Jethro Tull

Ja, 'Budapest' ist sensationell. Der wird gern übersehen. Wahrscheinlich weil noch relativ "neu". :) Alleine der Text ist so toll: "... and her legs went on forever, like staring up at infinity". Außerdem ein Entenparka aus der Neuzeit 'At Last, Forever':

Tull haben damals in Bochum auf der Freilichtbühne in Wattenscheid den Song Budapest live gespielt, mit Orchester. Das war unfassbar intensiv. Gänsehaut bis nach Gelsenkirchen. Ich habe sogar gestandene Männer dazu weinen sehen. Saß in der ersten Reihe und konnte Ian Anderson bis in die Nasenhaare gucken.

Hat denn jemand schon die 40th Anniversary Edition von Heavy Horses erstanden? Eindruck? Meinungen?

Finde ja auch die Songs From The Wood aus der Folkphase einen Hauch besser, weil trotz aller Folkigkeit noch progressiv. Heavy Horses ist da robuster. Lieblingssong von der Heavy Horses ist neben dem Titelsong noch Weathercock und No Lullabies.

Lieblingssongs von der Songs From The Wood: Bis auf Ring Out Solstice Bells und Fires At Midnight eigentlich Alle! Ganz vorne natürlich der Titelsong, Hunting Girl, Velvet Green und Pibroch. Jetzt, wo der Frühling bald in seiner unfassbaren grünen Frische tobt, das ideale Album, um zwischen Waldmeister, Bärlauch und Baumstümpfen nach Morcheln suchen zu gehen *g*
 
Das riecht nach Listen! Aber ich versuche es mal nicht nach Rangfolge, sondern nach den üblichen Seziertisch-Kategorien:

Unverzichtbar:

Aqualung -> die finde ich ja dezent überbewertet
Thick As A Brick
Minstrel In The Gallery
Heavy Horses
Broadsword And The Beast

Empfehlenswert:

Stand Up
War Child
Songs From The Wood -> diese hingegen dafür unterschätzt
Crest Of A Knave
Roots To Branches -> wie auch diese hier

Zwiespältig:

Benefit
Too Old To Rock 'N' Roll: Too Young To Die!
A
Rock Island

Finger weg!:

This Was
A Little Light Music
J-Tull Dot Com -> mag ich ganz gern
The Jethro Tull Christmas Album

Unterschätzt:

A Passion Play
Stormwatch
Under Wraps
Catfish Rising

Live-Sternstunde:

Bursting Out

Geheimtipp:

Live At Hammersmith '84
The Night Cap
 
Vor allem finde ich aber auch Songs From The Wood nicht unterschätzt. Die bekommt doch wirklich die Anerkennung die sie verdient und gehört definitiv in Unverzichtbar rein.

Broadsword hingegen zu Empfehlenswert...
 
Diesmal hatte ich mir die 'Heavy Horses' Box vorsichtshalber vorbestellt. Das kürzliche Gejuckel mir noch einige der alten Boxen nachträglich über Ebay zu besorgen, war mir doch etwas zu umständlich. Liegt aber noch eingeschweißt im Regal. Da brauch ich Zeit für.

Ich persönlich mag sie lieber als Songs from the Wood. Außerdem hat sie mit 'The Mouse Police never sleeps' einen meiner absoluten JT Lieblingssongs am Start. Ich denke nach Stormwatch ist bei mir dann auch Schluss mit den Boxen. Auch wenn ich die Geschichten zur Entstehnung des Albums immer gerne lese.

PS: Wie kann man die 'Benefit' zwiespältig finden? Sachen gibt's.... Ist sie doch mind. in meinen Top 5 wenn nicht sogar Top 3.
 
Am Mittwoch ist der 16. Tonträger der Band (ohne Ian Anderson Solo) in meine Sammlung gewandert - Bursting Out (live 1978)!
Hab ich für 8 Euro in sehr gutem Zustand als Doppel-LP in nem Plattenladen in Bremen gefunden (Ear Records).
Und, meine Fresse, ist die Scheibe geil! Super Songauswahl und einige der Stücke gefallen mir hier noch besser als schon in den Studioversionen, teils schneller gespielt, mit interessanten Improvisationen und Variationen etc., das Ding ist wirklich Pflicht und ich wundere mich gerade, warum es jetzt über 10 Jahre gedauert hat, bis ich mir die Scheibe geholt habe! Eigentlich stehe ich nämlich total auf Live-Alben aus den 70ern (im Gegensatz zu den meisten Live-Alben von Metalbands ab den 80ern), da hier ja oft vieles zu hören ist, was es auf keiner Studioscheibe gibt.
Hab dadurch gerade auch wieder Bock, mich mal wieder durch meine anderen Scheiben zu hören, aber erstmal wird hier noch einige Male Bursting Out laufen...
 
Am Mittwoch ist der 16. Tonträger der Band (ohne Ian Anderson Solo) in meine Sammlung gewandert - Bursting Out (live 1978)!
Hab ich für 8 Euro in sehr gutem Zustand als Doppel-LP in nem Plattenladen in Bremen gefunden (Ear Records).
Und, meine Fresse, ist die Scheibe geil! Super Songauswahl und einige der Stücke gefallen mir hier noch besser als schon in den Studioversionen, teils schneller gespielt, mit interessanten Improvisationen und Variationen etc., das Ding ist wirklich Pflicht und ich wundere mich gerade, warum es jetzt über 10 Jahre gedauert hat, bis ich mir die Scheibe geholt habe! Eigentlich stehe ich nämlich total auf Live-Alben aus den 70ern (im Gegensatz zu den meisten Live-Alben von Metalbands ab den 80ern), da hier ja oft vieles zu hören ist, was es auf keiner Studioscheibe gibt.
Hab dadurch gerade auch wieder Bock, mich mal wieder durch meine anderen Scheiben zu hören, aber erstmal wird hier noch einige Male Bursting Out laufen...
Ja, dieses Livedokument ist wirklich sensationell. Der Spielwitz wird quasi plastisch. Ians' Ansagen sind natürlich ebenfalls großartig.
 
Gerade reingehört, sorry, das klingt mir irgendwie zu glattgebügelt (wie vieles aus den 80ern abseits des Metals).
Wenn dir das live schon nix gibt, brauchst du es mit den Studioalben gar nicht erst probieren. Stell ich auch selten an - hab die Band aber vor 30 Jahren kennen gelernt, als ich erstmals in Schottland war: zum durch die Highlands gondeln passt das von der Atmosphäre her ganz gut.
 
Gerade läuft hier zum zweiten Mal der Wilson-Mix der "A Passion Play" (1973/2015), und als Mensch, dem die Originalaufnahme nicht vorliegt, muss ich sagen, dass das Ding schon absolut herrlich klingt. Habe selten so eine transparente, differenzierte und ausgewogene Produktion gehört. Das ist schon ganz großes Kino und auch musikalisch und kompositorisch ist das ein wirklich herrliches Album. 100% Siebziger halt, was dieses Jahrzehnt klanglich so besonders macht, das ist für mich vor allem die massive Rolle, die der Bass spielen darf. Das ist in der Metallisierung der zweiten Hälfte der Siebziger und der Achtziger leider bei vielen Bands ziemlich untergegangen; von den 90ern und 2000ern will ich gar nicht anfangen. Dabei ist ein hörbarer verspielter Bass so etwas Tolles.

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Gerade läuft hier zum zweiten Mal der Wilson-Mix der "A Passion Play" (1973/2015), und als Mensch, dem die Originalaufnahme nicht vorliegt, muss ich sagen, dass das Ding schon absolut herrlich klingt. Habe selten so eine transparente, differenzierte und ausgewogene Produktion gehört. Das ist schon ganz großes Kino und auch musikalisch und kompositorisch ist das ein wirklich herrliches Album. 100% Siebziger halt, was diese Jahrzehnt klanglich so besonders macht, das ist für mich vor allem die massive Rolle, die der Bass spielen darf. Das ist in der Metallisierung der zweiten Hälfte der Siebziger und der Achtziger leider bei vielen Bands ziemlich untergegangen; von den 90ern und 2000ern will ich gar nicht anfangen. Dabei ist ein hörbarer verspielter Bass so etwas Tolles.

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Cool, hätte nicht unbedingt gedacht, dass dir ausgerechnet das "proggigste" Werk der Band so gut reinläuft! Die ist ja auch unter Fans oft nicht so extrem beliebt (für mich gehört sie wohl zu den Top5).
 
Cool, hätte nicht unbedingt gedacht, dass dir ausgerechnet das "proggigste" Werk der Band so gut reinläuft! Die ist ja auch unter Fans oft nicht so extrem beliebt (für mich gehört sie wohl zu den Top5).

Jau, finde ich in der Tat ganz fantastisch, das Album. Dritter Durchlauf...

Leute die mich gut kennen, reden ja bisweilen von Rabenprog, wenn sie meinen, dass das etwas Progressives ist, was dem bekennenden Prog-Skeptiker dann doch gefallen müsste. Nun, Jethro Tull ist generell Rabenprog, und ganz besonders auf diesem Album; das kann ich auf meiner erst kurzen Entdeckungsreise durch das Schaffen der Band schon jetzt sagen.

Ich mag es einfach, wenn sich progressive Bands nicht bzw. nicht nur dadurch auszeichnen, hohe Musikalität mit kompositorischer Komplexität zu verbinden, und dadurch Genreprog zu schaffen, sondern wenn sie zum einen den unbedingten Willen zur Individualität haben, und wenn es ihnen zum anderen gelingt, dass der technische und komplexe Ansatz eben nicht Selbstzweck ist, sondern das schlagende Herz und die schwebende Seele intensiver und schöner Musik allenfalls verfeinern und abrunden.

Das haben die großen 70er-Proggies allesamt in Vollendung beherrscht. Ganz gleich ob ich jetzt Rush nehme, oder Jethro Tull, oder Hawkwind, oder Saga, oder auch allerlei weitere Bands, von denen ich bisher nur wenig kenne, bei denen ich aber schon am groben Streifen sagen kann, dass ich mich dort zu Hause fühlen würde; frühe Queen, frühe Genesis. Der Neoprog der 80er hat dann wieder einen anderen Ansatz; da bin ich noch nicht so tief eingedrungen, das ist dann pompöser, samtiger, aristokratischer. Aber auch das hat seinen Reiz.

Zurück zu "A Passion Play". Ja, ich finde das Album aus dem Stand sehr, sehr faszinierend. Da fesselt mich jede Passage, auch ohne dass die Songs als solche übermäßig eingängig wären. Das funktioniert auf einer ganz anderen Ebene. Da kann man sich einfach nicht losreißen.
 
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Ach ja, und eines muss ich jetzt noch loswerden:

Ian Anderson ist natürlich ein absolutes Paradebeispiel für einen Sänger, wie ich ihn mag. Meine absolute Schwäche für die etwas anderen Sänger ist ja fast schon legendär, und Ian ist für mich in dieser Disziplin ganz weit vorne mit dabei. Zum einen hat er eine unverkennbare Stimmlage und ein sehr eigenwilliges Timbre, dann hat er diesen wunderbaren bardenhaften Duktus (nicht umsonst referenziert er sich selbst als "Minstrel"), spielt wie wenige andere neben ihm mit seinem britischen Akzent und auch mit anderen Dialekten, Soziolekten. Von feinfühlig und fragil, über pythonesk grotesk bis hin zu hysterisch exaltiert, beherrscht der Mann die ganze Palette eines verrückten Huhns, steht folgerichtige gerne mal auf einem Bein und ist in alledem einfach ein Original par excellence.

Auf der "A Passion Play" haben natürlich auch die Narrations von Jeffrey Hammond viel Anteil am Gesamteindruck. Die Hasenfabel ist fantastisch.
 
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Dazu haben sie auch ein wunderbares Video gedreht.

Finde das Album in der frühen Diskografie auch ziemlich unterbewertet, da irgendwie durchgängig sperriger und ohne "Hits" wenn man das so sagen kann.
Den zwei Großtaten "Minstrel In The Gallery" und "Songs From The Wood" kann "A Passion Play" in meiner Welt aber nicht das Wasser reichen (ok, vielleicht auch kein guter Vergleich).
 
Dazu haben sie auch ein wunderbares Video gedreht.

Finde das Album in der frühen Diskografie auch ziemlich unterbewertet, da irgendwie durchgängig sperriger und ohne "Hits" wenn man das so sagen kann.
Den zwei Großtaten "Minstrel In The Gallery" und "Songs From The Wood" kann "A Passion Play" in meiner Welt aber nicht das Wasser reichen (ok, vielleicht auch kein guter Vergleich).
Bei mir ist "Thick As A Brick" fest auf Platz 1 und "Aqualung" auf Platz 2. Danach wird's schwierig. Wahrscheinlich müssten sich "A Passion Play", "Heavy Horses" und "Benefit um den dritten Platz prügeln - die sind einfach zu unterschiedlich für einen direkten Vergleich. Auf dem sechsten Platz ist dann ziemlich sicher "Minstrel In The Gallery", dann wird die Entscheidung wieder schwieriger - "Songs From The Wood", "Stand Up!" oder "Stormwatch"?
Die Compilation "Living In The Past" (wegen der vielen Non-Album-Songs) und das Live-Album "Burstin' Out" (wegen großartiger, mit viel Energie vorgetrager Versionen und toller Auswahl) finde ich ebenfalls super und absolut essenziell.
 
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