Kiss - End Of The Road Tour 2019

war gestern is Hannover und trotz einiger Zweifel im Vorfeld bin ich echt froh, doch noch hingegangen zu sein. Irgendwie hat dann doch alles gepasst: unterhaltsame Setlist, wirklich beeindruckende Bühnentechnik, lange Spielzeit...alles in allem ein würdiges Konzert für die -vermeintliche?- Abschiedstour. Dazu Bombenwetter, guter Sound, nette "Location". Hat mir wieder wesentlich besser gefallen, als auf der letzten Tour muss ich sagen....
 
war gestern is Hannover und trotz einiger Zweifel im Vorfeld bin ich echt froh, doch noch hingegangen zu sein. Irgendwie hat dann doch alles gepasst: unterhaltsame Setlist, wirklich beeindruckende Bühnentechnik, lange Spielzeit...alles in allem ein würdiges Konzert für die -vermeintliche?- Abschiedstour. Dazu Bombenwetter, guter Sound, nette "Location". Hat mir wieder wesentlich besser gefallen, als auf der letzten Tour muss ich sagen....

Das kann ich zu 100% unterschreiben, es war echt ein super Abend in Hannover, es hat alles gestimmt!!

Für mich war es auch ein würdiger "Abschluss", habe KISS bisher nur einmal (Oberhausen 2010) gesehen, aber sie waren meine erste musikalische "Große Liebe" (erste selbstgekaufte Platte war 1979 "Dynasty", Bravo Starschnitt im Kinderzimmer usw. ). "Alive II" hat mich dann komplett aus den Salamander Schuhen gehauen. Seitdem war ich beinharter Fan bis "Lick It Up", habe die Band anschließend etwas aus den Augen verloren, aber so wie das ist im Leben, man macht neue Erfahrungen, hat neue Vorlieben, aber die erste Liebe behält man immer im Herzen. ;)

Dass die Jungs auch unter der meterdicken Schminke nicht mehr taufrisch aussehen, geschenkt! Und Pauls Stimme... ja die war auch bei den Ansagen schon recht "krächzig", beim Gesang teilweise auch ins Jodeln übergehend, aber es ging. Nach technischer Unterstützung hat es sich jetzt nicht direkt angehört, ausschließen kann ich es nicht, aber selbst wenn, wären KISS natürlich die einzige Band im Universum die das auch dürften. Jan Jaedike hat dazu im letzten Rock Hard ein passendes Essay verfasst, mehr ist dazu nicht zu sagen. ;)
 
Ich hatte auch richtig Spass bei dem Konzert. War geil! Und ich bin nicht mal wirklich Kiss Fan, sondern wollte sie halt nur noch einmal sehen (meine 1. und bis Mittwoch einziges Mal Kiss war 1988).
Weiss jemand, ob man die offiziellen Shirts irgendwo bestellen kann in Europa? Viele Bands machen das ja inzwischen, dass man die Dinger auch nach der Tour noch kaufen kann.
 
Ich bin auch mehr der KISS-Gelegenheitshörer, aber wen DAS Spektakel nicht begeistert hat, der muss die Musik schon mächtig scheiße finden. Ich bin jedenfalls heilfroh, mir den Spaß gegönnt zu haben, und wo andere Ticketpreise in dieser Dimension immer etwas schmerzen, fand ich hier die Relation zum Gebotenen echt angemessen und jeden Cent gut investiert. Geilo!
 
Ja. Das war richtig geil. Hat dazu geführt, dass ich mir Samstag beim Einkaufen die Vegas Blu ray von Kiss für 6.90€ mitgenommen habe.
 
Mein Kumpel hat mich dazu überredet, nach Zürich mitzukommen. Bin jetzt nicht der grösste Kiss-Fan, aber das dürfte wohl ein unterhaltsamer Abend werden... :top:
 
Mein Kumpel hat mich dazu überredet, nach Zürich mitzukommen. Bin jetzt nicht der grösste Kiss-Fan, aber das dürfte wohl ein unterhaltsamer Abend werden... :top:
Sicher wird er das. Und dann ist es ja noch in einer Halle. Was will man denn mehr. Ich habe ja vor nach Iffezheim zu gehen, aber wenn da so heiß ist wie heute, dann kann ich es knicken. :hmmja:
 
Ich war vorgestern in Amsterdam. Es war ein sehr gutes Konzert, wie in Essen, aber indoor diesmal. Die Effekte kamen gut zur geltung !

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Volles Haus im Ziggo Dome

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Kiss !

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Ganz toll geschrieben, scheint ein Fan zu sein ;) So ähnlich hätte auch mein Text aussehen können, wenn ich ihn nach dem Konzert in der Dortmunder Westfalenhalle 1996 geschrieben hätte.
 
Interessant, wie die Meinungen auseinander gehen können.

Laut verschiedener Quellen sollen die Shows ja inklusive Publikumsansagen fast komplett vom Band kommen, 'Beweisvideos' gibt es auf YouTube.

Ich habe das jetzt nicht so deutlich gemerkt (eher nur bei einigen Passagen) und auch den meisten hier im Forum scheinen die Auftritte ja sehr gut gefallen zu haben.
 
Ich war am Konzert in Zürich:

Kurz vor halb acht das Hallenstadion in Zürich geentert. Der Kollege will zum Merchstand, daher erst mal eine halbe Stunde anstehen, zeitweise ohne Bier. Und das an einem brutal warmen Abend. Eigentlich hätte ich ja gesagt, ich schicke ihm das PDF des Konzerttickets aufs Handy, damit er nach seiner Shoppingeskapade selbst hinein kann. Aber leider hat das Superbrain sein Handy samt seines übrigen Gepäcks draussen am Eingang abgegeben. Autonome Hallenbetretung war also schon mal ausgeschlossen.
Meine Nervosität stieg in der Merch-Warteschlange langsam an, schliesslich wusste man nicht ob um 20.00 die Show begann oder die Vorband spielte. Antwort C) wäre korrekt gewesen: keins von beiden.

Mit Bier bewaffnet ging es also kurz vor 8 in die Halle, kurz alle bekannten An- und Verwesenden gegrüsst, doch auf der Bühne stand nichts erkennbar nach Instrument aussehendes. Seltsam. Plötzlich war ein Speaker zu hören, der irgendwas von "America's got talent", "casting" und "star" brabbelte und ein modern gekleideter Mann betrat die Bühne. Ohne Instrumente. Der fing an, das Publikum am Mikrofon zu animieren und begann zu malen. Ja, genau. Zu malen. Ein Vormaler statt einer Vorband. Wieder mal was Neues. Dank der Kameraunterstützung auf den Kiss Army Screens beidseits der Bühne sah man sogar recht gut, was der Herr auf die Leinwand zauberte. Dieser Mr. David Garibaldi (nicht zu verwechseln mit dem legendären Jazz- und Funk-Schlagzeuger gleichen Namens, danke Google) malte also während dreissig Minuten 3 Bilder.
Achtung: Spoiler - Erst ein Portrait von James Hetfield, während Metallica über die Boxen kam, dann ein unkenntliches Farbengemisch, welches sich erst nach auf den Kopf stellen desselben als Jimi Hendrix entpuppte und zu guter Letzt ein Bild von Spaceman, Demon, Starchild und Catman, im Stil des Albencovers vom Debut. Alles mit etwas Publikumsanimation, reichlich Schwung in seinem Malstil und entsprechendem Beifall. Ehrlicherweise muss man sagen, dass die Bilder echt klasse aussahen.

Wenn ich keine anderen Sorgen hätte, würde ich mir die sicherlich auch ins Wohnzimmer stellen. Aber schlussendlich war es ziemlich zäh. Wie Farbe beim Trocknen zusehen. Was es im Endeffekt auch war. Für Bob Ross Fans, die gerne anderen beim Malen zusehen, mag Mr. Garibaldi die Offenbarung gewesen sein. Ich bin dann doch eher noch konservativer veranlagt und lerne gerne eine neue Band kennen. Ähnlich wie bei Tyler Bryant and the Shakedown oder als die Dead Daisies KISS letztes Mal in derselben Halle unterstützten.

Eine echte Vorband gab es ja nicht, da hätte wenigstens die Umbaupause wegfallen können, so möchte man meinen. Egal, ob das meine naive Denkweise ist oder ob einfach aus Prinzip und zum Spannungsaufbau noch eine halbe Stunde gewartet wurde: um 21.00 ging's dann los mit KISS.

Bevor es mit dem Headliner losging, hatte ich in der Menge noch eine lustige Diskussion. Von hinten wurde ich (aufgrund der Kutte) angequatscht, ob ich Fan von Judas Priest (seltsam betont) sei. Deren Sänger sei doch "ein Homo". Ich drehte mich also zum Blondschopf und seinem offensichtlich stummen Bodybuilderkollegen um. De Blonde schien in etwa in meinem Alter zu sein, machte ansonsten aufgrund seiner Frisur und des Kleidungsstils - abgesehen vom KISS-Shirt - aber nicht den Eindruck, sonderlich oft Metal oder Rockkonzerten beizuwohnen. Ich blieb locker und liess mich mal auf den folgenden Dialog ein. Und da ist wirklich nichts dazuerfunden.

Ich: Spielt das eine Rolle?
Er: Der ist doch eine Schwuchtel. Ich mein ja nur. Findest du das gut?
Ich: Ist mir scheissegal, was der ist. Hast du ein Problem damit?
Er: Nein, nein. Aber ich hab gelesen, der sei schwul.
Ich: Und nebenbei einer der besten Sänger, die es je gab. Also, was soll mich das kümmern?
Er: Nein, also für mich ist Bruce Dickinson (seltsam betont) von Iron Maiden der beste Heavy Metal Sänger.
Ich: Der ist auch gut, klar. Und wenn er schwul wäre, wäre das schlimm für dich?
Er: Nein, ich mein ja nur. Und KISS, das sind doch alle Juden, oder?
Ich: Was hat denn das jetzt damit zu tun?
Er: Na, mein Onkel hat die schon mal gesehen. Er sagte, die Show sei gut, aber die Musik eigentlich nicht wirklich. Und der Paul Simmons (Dio sei mein Zeuge, das hat der tatsächlich gesagt) könne nicht singen. Die machen das nur wegen der Kohle. Juden halt.
Ich: Du hast also ein Problem mit Schwulen und Juden. Wieso bist du eigentlich hier?
Er: (gestikulierend-übertrieben empört) Ich habe überhaupt kein Problem mit denen. Ich bin ja selber Secondo (schweizerisch: Sohn von Einwanderern). Und die Show ist halt gut. Aber in einem sind wir uns sicher einig: es wäre doch sicher viel geiler, wenn statt KISS jetzt Mötley Crüe hier spielen würden.
Ich: Nein.
Er: Mötley Crüe ist meine Lieblingsband. Hast du die schon mal live gesehen? (Nippt an seinem Vodka-irgendwas.)
Ich: Ja.
Er: Wow. Wie alt bist du denn?
Ich: 32
Er: Ah, ich bin eben 2 Jahre jünger. Habe sie leider nie live sehen können. Aber die sind die besten. Meinst du nicht auch?
Ich: (Aus Prinzip) Nein.
Er: Also, wir kommen eh auf keinen gemeinsamen Nenner heute mehr. (Stösst mit mir an.)
Ich: Wir sind beim gleichen Konzert. Das ist doch schon mal was.

Umgedreht und ignoriert.

Sachen gibt's. Wieder mal was Neues. Aber solche Idioten, die eigentlich Brechreiz auslösen müssten, gibt's tatsächlich überall und in allen Facetten. Einfach nicht aufregen lassen. Der Typ war immerhin abgesehen von seiner ausgestrahlten Arroganz harmlos. Ein dummes Arschloch, aber immerhin harmlos. An dieser Stelle übrigens ein Kompliment ans den Rest des stark durchmischten Eventpublikums. Vielleicht nicht alles Die Hard Rock'n'Roll Fans darunter, aber die Stimmung war von Beginn weg sehr ausgelassen und die Musik wurde über den gesamten Abend hinweg gebührend mit Applaus quittiert.

-----

Sämtliche Nebensächlichkeiten beiseitegeschoben, ging's nun endlich weiter mit KISS. Hier die Setlist:

Detroit Rock City
Shout It Out Loud
Deuce
Say Yeah
Heaven's on Fire
War Machine
I Love It Loud
Lick It Up
Calling Dr. Love
100,000 Years
Cold Gin
God of Thunder
Psycho Circus
Let Me Go, Rock 'N' Roll
Love Gun
I Was Made for Lovin' You
Black Diamond
Encore:
Beth
Crazy Crazy Nights
Rock and Roll All Nite


Etwas wenige Überraschungen vielleicht. Dafür aber Hits, Hits, Hits. Ok, gegen "Hotter than Hell", "Strutter", "King of the Night Time World", "Shock Me" oder das manchmal sogar auf dieser Tour gespielte "Hide your Heart" hätte ich auch nichts auszusetzen gehabt (statt "I was…" oder "Crazy, Crazy Nights"). Aber die 2 Stunden KISS waren auch so schon intensiv genug. Zum Abschied wurden nochmal alle Register gezogen und alles, was ging, an Showeinlagen aufgefahren. Immer wieder erstaunlich, wie gut die Band es in ihren Kostümen über die gesamte Showdauer aushält. Dazu wird das Adrenalin bestimmt seinen Teil beitragen.
Die Bühne wurde abgesehen von Bildschirmen durch Hebebühnen, Schwenkarme (mit Monitoren), Plattformen, den Seilzug zur Bühne auf dem Mischpult und was weiss ich erweitert. Aus der Menge heraus vermutlich noch etwas weniger gut zu erkennen als von den sehr gut gefüllten Sitztribünen. Aber von Raketen über Flammenwerfer, Pyros, Feuer- und Blutspucken, Flugeinlagen, Papierschnitzel, Ballons, Bildschirmanimationen, Nebel wurde alles aufgefahren, was ging. Dank technischer Hilfsmittel war auch Paul den ganzen Abend lang sehr gut anzuhören. Ich würde nicht einmal sagen Playback, aber vermutlich werden da automatisch die allzu schrägen Töne korrigiert. Kann man kacke finden. Ich für meinen Teil begrüsse das, wenn die Musik schlussendlich besser tönt, selbst wenn das zulasten der Authentizität geht. Ob man wirklich noch auf Tour gehen sollte, wenn es ohne diese Hilfsmittel eigentlich nicht gehen würde, steht auf einem anderen Blatt geschrieben. Das soll hier aber auch gar nicht das Thema sein.

Schlussendlich stand doch diese Legende ein letztes Mal auf der Bühne und Gene und Paul leiteten auch zwischen den Songs gut durch das Programm und hielten das Publikum bis zur letzten Sekunde in ihrem Bann. Vielleicht verirrt sich die Abschiedstournee noch einmal in unsere Gefilde. Falls ja, werde ich wohl auch dann wieder am Start sein. KISS enttäuschten mich noch nie. Und falls das ihr Schwanengesang in der Schweiz gewesen sein soll, so halte ich sie in bester Erinnerung.
We wanted the best. We got the best. Thank you.
 
Ich war am Konzert in Zürich:

Kurz vor halb acht das Hallenstadion in Zürich geentert. Der Kollege will zum Merchstand, daher erst mal eine halbe Stunde anstehen, zeitweise ohne Bier. Und das an einem brutal warmen Abend. Eigentlich hätte ich ja gesagt, ich schicke ihm das PDF des Konzerttickets aufs Handy, damit er nach seiner Shoppingeskapade selbst hinein kann. Aber leider hat das Superbrain sein Handy samt seines übrigen Gepäcks draussen am Eingang abgegeben. Autonome Hallenbetretung war also schon mal ausgeschlossen.
Meine Nervosität stieg in der Merch-Warteschlange langsam an, schliesslich wusste man nicht ob um 20.00 die Show begann oder die Vorband spielte. Antwort C) wäre korrekt gewesen: keins von beiden.

Mit Bier bewaffnet ging es also kurz vor 8 in die Halle, kurz alle bekannten An- und Verwesenden gegrüsst, doch auf der Bühne stand nichts erkennbar nach Instrument aussehendes. Seltsam. Plötzlich war ein Speaker zu hören, der irgendwas von "America's got talent", "casting" und "star" brabbelte und ein modern gekleideter Mann betrat die Bühne. Ohne Instrumente. Der fing an, das Publikum am Mikrofon zu animieren und begann zu malen. Ja, genau. Zu malen. Ein Vormaler statt einer Vorband. Wieder mal was Neues. Dank der Kameraunterstützung auf den Kiss Army Screens beidseits der Bühne sah man sogar recht gut, was der Herr auf die Leinwand zauberte. Dieser Mr. David Garibaldi (nicht zu verwechseln mit dem legendären Jazz- und Funk-Schlagzeuger gleichen Namens, danke Google) malte also während dreissig Minuten 3 Bilder.
Achtung: Spoiler - Erst ein Portrait von James Hetfield, während Metallica über die Boxen kam, dann ein unkenntliches Farbengemisch, welches sich erst nach auf den Kopf stellen desselben als Jimi Hendrix entpuppte und zu guter Letzt ein Bild von Spaceman, Demon, Starchild und Catman, im Stil des Albencovers vom Debut. Alles mit etwas Publikumsanimation, reichlich Schwung in seinem Malstil und entsprechendem Beifall. Ehrlicherweise muss man sagen, dass die Bilder echt klasse aussahen.

Wenn ich keine anderen Sorgen hätte, würde ich mir die sicherlich auch ins Wohnzimmer stellen. Aber schlussendlich war es ziemlich zäh. Wie Farbe beim Trocknen zusehen. Was es im Endeffekt auch war. Für Bob Ross Fans, die gerne anderen beim Malen zusehen, mag Mr. Garibaldi die Offenbarung gewesen sein. Ich bin dann doch eher noch konservativer veranlagt und lerne gerne eine neue Band kennen. Ähnlich wie bei Tyler Bryant and the Shakedown oder als die Dead Daisies KISS letztes Mal in derselben Halle unterstützten.

Eine echte Vorband gab es ja nicht, da hätte wenigstens die Umbaupause wegfallen können, so möchte man meinen. Egal, ob das meine naive Denkweise ist oder ob einfach aus Prinzip und zum Spannungsaufbau noch eine halbe Stunde gewartet wurde: um 21.00 ging's dann los mit KISS.

Bevor es mit dem Headliner losging, hatte ich in der Menge noch eine lustige Diskussion. Von hinten wurde ich (aufgrund der Kutte) angequatscht, ob ich Fan von Judas Priest (seltsam betont) sei. Deren Sänger sei doch "ein Homo". Ich drehte mich also zum Blondschopf und seinem offensichtlich stummen Bodybuilderkollegen um. De Blonde schien in etwa in meinem Alter zu sein, machte ansonsten aufgrund seiner Frisur und des Kleidungsstils - abgesehen vom KISS-Shirt - aber nicht den Eindruck, sonderlich oft Metal oder Rockkonzerten beizuwohnen. Ich blieb locker und liess mich mal auf den folgenden Dialog ein. Und da ist wirklich nichts dazuerfunden.

Ich: Spielt das eine Rolle?
Er: Der ist doch eine Schwuchtel. Ich mein ja nur. Findest du das gut?
Ich: Ist mir scheissegal, was der ist. Hast du ein Problem damit?
Er: Nein, nein. Aber ich hab gelesen, der sei schwul.
Ich: Und nebenbei einer der besten Sänger, die es je gab. Also, was soll mich das kümmern?
Er: Nein, also für mich ist Bruce Dickinson (seltsam betont) von Iron Maiden der beste Heavy Metal Sänger.
Ich: Der ist auch gut, klar. Und wenn er schwul wäre, wäre das schlimm für dich?
Er: Nein, ich mein ja nur. Und KISS, das sind doch alle Juden, oder?
Ich: Was hat denn das jetzt damit zu tun?
Er: Na, mein Onkel hat die schon mal gesehen. Er sagte, die Show sei gut, aber die Musik eigentlich nicht wirklich. Und der Paul Simmons (Dio sei mein Zeuge, das hat der tatsächlich gesagt) könne nicht singen. Die machen das nur wegen der Kohle. Juden halt.
Ich: Du hast also ein Problem mit Schwulen und Juden. Wieso bist du eigentlich hier?
Er: (gestikulierend-übertrieben empört) Ich habe überhaupt kein Problem mit denen. Ich bin ja selber Secondo (schweizerisch: Sohn von Einwanderern). Und die Show ist halt gut. Aber in einem sind wir uns sicher einig: es wäre doch sicher viel geiler, wenn statt KISS jetzt Mötley Crüe hier spielen würden.
Ich: Nein.
Er: Mötley Crüe ist meine Lieblingsband. Hast du die schon mal live gesehen? (Nippt an seinem Vodka-irgendwas.)
Ich: Ja.
Er: Wow. Wie alt bist du denn?
Ich: 32
Er: Ah, ich bin eben 2 Jahre jünger. Habe sie leider nie live sehen können. Aber die sind die besten. Meinst du nicht auch?
Ich: (Aus Prinzip) Nein.
Er: Also, wir kommen eh auf keinen gemeinsamen Nenner heute mehr. (Stösst mit mir an.)
Ich: Wir sind beim gleichen Konzert. Das ist doch schon mal was.

Umgedreht und ignoriert.

Sachen gibt's. Wieder mal was Neues. Aber solche Idioten, die eigentlich Brechreiz auslösen müssten, gibt's tatsächlich überall und in allen Facetten. Einfach nicht aufregen lassen. Der Typ war immerhin abgesehen von seiner ausgestrahlten Arroganz harmlos. Ein dummes Arschloch, aber immerhin harmlos. An dieser Stelle übrigens ein Kompliment ans den Rest des stark durchmischten Eventpublikums. Vielleicht nicht alles Die Hard Rock'n'Roll Fans darunter, aber die Stimmung war von Beginn weg sehr ausgelassen und die Musik wurde über den gesamten Abend hinweg gebührend mit Applaus quittiert.

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Sämtliche Nebensächlichkeiten beiseitegeschoben, ging's nun endlich weiter mit KISS. Hier die Setlist:

Detroit Rock City
Shout It Out Loud
Deuce
Say Yeah
Heaven's on Fire
War Machine
I Love It Loud
Lick It Up
Calling Dr. Love
100,000 Years
Cold Gin
God of Thunder
Psycho Circus
Let Me Go, Rock 'N' Roll
Love Gun
I Was Made for Lovin' You
Black Diamond
Encore:
Beth
Crazy Crazy Nights
Rock and Roll All Nite


Etwas wenige Überraschungen vielleicht. Dafür aber Hits, Hits, Hits. Ok, gegen "Hotter than Hell", "Strutter", "King of the Night Time World", "Shock Me" oder das manchmal sogar auf dieser Tour gespielte "Hide your Heart" hätte ich auch nichts auszusetzen gehabt (statt "I was…" oder "Crazy, Crazy Nights"). Aber die 2 Stunden KISS waren auch so schon intensiv genug. Zum Abschied wurden nochmal alle Register gezogen und alles, was ging, an Showeinlagen aufgefahren. Immer wieder erstaunlich, wie gut die Band es in ihren Kostümen über die gesamte Showdauer aushält. Dazu wird das Adrenalin bestimmt seinen Teil beitragen.
Die Bühne wurde abgesehen von Bildschirmen durch Hebebühnen, Schwenkarme (mit Monitoren), Plattformen, den Seilzug zur Bühne auf dem Mischpult und was weiss ich erweitert. Aus der Menge heraus vermutlich noch etwas weniger gut zu erkennen als von den sehr gut gefüllten Sitztribünen. Aber von Raketen über Flammenwerfer, Pyros, Feuer- und Blutspucken, Flugeinlagen, Papierschnitzel, Ballons, Bildschirmanimationen, Nebel wurde alles aufgefahren, was ging. Dank technischer Hilfsmittel war auch Paul den ganzen Abend lang sehr gut anzuhören. Ich würde nicht einmal sagen Playback, aber vermutlich werden da automatisch die allzu schrägen Töne korrigiert. Kann man kacke finden. Ich für meinen Teil begrüsse das, wenn die Musik schlussendlich besser tönt, selbst wenn das zulasten der Authentizität geht. Ob man wirklich noch auf Tour gehen sollte, wenn es ohne diese Hilfsmittel eigentlich nicht gehen würde, steht auf einem anderen Blatt geschrieben. Das soll hier aber auch gar nicht das Thema sein.

Schlussendlich stand doch diese Legende ein letztes Mal auf der Bühne und Gene und Paul leiteten auch zwischen den Songs gut durch das Programm und hielten das Publikum bis zur letzten Sekunde in ihrem Bann. Vielleicht verirrt sich die Abschiedstournee noch einmal in unsere Gefilde. Falls ja, werde ich wohl auch dann wieder am Start sein. KISS enttäuschten mich noch nie. Und falls das ihr Schwanengesang in der Schweiz gewesen sein soll, so halte ich sie in bester Erinnerung.
We wanted the best. We got the best. Thank you.
Sehr schöne Zusammenfassung :feierei:
Aber beruhigend (oder traurig, je nachdem) zu sehen, dass nicht nur wir so Hohlbrote haben.
 
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