Meine musikalische Reise durch die (späten) 60er!

Acrylator

Till Deaf Do Us Part
Einige meiner Bandthreads haben sich hier ja zumindest bei manchen Usern großer Beliebtheit erfreut, auch wenn es meist nicht allzu viele Leute waren, die sich beteiligt haben (und die meisten Threads leider schon seit mehr als einem Jahr brach liegen).

Daher habe ich mir gedacht, ich lasse euch mal an meiner persönlichen Reise durch die ältesten Alben in meiner Sammlung teilhaben.
Ich hatte am Samstag spontan die Idee, erstmal ausschließlich Alben aus den 60ern zu hören (was ich bis heute lückenlos durchziehe), da ich dieses Jahrzehnt lange Zeit ignoriert und auch später (im Vergleich zu den 70ern und 80ern, aber auch jüngeren Jahrzehnten) eher etwas stiefmütterlich behandelt habe, dementsprechend manche Alben aus der Zeit gar nicht oft gehört habe, obwohl die schon z.T. Jahre in meiner Sammlung sind.
Viel habe ich auch noch gar nicht aus der Zeit und überhaupt erst Alben ab 1966 (das erste Jahr, aus dem sich einigermaßen viele Alben in meiner Sammlung befinden, ist 1969), was daran liegt, dass ich neben den Anfängen/Vorläufern des Metals vor allem an experimentellen Klängen interessiert bin (bin inzwischen ein ebenso großer Progressive-Rock- wie Metal-Fan) und bis Mitte der 60er die Rockmusik sehr von einfach strukturierten, kürzeren Stücken dominiert war (hinzu kommt noch, dass die meisten Rockbands in der ersten Hälfte der 60er noch einen sehr zahmen Gitarrensound hatten, was mich gerade bei einfacheren Stücken sehr stören kann).
Mein Thread spiegelt hier also natürlich meine persönlichen Interessen und Vorlieben bezüglich der 60er wider und ist keineswegs als lückenlose rockgeschichtliche Abhandlung zu verstehen.

Nun aber los, es gibt zu jedem Album eine Kurzrezension, bzw. meine persönlichen Eindrücke (manchmal schon verfestigt, wenn ich das Album gut kenne, manchmal noch frischer, bei weniger oft gehörten Alben), wobei ich die Alben Jahrgangsweise abhandle (aber nicht nach der tatsächlichen Veröffentlichungsreihenfolge, da mir die meist nicht bekannt ist).


Von 1966 habe ich bisher auch nur ein einziges Album (wenn man nur das Veröffentlichungsjahr zählt - die erste JIMI HENDRIX EXPERIENCE wurde ja auch bereits 1966 aufgenommen):
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THE MOTHERS OF INVENTION - Freak Out!
Ulle von Lanfear/A Cosmic Trail/Septagon/Them erwähnte im Sacred Metal Board immer, dass Frank Zappa den Progressive Rock quasi im Alleingang erfunden habe und ganz so falsch ist die Aussage wohl nicht, denn 1966 gab es außer vielleicht “Revolver” von den BEATLES wohl noch kein anderes so experimentelles Rock-Album.
Als Progressive Rock, wie man ihn kennt (YES, KING CRIMSON, ELP, frühe GENESIS etc.) würde ich es zwar definitiv noch nicht bezeichnen, aber als Fortschritt und Meilenstein für die Entwicklung der Rockmusik schon.
Hier wird ein bunter Mix aus Psychedelic Rock, Surf Rock und diversen anderen Unterarten des 60er Rocks (und anderen Stilen, wie Jazz) geboten, teils mit Bläsern und Humor angereichert und das wohl erste Konzept-Doppel-Album der Rockgeschichte daraus gestrickt (auf CD nur eine Scheibe, geht aber immerhin über eine Stunde was für damals echt enorm lang für ein Album war).
Hatte ja früher immer gedacht, dass Zappa nichts für mich sei, aber diese Scheibe (wie auch so manches andere von ihm und den Mothers) kann ich mir wirklich gut anhören, auch wenn mich jetzt kein Song so richtig begeistert (das hat er mit mancher Veröffentlichung ab 1969 aber geschafft) , wobei die letzten zwei, drei Stücke schon übel nerven können (vor allem die letzten beiden bestehen fast nur aus Geräuschen und Sprachfetzen).


1967

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JIMI HENDRIX EXPERIENCE - Are You Experienced
Den Urvater aller Rock-Saitenhexer sollte man natürlich kennen, wobei ich bei diesem Album die US-Version (rechtes Cover, drei andere Stücke als auf der ursprünglichen EU-Version) bevorzuge - seit einiger Zeit habe ich allerdings eine CD, die nicht nur beide Versionen zusammenfasst, sondern noch zusätzlich 3 Single-B-Seiten von 1966 und 67 enthält (“Stone Free”, “51st Anniversary“ und „Highway Chile“, alle toll!) und somit auf 17 Songs mit gut einer Stunde Spielzeit kommt. Bis auf den Blues „Red House“ mag ich die Songs auch tatsächlich alle!
Und Hits wie "Purple Haze" oder "Foxy Lady" sollte man als Fan von elektrischen Gitarren eh kennen (aber auch die meisten weniger bekannten Stücke hier sind wirklich toll).

Da die CD auch noch günstig zu bekommen ist, lohnt die sich in jedem Fall!
Ich bin ja quasi mit der Musik von Hendrix aufgewachsen, da mein Vater großer Fan war/ist. Nachdem ich den Hardrock aber für mich entdeckt hatte, kam ich nur noch mal ganz kurz (ca. mit 12) in eine Phase, in der ich Hendrix gehört habe - und dann entdeckte ich den Heavy Metal und es war mir auf einmal zu langweilig...
Seit einigen Jahren entdecke ich die Musik aber wieder neu für mich (einige Songs kannte ich sogar noch gar nicht).
 
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THE MOODY BLUES - Days Of Future Passed
Wieder ein Konzeptalbum (meines Wissens, das erste, bei dem Klassik und Rock miteinander vermischt wurden) von dem die meisten wohl das wunderschöne “Nights In White Satin” kennen dürften.
Ich mochte lange Zeit tatsächlich nur diesen einen Song, da so einige Stücke hier noch sehr im aus heutiger Sicht oft recht zahm wirkenden Beat verwurzelt sind aber inzwischen kann ich die Scheibe auch gut am Stück hören, auch wenn ich “Dawn: Dawn Is A Feeling“ und „Evening: The Sun Set: Twilight Time“ eigentlich schon zu seicht, fröhlich und kitschig finde (und der Gitarrensound auch - wie noch oft zu dieser Zeit - viel zu zahm klingt), aber es ist in seiner Gesamtheit trotzdem toll komponiert, mit oft soundtrack- oder im Intro sogar hörspielartiger Atmosphäre und beim abschließenden “Nights In White Satin” bekomme ich immer noch Gänsehaut und feuchte Augen, wie schon als Kind, als ich es zum ersten Mal im Radio gehört hatte.

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JIMI HENDRIX EXPERIENCE - Axis: Bold As Love
Dieses Album finde ich nicht ganz so stark wie das Debüt, aber bis aufs erste Stück mag ich auch hier alle Songs und das Gitarrenspiel allein ist auch schon hörenswert!
Ob nun wildere Stücke wie "Spanish Castle Magic" oder das ruhige "Little Wing", die Scheibe kann mich ab dem zweiten Stück durchgehend überzeugen!
Allzu gut kenne ich sie allerdings noch nicht, daher kann ich gerade noch nicht so viel dazu schreiben (werde sie aber in nächster Zeit sicher öfter mal auflegen).
Auf alle Fälle geht "Axis: Bold As Love" in der allgemeinen Wahrnehmung häufig zu unrecht zwischen den beiden Meilensteinen "Are You Experienced?" und "Electric Ladyland" unter, was vielleicht auch daran liegt, dass es hier kaum bekannte Einzel-Hits gibt (maximal "Little Wing" könnte man als Nicht-Hendrix-Fan noch kennen).

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PINK FLOYD - Relics (die ersten beiden Alben der Band besitze ich nicht physisch, daher hab ich mal diese eigentlich erst in den frühen 70ern veröffentlichte Compilation mit überwiegend Songs von 1967 und 68 aufgelegt - lediglich zwei Stücke sind neuer, und zwar von 1969)
Den Anfang macht “Arnold Lane”, die erste Single der Band. Noch stark im Beat verwurzelt und musikalisch (zumindest aus heutiger Sicht) zahm und unspektakulär.
Mit dem über neuneinhalbminütigen “Interstellar Overdrive” kommt dann das längste, auch auf dem Debütalbum zu findende Stück - strukturierte, rockige Momente wechseln sich hier mit psychedelischen Soundcollagen ab. Könnte man schon als eines der allerersten Progressive-Rock-Stücke bezeichnen (März 1967 aufgenommen).
“See Emily Play” ist auch auf manchen Versionen des Debüts enthalten, für mich wieder eher uninteressant. “Remember A Day” kam 1968 aufs zweite Album, ist hier aber in einer Version von May 1967 enthalten. Ein wunderschön-sphärisches, von Klavier dominiertes Stück mit entrückter Stimmung.
“Paintbox” ist wieder ein gewöhnlicherer Song, während das ruhige “Julia Dream” gegen Ende mit elektronisch-psychedelischen Effekten arbeitet, wie sie ab den frühen 70ern auch viele Krautrockbands verwendeten. Mit “Careful With That Axe, Eugene” gibt’s noch mal ein sehr interessantes, überlanges Stück (7:45), überwiegend instrumental gehalten, mit markerschütternden (aber in den Hintergrund gemischten) Schreien bei atmosphärischen Melodien, der Ausklang ist dann ruhiger. Highlight der Scheibe und vielleicht der frühen Pink-Floyd-Phase insgesamt!
Es folgen zwei Stücke des “More”-Soundtracks von 1969, auf die ich später noch eingehe (höre dann lieber die ganze Scheibe am Stück) und noch eine Rarität namens “Biding My Time”, die anfangs etwas an die Beatles erinnert, gegen Ende immer dichter wird (viel Bläsereinsatz, dazu Gitarrensoli und Klavierspiel) und sogar kurz mit etwas aufwartet, dass wie eine schnelle Doublebass-Attacke klingt (weiß gar nicht, ob der Schlagzeuger damals zwei Bassdrums hatte oder ob man hier Toms hört). Den Abschluss macht das kurze “Bike” vom Debütalbum, das wieder eher wie ein Mix aus Beat und frühem Psychedelic Rock klingt, nicht mein Fall.
Insgesamt schon eine interessante Compilation deren Anschaffung sich allein schon wegen “Careful With That Axe, Eugene” lohnt!
 
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1968

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THE MOODY BLUES - In Search Of The Lost Chord
Wie schon beim Vorgängeralbum gibt es hier eine Einleitung, die man als eine Mischung aus filmsoundtrack-artiger Musik und einem gesprochenem Text bezeichnen könnte.
„Ride My See-Saw“ ist dann eine sehr flotte Nummer, die aber durch den biederen Refrain etwas zahmer wirkt, als sie eigentlich ist. Gefällt mir ganz gut, wenn ich mich gerade auf diese Art von Musik einlassen kann.
„Dr. Livingstone, I Presume“ klingt dann sehr nach den BEATLES, bis auf das Gitarrensolo nicht so mein Fall. Das atmosphärische, von Mellotron domonierte „House Of Four Doors pt.1“ trifft dann schon eher meinen Geschmack (später kommt sogar noch ein Cembalo zum Einsatz) und mit „Legend Of A Mind“ folgt das absolute Highlight des Albums (und für mich neben „Nights In White Satin“ wohl das beste Stück der Band überhaupt)! Sechseinhalb Minuten lang und mit teils ungewöhnlichen, hypnotisierenden Melodien gleicht es einem atmosphärisch-schönen Trip. Abgeschlossen wird die Seite durch „House Of Four Doors pt.2“ (die beiden Teile wirken wie Intro und Outro zu „Legend Of A Mind“).
Die B-Seite ist insgesamt etwas ruhiger, wobei mich vor allem die wunderschönen "Visions Of Paradise", "Voices in the Sky" und "The Actor" ergreifen.
Insgesamt vielleicht sogar etwas stärker als der Vorgänger, aber das Finale ist hier nicht so großartig wie "Nights In White Satin".
Ach ja, und die Scheibe hat das älteste mir bekannte Totenkopf-Cover!

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DEEP PURPLE - The Book Of Taliesyn
Lange Zeit konnte ich mit den ersten zwei bis drei Alben der Band ja noch gar nichts anfangen, aber ich finde sie im Laufe der Jahre immer besser!
Auf ihrem zweiten Album klang die Band noch nicht wirklich nach Hard Rock, was aber zum Teil auch am Sound liegt.
Der Opener ist nämlich immerhin schon verdammt schnell, hat im Grunde sogar, das, was in den 80ern ein typischen Thrash-Rhythmus wäre (und das auch in selbst für Thrash Metal schon nicht gerade geringer Geschwindigkeit).
Die Gitarre klingt recht zahm, dafür gibt‘s hier großartige Bassläufe und tolle Orgelmelodien!
„Wring That Neck“ ist dann langsamer, aber dennoch ein gutes Stück Rockmusik und selbst das NEIL DIAMOND Cover „Kentucky Woman“ gefällt mir in dieser Version (kenne das Original gar nicht).
Das instrumentale „Exposition“ lässt dann überdeutlich die Klassikeinflüsse Jon Lords durchscheinen (Beethoven und Tschaikowski werden zitiert) und begeistert mit virtuosen Orgeleinlagen!
Den Abschluss der A-Seite bildet das BEATLES-Cover „We Can Work It Out“ und selbst das gefällt mir wirklich gut, wirkt auch etwas härter als das Original.
Die B-Seite fällt dagegen etwas ab, wobei mir auch die beiden gemäßigteren „Shield“ und „Anthem“ (mit schöner Streichorchestereinlage) gut gefallen und auch das Cover „River Deep, Mountain Hight“ recht gelungen ist (mich stört da nur der Refrain und vielleicht ist es einen Tick zu lang geraten).
Insgesamt also schon ein wirklich gutes Album und eigentlich ziemlich unterbewertet.

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THE MOTHERS OF INVENTION- We‘re Only In It For The Money
Mit total durchgeknallten Geräusch- und Sprachfetzen beginnt dieses Album, das als Parodie auf „Sgt. Peppers Lonely Heart Club“ verstanden werden kann (siehe das oben angezeigte, alternative Cover des Albums).
Ähnlich wie schon auf dem Debüt von 1966 werden hier verschiedene musikalische Stile zusammengemischt und mit oft bissig-humorvollen Texten versehen, allerdings mit noch abrupteren Wechseln, so dass man manchmal schon fast das Gefühl hat, sich durch verschiedene Radiosender zu schalten (viele Stücke sind hier auch sehr kurz und oft von kurzen, hörspielartigen Passagen und Geräuschen unterbrochen).
Ich hab immer noch ein wenig meine Probleme mit dem Album, auch wenn (oder weil?) es natürlich die überbordende Kreativität ZAPPAs bereits ganz gut dokumentiert. Aber von den Melodien her gefiel mir „Freak Out“ insgesamt besser (die Scheiben dazwischen kenne ich noch nicht) und auch viele spätere Alben mag ich lieber. Für mich also eher „Kopffutter“ und musikhistorisch allemal interessant. Emotional werde ich hier hingegen nicht so angesprochen.
 
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THE JIMI HENDRIX EXPERIENCE - Electric Ladyland
Dieses Doppel-Album gehört natürlich eigentlich zur Allgemeinbildung im Bereich der Rock-Geschichte, dennoch habe ich es erst sehr spät komplett kennengelernt (nämlich, als ich mir die Doppel-LP vor wenigen Jahren gekauft habe).
Lustigerweise ist das, was ich früher als „Voodoo Chile“ kennengelernt hatte, auf dem Album mit „Voodoo Chile (Slight Return)" betitelt, während das eigentliche „Voodoo Chile“ ja ein typischer Blues ist, mit fast 15 Minuten für meinen Geschmack etwas zu lang geraten und nicht so hart wie der großartige „Slight Return“-Teil. Ich kannte früher das Stück halt nur von irgendeiner Best-Of und auf manchen solcher Compilations fehlt der Titelzusatz eben. Die tolle Dylan-Coverversion „All Along The Watchtower“ dürfte ja ebenfalls fast jedem bekannt sein.
Aber auch abseits der bekannten Hits hat die Scheibe einiges zu bieten, wie das mit coolen Rhythmuswechseln ausgestattete „House Burning Down“ und das epische Doppel „1983...(A Merman I Should Turn To Be)“/„Turn The Tides...Gently, Gently Away“ (bei dem ich nie so recht weiß, wo das eine aufhört und das andere Anfängt) - und wie immer ist das wilde, kreative Gitarrenspiel sowieso extrem geil (und dieser Gitarrensound! Da könnte sich so manche neuere Metal-Band auch gerne etwas abschauen, zumindest bei Stücken wie eben „Voodoo Chile Slight Return„ etc.).
Mit „Rainy Day, Dream Away“ ist allerdings auch ein Stück auf dem Album, das ich nicht so mag und insgesamt finde ich das Debüt auch noch besser - was die Klasse und Bedeutung dieses Albums aber natürlich nicht schmälert.

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GUN - Gun
Diese Band habe ich erst vor knapp eineinhalb Jahren kennengelernt, obwohl mir das Cover (übrigens das allererste, das Roger Dean gemalt hat) schon lange geläufig war und ich auch vor einigen Jahren schon mal gelesen hatte, dass es sich um frühen, progressiven Hard Rock handeln soll.
Der Opener bietet dann auch erstmal flotten, simplen und für die Zeit ziemlich aggressiven Hard Rock. „Sad Saga Of The Boy And The Bee“ hingegen beginnt mit bombastischen Bläsern und entwickelt sich zu einem sehr interessanten und mitreißenden Rocksong, der auch noch mit Streicherpassagen glänzt und am Ende mit einer Adaption von Rimski-Korsakows „Hummelflug“ überrascht (haben ja viel später auch Metalbands wie z.B. Manowar adaptiert). Es folgt ein kurzes Instrumental und mit „Yellow Cab Man“ wieder ein hardrockigeres Stück mit tollen Bassläufen. Den Abschluss der A-Seite bildet mit „Won't Be Long (Heartbeat)“ ein recht monotones, unspektakuläres Stück - das meiner Meinung nach einzig verzichtbare auf diesem Album.
Auf der B-Seite gibt‘s nach den tollen kürzeren, teils ruhigeren „Sunshine“ und „Rat Race“ noch das elfminütige „Take Off“, das mit harten Gitarren und ausgedehnten Solopassagen begeistert.
Hier haben wir also für mein Empfinden ein etwas unbekannteres Juwel und gleichermaßen einen frühen Vertreter sowohl des Hardrocks als auch des des (Proto-)Progressive-Rocks.
 
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ENNIO MORRICONE - Spiel mir das Lied vom Tod
Zwar schon 1967 aufgenommen aber erst 1968 veröffentlicht ist dies einer der wenigen Soundtracks in meiner Sammlung. Im Grunde besteht er aus drei Themen, die in Variationen immer wiederkehren und dabei unterschiedlich instrumentiert werden.
Das bekannteste dürfte das düstere (von einer Mundharmonika eingeleitete) Thema mit der verzerrten E-Gitarre sein, das (neben Gustav Holsts „Mars“) auch Black Sabbath inspiriert haben dürfte. Mir ist nichts älteres bekannt, das so hart und düster klingt. Die Scheibe beginnt allerdings erstmal mit wunderschönem, engelsgleichem Gesang (die Melodie kehrt auch mehrmals wieder und bildet auch den Abschluss der LP). Zwischendrin gibt es noch zweimal eine etwas lustiger klingende Melodie und ein Stück, das nur aus Geräuschen und Trommeln besteht.
Insgesamt ein toll komponierter Soundtrack, bei dem mir der melancholisch-schöne Anfangs- und Schlussteil, sowie natürlich das bekannte düstere Thema mit seinem spannenden, Gänsehaut erzeugenden Aufbau am besten gefallen.


1969

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LED ZEPPELIN - Led Zeppelin (1)
„Good Times Bad Times“ leitet relativ hart das Album ein (es ist immerhin bereits Ende 1968 aufgenommen worden), wobei hier der Gitarrensound im Vergleich zum Nachfolger noch recht zahm klingt.
Es folgt für mich das erste Highlight (und eins der besten Stücke der Band überhaupt), nämlich „Babe I‘m Gonna Leave You“! Wer dieses Stück tatsächlich noch nicht kennen sollte: hier wechseln sich ruhige Passagen, nur mit Akustikgitarren und Gesang mit härteren ab, die aber nicht plötzlich kommen, sondern sich fast beschwörend ankündigen, wobei richtig Spannung aufgebaut wird (vor allem Robert Plants Gesang verursacht hier so dermaßen Gänsehaut)!
Danach kann der konventionelle Blues „You Shook Me“ natürlich nur verlieren, sodass ich hier immer eine Art emotionalen Dämpfer empfinde.
Mit dem düsteren (und wieder sehr bekannten) „Dazed And Confused“ geht‘s aber dann wieder super weiter - sehr geil, wie sich hier schleppende Parts (im Dreivierteltakt) mit kurzen, flotteren Ausbrüchen abwechseln, bevor im Solopart das Tempo dann richtig angezogen wird! Ziemlich unkonventionell aufgebaut ist das Stück auch noch („progressiv“ könnte man sagen).
Mit „Yout Time Is Gonna Come“ geht‘s entspannt weiter, schönes Stück, auch wenn der Refrain für mich ein wenig an der Kitschgrenze kratzt.
Der Kontrast zwischen dem folkigen „Black Mountain Side“ und dem Proto-Metal-Stück „Communication Breakdown“ (muss man natürlich kennen) könnte dann kaum größer sein! Mit „I Can‘t Quit You Baby“ folgt wieder ein bluesiges Stück, packt mich nicht, finde ich aber immerhin deutlich besser als „You Shook Me“. „How Many More Times“ ist dann ein guter Rausschmeißer mit tolen Gitarrensoli und einem abwechslungsreichen Aufbau.

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COLOSSEUM - Those Who Are About To Die Salute You (Ende 1968/Anfang 1969 aufgenommen)
Die Band zählt zu den allerersten, die Rock und Blues mit Jazz vermischt haben, teilweise kamen auch noch Klassikeinflüsse hinzu.
Saxophonist Dick Heckstall-Smith spielt übrigens oft zwei Saxophone auf einmal!
Die Musik ist hier dennoch sehr eingängig (die einzelnen Stücke auch selten überlang), aber durch die Stilvermischung und Jon Hisemans teils hyperaktives Schlagzeugspiel ist hier der Begriff „Progressive Rock“ zumindest bei den Stücken bereits angebracht, die nicht in die Blues-Rock-Schublade („Walking In The Park“, „Backwater Blues“) passen.
Vor allem das asiatisch anmutende „Mandarin“, sowie „Debut“, „Beware The Ides Of March“ (mit Bach-Zitaten) und „Those About To Die“ zeigen schon relativ komplexe Strukturen und viele Rhythmuswechsel.
Definitv ein gutes und wichtiges Debütalbum, aber die beiden folgenden Studioalben finde ich noch eine Ecke besser!
 
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ARZACHEL - Arzachel
Diese Band, wurde quasi nur für dieses eine Album gegründet und zwar von der Uriel-Besetzung (später Egg), der damals auch noch Steve Hillage angehörte (der in den 70ern viele Soloalben und mit KHAN noch ein grandioses Progressive-Rock-Album mit Fusion-Einlagen veröffentlichte).
Diese Scheibe bietet teils recht harten Psychedelic Rock mit aggressivem Gitarrensound, vielen experimentellen Soundcollagen und improvisierten Instrumentalabfahrten, oft dominiert von der Orgel.
Einerseits wirkt das Album stilistisch schon fast ein wenig anachronistisch (zumindest für eine „neue„ Band), da zu der Zeit ja bereits die ganz große Zeit des Psychedelic Rocks langsam zu Ende ging und der Progressive Rock allmählich populär wurde (wobei man bis auf KING CRIMSONs Debüt ja die meisten Alben aus der Zeit noch als Zwischenfälle oder Übergangsalben bezeichnen kann, die Stilmerkmale von beiden Genres enthalten) - andererseits sind hier auch Elemente zu hören, die später typisch für die Canterbury-Szene waren.

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GUN - Gunsight
Das zweite Album der Proto-Progressive-/Proto-Hardrock-Band, hier mit einem Bandfoto, von dem sich Motörhead vielleicht viele Jahre später inspirieren lassen haben.
Der Opener erinnert mich von den Gitarrenakkorden und den Bassläufen dazu übrigens immer frappierend an Michael Jacksons „Billy Jean“ - da hat der gute Micheal eigentlich fast schon dreist geklaut (einen Zufall kann ich mir hier kaum vorstellen), nur dass die Akkorde da von Synthies anstelle einer Gitarre kommen und der Basslauf im Refrain variiert wird!
Ruhige, schöne Stücke gibt‘s in Form von „Drown Yourself In The River“ und dem von den beiden irgendwie spanisch klingenden Akustikgitarrenstücken „Lady Link (Pt. 1 + 2)“ eingerahmten „Oh Lady You“.
„Angeline“ und „Hobo“ klingen hingegen irgendwie leicht amerikanisch (teils mit Slide-Gitarren), während „Dreams And Screams“ pumpenden Hard Rock bietet und auch „Situation Vacant“ und „Long Hair Wildman“ am ehsten in die Hardrock-Schublade passen, letzteres allerdings mit ruhigeren Teilen durchsetzt und im Refrain leicht BEATLES-beeinflusst.
Stilistisch ein ziemlich vielseitiges Album, wenn auch diesmal ohne wirklich lange Stücke (Bläser oder Streicher, wie auf dem Debüt, gibt‘s hier auch nicht) und insgesamt etwas ruhiger als der Vorgänger.

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PINK FLOYD - More (Soundtrack)
Mit „Cirrus Minor“ beginnt die Scheibe gewohnt psychedelisch und orgellastig (und ziemlich toll), während „The Nile Song“ schon sehr rau und wild für die Band klingt.
Bei den folgenden Songs wechselt sich damals Floyd-typischer Psychedelic Rock mit sehr ruhigen Songs ab („Green Is The Colour“ hat mit seinen Flöten sogar einen deutlichen Folk-Touch), während das nur mit Handtrommeln und Flöten gespielte „Party Sequence“ sehr orientalisch klingt.
Das „Main Theme“ mit dem die B-Seite beginnt, bietet wieder mystisch-atmosphärischen Psychedelic Rock, während „Ibiza Bar“ fast so was wie ein „Nile Song Reprise“ ist. Beim „More Blues“ ist der Titel Programm und mit „Quicksilver“ gibt‘s noch ein schönes ruhiges Stück. „A Spanish Piece“ klingt so wie es sich liest (mit Akustikgitarre) und „Dramatic Theme“ ist dann der atmosphärische Ausklang des Albums. Stilistisch recht vielseitige Scheibe, die lustigerweise weniger homogen klingt und weniger den Eindruck eines Filmscores macht, als die meisten späteren, regulären Alben der Band (zumindest ab „Meddle“).
Für mich kein Highlight aus der Zeit, aber durchaus hörenswert.
 
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THE MOODY BLUES - On The Threshold Of A Dream
Auch dieses Album beginnt wieder mit einem hörspielartigen Intro, das sehr gut zum fantasievoll-surrealen Sci-Fi-Bild auf dem Klappcover passt.
Die Musik kann für mich aber größtenteils überhaupt nicht mit den beiden direkten Vorgängern mithalten, da hier die ergreifend-melancholischen Gesangslinien weitestgehend fehlen, wodurch die irgendwie immer leicht bieder wirkende Harmlosigkeit der Musik hier noch negativer ins Gewicht fällt. „Dear Diary“ klingt in den Strophen mal wieder verdächtig nach den BEATLES, während „To Share Our Love“ immerhin mit ganz interessantem Rhythmus und wuchtig gespielter Bassdrum (gerade gegen Ende ziemlich schnell) überzeugen kann. „So Deep Within You“ klingt dann sogar total untypisch für die Band, allerdings leider auch nicht auf wirklich interessante Weise.
Auf der B-Seite gibt es mit dem klassisch angehauchten (und von zwei kurzen Instrumentalen eingerahmten) „The Voyage“ immerhin noch mal einen kleinen Höhepunkt, der aber „Nights In White Satin“ oder „Legend Of A Mind“ bei weitem nicht das Wasser reichen kann.
Gerade wenn man bedenkt, was 1969 noch alles für Alben rauskamen, wirkt die Musik von Moody Blues hier wirklich erstmals richtig bieder und zahm. Alles zwar ganz schön und schlüssig komponiert, aber meinen Geschmack trifft das so langsam nicht mehr, da fehlen mir einfach ein paar mutigere Einfälle und rockigere Sounds.
Während mich die beiden Vorgängeralben noch mit ergreifenden Melodien packen konnten, wird die Band hier langsam uninteressant für mich, gerade eben auch im Vergleich mit anderen Bands zu der Zeit.

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YES - Yes
Eines steht nach dem Hören der Scheibe für mich fest - sie ist besser als ihr Ruf!
Hatte das Album allerdings auch schon einige Male gehört und als eher unspektakulär in Erinnerung aber auf einmal macht es mir richtig Spaß!
Natürlich werden Meisterwerke wie „Fragile“ oder „Close To The Edge“ hier noch nicht erreicht aber allein schon das unverkennbare Bassspiel von Chris Squire (vor allem im rockigen Opener „Beyond And Before„) ist die Anschaffung wert (hab das Album übrigens nur in der „2 Originals of YES“ Doppel-LP, wo auch noch „Time And A Word“ mit dabei ist - war für 5 Euro wirklich ein lohnender Kauf)!
Das mit teils jazzigem Schlagzeugspiel (und vielen Rhythmuswechseln) versehene „I See You“ gefällt mir mindestens ebenso gut wie „Beyond And Before“. „Yesterday And Today“ ist dann ein kurzes, ruhigeres Stück, bevor es mit „Looking Around“ wieder rockiger wird.
Mit „Every Little Thing She Does“ hat sich noch eine (damals ja fast schon obligatorische) BEATLES-Coverversion in die Tracklist geschlichen (durchaus gelungen).
In „Sweetness“ geht es wieder ruhiger zu während sich im gut sechsminütigen „Survival“ ruhigere, (in der Einleitung auch „swingende“) Passagen mit ziemlich rockigen abwechseln und so gerade am Anfang eine enorme Dynamik erzeugt wird.
Der Verlauf des Stücks ist auch sehr progressiv, man weiß nie so recht, was als nächstes kommt und dennoch fließt hier alles wunderbar, ein frühes Highlight der Band!
Lasst euch also nicht von schlechteren Reviews davon abhalten, diese Scheibe kennenzulernen, wenn ihr YES mögt!
 
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THE WHO - Tommy
Hier liegt ein tolles Konzeptalbum vor, mit dem sich die Band ziemlich stark vom einfachen, harten Rock ihrer vorherigen Alben gelöst hat.
Im abwechslungsreichen, instrumentalen „Overture“ finden sich schon einige der Melodien, die im weiteren Verlauf des Albums noch mal zu hören sein werden, sodass man hier schon eine Art Vorgeschmack auf des gesamte Album hat.
"Tommy" kann man musikalisch nur schwer beschreiben (das textliche Konzept ist im Internet zu finden), es hat vom Aufbau her schon etwas von einer Oper oder einem Musical (wurde ja auch später als Musical aufgeführt) und ist doch klar im Rock verwurzelt, wobei es ein ständiges Auf- und Abschwellen zwischen ruhigen, von Akustikgitarre dominierten und härteren Momenten gibt.
Das gesungene „See me, feel me, touch me, heal me...“ im Stück „Christmas“ (die Melodie taucht allerdings auch später noch mal auf) gehört für mich zu den ergreifendesten Momenten der 60er Rockmusik und auch das abwechslungsreiche, fast zehnminütige, von Akustikgitarre und Schlagzeug dominierte Instrumental „Underture“ gehört für mich zu den Highlights dieses Albums!
Das Teil muss aber eh am Stück genossen und gewürdigt werden, es gibt hier so viel zu entdecken! Auch einige auf den ersten Blick gewöhnlicher wirkende Stücke offenbaren bei genauerem Hinhören interessante Rhythmusarbeit und so manch ungewöhnlich verlaufende Melodie.
Hier lohnt es sich übrigens auch, eine ältere LP-Pressung zu kaufen - die hat nämlich ein schönes Dreifachklappcover (Außenseite siehe oben) mit eingeheftetem Booklet mit vielen Illustrationen. Mit etwas Glück ist die auch noch recht günstig zu finden (10 bis 15 Euro).


So, das war's fürs erste, hab noch einige weitere Scheiben von 1969, bin aber ab morgen erstmal ein paar Tage nicht zu Hause, daher geht's nächste Woche weiter!
 
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Sehr schön, werde ich wohl weiter verfolgen müssen. :):top: Und wer Zappa erwähnt, der bekommt erheblich viele Bonuspunkte, va dann, wenn er "We‘re Only In It For The Money" aufführt. Zwar ist es nicht mein Lieblingsalbum von ihm, und ich würde Freak Out oder Absolutely Free vorziehen. Trotzdem, obwohl eines der schwer zgänglichen Alben, immer ein durchgeknallter musikalischer Ritt.
 
Geiles Thema: Ich schmeiße mal einen Liebling aus London in die Runde

The Zombies - Odessey And Oracle

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...das Album verbindet eine wegweisende Reise durch Rock, Beat und Psychedelic:)
 
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Arthur Brown - The Crazy World Of Arthur Brown

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Arthur Brown gehört für mich zu den herausragenden Protagonisten der Musik der späten 60er.
Der Psychedelic Rock ist noch tief im Underground des damaligen Londons verwurzelt. Zwei Musiker dieser Band (Vincent Crane und Carl Palmer) gründeten später

Atomic Rooster und Palmer orgelte dann auch bei Emerson, Lake und Palmer. Mit Fire gab es auch noch einen Hit dazu!
 
Sorry, habe jetzt erst gelesen, dass es sich um deine persönliche Reise durch die späten 60er handelt.
Ignoriert also meinen Input:D
 
Interessanter Thread, den ich sicher öfter mal beobachten werde, da diese Zeit doch einige versteckte Perlen bietet.

Eine kleine Korrektur @Acrylator - der Song von Led Zeppelin heißt "You shook me" - "...all night long" war dann von AC/DC ;)

Ah ja, wäre nicht Santana ein Thema für diese Zeit? Bin bei dem aber auch nicht sattelfest.
 
Interessanter Thread, den ich sicher öfter mal beobachten werde, da diese Zeit doch einige versteckte Perlen bietet.

Eine kleine Korrektur @Acrylator - der Song von Led Zeppelin heißt "You shook me" - "...all night long" war dann von AC/DC ;)
Stimmt, die Titel sind halt sehr aehnlich, da kann man schon mal durcheinander kommen...:D

Ah ja, wäre nicht Santana ein Thema für diese Zeit? Bin bei dem aber auch nicht sattelfest.
Definitiv, aber von dem kenne ich bisher nur die Hits aus der Zeit. Zumindest die ersten zwei Alben will ich mir bei Gelegenheit aber wohl auch mal zulegen...
 
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