Breakout Magazin
JUDAS PRIEST, MEGADETH @ Zeltfestival, Mannheim
Bei herrlich sommerlichen Temperaturen findet zum dritten Mal das jährliche Metal-Spektakel auf dem Maimarktgelände in Mannheim statt, das diesmal bereits seit längerer Zeit ausverkauft ist. Kein Wunder, wenn man in Judas Priest, die mit „Eirepower“ ihr stärkstes Album seit „Painkiller“ abgeliefert haben, einen absoluten Hochkaräter als Topact verpflichten kann ... und der Support Megadeth ist ja auch nicht ohne! Und wer vielleicht im Vorfeld vor der brütenden Hitze im Zelt abgeschreckt ist und sich kein Ticket besorgt hat, der hat etwas versäumt. Die Bedingungen im Zelt sind klasse, innerhalb kürzester Zeit kommt man in den Außenbereich, wo es genügend Getränkeverkäufe gibt. Beim Eichbaum-Stand geht es sehr flott, innerhalb von 3 Minuten hat man sein Bierchen in der Hand, was bei einem solchen Großereignis nicht selbstverständlich ist. Sitzplätze gibt es im Freien auch, allerdings hätte man noch gern mehr Futterbuden gesehen. Somit beste Bedingungen im Vergleich zu manch anderen Konzerten in einer Halle.
Pünktlich um 18:30 Uhr gehen Megadeth auf die Bühne. Die Vorfreude ist bei mir groß, allerdings bin ich auch sehr skeptisch! Habe nur ein geiles Konzert von ihnen erlebt, was schon 30 Jahre zurückliegt, ansonsten immer nur Auftritte mit miesem Sound und schlechter Performance. Und so geht es leider munter weiter! Schon beim Opener „Hangar 18“ - „Rust In Peace“-Songs stehen heute im Vordergrund - empfinde ich den Sound vorn links an der Bühne und 5 Meter von den Boxen entfernt sehr bescheiden und auch viel zu leise. Und es wird nicht besser! Die Performance ist gut, aber ich schweige mal über Mustaines Sangeskünste. Das geht gar nicht! Dem metalhungrigem Publikum gefällt es anscheinend, während ich total enttäuscht bin. Noch nicht mal bei den Hits „Symphony Of Destruction“ und „Peace Sells“ kommt bei mir Stimmung auf, was sehr viel heißt!
Ein paar Bierchen vernichten und hoffen, dass es bei Priest besser sein wird. Ist ja nicht sicher ... vielleicht versagt Oberpriester Rob Halford genau wie Mustaine. Taugt das neue Gitarrengespann Faulkner/Sneap etwas? Immerhin sind Downing/Tipton ja legendär! Um 20 Uhr wissen wir Bescheid, denn da legen die Jungs vehement mit „Firepower“ los. Mit „Lightning Strike“ und „Rising From Ruins“ gibt es später noch zwei weitere Songs vom neuem Album, wobei ich da lieber „Evil Never Dies“ und „Never The Heroes“ gehört hatte. Der Sound ist um Klassen besser als bei Megadeth, und die Performance der Musiker ist superb! Und unser Metal-God Rob ist in echter Topform! Und für Oldies wie mich, die schon in den 70er Jahren Judas Priest gehuldigt haben, gibt es richtige Perlen! „Grinder“, „Sinner“, „Ripper“, „Tyrant“ und „Saints In Hell!!! Da kann man nur abschädeln und lauthals mitsingen. Mit „Bloodstone“ und dem balladesken „Night Comes Down“ gibt es noch zwei weitere fette Überraschungen, Und natürlich die unzähligen Hymnen wie „Turbo Lover“, „Breaking The Law“, „Hell Bent For Leather“, „Metal Gods“ und „You’ve Got Another Thing Coming‘“. da geht im Publikum richtig die Post ab! Natürlich sind „Freewheel Burning“ und „Painkiller“ starke Songs, aber die gehören definitiv nicht zu meinen Faves, weil ich die melodische Seite bevorzuge und gern andere Stücke live gehört hätte. Egal, mit dem obligatorischen „Living After Midnight“ hat dieses geile Konzert bereits nach 90 Minuten um 21:30 Uhr ein Ende, was auch mal was Neues ist. Aber ich finde das sehr fanfreundlich bei einem Gig unterhalb der Woche, muss ich echt sagen. Priest sind echt eine Macht! Jetzt kann man hoffen, dass dies nicht die letzte Tour ist. Aber ich hätte bestimmt 1980 beim letzten und besten Konzert von Priest für mich im Mannheimer Rosengarten nicht gerechnet, dass ich sie 38 Jahre später in meiner Heimat wieder abfeiern kann. Und das Schreiben eines Artikels ... damals Science-Fiction für mich! In der Zeit bin ich damals sogar zweimal in der Schule gedopst wegen Englisch, Deutsch und Französisch! Das damalige Konzert lief ja noch unter dem Motto „British Steel“, aber von dem Album ist kein einziger Song zum Zug gekommen ... finde ich heute immer noch ein absolutes Kuriosum!
Text: Chris Glaub