Konzertlocations: Kuriositäten, Favoriten, Anekdoten

Ach ja, KrachKarussell hieß das, ich erinnere mich.
Beim von mir besuchten Konzert spielten übrigens Monarch! / Birushanah / Zatokrev. Die Japaner Birushanah, die außer mir kaum jemand zu kennen scheint (zu Unrecht, wie ich finde), waren mein Hauptanreisegrund.
Und da im NZZ-Artikel stand "Bands, meist aus der Umgebung" dachte ich halt, auswärtige Bands seien eher die Ausnahme.
Aber OK, von der NZZ darf man wohl auch nicht unbedingt detaillierte Kenntnisse über die Schweizer Underground-Metal-Szene erwarten... ;)

Lokale Bands treten da schon oft auf. Aber eigentlich schon erstaunlich, wie viele Bands da spielen, die sonst auf grösseren Bühnen unterwegs sind.
Wie man auf der Facebookseite sehen kann, kam da bis vor der Pandemie einiges zusammen.

Ich gehe da jedenfalls immer mal gerne hin. Passt einfach leider oft nicht mit meinem Arbeitsplan zusammen.

Erstaunlich finde ich auch, dass die Soundqualität in diesem "Loch" bei recht bescheidener Anlage meist gar nicht soo scheisse ist.
 
Vermutlich kam das schon rüber, dass mein Herz eher den kleineren Locations mit familiärer Atmosphäre gehört. Klein heißt zwar nicht automatisch gut, aber im Zweifelsfall haben solche Venues meistens doch mehr Charme, während ich mit größeren Hallen zumindest faustregelhaft Austauschbarkeit, Sterilität und Menschenmassen (klar) verbinde.

Gibt es überhaupt richtig coole und gleichzeitig richtig große Konzertlocations? Gibt es Vorteile bei großen Konzerten gegenüber kleinen? Mir fällt da kaum etwas ein...

Da ich dort erst vorgestern seit längerer Zeit mal wieder war, nehme ich das zum Anlass, zu einer etwas größeren Location zu springen, nämlich dem Schlachthof in Wiesbaden. Wie schon im Eröffnungspost geschrieben, gehören ehemalige Schlachthöfe wohl zu den häufigsten Vertretern von „war früher etwas ganz anderes und ist jetzt ein Veranstaltungsort“.

Hinsichtlich der Größe ist der Fall beim Wiesbadener Schlachthof nicht so ganz eindeutig, denn wie einige seiner Kollegen „zerfällt“ er in mehrere Räumlichkeiten unterschiedlicher Größe. Mit Abstand am größten ist die Halle mit einer Kapazität von über 2000. An zweiter Stelle folgt mit ca. 300 das Kesselhaus und am kleinsten ist die sogenannte Räucherkammer. Dominiert wird das Areal vom denkmalgeschützten Wasserturm.

Wasserturm_Schlachthof_Wiesbaden.jpg

Links die große Halle, rechts das Gebäude mit Wasserturm, Kesselhaus und Räucherkammer.


Von oben. Der Schlachthof befindet sich praktischerweise direkt beim Hauptbahnhof.
819%2F21556%2F21556071%2F45752101.jpg
 
Zuletzt bearbeitet:
Jugendzentren sind ein sehr typischer Schauplatz für Underground-Konzerte und das JuHa West ist ein besonders guter Vertreter seiner Art, finde ich.

Eine Sache, die ich bei Konzerten immer wieder als störend empfinde: Wenn sich die Bühne in einer Art Durchgangszimmer befindet, d.h. im unmittelbaren Einzugsbereich sind auch Theke und Klos, was dann dazu führt, dass sich während des Konzerts dauernd Leute in allen möglichen Richtungen an einem vorbeidrücken. So etwas nervt dann schnell, wenn man sich eigentlich auf die Musik konzentrieren möchte.
Und das JuHa West bietet hier vorbildliche Trennkost bzw. genügend Raum. Direkt hinter dem Eingang ein Foyer mit Merchbereich, einen separaten Raum mit Barbereich und eben, besonders wichtig, einen eigenen Raum mit Bühne (Kapazität geschätzt ca. 300).
Außerdem gibt es vor dem JuHa auch ein Areal mit Bäumen und Bänken, so dass es sich in den Umbaupausen auch vortrefflich draußen abhängen lässt.

csm_haus_04_312f147cfb.jpg

Hier war ich vor vielen Jahren mal mit NIGHTSLUG beim Towers Of Madness-Festival. Ein sehr angenehmer Ort, der in bester Erinnerung ist.
 
Hier war ich vor vielen Jahren mal mit NIGHTSLUG beim Towers Of Madness-Festival. Ein sehr angenehmer Ort, der in bester Erinnerung ist.
Ich war zwar nicht dort, aber "Towers of Madness" sagt mir was (Nightslug auch).
Seit du beim "Towers of Madness" warst, ist noch ein Pluspunkt hinzugekommen: Kurz vor Corona wurden im JuHa West noch die Klos saniert - bei so kleinen Locations keine Selbstverständlichkeit. Vielleicht ein etwas uncooler, spießiger Aspekt, aber verkehrt ist sowas auch nicht. Bei so manch kleinem, ansonsten coolen Metal-/Punkladen dachte ich schon, dass man da nur beten kann, vor Ort bitte nie, nie, NIE Verdauungsprobleme zu bekommen... :D
 
Vielleicht ein etwas uncooler, spießiger Aspekt, aber verkehrt ist sowas auch nicht. Bei so manch kleinem, ansonsten coolen Metal-/Punkladen dachte ich schon, dass man da nur beten kann, vor Ort bitte nie, nie, NIE Verdauungsprobleme zu bekommen... :D

:D Das seh ich auch so. Total verdeckte Toiletten sind wirklich sehr übel. Glücklicherweise hatte ich bisher in AZ's mit solchen Klos noch keine Verdauungsprobleme.
 
Damit es abwechslungsreich bleibt, mache ich jetzt einen kleinen Ausreißer – geographisch, aber vor allem musikalisch – und gehe in die georgische Hauptstadt Tiflis. Was Metal angeht, ist Georgien wohl eher noch Entwicklungsland, aber hinsichtlich elektronischer Musik spielen sie schon in der Champions League. Mindestens zwei der Elektronik-Clubs dort zählen anscheinend zu den besten weltweit. Keine Frage daher, dass ich als musikinteressierter Mensch mir das mal anschauen musste (also: da ich eh schon vor Ort war, ich war nicht alleine deshalb dort).

Am bekanntesten ist das Bassiani, gelegen in den Katakomben des Stadions. Der Hauptsaal des Clubs war früher ein Swimmingpool.

Eine freie Gesellschaft, in der man nachts einfach eine Runde im Club abfeiert, ist in Mitteleuropa für viele eine Selbstverständlichkeit und über Musik als Zeichen der Rebellion wird hier oft auch nur noch müde gelächelt, aber in einem Land wie Georgien sieht die Sache schon noch etwas anders aus. Zum einen darf man nicht vergessen, dass dort erst 2008 noch Krieg war und alles noch viel dynamischer und neuer ist. Und auch die Gesellschaft ist ingesamt noch deutlich konservativer und Clubs wie eben z. B. das Bassiani ist vielen ein Dorn im Auge (siehe auch verlinkter Clip). Auch bei jüngeren Leuten hatte ich bei Erwähnung der hier vorgestellten Clubs das Gefühl, dass manche dem eher reserviert gegenüberstanden, auch wenn sie das höflicherweise nicht explizit gesagt haben.

Ich empfehle den knapp 10-minütigen Clip von Arte Tracks, um das Bassiani von innen und außen zu sehen und ein paar Hintergrundinfos zu bekommen.
Bassiani_Schie%C3%9Ferei.jpg


Der Besuch des Bassiani stand bei mir gleich am Abend (eigentlich Nacht, denn die Clubs dort öffneten alle erst gegen Mitternacht) des Anreisetags auf dem Plan. Die Nacht vorher gehörte ganz der Anreise und ich stand schon gegen sechs Uhr morgens beim Hostel auf der Matte. Bett war natürlich noch nicht frei, daher zunächst Schlaf auf der Bank vorm Hostel, dann Schlaf auf einem Sessel im Hostel-Flur und dann endlich im Lauf des Vormittags Schlaf im Hostel-Bett. Nachmittags bisschen Tiflis erkunden und abends dann taktisches Vorschlafen für den Bassiani-Besuch. Bin dann gegen 23 Uhr aufgestanden und der zu Rate gezogene Hostel-Mitarbeiter schrieb mir für den Fall, dass die Taxifahrer kein Englisch sprechen, Namen und Adresse von Bassiani sowie Namen und Adresse des Hostels in georgischen Hieroglyphen auf (sowohl Georgien als auch Armenien sind kleine Länder, haben aber beide jeweils ihr eigenes Alphabet). Als ich schließlich aufbrechen wollte, hieß es plötzlich „Halt, wir haben eine Mitfahrgelegenheit für dich“, da war dann irgendein Typ (keine Ahnung, welchen Bezug der zum Hostel hatte, denn er sprach kein Wort Englisch), der sowieso in die Richtung musste und mich vor dem Club absetzen konnte. Die Fahrt war dann schon ein kleiner Vorgeschmack auf die kaukasische Fahrweise. Zwar erreicht man in der Innenstadt zum Glück keine besonders hohen Geschwindigkeiten, aber der Zustand des Autos war lustig: Als ich mal rüber auf die Anzeigen schaute, zeigten Tacho und Drehzahlmesser gar nichts an, dafür leuchteten sämtliche Warnlämpchen. (Die kaukasische Straßen-Feuertaufe folgte dann am nächsten Tag, gleichzeitig der Grund, weshalb ich leider nicht ausschlafen konnte: Im Sammeltaxi in die armenische Hauptstadt – Landstraße, rasen, drängeln, absurd überholen in Kolonnen und Kurven, ungebremster Slalom durch Viehherden… Sitzt man im Kaukasus auf einem Beifahrersitz oder generell in einer der berüchtigten Marschrutkas, kann man sich das ungefähr so vorstellen wie James Bond in der Moonraker-Zentrifuge: https://www.youtube.com/watch?v=v5N1Aukm4Bo :D
Das nur als kleiner Exkurs.)

Zurück zum Bassiani. War richtig gut, mein bester Besuch in der Tiflisser Club-Landschaft. Ich war durchs Vorschlafen einigermaßen fit und die von den DJs aufgelegte Musik gefiel mir auch. War gut besucht, aber trotzdem von Gedränge noch weit entfernt. Angenehm war auch, dass man auf der seitlich zu sehenden Galerie einen guten Überblick über das ganze Geschehen hatte.


Ein weiterer sehr bekannter Club ist das Khidi. Der Name bedeutet Brücke, denn der Club befindet sich in einem Brückenpfeiler. Als Location daher auf jeden Fall ungewöhnlich, leider konnte ich diesmal mit der aufgelegten Musik nur wenig anfangen und war zusätzlich ziemlich müde. Keine gute Idee, etwas erhöht auf einem Geländer sitzend dem Treiben zuschauen zu wollen, wenn man stark einschlafgefährdet ist. Ein Beinahe-Sturz markierte dann den Zeitpunkt, so langsam aufzubrechen…
Ich empfehle auch hier, sich den YT-Clip anzusehen, in dem der spanische DJ Regal kurz das Khidi vorstellt, man sieht den Club von innen und außen. https://www.youtube.com/watch?v=_COGQj63JcQ

maxresdefault.jpg


Während man in die meisten Metal-/Punk-Clubs wohl auch noch auf allen Vieren kriechend hereingelassen würde, ist mir bei meinen eher spärlichen Besuchen von Elektronik-Clubs aufgefallen, dass man dort oft eine etwas härtere Tür vorfindet. Und gerade vor der oben beschriebenen Situation in Georgien, wo viele konservative Kräfte so richtig etwas gegen die liberale Club-Kultur haben, passt man besonders auf, dass sich dort keine stadtbekannten Hools oder gar Nazis einschleichen. Da muss man dann schon mal beim Einlass zum „Facecheck“ in eine Kamera schauen, um erst anschließend eingelassen zu werden. Nun, ich sah offenbar immer friedlich genug aus. :)
 
Eine Location die ich früher sehr oft besucht habe und auch heute noch gerne öfter besuchen wollen würde, ist das Juze Tonne in Wangen. Ein altehrwürdiges, hohes Gebäude, in dem aktiv zu der Zeit nur das Erdgeschoss und in ganz seltenen Ausnahmen der winzige Keller als Konzerträume genutzt wurden.
Floriert haben dort Konzerte zwischen den frühen 2000endern und bis ca. 2012/13. Danach ist leider das Hauptorganisationskollektiv immer weiter auseinander gegangen (Studium, Arbeit, etc. pp.) und Nachwuchs kam leider nicht mehr dazu. Deswegen ist die Location mittlerweile sehr eingeschlafen, ganz selten finden noch von den "Ehemaligen" wenige Konzerte statt, erst neulich z.B. ein viel zu wenig beworbenes 50jähriges JuzeTonne mehrtägiges Konzertespezial, von welchem ich leider erst im Nachhinein mitbekommen habe. Konnte aber auch erst nachträglich in den sozialen Medien dazu etwas finden. Sehr schade.

Im Erdgeschoss spielten die Bands entweder ebenerdig ohne zusätzliche Bühne rechts im Eck, wenn man den Raum betreten hat, ansonsten, wenn mehr Andrang zu erwarten war, auf der nicht allzu hohen Bühne. Ich würde sagen, Fassungsvermögen Erdgeschoss so etwas zwischen 80-120 Leuten, genau habe ich mich danach nie erkundigt. Also eine sehr angenehme und gemütliche Größe. Entspannen konnte man in den Pausen im hauseigenen Hof unter einem riesigen Baum. Abgeschirmt genug von der Außenwelt, aber dennoch zentral in dem kleinen Städtchen.

Thematisch war hauptsächlich Punk, Hardcore und deren Randspielarten vor Ort, Metal nur in seltenen Ausnahmefällen. Durchaus große Namen der "Szene", von Madball über Walls of Jericho, Turmoil, Comeback Kid, La Dispute, Empowerment, Within Walls und hunderte andere Bands konnte ich dort sehen. Das schönste Konzert, dass mir aber in Erinnerung geblieben ist, war La Dispute im kleinen Keller. Ca. 25-30 Personen, winzig kleiner Raum und eine Energie, die die Luft beinahe hat knistern lassen. Ich denke nicht, dass die Band jemals wieder in so familiärer Atmosphäre gespielt hat.

Es empfiehlt sich vor einem möglichen Konzert beim Fidelisbäck, 10m Fußweg, vorbeizuschauen und ein paar Laugenhörnle, optional mit Butter bestrichen, zu schnabulieren (Sollte es den Bäcker noch geben). Beste Laugenhörnle Europas.

13730806_1597270463906397_2173542865169494731_o.jpg


Buerger_Leben_in_Wangen_Freizeit_und_Sport_Sport_und_Freizeitanlagen_Jugendhaeuser_Bildergalerie_2.jpg
 
Versuche das eigentlich auch immer bzw. wenn man, wie ich, in the middle of nowhere lebt, ist man für Konzerte eigentlich eh „auf Reisen“ und hat das Gefühl, dass man es ausnutzen muss, wenn man mal irgendwo ist...
Aber ja, oft klappt es nicht.. mein größter Fail war dahingehen Oslo: Necrophobic Karte wegen Selbstzerstörung verfallen lassen müssen, aus gleichem Grund zwei Karten für Thulsa Doom verkauft, davor schon Faustcoven und Malokarpatan verpasst :X!!! (weil man sich eben genau wie du sagst, in der Veranstaltungslandschaft einer fremden Stadt halt nicht auskennt), Tusmørket: ausverkauft... es sollte einfach nie sein. Die Idee, dass das Forum da als "Nachschalgewerk" helfen kann, finde ich deswegen auch gut. Zu Oslo habe ich im eigenen Thread dafür inzwischen auch einige Locations "eingetragen", damit vielleicht jemand anderes mehr Glück hat.

In Paris, Anfang des Jahres war ich nur froh, dass die Reise trotz verschiedener Widrigkeiten überhaupt geklappt hat.. und weil die Coronawelle da erst wieder am abebben war, herrschte bezüglich Veranstaltungen auch noch Ebbe. Eigentlich wollte mich die Freundin, die ich da besucht habe, mit in die Oper nehmen (die Architektur hätte mich da tatsächlich sehr gereizt..), aber da war um die Zeit quasi Winterpause.
Dann, sollte es im April nach England gehen. Bei der Reiseplanung bin ich dann auf ein Konzert von Gaerea und Wode gestoßen. Die Freundin, die mich nach London eingeladen hatte ist aber leider hochgradig gegen Metal allergisch, deswegen habe ich vorher gut recherchiert, wie ich alleine hin und nachts auch wieder zurückfinde. Nach einer gemeinsamen Tour durch Camden, habe ich dann umwegslos in die Seitenstraße gefunden, in der sich unsere Wege trennen sollten. Und da hing es auch schon gut sichtbar an der Fassade: The Black Heart

09aff693f81247c89f793be754369393.jpg


Bin also rein und stand erstmal vor der Bar, bis sich die Augen an den dunklen Pub gewöhnt haben. Ein Blick durch die Runde sagt mir, dass ich nicht falsch sein kann.. aber wo geht’s hier zum Film? Nach intensivem Studieren meiner Umgebung sah ich dann, dass im hintersten Eck auf der schwarzen Holztür nicht nur wie erwartet „Toiletts“ sondern zusätzlich „/Venue“ steht.

Ah, es gibt einen Keller denke ich mir... doch die rustikale Holztreppe führt mich nach oben, in einen winzig wirkenden Raum. Neben dem Eingang stand ein kleines Holzhäuschen für die Abendkasse. Das fand ich irgendwie putzig. Überraschend großartig war an diesem Abend dafür die Soundqualität! Während dem Konzert wurde es mir dann ziemlich warm – ums schwarze Herz, und den Anderen anscheinend auch.. aww Aber zufällig hatte ich einen guten Standort gewählt. Vorne rechts an der Bühne ist die Tür, die aufgestellt wird, damit Musiker und frische Luft in den Raum kommen.

Off topic und im Spoiler, weil es ja um den Raum geht... aber sowohl Wode als auch Gaerea konnten mich sehr begeistern!
z5k4e.jpg

Leider sieht man auf den Bild nicht den Gitarristen, der mit seinem zahngelückten Lächcheln und einem Ausdruck größten Entzückens neben dem Sänger stand. :D War jedenfalls richtig gut, habe vielleicht auch vor Freude gelächelt..:jubel:

pyjvs.jpg

Gaerea kannte ich zuvor zugegeben gar nicht, und habe sie dort erst schätzen gelernt. Ich freue mich drauf sie hoffentlich dieses Jahr auf dem Party.San wiederzusehen.. und hoffe, dass mich auf einer doch etwas größeren Bühne dann ebenfalls packen.

Was mir an den Räumlichkeiten mal abgesehen vom guten Klang so gefallen hat, kann ich gar nicht ausmachen. Es hat sich beim Betreten einfach sofort ein Gefühl von Gemütlichkeit breit gemacht. Und vielleicht liegt es ja, wie @Der böse Och sagt, auch daran, dass ich im Urlaub war und es nach langer Coronapause das erste Konzert war. Aber bisher war es das beste Konzerterlebnis in diesem Jahr.
Noch ganz euphorisch bin ich nach draußen und habe mich doch noch verlaufen.
Habe die Anekdote an anderer Stelle glaube ich schon ein paar mal erzählt, aber passt hier gerade so gut:
Rechts auf der Bühne ist eine Tür, die in ein Minitreppenhaus führt, dort ist noch eine Tür, die auf der anderen Seite durch einen Schrank versperrt ist. Direkt hinter der Bühne wohnt ein hübsches Mädchen. Eine Längsseite von ihrem Wohn-/Schlafzimmer ist also auf kompletter Länge die Rückseite der Bühne. Wir haben da gesessen, als eine Band gespielt hat, man musste wirklich sehr laut reden, um überhaupt noch ein Wort zu verstehen. Ich habe glaube ich nach der Höhe der Miete gefragt, weiß ich nicht mehr, aber sie war ENORM.
 
Kurzer Post. Keine Kuriosität, keine Anekdote, sondern einfach eine Empfehlung.

Würde ich in Brüssel leben, dann wäre ich wohl regelmäßig im Magasin 4 anzutreffen, denn dort wird zuverlässig guter Stoff aus der härteren Ecke geboten.

694


Liegt an einem Kanal am Rande des zu trauriger Berühmtheit gekommenen Viertels Molenbeek und war früher wohl eine Art Lagerhalle.
https://www.magasin4.be/

Edit: Falsches Bild. Mein Besuch dort ist schon ein paar Jahre her, da hatte ich die Innenansicht nur noch nebulös vor Augen. Jetzt sollte es aber passen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Damit es abwechslungsreich bleibt, mache ich jetzt einen kleinen Ausreißer – geographisch, aber vor allem musikalisch – und gehe in die georgische Hauptstadt Tiflis. Was Metal angeht, ist Georgien wohl eher noch Entwicklungsland, aber hinsichtlich elektronischer Musik spielen sie schon in der Champions League. Mindestens zwei der Elektronik-Clubs dort zählen anscheinend zu den besten weltweit. Keine Frage daher, dass ich als musikinteressierter Mensch mir das mal anschauen musste (also: da ich eh schon vor Ort war, ich war nicht alleine deshalb dort).

Am bekanntesten ist das Bassiani, gelegen in den Katakomben des Stadions. Der Hauptsaal des Clubs war früher ein Swimmingpool.

Eine freie Gesellschaft, in der man nachts einfach eine Runde im Club abfeiert, ist in Mitteleuropa für viele eine Selbstverständlichkeit und über Musik als Zeichen der Rebellion wird hier oft auch nur noch müde gelächelt, aber in einem Land wie Georgien sieht die Sache schon noch etwas anders aus. Zum einen darf man nicht vergessen, dass dort erst 2008 noch Krieg war und alles noch viel dynamischer und neuer ist. Und auch die Gesellschaft ist ingesamt noch deutlich konservativer und Clubs wie eben z. B. das Bassiani ist vielen ein Dorn im Auge (siehe auch verlinkter Clip). Auch bei jüngeren Leuten hatte ich bei Erwähnung der hier vorgestellten Clubs das Gefühl, dass manche dem eher reserviert gegenüberstanden, auch wenn sie das höflicherweise nicht explizit gesagt haben.

Ich empfehle den knapp 10-minütigen Clip von Arte Tracks, um das Bassiani von innen und außen zu sehen und ein paar Hintergrundinfos zu bekommen.
Bassiani_Schie%C3%9Ferei.jpg


Der Besuch des Bassiani stand bei mir gleich am Abend (eigentlich Nacht, denn die Clubs dort öffneten alle erst gegen Mitternacht) des Anreisetags auf dem Plan. Die Nacht vorher gehörte ganz der Anreise und ich stand schon gegen sechs Uhr morgens beim Hostel auf der Matte. Bett war natürlich noch nicht frei, daher zunächst Schlaf auf der Bank vorm Hostel, dann Schlaf auf einem Sessel im Hostel-Flur und dann endlich im Lauf des Vormittags Schlaf im Hostel-Bett. Nachmittags bisschen Tiflis erkunden und abends dann taktisches Vorschlafen für den Bassiani-Besuch. Bin dann gegen 23 Uhr aufgestanden und der zu Rate gezogene Hostel-Mitarbeiter schrieb mir für den Fall, dass die Taxifahrer kein Englisch sprechen, Namen und Adresse von Bassiani sowie Namen und Adresse des Hostels in georgischen Hieroglyphen auf (sowohl Georgien als auch Armenien sind kleine Länder, haben aber beide jeweils ihr eigenes Alphabet). Als ich schließlich aufbrechen wollte, hieß es plötzlich „Halt, wir haben eine Mitfahrgelegenheit für dich“, da war dann irgendein Typ (keine Ahnung, welchen Bezug der zum Hostel hatte, denn er sprach kein Wort Englisch), der sowieso in die Richtung musste und mich vor dem Club absetzen konnte. Die Fahrt war dann schon ein kleiner Vorgeschmack auf die kaukasische Fahrweise. Zwar erreicht man in der Innenstadt zum Glück keine besonders hohen Geschwindigkeiten, aber der Zustand des Autos war lustig: Als ich mal rüber auf die Anzeigen schaute, zeigten Tacho und Drehzahlmesser gar nichts an, dafür leuchteten sämtliche Warnlämpchen. (Die kaukasische Straßen-Feuertaufe folgte dann am nächsten Tag, gleichzeitig der Grund, weshalb ich leider nicht ausschlafen konnte: Im Sammeltaxi in die armenische Hauptstadt – Landstraße, rasen, drängeln, absurd überholen in Kolonnen und Kurven, ungebremster Slalom durch Viehherden… Sitzt man im Kaukasus auf einem Beifahrersitz oder generell in einer der berüchtigten Marschrutkas, kann man sich das ungefähr so vorstellen wie James Bond in der Moonraker-Zentrifuge: https://www.youtube.com/watch?v=v5N1Aukm4Bo :D
Das nur als kleiner Exkurs.)

Zurück zum Bassiani. War richtig gut, mein bester Besuch in der Tiflisser Club-Landschaft. Ich war durchs Vorschlafen einigermaßen fit und die von den DJs aufgelegte Musik gefiel mir auch. War gut besucht, aber trotzdem von Gedränge noch weit entfernt. Angenehm war auch, dass man auf der seitlich zu sehenden Galerie einen guten Überblick über das ganze Geschehen hatte.


Ein weiterer sehr bekannter Club ist das Khidi. Der Name bedeutet Brücke, denn der Club befindet sich in einem Brückenpfeiler. Als Location daher auf jeden Fall ungewöhnlich, leider konnte ich diesmal mit der aufgelegten Musik nur wenig anfangen und war zusätzlich ziemlich müde. Keine gute Idee, etwas erhöht auf einem Geländer sitzend dem Treiben zuschauen zu wollen, wenn man stark einschlafgefährdet ist. Ein Beinahe-Sturz markierte dann den Zeitpunkt, so langsam aufzubrechen…
Ich empfehle auch hier, sich den YT-Clip anzusehen, in dem der spanische DJ Regal kurz das Khidi vorstellt, man sieht den Club von innen und außen. https://www.youtube.com/watch?v=_COGQj63JcQ

maxresdefault.jpg


Während man in die meisten Metal-/Punk-Clubs wohl auch noch auf allen Vieren kriechend hereingelassen würde, ist mir bei meinen eher spärlichen Besuchen von Elektronik-Clubs aufgefallen, dass man dort oft eine etwas härtere Tür vorfindet. Und gerade vor der oben beschriebenen Situation in Georgien, wo viele konservative Kräfte so richtig etwas gegen die liberale Club-Kultur haben, passt man besonders auf, dass sich dort keine stadtbekannten Hools oder gar Nazis einschleichen. Da muss man dann schon mal beim Einlass zum „Facecheck“ in eine Kamera schauen, um erst anschließend eingelassen zu werden. Nun, ich sah offenbar immer friedlich genug aus. :)
Welt ist klein, oder doch nicht? Hab am Abend in Berlin mit nem Typen vor nem Späti oder sowas Bier getrunken, der mir von Tiflis und dem Bassaini vorgeschwärmt hat. Der veranstaltet selber viel in der Szene und war sehr angetan von dem, was da so geht.
 
Welt ist klein, oder doch nicht? Hab am Abend in Berlin mit nem Typen vor nem Späti oder sowas Bier getrunken, der mir von Tiflis und dem Bassaini vorgeschwärmt hat. Der veranstaltet selber viel in der Szene und war sehr angetan von dem, was da so geht.
Und du warst vorbereitet und konntest lässig antworten: "Ah, davon habe ich erst die Tage in einem Metalforum gelesen." :D
 
Kirchen sind ein Sonderfall, aber schon auch immer wieder Schauplatz für Konzerte. Allerdings kenne ich kaum eine Kirche, in der regelmäßig Konzerte (also jenseits von Kirchenmusik) stattfinden - wenn, dann ist das fast immer eine Ausnahme. Aber Kirchen können definitiv ein stimmiges Setting vor allem für atmosphärische Musik bieten.

Ich nehme hier exemplarisch die Christuskirche in Bochum. Keine ganz gewöhnliche Kirche, denn sie wurde 1943 während des Zweiten Weltkriegs zerstört. Das Kirchenschiff wurde dann Ende der 50er neu aufgebaut und der noch erhaltene, historische Glockenturm Anfang der 90er saniert. Dadurch existiert jetzt eine Kirche mit altem Glockenturm und modernem Kirchenschiff, die als Mahnmal gegen den Krieg gilt.
Anscheinend finden dort gar nicht so selten Konzerte statt, ein Blick bei setlist.fm zeigte z. B. Auftritte von Sólstafir, Bohren & der Club of Gore, Low, thisquietarmy, etc.

Ich selbst war einmal bei der 2017er-Ausgabe des Moving Noises Festivals dort, musikalische Ausrichtung Ambient/Drone/Experimental und damit gut aufgehoben in einer Kirche.
Das damalige Line-up (am bekanntesten wohl Nadja): https://www.facebook.com/events/christuskirche-bochum/moving-noises-festival-2017/338264519852864/

79093a9e-ae45-11eb-8d9f-25488b46fb02.jpg


externalimages


csm_Kirche_der_Kulturen20201204_0014_4a66fdee06.jpg
 
Ach ja, KrachKarussell hieß das, ich erinnere mich.
Beim von mir besuchten Konzert spielten übrigens Monarch! / Birushanah / Zatokrev. Die Japaner Birushanah, die außer mir kaum jemand zu kennen scheint (zu Unrecht, wie ich finde), waren mein Hauptanreisegrund.
Und da im NZZ-Artikel stand "Bands, meist aus der Umgebung" dachte ich halt, auswärtige Bands seien eher die Ausnahme.
Aber OK, von der NZZ darf man wohl auch nicht unbedingt detaillierte Kenntnisse über die Schweizer Underground-Metal-Szene erwarten... ;)
Oh, der Abend mit Monarch war damals mein zweites Konzert im Ebrietas (das erste war Rorcal, etwa einen Monat davor). Birushanah waren tatsächlich super! 2017 spielten sie übrigens erneut im Ebrietas, wieder zusammen mit Monarch.

Ich bin relativ häufig dort (zuletzt bei Ural Umbo/Sum Of R), so kuschelige Keller sind einfach eher mein Ding als grosse Hallen... :D
 
Jahrhunderhallte Club Frankfurt, hat mir sehr gut gefallen, dieses Jahr habe ich dort Anneke von Giersbergen auf ihrer Acoustic-Tour gesehen.
Sehr schön geeignet für Konzerte in "Wohnzimmeratmosphäre" und 60er Jahre Charme.
_dsc7902_kleiner.jpg



Übernommen von der HP:

Wo früher bei gutem Wein und Zigarrenrauch Künstlerverträge abgeschlossen und Arrangements vereinbart wurden, steht nun der Club in der myticket Jahrhunderthalle. Wo die Strippen gezogen wurden und Wege geebnet, bieten nun die knapp 520 qm des Clubs alles, was sich Veranstalter, Künstler und Gast wünschen können. Der Club ist komplett separat und unabhängig vom Kuppelsaal bespielbar. Die angeschlossene 6oer Jahre Bar lädt dazu ein noch einmal einzutauchen in die aufregende Zeit der „Roaring Sixties“ und einen Drink zu nehmen so wie Frank Sinatra dies schon getan hat.

Vor der Bühne: über 400 Sitzplätze mit bester Sicht oder wahlweise 600 Stehplätze für besondere, intensive Abende. Die holzgetäfelten Wände, die originalen Deckenplatten und die Einschübe aus handgefertigtem Höchster Porzellan sorgen für ein Ambiente, das in Frankfurt und weit darüber hinaus einzigartig ist. Rustikal und im originalen 6oer Jahre Stil, behaglich und ganz nah dran – hier fühlt man sich direkt zu Hause. Der Club bietet einen stimmigen Rahmen für Barabende, Wohnzimmerkonzerte, Kindertheater, Stand-up Comedy oder auch Burlesque. Hier kann man noch Geschichte atmen!
 
Eine andere, schöne Location ist das Epplehaus in Tübingen. Zentral in der Stadt von Mini-Trump Boris Palmer. Also Obacht geben, dass man nicht von Selbigen durch die Stadt gejagt wird. Leider etwas weiter von mir entfernt, also nicht so oft auf der Besuchsliste wie ich gerne wäre. Das Gebäude selbst ist ein selbstverwaltetes Jugendzentrum, ein tatsächlich bunter Fleck in einer ansonsten sterileren Umgebung. Die traurige Geschichte, wie das Haus seinen Namen erhalten hat, lässt sich online nachlesen.

Neben Konzerten allerlei Musikspielarten, findet dort auch viel politische Arbeit statt. Sehr begrüßenswert. Musikalisch ist dort von Punk, Crust, Grind, Black Metal, Death Metal, Elektro etc. sehr viel geboten und abgedeckt.

Die Konzerte finden im Erdgeschoss statt, bieten Platz für max. 80-100 Leute schätze ich mal grob. Ein lang gezogener Schlauch von Raum, der sich quasi einmal über die ganze Breite des Hauses erstreckt. Im Untergeschoss befindet sich noch eine Art Gewölbekeller, welcher in Umbaupausen oder auch sonst zum Entspannen einlädt.

800px-Epplehaus_in_T%C3%BCbingen.jpg

Saal.gemalt-klein.jpg

Bei Konzerten sind dann Läden vor den Fenstern und der Raum gemütlich abgedunkelt. Kickertisch und restliche Bestuhlung wird dann bei Bedarf auch entfernt.
 
Mir fällt gerade eine abgedrehte Konzertlocation ein: das Wohnzimmer.
Ich weiß, dass es "Wohnzimmerkonzerte" bekannterer Bands gab. Ich selbst war mal bei einer Kollegin, bei der Rob Moir im Wohnzimmer gastierte. Das ist ein kanadischer Singer-Songwriter. Auf seinen Platten spielt er mit kompletter Bandbesetzung im rockig-poppig-folkigen Gefilde. Live spielt er zumindest in Europa alleine mit Gitarre. Und wer mochte, konnte ihn bei sich im Wohnzimmer spielen lassen. Dann ging ein Hut herum. Das Konzert war sensationell gut und Rob total unterhaltsam. Aktuell scheint er aber für den Winter eine "richtige" Tour durch kleine Locations geplant zu haben.
https://www.robmoir.com/
 
Eine andere, schöne Location ist das Epplehaus in Tübingen. Zentral in der Stadt von Mini-Trump Boris Palmer. Also Obacht geben, dass man nicht von Selbigen durch die Stadt gejagt wird. Leider etwas weiter von mir entfernt, also nicht so oft auf der Besuchsliste wie ich gerne wäre. Das Gebäude selbst ist ein selbstverwaltetes Jugendzentrum, ein tatsächlich bunter Fleck in einer ansonsten sterileren Umgebung. Die traurige Geschichte, wie das Haus seinen Namen erhalten hat, lässt sich online nachlesen.

Neben Konzerten allerlei Musikspielarten, findet dort auch viel politische Arbeit statt. Sehr begrüßenswert. Musikalisch ist dort von Punk, Crust, Grind, Black Metal, Death Metal, Elektro etc. sehr viel geboten und abgedeckt.

Die Konzerte finden im Erdgeschoss statt, bieten Platz für max. 80-100 Leute schätze ich mal grob. Ein lang gezogener Schlauch von Raum, der sich quasi einmal über die ganze Breite des Hauses erstreckt. Im Untergeschoss befindet sich noch eine Art Gewölbekeller, welcher in Umbaupausen oder auch sonst zum Entspannen einlädt.

800px-Epplehaus_in_T%C3%BCbingen.jpg

Saal.gemalt-klein.jpg

Bei Konzerten sind dann Läden vor den Fenstern und der Raum gemütlich abgedunkelt. Kickertisch und restliche Bestuhlung wird dann bei Bedarf auch entfernt.

Schöne Beschreibung! Was Konzerte hier in der Müslifresserstadt angeht mein Lieblingsort. Hach, was war das Hofkonzert mit drei Crust/Grind/Powerviolence-Bands im letzten Jahr schön, allein die Blicke der Leute nebenan im Burgerschuppen waren es mehr als wert. :D
 
Zurück
Oben Unten