The Last Dance (LP zur Abschiedstour, bei der ich natürlich auch zugegen war) fand ich von Anfang an enttäuschend. Dass man extra drauf schreiben musste "play loud" sagte eigentlich schon viel aus. Man spielte damals aber auch nur in wirklich kleinen Schuppen, die dann teilweise auch nur schwach gefüllt waren. Das Programm fand ich nur noch mäßig - bis auf "Tall ships".
Habe damals die Tour auch besucht. "Rock Art" - wenn man so will "das Album zur Tour" war irgendwie ein halbgares Kompromissalbum zwischen Kommerz und Kunst: "We all need to be loved" = "Rockin' Chair Part 2", dagegen "On Christmas Day" ein Knaller vor dem Herrn, irgendwo zwischen "Les Morts dansant" und "Don't wake the Lion" - ohne freilich WIRKLICH die Überklasse dieser Songs zu erreichen, dennoch ein starkes Stück. Über die Reggae-Anleihen in "Rock Heavy" wollen wir dann mal das Deckmäntelchen des Schweigens breiten, die Alibiballaden im typischen Magnum-Stil ("Back in your Arms", "Hush-a-Bye Baby") waren nie so schwach wie auf diesem Album. Demgegenüber gab es dann aber auch noch die tolle Hymne "The tall Ships", die dann ja gottlob auch den Weg in die damalige Setlist fand - eigentlich ein Stück, das den Namen "Klassiker" wirklich verdient hätte. Möglicherweise sollte "Rock Art" noch einmal alle Facetten des Magnum-Sounds mit Gewalt abdecken, ehe man die Band auflöste.
Live hingegen war das Ganze seinerzeit wunderbar roh und ungeschliffen. Ich hatte den Eindruck, so frei, ungezwungen und mit sich selbst plötzlich im Reinen hatten Magnum vorher nicht aufgespielt, ich ziehe da mal den Vergleich zur "The Spirit"-Tour, die ja noch wenige Jahre vorher in größeren Hallen stattfand und schon ein wenig in Sachen Lightshow und Drumherum protzte. Aber zurück zu "The last Dance": Allein die von mir schon im Post zuvor benannte "Kingdom-of-Madness-Beinahe-Metal-Fassung" ist unbezahlbar, leider hat man seit Mickey Barkers Ausstieg aus der Band darauf verzichtet, diese passende Double-Base-Passage in die Songeröffnung mit einzubauen - finde, das hat einen ohnehin zeitlosen Klassiker nochmals aufgepeppt. Auch "Sacred Hour" ist hier ein einer tollen Liveversion vertreten, "Vigilante" und "Wild Swan" braten amtlich im Vergleich zu den Studiowerken und die "How far Jerusalem"-Version ist wunderbar mit Improvisationen gespickt und das bereits kurz angesprochene "The tall Ships" hätte auch bei nur 10 Zuschauern eine unvergessliche Gänsehaut hinterlassen - kurz: man hat auf "The last Dance" den Eindruck, WIRKLICH live dabei zu sein - und genau deshalb ist es so ein tolles und gerade für die damalige Zeit auch mutiges Livedokument.
"Marauder" finde ich als Live-Album ganz klasse, weil es auch noch relativ roh ist, wobei mir die "Invasion live" noch ein wenig besser gefällt, vielleicht auch deshalb, weil hier außerdem noch Highlights von "Chase the Dragon" vertreten sind und "The Spirit" hier mal nicht halbakustisch dargeboten wird.
Die "Wings-of-Heaven"-Live VHS ist natürlich ein tolless Ding (allein schon wegen "Back to Earth", warum ist die eigentlich nie als DVD aufgelegt worden...?) aber genau wie "The Spirit" ist hier sehr viel nachgearbeitet worden.
Schlussendlich aber repräsentiert "The Last Dance" Magnum sehr authentisch als eine rohe Liveband, die sie auch sind, quasi als Kontrast zu den produktionstechnisch doch oft recht glattgebügelten Studio-Releases - ich behaupte einfach mal, es ist eines der geilsten Livealben überhaupt - nicht nur von Magnum.