gemacht ("My Name is Albert Ayler"). Leider hab ich diese noch nirgends gefunden.
 
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