Lunar Shadow - Wish to Leave (19.03.21)

Ich hab aus unterschiedlichen Gründen nix von Lunar Shadow daheim und keine VÖ überzeugt mich am Stück. Aber Max Birnbaum ist für mich aktuell der vermutlich beste klassische Metalgitarrist Deutschlands.
 
Ich hab aus unterschiedlichen Gründen nix von Lunar Shadow daheim und keine VÖ überzeugt mich am Stück. Aber Max Birnbaum ist für mich aktuell der vermutlich beste klassische Metalgitarrist Deutschlands.
Der kann schon gut die Laute zupfen.
Aber wie würdest du den Superlativ im objektiven Sinne begründen?
Subjektive Huldigungen seien dir jedoch gegönnt...
 
Aber wie würdest du den Superlativ im objektiven Sinne begründen?

Gar nicht. Es gibt für mich Leute die Gitarre spielen und es gibt für mich Leute die Ton um Ton kleine Welten bauen die ich sehe während ich sie höre, und das ist zweiteres.

Was nicht heißen soll, dass es überhaupt keine objektiven Komponenten gibt. Ich hab im Zusammenhang damit viel darüber nachgedacht, wieso großes Talent und große Fähigkeiten in den 80ern so präsent scheinen im Vergleich zu heute und ich glaube, eine Antwort gefunden zu haben. Dass es damals eine halbwegs begründete Hoffnung war, von Musik gut leben zu können, hat nicht nur jene angespornt, deren Traum das sowieso war, sondern auch die, die damit den beschissenen Jobs, die ihre Eltern und Kumpels hatten, entkommen konnten. Erst wurde mehr geübt, und dann versuchten alle, mit den jeweils besten anderen wirtschaftlich erfolgversprechende Einheiten zu bilden. Kaum Platz für Hobbymusiker und Kompromisse. Also ein größerer Markt mit höherer Qualität und höherer Risikobereitschaft, und das verteilt auf vermutlich weniger (sichtbare) Bands.

Fast alles, was man heute zu hören kriegt, wurde neben Job, Ausbildung, Familie so gut wie möglich zusammengestoppelt. Kein 20-Jähriger zieht auf nen anderen Kontinent, weil der eine Sänger dort wohnt oder man mehr Gigs kriegt (das schreibe ich auch, weil M. B. sich in einem alten Interview fragt, wo sein Carl Albert geblieben ist). Manchmal frage ich mich, wie manche Bands und Musiker sich unter anderen Umständen entwickelt hätten.


Edit: so ist es eben mit diesem Gitarrenspiel - es macht einen melancholisch! :D
 
Die Jungs habe ich erst durch's nochmals Soundcheck Sieger der letzten paar Ausgaben für mich entdecken können.
Da jagt ja ein Hammersong den anderen.
Wie, wenn Dire Straits, Iron Maiden und Dissection ein Kind gezeugt hätten und mit dem neusten Album sich noch zu einer Post-Punk Adoption entschieden hätten.

Das alle Alben unpassende/ lahme Logos tragen, sei ihnen verziehen.
 
Die Jungs habe ich erst durch's nochmals Soundcheck Sieger der letzten paar Ausgaben für mich entdecken können.
Da jagt ja ein Hammersong den anderen.
Wie, wenn Dire Straits, Iron Maiden und Dissection ein Kind gezeugt hätten und mit dem neusten Album sich noch zu einer Post-Punk Adoption entschieden hätten.

Das alle Alben unpassende/ lahme Logos tragen, sei ihnen verziehen.
Erst Unto Others, jetzt Lunar Shadow. Wenn du dann noch The Night Eternal für dich entdeckst, hast du die drei besten Heavy Metal Scheiben des Jahres beisammen ;)
 
Das alle Alben unpassende/ lahme Logos tragen, sei ihnen verziehen.
Sehe ich irgendwie komplett anders!
Die "Triumphator" - Logo passt zum dargebotenen, traditionellem Metal wie die berühmte Faust...
Das "Far from light" Logo - Album weist doch einige Einflüsse aus den dunklen Genres auf. Spiegelt sich direkt im Schriftzug wieder.
Die letzten beiden Alben - Ausbruch aus den Schubladen. Da passt das schlichte, einfache für mich perfekt!
 
Nachdem ich gerade um ein Haar vergessen habe, Wish to Leave auf den DF-Leserpollbogen zu schreiben (Platz 3), will ich hier nur kurz loswerden, was für ein tolles Album das ist. War erst kritisch, als ich vor dem Hören von Post etc. gelesen habe. Und vielleicht ist da auch ein Bissle Post drin, aber dann ist Post in diesem Fall halt geil.
 
Nach den ersten Durchläufen muss ich sagen: Schöne Musik, aber bei den Melodielinien (insbesondere beim Gesang) wiederholt es sich doch sehr stark - nicht nur im Vergleich zum letzten Album, sondern auch innerhalb der aktuellen Scheibe. Gefühlt gibt es eine Geasngslinie für mehrere Songs. Aber sonst: schönes, hörenswertes Album. Ob es besser ist als das geschätzte Vorgängeralbum, kann ich aber noch nicht beurteilen.
 
Zuletzt bearbeitet:
bei mir läuft grade die "Far from Light" ...vorher noch keinen einzigen Ton dieser Band gehört, irgendwie erinnert mich das vom Gesang her bischen an "Wolf" (also die schwedische Band)
nicht schlecht auf jeden Fall!
 
Zuletzt bearbeitet:
bei mir läuft grade die "Far from Light" ...vorher noch keinen einzigen Ton dieser Band gehört, irgendwie erinnert mich das vom Gesang her bischen an "Wolf" (also die schwedische Band)
nicht schlecht auf jeden Fall!
Den Vergleich mit WOLF kann ich zwar so gar nicht nachvollziehen, aber da ich die mag, werte ich das einfach mal als Kompliment. Jedenfalls viel Spaß noch mit LUNAR SHADOW!
 
Hat sich der Max musikalisch komplett neu ausgerichtet? o_O Oder läuft das seit einer Weile so? Nicht, dass ich was dagegen habe, aber es überrascht mich doch, weil diese Musik weit vom klassischen Metal entfernt ist.
 
Hat sich der Max musikalisch komplett neu ausgerichtet? o_O Oder läuft das seit einer Weile so? Nicht, dass ich was dagegen habe, aber es überrascht mich doch, weil diese Musik weit vom klassischen Metal entfernt ist.
So ewig weit ist das jetzt nicht von der Mucke auf der letzten LUNAR SHADOW entfernt. ;)

Wenn Max seine Ambitionen in diese Richtung jetzt in einem neuen Projekt ausleben kann hoffe ich einfach mal, dass es bei LUNAR SHADOW demnächst dafür wieder etwas traditioneller zugeht. Hätte ja wenig Sinn, wenn beide Bands/Projekte praktisch gleich klängen. :)
 
Ich finde das ziemlich cool, was der Max da mit Drennan Whyte macht und gar nicht mal soooo weit weg von Bands wie Molasses oder Dool. Überhaupt hört man seine typische Handschrift, was Melodik und Harmonien angeht, auch in diesem musikalisch sich von Lunar Shadow dann doch abgrenzenden Projekt ganz deutlich heraus.
 
Zunächst mal vielen Dank für den Tipp @Danzig! :top:
Drennan Whyte aka Max Birbaum hat das Gitarrenspiel echt drauf. So wunderschöne, gefühlvolle Melodien - ein Träumchen.
Hab die CD gleich mal geordert. Der Mann muss unterstützt werden!
 
Ich hatte die Ehre, mir das Material vor einiger Zeit anhören zu können. Meine Gedanken, die ich Max zukommen ließ, waren folgende:

Ich habe es jetzt ein paar mal angehört und bin überaus angetan. Gerade 'Cinder' gefällt mir sehr gut mit seiner zwar melancholischen Ausrichtung, bei gleichzeitig unterschwellig flirrender Energie, die ich vor allem in den Gitarren verorte. Das Solo bringt so eine verspielte Nervosität in diesen wunderbar fließenden Song, die mich faszinert.

'Embarcadero' berührt mich auf elegischere Art und hat dabei etwas beschwingtes. Diese Momente im Leben, wenn endgültig alles zuviel wird und einem die Erkenntnis dämmert, dass Hoffnungslosigkeit und Trotz Geschwister sein können? Darin liegt eine Freiheit, die dieser Song mir vermittelt. Würde ich rauchen, die erste Schachtel wäre nun leer. Triumphal weginhaliert mit Todesverachtung.

Zu 'Rue The Days' will ich ein in Vodka gesalbtes Jagdmesser in einen groben Holztisch rammen und im Schein einer blakenden Öllampe ins schummrige Zwielicht um mich starren. Ein Song wie ein Blockhaus. Ein Blockhaus, das jedoch nicht im Wald oder der weiten Wildnis zu finden ist, sondern hoch über den Straßen der Großstadt auf einer windschiefen Dachterrasse kauert. Urban, druidisch und lustvoll.

Resignation und Kraft liegen eng beieinander in dieser Musik. Strahlen und Nebel, Härte auch und das Glosen einer tiefen Flamme. Der Hall, der über den meisten Passagen liegt, führt den, wie ich finde, sehr klaren Arrangements eine Mystik zu, die mich eher an vergrübelten Post Punk erinnert, denn an Indie Rock im klassischen Sinne, den ich als trocken empfinde. Jedoch ganz ohne die Kühle des Post Punk. Das hier hat Weite und Intimität zugleich, aber auch diese gewisse Verwunschenheit, die Max' Musik, egal in welchem Genre, wohl immer auszeichnet. Das Feeling sagt: "Goth." Frei von Pathos jedoch und großer Geste, dafür innegewandt und genau deswegen anrührend.

Max hat hier auf jeden Fall etwas ganz eigenes geschaffen. Ich will es so zusammenfassen: Ich fand das Schaffen Phillip Boas nie bis in die letzte Konsequenz interessant. Präziser ausgedrückt, konnte ich ihn nie spüren. Was mich verwunderte, denn ich verstand sehr genau, worauf er hinauswollte. Allein, es legte sich mir nie aufs Herz. Drennan Whytes Songs hingegen geben mir das, was Phillip Boa mir lediglich versprach.

Kurz gesagt: Freut euch auf was Besonderes...!
 
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