MANTAR (Brachial. Brutal. Bremen.)

Ich finde die Kritik hier nicht gerechtfertigt. In den Statements der Band kommt auch vor, dass einige Veranstalter*innen darum gebeten haben Konzerte absagen zu dürfen, weil die Kalkulationen dementsprechend aussehen. Schlichtweg ist der Vorverkauf ein Indikator, mit dem natürlich kalkuliert wird. Hanno hat außerdem explizit gesagt, dass das finanzielle Risiko zu groß ist und er sich deswegen nicht auf die Abendkasse verlassen kann. Jeder, der es hier nun besser weiß, weil er "sich vorstellen kann, es könnte voll werden" hypothetisiert und behauptet. Mitnichten ist unvorhersehbar, dass im Herbst und Winter Tourneen und Konzerte abgesagt werden! Die Ansteckungen sind momentan hoch und werden bei kälteren Temperaturen steigen, das ist logisch, dafür braucht man keine Glaskugelanalyse anstellen und die Erfahrung zeigt, dass die gesunden Leute dann erst recht keinen Bock darauf haben sich bei Konzerten doch noch anzustecken. Ich habe vollstes Verständnis für die Absagen und sehe sie als notwendig an.

Um noch auf den Punkt kleine Konzerte zu kommen: Ja, die liefen in der letzten Zeit ziemlich gut, weil die Leute Bock hatten. Einige Clubs fangen nun aber auch wieder an vor dem Einlass testen zu lassen. Das passiert ebenfalls aus den oben genannten Gründen und widerspricht den Ereignissen nicht. Natürlich lässt sich aber noch nicht einordnen, warum kleine Konzerte so viel besser laufen. Stellt euch eine Anti-Normalverteilung vor, wo die Mitte wegbricht, aber Minima und Maxima herausstechen! Bei Clubshows von 50-100 Leuten ist das Risiko einigermaßen gering und der Laden trotzdem voll, wenn ein paar Leute ihre Freundeskreise mobilisieren. Das funktioniert aber bei Besucherzahlen zwischen 500-1000 nicht mehr. Man hat es hier mit anderen Dynamiken zu tun. Die Venues müssen offensichtlich größer sein, die PA ebenso, der Aufwand ist höher, es ist quasi "professioneller". Damit ändert sich auch das Klientel und man schlittert langsam in einen Bereich des gesellschaftlichen Durchschnitts (klingt böse, ich weiß). Trotzdem reicht die Popularität noch nicht aus um die Leute zu bekommen, die z.B. Rammstein oder Lady Gaga zu Mega-Events machen, das ist auch klar. Man hat es hier natürlich mit gigantischen Produktionen zu tun, die schon alleine durch Lichtshow und Kirmes-Charakter eine breite Maße Menschen anzieht. Man sieht also:

Bei dieser Anti-Normalverteilung funktionieren winzige Shows und Mega-Events, aber alles dazwischen leidet hart unter der Pandemie.
 
In den Statements der Band kommt auch vor, dass einige Veranstalter*innen darum gebeten haben Konzerte absagen zu dürfen, weil die Kalkulationen dementsprechend aussehen. Schlichtweg ist der Vorverkauf ein Indikator, mit dem natürlich kalkuliert wird.
Das sieht im Moment überall so aus. Hier in Frankfurt wurde zum Beispiel das "Feinstaub Open Air" abgesagt, das letztes Wochenende beim "Bett"-Club hätte stattfinden sollen. Wäre jetzt nix für mich gewesen, aber das Statement zur Absage liest sich ganz ähnlich wie Hannos Aussagen:

"Bitte kauft Karten im Vorverkauf! Verlasst euch nicht auf die Abendkassen, denn Clubs und Veranstalter können es sich aktuell nicht erlauben, auf Abendkassentickets zu hoffen. Aktuell sind nicht nur wir, sondern alle großen und kleinen Veranstalter, auf Vorverkaufszahlen angewiesen, um abzuschätzen, ob Veranstaltungen wirklich gemacht werden können oder ob man sich eventuell in Unkosten stürzt – und das kann sich in der aktuelle (Post)Corona-Situation eigentlich niemand leisten. Aktuell wackeln wegen der niedrigen Vorverkäufe auch bei uns noch ein paar Konzerte, die in den nächsten Monaten geplant sind – also haltet euch ran und kauft die Tickets im Vorverkauf, denn sonst gibt es die Veranstaltungen vielleicht nicht."


Bei Mantar kommt im Fall der Wiesbaden-Show sicher noch dazu, dass am selben Abend im nahe gelegenen Frankfurt noch zwei andere Metal-Konzerte (Moonspell, Obscura) stattfinden. Da graben sich die Bands halt auch gegenseitig das Wasser ab, was natürlich auch daran liegt, dass momentan die Tourneen von zwei Jahren mehr oder minder gleichzeitig nachgeholt werden... o_O
 
Ich würde es interessant finden,das Thema in einen anderen Thread zu verschieben.
Gibt es so einen schon?

Hier kurz meine bescheidene Meinung aus Club/Veranstalter-Sicht.

In Deutschland und Österreich gibt es ja doch ungefähr ähnliche Voraussetzungen.
Ich verstehe daher sehr gut, wenn Konzerte/Tourneen vorsichtshalber abgesagt werden, weil der VVK schlecht läuft.
Dafür gibt es verschiedenste Gründe, die hier auch schon benannt wurden (zu viele Konzerte auf einmal, last-minute-Kauf weil sich niemand sicher ist ob er/sie nicht kurz vor knapp krank wird, Ansteckungsgefahr, die Leute sitzen lieber zu Hause rum...).
In Graz (Österreich) wurde zuletzt skurrilerweise das ausverkaufte Frank Turner and the Sleeping Souls-Konzert abgesagt (und auf Dez verschoben), weil die komplette Tour in Deutschland schlecht lief.

Jedoch, hätten wir (JUZ Explosiv) jedes größere Konzert bei dem der VVK heuer schlecht lief abgesagt, wir hätten gleich zumachen können und keine tollen Shows mit unter anderem I am Morbid, Mayhem und Marduk gehabt.
Mir ist klar, dass gerade für mittelgroße Bands und Clubs die Situation gerade sehr angespannt ist.
Im Herbst wird das sicher noch spannend, wenn Strom/Heizkosten dazu kommen, die nicht durch Zuschüsse abgefedert werden.
Im Endeffekt muss hier wieder mal jede/r selbst entscheiden ob das Risiko eingegangen wird.

Ich wünsche uns allen das Beste!
 
Joar... ich liebe Mantar, aber bei dem Song kann ich irgendwie verstehen, dass er nicht auf dem Album gelandet ist. Plätschert irgendwie so vor sich hin.
 
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