Jazz

Klingt gut, aber der feine Herr wird sich just zu der Zeit in Rio de Janeiro vergnügen. Berlin im Winter ist einfach nichts mehr für mich.

In der Jazz-/Echtzeitmusikszene ist es heutzutage ähnlich wie im Profifussball: es ist einfach zu viel Geld im Spiel, die Protagonisten leben völlig abgehoben ihr Jet Set-Leben und haben den Bezug zum normalverdienenden Fan völlig verloren.
 
In der Jazz-/Echtzeitmusikszene ist es heutzutage ähnlich wie im Profifussball: es ist einfach zu viel Geld im Spiel, die Protagonisten leben völlig abgehoben ihr Jet Set-Leben und haben den Bezug zum normalverdienenden Fan völlig verloren.
Ja, das ist sehr traurig. Wenn die Leute sich nicht ausschließlich durch Wasser und Tütensuppe (Sonntags Ravioli kalt aus der Dose) ernähren, fehlt so ein wenig das Undergroundige, der Dreck, der Überlebenswille, der erst gute Musik entstehen lässt.
@kylie ist so was von Sellout!
:D
 
In der Jazz-/Echtzeitmusikszene ist es heutzutage ähnlich wie im Profifussball: es ist einfach zu viel Geld im Spiel, die Protagonisten leben völlig abgehoben ihr Jet Set-Leben und haben den Bezug zum normalverdienenden Fan völlig verloren.
Ja, das ist sehr traurig. Wenn die Leute sich nicht ausschließlich durch Wasser und Tütensuppe (Sonntags Ravioli kalt aus der Dose) ernähren, fehlt so ein wenig das Undergroundige, der Dreck, der Überlebenswille, der erst gute Musik entstehen lässt.
@kylie ist so was von Sellout!
Diese Einschätzungen greifen natürlich völlig daneben. Vielmehr ist es so, daß hierzulande einfach keiner den Scheiß mehr hören will. Wenn man in seinem Umfeld verbrannte Erde hinterlassen hat und die Charlatanerie erstmal aufgeflogen ist, muss man einfach weitere Bahnen ziehen und hoffen auf ein paar blinde Hühner ... ach nee, Körner ... was auch immer ... zu treffen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich bin übrigens gerade wieder auf einer Albert Ayler-Diät. Zu meinem Ehrentag hat mich die Liebste mit einem ganzen Rudel feinster Polyvinylchlorid-Scheiben beglückt. Mein liebstes Stück (gemeint sind A.A.-LPs) ist übrigens "Albert Ayler Quartet - The Hilversum Session" auf Osmosis Records (ja, das alte Immortal-Label! ;) ) mit Don Cherry/tp, Gary Peacock/b und Sunny Murray/dr (unter dem Titel "European Radio Studio Recordings 1964" auf Hat Hut als CD aktuell re-released. Außerdem denke ich darüber nach, mir endlich den Traum eines Albert Ayler-Shirts mit dem Cover-Motiv der "Bells" zu erfüllen.

Als biographische Einführung empfehle ich nochmals dieses Ayler-Interview: Außerdem möge sich ein Jeder/eine Jede irgendwie illegal (weil legal kommt man da ja leider nicht ran :acute: ) die A.A.-Doku "My Name is Albert Ayler" rein-/runterzuziehen: https://en.wikipedia.org/wiki/My_Name_Is_Albert_Ayler_(documentary)
 
So, jetzt wird auch noch der Jazz-Thread hier für penetrante Eigen-Werbung missbraucht. Ein feinstes, gerade frisch aus dem Presswerk geliefertes Polyvinylchlorid-Erzeugnis gilt es anzupreisen. Jazz im engeren Sinne ist das nun nicht, aber doch als improvisierte Musik irgendwo in einer treulosen Traditionsfolge. Icke an die Klarinette, wa und der Mann am Klavier tauchte in diesem Thread auch schon ein paar Mal mit seiner Band The Necks auf.

a2001309886_10.jpg


artist: The Dogmatics
album title: Chop Off The Tops
label: self-release

release date: October 19th, 2018
formats: LP & download

file under: experimental music / echtzeitmusik / improvisation

stream & purchase at: https://thedogmatics.bandcamp.com/

- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
credits:

The Dogmatics are
Chris Abrahams | piano
Kai Fagaschinski | clarinet

A-Side:
It Never Yielded Results Which They Had Failed to Discover by Other Means 9'32
I Am Now Wearing Surgical Gloves 11'31

B-Side:
Nobody Knew Their Reasons 4'36
Death Is Now Your Friend 16'01


All compositions were hammered and blown by Chris Abrahams (APRA) and Kai Fagaschinski (AKM). The recordings took place at Ausland in Berlin on June 24th and 25th, 2013 and were handled by Chris. They were edited and mixed by the duo during the following year and Werner Dafeldecker took care of the mastering. Rashad Becker did the vinyl cut. The cover drawing and sleeve design were done by Zev Langer. Robert Klonimus provided the lyrics. The photo is a still from a video recorded by Christian Kesten. The production of the album was kindly supported by ske/austro mechana. Many thanks to Zev, Werner, Rashad, Christian, Arthur, Robert, Ausland and SKE.

- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
info:

For many years Sydney-based Chris has used his European tours as a springboard for extended stays in Kai's hometown of choice, Berlin. After appreciating each other’s work for quite a while they began collaborating at a friend's piano-armed kitchen back in 2007. Their musical gatherings were a rather private affair for some years until the release of their debut album The Sacrifice For The Music Became Our Lifestyle, when The Dogmatics turned outwards and toured in England, France, Germany, the Netherlands, Sweden and Switzerland.
While Chris is best known for his distinctive repetitive piano playing as a member of The Necks, Kai has focused more on compositional projects like The International Nothing and The Magic I.D. in recent years. Within their duo Chris and Kai are taking an off-road ride, we might better call it an expedition. Their approach is an open process of delicate sonic exploration where the fusion of abstraction and lyricism never needs negotiation. While their debut release The Sacrifice ... displayed a broad spectrum of short, at times absurd stories, the new album Chop Off The Tops zooms deeply into the molecules of sound. And those sounds seem otherworldly substances, maybe liquids navigated through and observed by two true alchemists. Time is stretched towards stillness before they reach sinister territory. The instruments of measurement are still a piano and a clarinet. Instead of investigating distinct parameters they interfere subtly and echo in each other. So proceed with caution when following these explorers, suspicions have arisen as to the objectivity of their findings.

discography:
The Sacrifice For The Music Became Our Lifestyle (Monotype Records, 2012 | LP)
Chop Off The Tops (self-release, 2018 | LP)
 
An die Gurus hier im Thread, welche Musikrichtung spielt dieser Kerl hier: Cool Jazz?
 
Am Samstag, 8.Dez. gibts bei uns im Weikersheimer club W71 ein besonderes Weihnachtsgeschenk:
Mars Williams presents: An Ayler Xmas.

The Music of Albert Ayler & Songs of Christmas
Mars Williams, Saxophon, Spielzeuginstrumente
Jaimie Branch, Trompete
Knox Chandler, E-Gitarre
Mark Tokar, Bass
Klaus Kugel, Schlagzeug

Ein Weihnachtsgeschenk an unsere Konzertbesucher: diese wunderbar besetzte Gruppe mit ihren Versionen der Musik von Albert Ayler und von Weihnachtsliedern!
Das Konzert beschert uns ein Wiedersehen mit Mars Williams, dem Initiator des Projekts, der uns mit seiner Band Switchback einfach umgehauen hat.
Das gilt auch für die Rhythmusgruppe, Mark Tokar und Klaus Kugel, die uns vor ein paar Wochen zusammen mit Ken Vandermark begeistert hatten. Ihr Debut im club gibt die wunderbare Trompeterin Jaimie Branch, kürzlich noch eine der Headliner bei den Berliner Jazztagen. Zum ersten Mal kommt auch Knox Chandler, der Gitarrist bei Siouxsie and the Banshees, zudem bei The Psychedelic Furs und bei R.E.M. war.

Das Projekt geht aus der Gruppe Witches & Devils hervor, die Mars Williams ins Leben gerufen hatte. In wechselnden Besetzungen trafen sie sich in Chicago. Für diese Konzerte mischte Williams verschiedene Weihnachtslieder mit Stücken aus dem Repertoire des Free-Jazz-Titanen Albert Ayler.

Aylers Musik liegen oft einfachste Melodien zugrunde, die etwas volksliedhaftes hatten, oder in Gospels und Spirituals ihren Ursprung hatten.
Bei Albert Ayler verwandelten sie sich in Hymnen von glühender Intensität. Die Rhythmusgruppe schiebt und puscht und die Bläser verweben sich, ziehen einsame Linien, kommen aufeinander zu, und heben ab in eine Musik, in der sich Schmerz und Glück ganz nahe sind.
Wenn hier also auch Weihnachtslieder zelebriert werden, darunter auch zu Tode genudelte Schlachtrösser wie O Tannenbaum, dann ganz im Sinn der Aylerschen Musik. Keineswegs als bloßer Witz von Jazzern, denen nichts heilig ist, sondern mit all der feierlichen Sentimentalität und dem Ringen um Gemeinschaft und Schönheit.

Dec. 7 – Berlin
Dec. 8 – Weikersheim
Dec. 9 – Krakow
Dec. 11 – Tours, France
Dec. 12 – Paris
Dec. 14 – Lisbon
Dec. 16 – Barcelona (tba)
Dec. 22 – Vienna
Dec. 23 – Amsterdam
 
Musikalisch treibe ich mich im Jazz momentan noch immer in den 60ern herum. Nachdem ich mich ziemlich intensiv mit dem Vibraphonisten Bobby Hutcherson beschäftigt habe (mein Lieblingsalbum von Hutcherson ist momentan das 1966 erschienene Album "Stick-Up", u.a. mit Joe Henderson am Tenorsaxophon und McCoy Tyner am Piano), bin ich nun eher zufällig bei einem fantastischen Virtuosen auf der B-3-Hammondorgel gelandet, nämlich bei Jimmy Smith (1928-2005). Tatsächlich dürfte Smith den Hammondorgelsound revolutioniert haben, vor ihm fand das Instrument zwar bereits im Jazz Verwendung, aber eher im musikalischen Gesamtbild untergeordnet und nicht so virtuos eingesetzt wie eben bei Jimmy Smith.

Momentan läuft bei mir das 1959 auf Blue Note erschienene Jimmy Smith-Album "The Sermon!" in Dauerrotation. Mit Smith spielen hier unter anderem der hier im Thread bereits mehrfach erwähnte Lee Morgan an der Trompete, der mir bisher unbekannt gebliebene Tenorsaxophonist Tina Brooks (trotz des Vornamens ein Mann, eigentlich Harold Floyd "Tina" Brooks), Kenny Burrell an der Gitarre und mit Art Blakey ist auch ein fantastischer Schlagzeuger auf 2 der nur 3 Nummern des Albums vertreten:


Leider kann die YT-Wiedergabe hier kaum vermitteln, wie fantastisch dieses Album wirklich ist. Von daher eine unbedingte Kaufempfehlung!

Außerdem wärmstens empfehlen kann ich das 1966 auf Verve erschienene Album Jimmy & Wes: The Dynamic Duo mit Jimmy Smith (organ) / Wes Montgomery (guitar) .
 
Ich erlaube mir deine momentane Orgel-Affinität mit dem Hinweis auf das folgende Album zu befeuern:
Der junge Larry Young ist weniger groovy und etwas moderner aufgestellt im Bebop-Kontext. Auf diesem Album sind Joe Henderson (sax), Woody Shaw (tp) und Elvin Jones (dr) mit von der Partie. Es gibt auch einige Alben mit ihm und Gitarrist Grant Green (Empfehlung: "Talkin' About" von 1965) . Leider früh gestorben der Bursche.
 
Ich erlaube mir deine momentane Orgel-Affinität mit dem Hinweis auf das folgende Album zu befeuern:
Der junge Larry Young ist weniger groovy und etwas moderner aufgestellt im Bebop-Kontext. Auf diesem Album sind Joe Henderson (sax), Woody Shaw (tp) und Elvin Jones (dr) mit von der Partie. Es gibt auch einige Alben mit ihm und Gitarrist Grant Green (Empfehlung: "Talkin' About" von 1965) . Leider früh gestorben der Bursche.
Deine Befeuerung meiner mOA (momentanen Orgel - Affinität) hat bestens funktioniert, vielen Dank für Deinen Tipp! Dachte eigentlich, dass so ein moderner Orgelsound nicht so früh aufgetreten ist. Ähnlich innovativ wie mir scheint, wie die paar moderneren Hutcherson-Vibraphon-Alben dieser Zeit oder auch die Grachan Moncur III-Sachen, die wir hier schon mal besprochen hatten, nur mit teilweise anderer Instrumentierung. Und diese Alben sind alle schon so um 1964, 1965 herum entstanden, ziemlich früh, wenn man es mit anderer, weniger innovativerer Musik dieser Zeit vergleicht, oder? Werde mir "Unity" von Larry Young wohl bei der nächsten Gelegenheit zulegen. Nochmals Danke für den Hinweis! :top:
 
Zuletzt bearbeitet:
Jazzorgel, ich weiss ja nicht. Hab von Herrn Smith zwar auch so einiges bei mir zu Hause rumstehen (Back At The Chicken Shack, Midnight Special, evtl. sogar auch den @Dunkles Futteral genannten Sermon. Ebenso Larry Youngs "Unity". Aber ich werde meistens mit so einem prominent ausgestellten Hammondsound jedenfalls im Jazz nicht richtig warm.

Wahrscheinlich mein Fehler - ich assoziiere mit dem Sound immer Alleinunterhalter auf Butterfahrten, 70er Schweinerock, Sondtracks zu alten Trashfilmen oder (ächz) Doors und so Zeug. Wobei - wenn Helge Schneider hammondorgelt, gefällt mir das meistens.


Mal ganz was anderes:

Meine Jazzplatte des Jahres (ich weiss, hab ich letztens schon zu Onyx Collective geschrieben, egal, stimmt beides) kommt evtl von den tollen Sons Of Kemet - Your Queen Is A Reptile.

Saxofon (der momentan wohl ziemlich angesagte Shabaka Hutchins), Tuba, zwei Schlagzeuge und ab geht die Luzie. Ein Ohrenschmaus für Freunde tiefer Töne und tollen Getrommels.

Im Booklettext wird erst einmal schön das weisse britische Matriarchat (Queen Elizabeth und wohl auch Theresa May) nach allen Regel der Kunst zerpflückt, um dann in den 9 Stücken der Platte, die jeweils den Titel "My Queen Is (Name)" tragen, einer schwarzen weiblichen Ikone zu huldigen. Keine Angst, das Konzept erstickt hier nicht die Musik. Die steht auch wunderbar für sich und fetzt.

Beispiel:


Ach ja, und noch was: nicht davon abschrecken lassen, dass auf zwei der 9 Stücke gerappt wird. Stört erstaunlicherweise nicht und passt sich in den Gesamtsound der Platte gut ein.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben Unten