Zur "Miracles out of Nowhere"-Doku: wer das Ding noch nicht gesehen hat, für den eher günstigen Preis, für den man das Teil bis vor Kurzem noch am Amazonas schießen konnte eine sehr kurzweilige Sache. Obschon ein Liebhaber der meisten Kansas-Alben sind doch die Frühwerke noch einmal etwas ganz besonderes und ich finde es in diesem Zuge sogar gut, dass die Doku nur bis zum "Point of know Return"-Album geht.
Der Werdegang von Kansas ist durchaus ungewöhnlich, eben, weil man "mitten vom Land kam", was man ja auch an einigen sehr - äh - ländlichen Fotos, speziell auf dem Debut, sehen kann.
Auffällig: Don Kirshner hätte die Band sicher "nicht nötig" gehabt, hat aber stets an sie geglaubt. Wohl auch schon allein deshalb, weil er die Musik gemocht hat. Das Thema "Hit-Single" war erst später eines und hat eher unterschwellig eine Rolle gespielt, dass "Carry on Wayward Son" am Ende eine Solche wurde und danach das allseits noch bekanntere "Dust in the Wind" war eher ein "Unfall", wenn man so will - obgleich die Band bei Ersterem schon selbst das Gefühl hatte, dass man hier durchaus Chartpotential erschaffen hatte. Warum gibt es eigentlich solche Musik heute nicht mehr als "Single-Hit" in der Heavy-Rotation....? Was ich damit sagen will: Kirshner hat der Band den Raum zur Entwicklung gelassen - und das finde ich schon super und eigentlich eher unpassend in der Musikbranche, gleich, in welcher Ära man sich da nun auch bewegen mag.
Schade ist, dass Livgren heute keine Songs mehr für die Band schreibt, seine Songs sind schon außergewöhnlich, allein auch später veröffentlichte Tracks wie z.B. "Cold grey Morning" vom "Freaks...."-Album atmet diesen ganz besonderen Livgren-Spirit.
Was im Zuge der Doku besonders außerdem auffällig ist: Steve Walsh ist ein absolut außergewöhnlicher Sänger. Die Auszüge aus den Konzerten (leider sehr rar gesät) unterstreichen dies auf eindrucksvolle Art und Weise, man möge sich zudem vor Augen führen, wie aufwändig und auch anstrengend diese Form des Gesangs in vielen Kansas-Songs ist, sehr fordernd. Gleich, ob nun "bandinterne Differenzen" letztlich zum Split geführt haben, auf diese Art permanent die Stimmbänder zu strapazieren und dann auch bis ins höhere Alter hinein, Respekt dafür - und spurlos kann das nicht bleiben, siehe auch Ian Gillan, der das nunmehr ja schon seit Jahrzehnten offen anspricht.
Soweit ein kleiner Einblick in das Dargebotene der DVD, ein besonderes Schmankerl waren überdies hier die Kommentare von anderen Musikern, die in die Doku eingeflochten wurden. Insbesondere Brian May, den ich aufgrund seiner Art ohnehin sehr schätze, hat hier sein Lob für Kansas in schöne Worte verpackt und man merkt ihm an, dass das hier nicht eine "Ich-muss-jetzt-mal-was-Nettes-über-die-sagen-weil-wir-mit-denen-mal-in-den-70ern-auf-Tour-waren"-Nummer war. Beide Bands haben sich augenscheinlich gegenseitig sehr geschätzt - was mir als Queen-Fan natürlich noch einmal in besonderem Maße zusagt.
Schön, dass es diese Band - wenn auch verändert natürlich - noch immer gibt. Wie eingangs schon erwähnt wird mein Herz immer und primär an den Alben bis einschließlich "Point of know Return" hängen, dazu gesellt sich "Freaks of Nature" - dazu nochmal: "I can fly" - so zum Stichwort Gesang. Und jetzt denke ich, dass ich mir doch noch mal "Journey from Mariabronn" gönne....