King Crimson

War vom gestern Gebotenen auch sehr beeindruckt. Für einen langen Bericht hab ich gerade nicht so die Muße, aber ein paar Beobachtungen möchte ich doch festhalten.

Nachdem ich mich im letzten Dreivierteljahr intensiv mit den 70er-Alben der Band vertraut gemacht habe (hatte das eh schon lange mal vor, aber die Konzert-Ankündigung hat da natürlich noch ordentlich Zusatz-Motivation geliefert), war ich gestern fast noch faszinierter von den Stücken, die ich nicht kannte. Womit ich nicht meine, dass das die besseren Songs wären, sondern dass ich's einfach sehr aufregend fand, derart komplexes Zeug zum ersten mal in diesem Umfeld zu hören und trotzdem direkt das Gefühl zu haben, es zu verstehen und genießen zu können. Was mich wiederum zu dem Gedanken bewegt hat, wie irre es gewesen wäre, wenn ich auch die mir bekannten Songs (und das waren dann doch die meisten) dort zum ersten mal hätte erleben können. King Crimson gilt ja vermutlich eher nicht als eine "geh einfach mal hin, ist egal, ob man die Songs kennt"-Band, aber ich glaube, es hätte mir einen sogar noch größeren Flash verpasst, wenn mich das alles komplett unvorbereitet erwischt hätte. Andererseits hat sich mir gestern beim Erkennen vieler Stücke direkt ein breites vorfreudiges Grinsen ins Gesicht gemeißelt, was auch ganz schön war... ;)

Außerdem: Für KC-Konzertgänger wird das natürlich nix Neues sein, aber ich war doch oft amüsiert, wenn ich meinen Blick (der sich häufig kaum entscheiden konnte, wem der acht Leute er gerade folgen sollte, weil meistens einfach derart viel 'passiert' ist) mal zu Robert Fripp schweifen ließ und der in dem Moment einfach gar nix gemacht hat außer sich 'seine' Leute anzuschauen. Hin und wieder wirkte er auf mich weniger wie einer der Musiker und eher wie jemand, der aus dem Hintergrund beobachtet (wollte erst "überwacht" schreiben), wie sein Werk von den Anderen umgesetzt wird. Fand das aber gar nicht seltsam, sondern eher sehr lässig.

Und: Das Licht bei "Starless". Eigentlich so einfach und doch so effektiv. Whoah.
 
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Bin schon leicht neidisch. Aber diese Tour sollte es einfach nicht sein... an jedem möglichen Termin hatte ich knapp vor kurz einen nicht umgehbaren. Aber: Sie kommen ja wieder. Sind ja nicht umsonst die beste Band aller Zeiten, ne?

Übrigens kam gestern "Between The Silence" an. Ist halt schon ein Budget-Teil, aber auch sehr günstig für drei CDs. Konnte gestern nur die erste davon anhören, Inhalt war erwartbar, da ich die anderen Fripp/Travis-Releases habe. Und da ich die sehr mag und einiges aus dem Katalog von Travis ebenso (ich muss immer wieder sein "Transition" empfehlen, wie gut er im Bandkontext funktioniert und nicht nur bei Ambient-Sachen), bin ich natürlich nicht enttäuscht, bekommt man hier doch mal gleich drei ganze Live-Auftritte, die an sich auch nicht editiert zu sein scheinen (einige Teile finden sich, nicht ganz untypisch für Fripp, auf den Studioalben wieder). Und die Ambient-Interpretation von "Moonchild" mag ich sehr. Für Fripp-Ambient-Einsteiger sicher ein guter, günstiger Tipp, auch da die Collabs mit Travis recht eingängig sind mit Fripps Leads, die eher ungewöhlich sind für seine Soundscape-Arbeiten, und über die Nähe zum Jazz und dem von Mel Collins beeinflussten Spiel von Travis.
 
Nein, war ich nicht. Scheiß Städe zu scheiß Daten.
Verstehe.
Du erwähntest, sie würden wieder kommen.
Sind es Vermutungen oder gibt's bereits offizielle Infos dazu?
Ich würde die Jungs am liebsten jetzt , sofort wieder live sehen!
 
Ich hoffe doch sehr, dass sie wiederkommen. Irgendwer, ich weiß nicht mehr ob es hier jemand im Thread war oder der Flossensauger im Mafiaforum oder SMB, hat geschrieben, dass Mr Fripp wohl meinte, nach Brexit wäre es für die Band wohl sehr schwierig, vor allem kostentechnisch, aufs Festland zu kommen. Keine Ahnung, ob das stimmt.
 
Ich hoffe doch sehr, dass sie wiederkommen. Irgendwer, ich weiß nicht mehr ob es hier jemand im Thread war oder der Flossensauger im Mafiaforum oder SMB, hat geschrieben, dass Mr Fripp wohl meinte, nach Brexit wäre es für die Band wohl sehr schwierig, vor allem kostentechnisch, aufs Festland zu kommen. Keine Ahnung, ob das stimmt.

Das ist eine große Angst für Künstler - und auch für Veranstalter, da es für tourende Bands auch nicht einfach sein wird, auf der Insel zu spielen. Hier muss ich einfach mal einwerfen: abwarten.
 
Hier mein Review - wegen der uneingeschränkten Begeisterung mit ein bisschen Pathos!!
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King Crimson sind ein erlebbarer und hörbarer Beweis dass Utopien in uns Menschen schlummern: diese Art, Musik zu machen, hätte ich vorher nicht für möglich gehalten. Ich kannte die Band ja schon länger von Aufnahmen (sowohl Live-Aufnahmen als auch Studioalben), aber ich kann nur absolut erstaunt sein angesichts dieser ausdrucksstarken und kreativen Kraft die sich beim direkten Erleben der Band in einem Live-Setting entfaltet. Diese entzieht sich jeder Norm und allem mir vorher Bekannten. Man glaubt wieder an den Weihnachtsmann nachdem man das gesehen hat, sozusagen... Und das ist eine gute Sache. Wer keine Visionen mehr hat, sollte zu King Crimson gehen.

Die Übertragung des Gefühls und Gedankens "wow, was nicht alles möglich ist !", ist der stärkste Eindruck den ich mitnehme und das ist ein wunderbares Geschenk. King Crimson sind auf so vielen Ebenen ein Beweis dafür dass abseits der zur Normalität erklärten Welt, auch eine Welt des Möglichen schlummert, entgegen aller Vorzeichen von dem was als "realistisch" vorgegeben wird. Die Band durchbricht sozusagen die Schallmauer, aber eben nicht mit innerhalb unserer standardisierten Weltlogik erwartbaren Mitteln (wie z.b. Kriegsgerät), sondern mit einer musikalisch ausgeführten Alternative zu allem bekannten und erwartbaren. Man muss sich nur mal klar machen was es bedeutet als Band mit einer 50 jährigen Geschichte, die auch noch von vielen stilistischen, personellen und sogar vermeintlich vollständigen Brüchen geprägt war, in einem fast ausverkauften Haus wie der Münchner Philharmonie zu spielen und 3 Stunden lang ohne große Show-Einlagen nur durch gewaltige musikalische Kraft ein sitzendes Publikum zu begeistern - und dann schlussendlich auch zu stürmischen Standing Ovations zu motivieren.

Die Band entwickelt sich ja auch heute noch weiter und bleibt nicht als Wiederkäuer ehemaliger Glanztaten stehen - diese machen zwar den Großteil der Setlist aus, aber eben neu interpretiert, neu instrumentiert und bisweilen um gigantische und beeindruckende Instrumental-Improvisationen erweitert. Ein gutes Beispiel hierfür sind die 3 Schlagzeuger, die wie eine kraftvolle Einheit aufeinander abgestimmt sind; diese sind kein Gimmick oder eine Show-Einlage (auch wenn es sehr interessante improvisierte Passagen gibt wo die drei drummer auf witzige Weise miteinander "kommunizieren"), sondern eine voll ausgenutzte Möglichkeit die Komplexität und Kraft der Kompositionen in völlig neue Dimensionen zu katapultieren. Was diese und mannigfaltige andere interpretative Elemente für eine Energie entfalten, kann man sich nur vorstellen wenn man es in seiner ganzen geballten Intensität "vor Ort" erlebt hat. Danach glaubt man wirklich wieder an Wunder!

Ich werde King Crimson ab jetzt jedenfalls aufgrund dieser intensiven Erfahrung unweigerlich anders und vor allem mehrdimensionaler wahrnehmen als vorher (die konkreten Aufnahmen, aber auch als Gesamtkonzept) , nach so einer überwältigenden Vorstellung musikalischer Brillanz gibt es da kein Zurück mehr.
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(ach ja und was man noch dazusagen muss: die band klingt live so dermaßen nach HEAVY METAL das kann man sich gar nicht wirklich vorstellen wenn man noch nicht in den Genuss gekommen ist...)
 
Fantastischer Bericht, entspricht exakt meinen Empfindungen.
Eine hätte ich noch hinzuzufügen:
Keine einzige Death- Thrash- oder sonst welche Heavy Metal Band hatte auf mich live dermaßen wuchtig und intensiv gewirkt wie King Crimson.(und ich sah in den letzten 35 Jahren einige)
Dieses Live Erlebnis war einzigartig und bleibt für immer in meinem Kopf und Herzen.
 
Ich hoffe doch sehr, dass sie wiederkommen. Irgendwer, ich weiß nicht mehr ob es hier jemand im Thread war oder der Flossensauger im Mafiaforum oder SMB, hat geschrieben, dass Mr Fripp wohl meinte, nach Brexit wäre es für die Band wohl sehr schwierig, vor allem kostentechnisch, aufs Festland zu kommen. Keine Ahnung, ob das stimmt.
Das ist leider korrekt... https://www.deutschlandfunkkultur.d...egen-brexit-ab.265.de.html?drn:news_id=894908
 
Fantastischer Bericht, entspricht exakt meinen Empfindungen.
Eine hätte ich noch hinzuzufügen:
Keine einzige Death- Thrash- oder sonst welche Heavy Metal Band hatte auf mich live dermaßen wuchtig und intensiv gewirkt wie King Crimson.(und ich sah in den letzten 35 Jahren einige)
Dieses Live Erlebnis war einzigartig und bleibt für immer in meinem Kopf und Herzen.
Kann ich nur unterschreiben.
 
Genug der traurigen Nachrichten...

Bevor ich mir die Tage mal "Between The Silence" genauer vornehmen, nochmal zu David Cross:

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"Testing To Destruction" (1994) zeigt David Cross wieder einmal in einem Bandkontext, dieses Mal inkl. Gitarre und ohne sonstige Crimsos. Das Album schwankt zwischen experimentellen Improvs und echten Band-Songs, die sowohl von Gitarre wie auch Cross aggressivem, bisweilen schräg-dissonanten Geigenspiel geleitet werden. Dabei fällt eine beachtliche Nähe zum metallischen "Red" auf, das durchaus als Folie für "Testing To Destruction" und seinen Nachfolger "Exiles" herhalten muss. Letztere ist gegen "Testing" dann doch weniger heavy und metallisch, bisweilen sogar seicht, während Cross und Band auf dem 1994er Album schon in der Nähe zum Krach (im KC-/Prog-Kontext natürlich) agieren. Vor allem eben die beiden Lead-Instrumente tendieren oft zum Fripp'schen Lead-Spiel, was mich mal so gar nicht stört, dann auch wieder nach heftigem Rock und Metal klingen. Gelungenes, musikalisch bisweilen komplexes und hochwertiges Material, das mir dann doch und auch wegen der Experimente sehr gut gefällt und trotz des Wechsels zwischen "echten" Songs und abgefahrenen Spielereien recht homogen wirkt. Kann man sich als Crimhead ohne Bedenken als Teil des EU ins Regal stellen.
 
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Höre bitte auf, hier weiterhin Dinge zu empfehlen. Ich bin pleite!

Äh, ich meine natürlich: klingt hochinteressant, werde ich mir wohl zulegen müssen!:top:
(Mein Geldbeutel lässt ausrichten: :hmmja:)
 
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