Jazz

Der Rolling Stone hatte schon vor Jahren eine Liste mit den "100 besten Jazz Alben" veröffentlicht und die kann man so im Internet abrufen. Es tummeln sich sowieso immer dieselben Alben in den Spitzenpositionen. Es wäre mal vorteilhaft und interessanter, wenn man nicht so bekannte Jazz Alben bzw solche, die nie wirklich in die erste Liga aufgestiegen sind, aber von der Qualität den Altbekannten in nichts nachstehen, aufzulisten.

Die Rolling Stone Liste kenne ich auch, die habe ich auch übers Internet gefunden. Die fand ich aber übrigens im Vergleich zu der Liste jetzt im musikexpress wesentlich ausgeglichener und aussagekräftiger, wenn man nur mal die ersten 50 Plätze vergleicht. Auf den hinteren Plätzen solcher Listen findet man dann durchaus auch ein paar nicht so bekannte Alben, aber vorne sind es die üblichen bekannten Namen, wie Du es auch schreibst. Im musikexpress finden sich auffällig viele neuere Sachen der letzten drei bis fünf Jahre, manches davon kenne ich gar nicht, man merkt halt, für welche Zielgruppe der musikexpress schreibt. Ich gehöre da wohl nicht dazu.
 
Ach ja, die Konsensscheiben "Kind Of Blue" und "A Love Supreme": die "Master Of Puppets" und "Reign In Blood" des Jazz oder so.
 
Im musikexpress finden sich auffällig viele neuere Sachen der letzten drei bis fünf Jahre, manches davon kenne ich gar nicht, man merkt halt, für welche Zielgruppe der musikexpress schreibt. Ich gehöre da wohl nicht dazu.

Vieles der neueren Jazz-Sachen kenne ich auch nicht. Liegt aber wohl daran, das ich bei den Klassikern noch viel nachzuholen habe. Das einzige Jazz-Album der letzten Jahre, das ich kenne und für ein Meisterwerk halte, ist "The Epic" von Kamasi Washington.

Ach ja, die Konsensscheiben "Kind Of Blue" und "A Love Supreme": die "Master Of Puppets" und "Reign In Blood" des Jazz oder so.

Über "Kind of Blue" lässt sich streiten, genauso wie über "A Love Supreme". Aber es ist so, dass sie in jeder Liste vorne auftauchen werden, genauo wie die von dir gennaten Metal-Alben. MMn könnte man auch an Stelle von "A Love Supreme" "Ascension" setzen. Für "A Kind of Blue" fällt mir momentan kein adäquater Ersatz ein, da ich mich im modalen Jazz nun nicht auskenne.
 
So eine allgemeine "Jazz"-Liste ist ja doch eher mal unnötig, weil die Zeitspanne und die Spielarten-Vielfalt viel zu groß ist. Wer vergleicht schon gerne Alben wie "Powerslave" und "Henbane"?

Beschäftigen wir uns doch lieber mit etwas Sinnvollem und hören Jackie McLean (alto sax | 1931 - 2006). Seine Hochphase liegt sicherlich in den 60ern und ist umfangreich über Blue Note Records dokumentiert. Ich mag ja besonders eine klavierlosen (stattdessen mit Vibraphonist Bobby Hutcherson) Quintett-Aufnahmen, wie z.B. One Step Beyond (1963), Destination ... Out! (1963) und Action, Action, Action (1964).
 
Wurde ein paar Seiten vorher schon angemerkt, übermorgen (22.06) erscheint das zweite Album von Kamasi Washington: "Heaven & Earth".
Man darf sich mal wieder auf einiges gefasst machen. Zwar umfasst das neue Werk diesmal nur 2 CDs und dauert auch "nur" 2,5 Std. im Gegensatz zum seinem Vorgänger "The Epic", aber immerhin wieder ein Monstrum im Gegensatz zu anderen Veröffentlichungen.
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Album des Tages: Grachan Moncur lll - Evolution (Blue Note, 1964):

Gestern sind über JPC ein paar CDs der Rudy Van Gelder Edition bei mir eingetroffen, die Green Street von Grant Green, von Hank Mobley Roll Call und Soul Station und eben das Evolution Album von Grachan Moncur III, ist alles sehr gut, danke für die Erwähnungen dieser und ähnlicher Alben hier im Thread, @IronUnion und @kylie, aber insbesondere Grachan Moncur III´s Evolution hat es mir sehr angetan, sehr eigenwilliges Zeug, einerseits fröhlich, andererseits mit einem seltsamen düsteren Unterton, der mich sehr anspricht. Ich mag ja insbesondere das Vibraphonspiel von Bobby Hutcherson, mit dem Mann sollte ich mich auch näher beschäftigen, @kylie hat ja in seinem letzten Beitrag hier auch wieder Alben genannt, wo Hutcherson beteiligt war.
 
Bin auch gerade ziemlich auf Bobby Hutcherson. Neben den schon erwähnten Jackie McLean-Scheiben und der Grachan Monchur III (übrigens sein 1964er Album "Some Other Stuff" ist auch großartig) ist natürlich das unangefochtene Highlight seiner Discographie Eric Dolphy's Out To Lunch. Ebenso ein Muss die Idle Moments von Grant Green (meine Lieblings-GG-Scheibe), wo man Hutcherson in einem sanfteren Kontext hören kann. Unter seinem eigenen Namen empfehle ich die Dialogue (1965) mal anzuchecken.
 
Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich den Auftritt von Lee Konitz am 19. Juni in Linz nun doch nicht gesehen habe, obwohl ich die feste Absicht hatte, dort hinzugehen und es hier auch groß angekündigt hatte. Bin leider etwas zu knapp hingekommen und der Veranstaltungsort, ein Klaviergeschäft, war bereits zum Bersten mit Besuchern gefüllt. Ich hatte zwar für mich und meine Frau Karten reserviert, aber diese Reservierung dürfte irgendwie verloren gegangen sein. Jedenfalls gab es zu dem Zeitpunkt, als ich dort war, (gerade) keine Sitzplätze mehr und der Veranstalter hat mir und anderen draußen Wartenden mit Handzeichen zu verstehen gegeben, dass wir vorerst mal warten müssen. Bin dann leider schnell ungeduldig geworden und zähneknirschend wieder abgezogen und habe den Abend daheim bei strahlendem Sonnenschein am Balkon verbracht. Hätte ich nur etwas mehr Geduld aufgebracht, hätten wir sogar Sitzplätze bekommen, die mittlerweile extra für uns bereitgestellt worden waren.

Irgendwie schade, dass ich das Konzert nicht gesehen habe, aber an dem Abend hatte ich irgendwie wenig Bock auf so viele Leute (womit ich aber wohl rechnen hätte müssen), draußen dann das schöne Wetter und das war es dann mit dem geplanten Konzertbesuch. :hmmja:

Hier ein kurzer, eher nichts sagender Bericht vom Linzer Konzert, allerdings mit ein paar Austriazismen, die ich als Österreicher ganz amüsant fand und die ich den Interessierten hier nicht vorenthalten will:
http://www.nachrichten.at/nachricht...n-starkes-Stueck-Jazzgeschichte;art16,2929849

Die von @IronUnion beschriebenen kuriosen Gesangseinlagen von Lee Konitz gab es in Linz übrigens auch, wie mir ein Konzertbesucher erzählt hat, auch hier war es mehr die Stimme des Saxophons, die Konitz nachahmen wollte, als Gesang im klassischen Sinne. Besonders positiv aufgefallen sein soll der Pianist Florian Weber an dem Abend in Linz. Sonst kann ich leider nichts aus erster Hand von dem Abend berichten, aber in Kürze wird es ein YT-Video vom Linzer Konzert geben, das werde ich mir mal anschauen und vielleicht hier auch posten, mal sehen.
 
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"Bummvoll", "hitziger Kraftlackel" - das liest sich doch sehr schön in den "OÖ-Nachrichten"!

Und wo hier gerade von Grachan Moncur III die Rede war (dessen "Some Other Stuff" ich auch seit letztem Jahr besitze, aber noch nicht oft genug gehört um mir eine Meinung zu bilden), eine wichtige Frage in die Expertenrunde: Wie spricht man den Namen eigentlich aus?
 
Hatten wir hier die legendäre Fusion Band "Steps Ahead" schon? Gegründet wurde die Band von Mike Mainieri, der vor allem für sein Vibraphonspiel bekannt ist. Es gab immer wieder Veränderungen in der Besetzung. Mit Steve Kuhn, Michael Brecker, Peter Erskine, Tony Levin usw. waren schon so einige Hochkaräter in der Band.

Soo smooth... :cool:
 
GM3 ... nee, da sprichst Du wirklich ein großes Problem an.


Genau für solche Musik wurde das Internet erfunden. Platten anklicken, bestellen, fertig.

Erspart einem die Peinlichkeit, beim Jazzplattenhändler um die Ecke seinen Ruf mit einem verschämt gestammelten "Haben Sie von Gräääitschn Monköör sse ssöörd, also äh ich meine Grakkan Monkrr srii, ööhhm oder wie der heißt, also ach wissen Sie - ich nehm die Gunter Hampel da hinten in der Auslage" zu ruinieren.
 
Genau für solche Musik wurde das Internet erfunden. Platten anklicken, bestellen, fertig.

Erspart einem die Peinlichkeit, beim Jazzplattenhändler um die Ecke seinen Ruf mit einem verschämt gestammelten "Haben Sie von Gräääitschn Monköör sse ssöörd, also äh ich meine Grakkan Monkrr srii, ööhhm oder wie der heißt, also ach wissen Sie - ich nehm die Gunter Hampel da hinten in der Auslage" zu ruinieren.
Ich hab mich jetzt für ein selbstbewußt (Achtung, Kalauer-Alert!) herausposauntes "Gretchen Mondkur Drei" entschieden. Eine gewisse künstlerische Freiheit gehört einfach zum Jazz dazu.
 
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Gretchen Mondkur Drei. Grübel...Eigentlich ein cooler Bandname, gerade für ein Trio, oder? @kylie, @IronUnion, seid Ihr dabei? Und mit Kylie hätten wir auch einen Profi dabei... Crossover ist ja nicht so mein Ding, aber bisschen Jazz, bisschen Extreme Metal, aber die berechtigte Frage ist dann: Ist das noch Jazz? ;)
 
Gretchen Mondkur Drei. Grübel...Eigentlich ein cooler Bandname, gerade für ein Trio, oder? @kylie, @IronUnion, seid Ihr dabei? Und mit Kylie hätten wir auch einen Profi dabei... Crossover ist ja nicht so mein Ding, aber bisschen Jazz, bisschen Extreme Metal, aber die berechtigte Frage ist dann: Ist das noch Jazz? ;)

Wenn ich meine Gitarre anfasse, dann wird garantiert kein Jazz draus.

Das wird dann aber auch kein Crossover. Und schon gar kein Extrem Metal.

Das wird dann . . . nix!
 
Ich finde der "Bandname" deutet eher in Richtung deutschsprachiger, pseudo-alternativer, aber eigentlich doch Voll-Spießer-Halb-Schlager-Rock deren Karriere-Highlight und gleichzeitig auch irgendwie Sargnagel ein Auftritt in Ina Müller Talk Show sein wird. Im übrigens lege ich Wert auf die Bezeichnung "Semi-Profi" von wegen der Street Credibility und so, wa. ;)
 
Wühlen wir uns weiter durch die Schatztruhe der goldenen Ära des Blue Note Labels. Wayne Shorter - sicherlich present in jeder halbwegs sortierten Jazz-Sammlung als Saxophionist des zweiten großen Miles Davis-Quintetts - hat bei mir als Leader auch so nen klassischen Fehlstart hingelegt, als ich mir vor 20 Jahren das 1966er Album Adam's Apple zulegte. Es hat ein bißchen einen ähnlichen Effekt wie Lee Morgan's Sidewinder-Album. Zu Beginn steht so ein recht simpler Blues, der auf mich sehr nervig wirkt. Nach hinten raus, hat die Scheibe durchaus Qualitäten. Aber diesen Fehlstart überwunden, hat die Shorter'sche Diskographie doch einiges zu bieten. Ein empfehlenswerter Klassiker ist natürlich das 1964er Quintett-Album Speak No Evil. Wer das zweite Miles Davis-Quintett bereits kennt, wird hier einige Parallelen bemerken, die sich nicht nur auf die personelle Besetzung beziehen.
Ich möchte hier allerdings ein anderes und durchaus ungewöhnliches Werk von 1965 herausstellen: The All Seeing Eye. Nach meinem beschränkten Einblick in das Euvre Shorters das offenste, free jazzigste Werk. Die Besetzung als Septett bzw. Oktett in einer Nummer, fällt auch recht groß aus und unser Freund Grachan Moncur III ist auch dabei, wenn auch nicht in exponierter Weise. So klingen neben offener und recht luftigen Passage immer wieder warme Big Band-Sounds durch, die dieses Album so besonders machen. Shorter ist für mich gar nicht mal so sehr als Solist herausragend, vielmehr glänzt er durch ein recht eigenes Gespür für Komposition und Arrangements.

 
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