Langsam steigt der Energiepegel wieder, wie (fast) jedes Jahr daher ein paar konfuse Sätze zum Festival, von A wie Aftershow bis S wie Soziales:
- Aftershowparty: war mir nur ein Mal vergönnt. Ich finde der DJ macht das ganz gut, besser als die meisten jedenfalls, bin da recht kritisch. Er hat Mut. Nicht jedes Experiment (Synthpop, System of a Down) geht auch auf, dafür bleibt man gut von totgenudelten Allerweltsnummern verschont. Was ein Problem ist, dass er die Lautstärkedifferenz seiner Files nicht wirklich geregelt kriegt. Wenn man es nicht live korrigieren kann, empfehle ich den ReplayGain Track Scanner des besten Musikplayers ever, Foobar2000, über die Bibliothek laufen zu lassen, der rechnet alles schön auf eine vergleichbare Ausgangslautstärke zusammen. Anyway:
Watch out for the Rock Brigade!
Oh no, it‘s the Rock Brigade!
- Bands (gab‘s auch) (Auswahl):
Iron Griffin waren der erwartete Triumph. Für mich locker 10x so gut wie auf Tonträger. Ich glaube, für die Hauptbühne wäre die Band zu schräg gewesen, Warm-Up war perfekt und verdient - 110% KIT-Energie. Als dann auch noch Arc - War of the Ring gecovert wurde ist mein Kopf geschmolzen wie bei dem Nazi in Indiana Jones.
Slauter Xstroyes: USPM für Leute mit mindestens drei Gehirnhälften. Würden sie jedes Jahr spielen, wäre ich jedes Jahr da.
Sacred Blade Tribute: war ein Tribut im allerbesten Sinne. Die MusikerInnen wirkten wie eine eingeschworene Gruppe, die sich zusammengetan hatte, um es noch einmal durchzuzuziehen - für sich, für Jeff Ulmer, für die Musik. Rührend, und voller großer Musikmomente.
Solitude Aeturnus: mehr Leadgitarre hätte da, wo ich stand, nicht geschadet. Ansonsten ein unglaublich geiler Gig mit einigen der motiviertesten Musiker des Wochenendes. MEHR! Und generell ist ein bisschen Doom zwischen soviel Heavy Metal eine echte Wohltat.
Brocas Helm: klar war die schwache und zudem schlampige Gesangsleistung eine Entäuschung, aber meine Fresse, was für Musiker, was für Charaktere! Es war mir eine Ehre.
Vio-Lence: da hab ich mit Violent Force wohl aufs falsche Pferd gesetzt. Die letzten drei Songs waren der pure Abriss und ließen Erinnerungen daran wach werden, wie Exhorder und vor allem Demo Hammer diese Halle zerlegt haben.
Receiver: auch viel besser als auf Platte, und hab ich da in teilen Legend - The Golden Bell vernommen? Che bellezza oder was auch immer man auf eurer Insel spricht!
Violent Force: eh ganz spaßig. Aber als sie dann ihren „guten Song“ Sign of Evil gespielt haben, war das GEIL.
Highlights: Iron Griffin, Slauter Xstroyes, Sacred Blade, Solitude Aeturnus
Spaß: Amethyst, Brocas Helm, S.A. Slayer, Vio-Lence (kam erst gegen Ende rein), Riot, Sortilége
Gut: Receiver, Drifter, Damien, Violent Force
Gemische Gefühle: Purgatory, Medieval Steel, Heir Apparent
- Handel: Ins Zelt hab ichs leider nicht geschafft. Halle: ich weiß nicht wirklich, wer die Zielgruppe ist - vielleicht Leute, die ab und an was kaufen oder nur mehr ausgewählte Raritäten, Preis egal. Alles, was mich interessiert hat, war nochmal 10% über den Discogspreisen, und um die 10% bei einem größeren Einkauf wieder nachgelassen zu bekommen, hab ich nirgends genug gefunden. Viele der 30-60€ Platten vom KIT stehen hier bei meinem lokalen Dealer für die Hälfte … aber der weiß auch, wie man es macht, und ich muss IMMER was kaufen. So bin ich tatsächlich (dank Straßenverkauf und Cashless-System) am Ende mit mehr Bargeld heimgefahren, als ich zum Shoppen abgehoben hatte - crazy!
Wen‘s interessiert: neben einem Brocas Helm-Shirt (uuuuh yeah Baby! *Luftgitarrensolo*) hab ich nur die neue Tower LP (sehr schick) geholt und drei CDs:
Brocas Helm - Defender of the Crown
Mendes Prey - The Neverending Road
Ravenous - Book of Covetous Souls
- Kulinarisches: zum Sportlerheim wurde schon alles gesagt - das war eher nix. Ansonsten fand ichs ok, bis auf den Bowl-Stand, wo ich in der irrigen Absicht, meinem Körper etwas Grünzeug zuzuführen, für 12€ die teuerste Nudelbox meines Lebens erwarb. In Kreuzberg wird man dafür wahrscheinlich von zwei Hipstern mit ihren Bartzöpfen erwürgt.
- Organisatorisches: Das Bemühen um organisatorische Verbesserungen und Kommunikation merkt man. Tatsächlich wurde vieles, was ich vorletztes Jahr angemerkt hatte, mittlerweile umgesetzt. Der Weg ist das Ziel - teilweise war viel Essentielles immer noch nicht richtig oder überhaupt angeschrieben. Händler in der Halle finde ich ein zweischneidiges Schwert - kramen, während man eine Band halb guckt, ist cool, das habe ich auch genutzt. Netter Plausch über musikalische Nerdigkeiten ist damit aber dahin, auch die Verengung am Einlass ist unangenehm. Von einer Verbesserung des Sounds habe ich zumindest vorne nichts bemerken können. Mehrzweckhalle hin oder her möchte ich daran erinnern, dass es sehr wohl immer möglich war, in der TFH einen perfekten (!) Livesound hinzubekommen (Geoff Tate, viele Bands 2017).
- Soziales: Neue finnische Freund- und südamerikanische Feindschaften wurden besiegelt. Downer:
@Roland_Deschain verpasst und keine Zeit gefunden, den guten
@Miroslav Satan zu erinnern wie ich aussehe. Dabei ist der so lustig, ne? Wichtige KIT Frontrow Banger glänzten zudem durch Abwesenheit (allervorderst
@Dr. Pepe ,
@Dr. Zoid ,
@Barabas und
@Nightswan ). Die zwischenmenschlich besten Erfahrungen hatte ich sicherlich bei unserem kleinen Vorstoß in den Straßenverkauf, bereichert durch
@feanor und
@Teutonic Witcher in den Rollen von Jay und Silent Bob und
@Daskeks und
@Dunkles Futteral als Stammkunden-Statisten. Drei Schlaglichter: ein Shirt der obskuren BrasilianerInnen Tuatha de Dannan ging für einen 5er an einen Landsmann, der sein Glück nicht fassen konnte, umso mehr, als sich herausstellte, dass das Teil genau 25 Jahre alt ist und von der Band damals im Rahmen ihrer möglicherweise einzigen Europatour verkauft wurde (an meine Tante, um genau zu sein). Ein älterer Fan, der beim vorbeigehen wie vom Blitz getroffen stehenblieb, als bei uns grade „Wär mein Leben programmierbar“ (Formel 1) lief: „Was hört denn ihr für olle Kamellen?!“, und kopfschüttelnd, mit einem breiten Lächeln und „das hab ich bestimmt seit 30 Jahren nicht mehr gehört“-murmelnd wieder von dannen zog. Und schließlich ein alter Königshofener, der ein paar Mal mit seinen Krücken bei uns am Stand vorbeizog, um sich dann im Gespräch zwar nicht als Metal-, aber als riesiger KIT-Fan zu outen: er hatte sich extra von seiner Frau am Gelände absetzen zu lassen, um was vom Treiben mitzubekommen und seine beiden neuen Knieprothesen dort einzugehen („Die sind auch so nett“, sagt er seiner Frau immer, „nicht wie Rocker, das sind die mit den Motorrädern“).
Das war’s jetzt wieder für mindestens ein Jahr, versprochen.