Lunar Shadow - Wish to Leave (19.03.21)

Ich muss sagen: Hut ab, wieder einmal. Waren die rauchfreien Feuer schon irgendwie "anders" als "klassischer Metal", so definiert sich die Band wieder neu, eher abseits der teils todmetallischen Einflüsse (eigentlich nur noch auf dem Rausschmeißer präsent) des Vorgängers und nach wie vor gottlob meilenweit entfernt von jeglichen Klischees.

Großartige Platte, auf der mich seltsamerweise auch der Gesang nicht so stört wie beim Vorgänger - na gut, ein bisschen vielleicht, ist aber gleichzeitig auch irgendwie Trademark der Band.

Hervorzuheben ist die irrwitzige und vielseitige Gitarrenarbeit, teils zwischen (neueren) Fates Warning und Mark Knopfler, dann wieder typisch metallisch.

Lunar Shadow klingen arg eigenständig - und das ist heutzutage schon schwer hinzubekommen.
 
Ich bewerte "Wish To Leave" mit einer 7,5/10. Die beiden Vorgänger stehen bei mir deutlich höher in der Gunst.
Die Note deckt sich mit meiner (derzeitigen), und ich möchte erklären, wie es dazu kommt.

Beim ersten Durchlauf hab ich mich regelrecht geärgert - vor allem mit dem Gesang kam ich gar nicht klar, da rollten sich mir an diversen Stellen die Fußnägel hoch. Dazu fielen mir, neben dem neuen Soundgewand natürlich, diverse Selbstzitate auf. Nun, fünf teils sehr konzentrierte Durchläufe später, stehe ich der Platte deutlich wohlgesonnener gegenüber - aber sie ist immer noch eine kleine Enttäuschung.

Was genau ich Anfangs am Gesang so scheiße fand, kann ich gar nicht mehr sagen, dennoch bin ich nach wie vor kein Fan von Roberts Stimme. Sollten LUNAR SHADOW wie angekündigt tatsächlich nicht mehr live auftreten, könnte Max ja eigentlich a la Micheal Schenker mit mehreren Sängern arbeiten - je nachdem, wer zur Stimmung eines Songs am besten passt.

Der Sound der Platte ist eigentlich nicht uninteressant, und mir gefällt, wie schön man die Bassläufe jetzt raus hören kann. Die Kompositionen könnten aber grundsätzlich auch alle von den vorherigen Veröffentlichungen stammen - von Triumphator bis zu The Smokeless Fires gibt es diverse Parallelen zu entdecken. Und ausgerechnet der Song, der am wenigsten typisch ist (To Dusk and I Love You), funktioniert für mich auch am wenigsten. Da hätte ich mir rein von den Kompositionen her gewünscht, dass Max die bisherige Route noch weiter verlässt, und die Band quasi neu erfindet (wie ich ja schon mal gemutmaßt hatte, als das letzte Album erneut mit einem anderen Logo daher kam). Die schwarzmetallischen Ausbrüche der Far From Light fehlen nahezu komplett - also nix mehr mit DISSECTION meets WISHBONE ASH, dafür WISHBONE ASH und - ja, was eigentlich? Viel Raum zum Atmen?

Objektiv ist das natürlich schon rein instrumental eine tolle Platte - aber auch irgendwie 'LUNAR SHADOW Light'. Da wäre mir 'LUNAR SHADOW Lemon' oder 'Cherry LUNAR SHADOW' lieber gewesen, wenn ihr versteht, was ich meine. Dass der neue Sound seine Freunde finden wird, steht für mich außer Frage, dennoch fand ich vor allem Far From Light (trotz aller Schwächen in der Produktion) deutlich beeindruckender.

Daher: Subjektive 7,5 Punkte unter Berücksichtigung der bisherigen Diskographie. Sollte man hingegen von LUNAR SHADOW sonst noch nix gehört haben, kann ich aber 8,5 durchaus nachvollziehen.
 
Dieses Album hat eine ganz gewisse Faszination, der ich mich nicht entziehen kann.

Der Opener hat zwischenzeitlich gar etwas von einem New-Wave-Mix mit Metal gemischt. Die Melody-Line ist faszinierend, die Gitarre unglaublich vielseitig - so viel mehr als aalglatter 08/15 Metal. Großes Kino!

Diese Mischung ist bei "Delomelanicon" immer noch da, nicht ganz so präsent. Es ist ein wenig getragener, Gitarre erneut nicht so recht von dieser Welt.

"I will lose you" klingt eingangs gar ein wenig wie D.A.D. - kommt mir immer sofort in den Sinn. Ein wunderschöner Song, tolle Melodie.

"To Dusk and I love you" - HAMMER! Blues und Psychedelicelemente, sowas von GEIL. Zum Ende hin diese fast schon Dire-Straits-artige Gitarre, dazu wieder dieser leicht New-Wave-lastige Part. Gottverdammt!

"An Silence screamed" ist dann ja letztlich irgendwie schon wieder mehr so....naja, klassischer Metal. Auch hier tolle Gitarrenharmonien. Für mich ist eher dieser Song das "Lowlight", wenn man auf diesem Album von so etwas sprechen kann.

Der Rausschmeißer ist großes Kino in bester Manier des Vorgängeralbums.

Kurz: Dieses Album bietet all das, was ich heutzutage vom Metal erwarte, keine Muskelspiele, keine zigfach wiedergekäuten Metal-Klischees, keine tausendfach gehörten Soli und Shouts, keine ermüdenden "WOHOHOHOHO"-Parts, keine Nieten und keine Kinderliederrefrains - das ist Wahnsinn, das ist Metal-Kunst.

Kaum auszudenken, was eine transparentere Produktion und ein ausdrucksstärkerer Sänger hätten rausholen können - die einzigen Wehrmutstropfen, obwohl der Gesang jetzt nicht völlig daneben ist - nur einfach irgendwie so nölig und gleichförmig, was bisweilen gut passt, bisweilen aber eine Bremswirkung hat.

Dier beiden Mankos zum Trotz: momentan ist diese Album ganz, ganz weit vorn in meiner Gunst und wäre ganz locker eine 9. Wer hier im Übrigen "Langeweile" hört, der muss doch wirklich mal die Ohren durchspülen: auf kaum einem Album passiert derart viel, wie auf "Wish to Leave".
 
Jetzt ist mir endlich eingefallen, an welche Scheibe mich das Album erinnert! Uncertain Times von Midnight Prey! Da gibt es echt ne Menge Parallelen... der unorthodoxe, experimentelle, emotionale Zugang zu Heavy Metal (bei LS Post Punk, Gothic, Blues, stellenweise Extrem-Metal-Drumming, bei MP Punk, Proto-Metal, deutsche Texte, stellenweise Extrem-Metal-Drumming), der tendenziell eher untechnische, auf eine eigene Weise aber sehr charmante Gesang, der authentische Sound mit ungewöhnlich wenig Zerre auf den Gitarren, der herausragende epische Track am Ende... muss heute Abend unbedingt mal beide Scheiben hintereinander hören! Ich glaube, die geben ein hammer Tandem ab. :)
 
Jetzt ist mir endlich eingefallen, an welche Scheibe mich das Album erinnert! Uncertain Times von Midnight Prey! Da gibt es echt ne Menge Parallelen... der unorthodoxe, experimentelle, emotionale Zugang zu Heavy Metal (bei LS Post Punk, Gothic, Blues, stellenweise Extrem-Metal-Drumming, bei MP Punk, Proto-Metal, deutsche Texte, stellenweise Extrem-Metal-Drumming), der tendenziell eher untechnische, auf eine eigene Weise aber sehr charmante Gesang, der authentische Sound mit ungewöhnlich wenig Zerre auf den Gitarren, der herausragende epische Track am Ende... muss heute Abend unbedingt mal beide Scheiben hintereinander hören! Ich glaube, die geben ein hammer Tandem ab. :)
Echt, findest Du?
Der Vergleich wär mir nie eingefallen, aber sehr interessant, wie Andere Leute vergleichen.
 
Echt, findest Du?
Der Vergleich wär mir nie eingefallen, aber sehr interessant, wie Andere Leute vergleichen.

Mir lag der Vergleich vom ersten Hören an auf den Lippen, ohne dass ich ihn wirklich dingfest hätte machen können. Eben fiel es mir dann wie Schuppen aus den Haaren. Ich hab beim Hören der beiden Scheiben wirklich ein ganz ähnliches Gefühl.
 
[QUOTE="RageXX, post: 2475576, member: 1639".

"To Dusk and I love you" - HAMMER! Blues und Psychedelicelemente, sowas von GEIL. Zum Ende hin diese fast schon Dire-Straits-artige Gitarre, dazu wieder dieser leicht New-Wave-lastige Part.[/QUOTE]

Anfangs war das mein „schwächster Song“ wegen dem vermeintlich lahmen Blues-Einstieg (und ich bin halt echt kein Blues-Fan).
Aber nach vielen Durchläufen freue ich mich jedes mal mehr auf diese Dire-Straits-Gitarre (waren auch meine direkte Assoziation) und jedes mal wenn der Part läuft, wird bei mir die Buxe nass! Dazu dieses „Telefon“ - einfach ausprobiert und was anders gemacht und es fügt sich. Grandios.

Ich muss bei LS immer vorsichtig sein weil ich Robert und Sven zu meinen besten und engsten Freunden zähle. Aber diese Band verkörpert trotz aller Schwächen (Produktion bei FFL, Roberts nicht ganz perfekter Gesang) eben diese unfassbare Eigenständigkeit.
Klar, hier hört man Dire Straits, da Dissection, hier Wishbone Ash, da Fields of the Nephilim...aber in der Kombination mit Max Gespür für Musik gibt es für mich nichts vergleichbares.
 
Anfangs war das mein „schwächster Song“ wegen dem vermeintlich lahmen Blues-Einstieg (und ich bin halt echt kein Blues-Fan).
Aber nach vielen Durchläufen freue ich mich jedes mal mehr auf diese Dire-Straits-Gitarre (waren auch meine direkte Assoziation) und jedes mal wenn der Part läuft, wird bei mir die Buxe nass! Dazu dieses „Telefon“ - einfach ausprobiert und was anders gemacht und es fügt sich. Grandios.

Ich muss bei LS immer vorsichtig sein weil ich Robert und Sven zu meinen besten und engsten Freunden zähle. Aber diese Band verkörpert trotz aller Schwächen (Produktion bei FFL, Roberts nicht ganz perfekter Gesang) eben diese unfassbare Eigenständigkeit.
Klar, hier hört man Dire Straits, da Dissection, hier Wishbone Ash, da Fields of the Nephilim...aber in der Kombination mit Max Gespür für Musik gibt es für mich nichts vergleichbares.

Das ist auch ne Sache, die mir bei der Band mächtig Respekt abnötigt. Auf der ersten EP waren sie der beste deutsche Atlantean Kodex Clone. Sie hätten easy einfach so weitermachen können, klasse Ruf im Underground und zufriedene Hörerschaft wären 100% sicher gewesen. Genauso hätten sie mit den Mixturen der Alben jeweils einfach weitermachen können. Aber stattdessen trauen sie sich was, tanzen ganz bewusst immer wieder über dünnes Eis, kriegen das aber bisher richtig gut hin und schaffen es, so zu klingen wie (zumindest aktuell) keine andere Band. Sowas nenne ich "Überzeugungstäter" und deshalb freue ich mich mächtig, dass sie dafür ne Portion verdiente Anerkennung ernten.
 
Aber stattdessen trauen sie sich was, tanzen ganz bewusst immer wieder über dünnes Eis, kriegen das aber bisher richtig gut hin und schaffen es, so zu klingen wie (zumindest aktuell) keine andere Band. Sowas nenne ich "Überzeugungstäter" und deshalb freue ich mich mächtig, dass sie dafür ne Portion verdiente Anerkennung ernten.
Da geh ich absolut mit, auch wenn die Mixtur auf der Wish To Leave für mein Empfinden nicht so gelungen geraten ist. Das kann beim nächsten Mal aber schon wieder völlig anders aussehen... :)
 
Ich finde die Platte toll. Hab sie bisher nur im stream gehört, für mich sind momentan 3 Platten aktuell raus gekommen, die mich ähnlich flashen, als da wären diese, WHITE VOID und die neue TRIBULATION! Hab mich zum Kauf erstmal für die WHITE VOID entschieden, d.h. nicht, das die Anderen nicht bald folgen!
 
Großartiges Album, mit der für meinen Geschmack auch perfekten Spieldauer. Hui, das wird hier demnächst aber oft rotieren.
Ich find's ja tatsächlich etwas zu kurz. Während das Debüt imo etwas zu lang ist und The Smokeless Fire in der Hinsicht perfekt. Ein Outro hätte der Wish To Leave imo ganz gut getan.

Ansonsten finde ich die Scheibe mittlerweile so wie sie ist aber trotzdem nahezu perfekt. Auch mit dem Sound hab ich mich anfreunden können. Das Songmaterial und die geniale Gitarrenarbeit sind einfach zum Niederknien. Und auch den Gesang finde ich absolut passend.
 
Mal einen herzlichen Glückwunsch an die Jungs von LUNAR SHADOW, was den ersten Platz im DF-Soundcheck angeht! :top:

Auch wenn ich mit Wish To Leave immer noch nicht so super warm geworden bin, gönne ich ihnen auf jeden Fall den Erfolg, und die damit hoffentlich verbundene Aufmerksamkeit: LUNAR SHADOW sollte man auf jeden Fall mal gehört haben.

Außerdem poliert das meine persönliche Erfolgsrate mächtig auf:

Anzahl an Bands, die in zum Chili essen eingeladen habe: 2
Anzahl an Bands, die die Einladung angenommen haben: 2
Anzahl an Bands, die davon den Soundcheck im DF gewonnen haben: 2 :jubel:

Also: Ihr wisst, was zu tun ist... ;)


Und dank MESSERSCHMITT:

Anzahl an Bands, die dem DF ein Interview gegeben haben, und deren Sänger ich fast auf die Schuhe gepinkelt hätte, weil er morgens um 5 lautstark neben unserem Zelt palavern musste: 1 :D
 
Auch für mich ein saustarkes Album. In den Vorgänger hab ich mal reingehört per Stream, aber da hat´s irgendwie nicht geklickt, dann wieder verworfen, das ist ja die Crux mit diesem Überangebot an Musik!! "Wish to leave" fand ich anfangs, ja, seltsam. So ein verwehter Sound, der Sänger in den Hintergrund gemischt, irgendwie aber spannend. Inzwischen nach mehreren Durchläufen bisher mein Album des Jahres, ich höre hier Dool raus, was mir schon mal sehr sympathisch ist. Grandiose Gitarrenarbeit und tolle Harmonien, ich glaube, das ist ein Album mit Langzeitwirkung. Muss mich nun doch mal mit der restlichen Diskographie beschäftigen...
 
Kenne die Vorgänger Alben nicht (sollte ich wohl nachholen) und konnte somit komplett frei von Erwartungen da mal reinlauschen. Lange nicht mehr sowas eigenständiges gehört. Definitiv nicht ganz meine Baustelle, aber "I Will Lose You" ist schon ein richtiger Hit =)
 
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