Jazz

Wahrscheinlich in gut informierten Jazzkreisen ein alter Hut, aber für mich ist es neu und ich bin begeistert:

Charles Mingus hat nicht nur seine Katze (mit dem schönen Namen "Nightlife") trainiert, eine normale Toilette zu benutzen, sondern für die interessierte Allgemeinheit auch einen Trainingsleitfaden ("CAT-alog") dazu verfasst.

Hier nachzulesen: http://mingusmingusmingus.com/mingus/cat-traning-program
 
Es wird mal wieder Zeit für ein gepflegtes Thelonious Monk-Revival. Neben Cecil Taylor für mich der liebste Jazz-Pianist. Ohne Frage der unverkennbarste Pianist der Bebop-Ära. Für Deaf Forensiker eh predestiniert, denn er verkörpert 'Kauzigkeit' wie wohl niemand anderes im Jazz. Zum einen ist er am Klavier mit seiner eruptierten und hakenschlagenden Art unverkennbar, zum Anderen sind seine Kompositionen so wunderbar ... äh, monk-esk, d.h. sehr kantig und melodiös versponnen, aber stets mit großem Wiedererkennungswert und bilden damit eine unvermeidlich Anlaufstelle für die beiläufige Alltags-Pfeifereien von User @kylie . Obendrauf war er auch noch ein höchst skurriler Charakter, der unter anderem dafür bekannt war, während der Soli seiner Mitmusiker ein kleines Tänzchen aufzuführen ().

Tja, was soll man von dem Burschen bloß empfehlen? Oder vielleicht eher was soll nicht empfehlen? Nee, sage wir mal doch eher Empfehlungen. Also was das Frühwerk angeht vielleicht die beiden Blue Note-Alben "Genius of Modern Music Vol 1 & 2", die verschiedene Aufnahmen und Besetzungen der von 1947 bis 1952 compilieren. Dann vielleicht noch "Brillant Corners" (1956) mit Sonny Rollins am Sax, das Solo-Album "Alone in San Francisco" von 1959 und dann natürlich (für mich wohl das Highlight) die goldenen Jahre mit seinem Quartett mit Saxophonist Charlie Rouse. Da gibt es einige Scheiben und ich picke vielleicht mal die 1967-Platte "Straight, No Chaser" heraus.

Monk starb 1982 im Alter von 64 Jahren. Die letzten zehn Jahre seines Lebens lebte er aber zurückgezogen und spielte keine Musik mehr. Die zunehmenden Auswirkungen seiner Bi-Polarität machten dies unmöglich.

Hier Live-Aufnahmen seines Quartetts von 1966: https://www.youtube.com/watch?v=eNnTptucq24
 
Zuletzt bearbeitet:
Ender der 90er tat sich das Berliner Quartett Die Enttäuschung (Axel Dörner-Trompete, Rudi Mahall-Bassklarinette, Jan Roder-Bass und Uli Jennessen-Schlagzeug) mit Pianist Alexander von Schlippenbach zusammen, um sich unter dem Titel Monk's Casino ausschließlich dem Gesamtwerk (ca. 65 Kompositionen) von Thelonious Monk zu widmen. Hab damals im (alten) Jazzkeller Treptow die Band an fünf Tagen in Folge gehört, wo alle Stücke durchexerziert worden. Bin zwar eigentlich kein großer Freund von so "Cover"-Projekten, aber das haben sie echt gut gemacht. Irgendwie den Geist des Bebops eingefangen und dabei aber mit so einer gewissen kantigen und verschmitzen Note. Und dann diese Bassklarinette - als würde Eric Dolphy bei Monk in der Band spielen. Was leider nie der Fall war, aber absolut Sinn gemacht hätte.
Es gibt da auch so ne CD-Box auf Intakt Records.

Ebenfalls ein großer Monk-Interpret ist Steve Lacy. Er spielt mal um 1960 kurz in Monks Band und kam danach immer wieder auf dessen Kompositionen zurück: https://www.youtube.com/watch?v=eSWB24ibKmQ

Natürlich spielen auch viele andere Jazz-Musiker Monk, lassen dabei aber häufig die nötige Kante und den nötigen Witz vermissen.

P.S.: Hab Die Enttäuschung auch häufiger ohne Schlippenbach und Monk gehört. Unvergesslich die Ankündigung im Aushang als sie mal in der Baracke vom Deutschen Theater spielten: "Heute spielt leider die Enttäuschung."
 
Gerade lief Monk's Dream von 1963. Quartett-Album mit Charlie Rouse.
Ich mag auch irgendwie den luftigen Sound der Teo Macero-Produktionen aus den 60ern für Columbia Records.
 
Was man alles nicht findet im Netz. Es ist recht ärgerlich.

Ich bräuchte mehr Hörquellen zu Hans-Joachim Hespos [Neue Musik]. Wüsste da jemand weiter?

 
Ich weiß, voll Mainstream und ich kenne mich eh nicht aus, aber Coltranes Spätwerk auf Impulse bläst mich zurzeit brutalst um.
 
Kann mich der Empfehlung von @kylie nur anschließen, habe Endangered Blood schon mal hier in Linz gesehen! Chris Speed ist ein großartiger Musiker, der sehr umtriebig ist und auch ein eigenes Label betreibt. Und Jim Black am Schlagzeug ist auch immer sehenswert! :top:
 
Es war grandios!
Ich war gestern nach der Arbeit, so müde und erschöpft dass ich mich am liebsten nur noch hingelegt hätte... Konnte mich aber glücklicherweise dorthin schleppen. Während des Konzerts war die Müdigkeit auch vergessen.
Die Band hat so gut zusammen gespielt, ein ruhiges Sitzen war einfach unmöglich.
Habe mir dann noch 2 Alben mitgenommen.
 
Das freut mich zu hören. :feierei:

Hatte mir auch das akutelle Album beim Konzert geholt und es lief schon einige Male zur großen Freude ... nur in Punkto Cover-Artwork und Aufmachung stinkt das Teil ein bißchen. Schade auch, dass der Vinyl-Hype noch nicht bei denen angekommen ist.

Meine große Zeit der NYC Downtown Jazz Szene ist ja schon 20 Jahre her. Für mich das Highlight dieser Ära die hier schon mehrfach von mir angepriesenen Band von Tim Berne Bloodcount (auch mit Chris Speed und Jim Black). Danach hab ich die Szene etwas aus den Augen verloren, weil's für mich andere spannende Musiken gab, aber auch weil mich akutellen Entwürfe von dort nicht mehr so ansprachen. Jim Black's Post Rock-Versuche (AlasNoAxis) find ich z.B. doch eher fad. War eigentlich auch bißchen skeptisch was Endangered Blood angeht. Sicher die Spiel-Grundhaltung ist etwas zurückgenommener, aber dafür glänzt die Musik mit einer ungeähnten melodische Qualität und wenn die Band dann an Fahrt aufnimmt, schaukelt sie sich auch in eine gewisse Hitzigkeit hoch, dass es wirklich eine Freude ist. Wobei ich tatsächlich gerade auch die Balladen beeindruckend fand. Bei den gemeisanen Läufen von Tenor und Alto werden auch Erinnerungen an Lee Konitz und Warne Marsh wach.
 
Hatte mir auch das akutelle Album beim Konzert geholt und es lief schon einige Male zur großen Freude ... nur in Punkto Cover-Artwork und Aufmachung stinkt das Teil ein bißchen. Schade auch, dass der Vinyl-Hype noch nicht bei denen angekommen ist.

Deinen letzten Satz kann ich nicht ganz unwidersprochen lassen, ich kenne die Zahlen zwar nicht und vermute auch, dass die Vinylnachfrage im Bereich Jazz in Amerika nicht so hoch sein wird wie in Europa, da jedoch bei uns in der Künstlervereinigung in Linz, wo ich arbeite, immer wieder Amerikaner auftreten, weiß ich auch, dass die doch (glücklicherweise) immer etwas Vinyl mithaben und auch verkaufen, verständlicherweise werden sie halt nicht so viel mitnehmen auf einer längeren Europatour, da sie ja oft mit dem Zug reisen. Aber doch, Vinyl ist zu haben, auch auf Europatourneen. Auf diese Weise sind mittlerweile drei US-Jazzalben in meiner Sammlung gelandet, also lohnt es sich vermutlich durchaus, nach Konzerten explizit nach Vinyl zu fragen.
 
Da hab ich vor ca. 10 Jahren mal nen Konzert gespielt, was mir noch deshalb besonders in der Erinnerung geblieben ist, weil ich nach Ansage des letzten Stückes doch nicht das Stück gespielt, sondern statt dessen, meinen Kollegen und das Publikum verwundert zurückgelassen, fluchtartig auf's Klo gerannt bin, um zu kotzen. Spektakulär!
 
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