Meine musikalische Reise durch die (späten) 60er!

Klar, höre ich ziemlich viel Black/ Death Metal oder härteres Zeug.
Aber immer nur Nudeln mit Tomatensoße ist auf Dauer auch langweilig. Bei mir steht mittlerweile z.B. A-Ha neben Abigor (mal als ziemlicher Kontrast). ;)
Höre mittlerweile ziemlich gerne 70er Jahre Rock/ Hardrock usw. Da dürfen dann ja auch die Anfänge der jeweiligen Bands nicht fehlen. Das schöne am Progrock ist ja, dass dieser in den 70er Jahren schon sehr facettenreich war.

Find es schade, wenn man nicht mal die Scheuklappen abnehmen kann, um auch gute Musik links und rechts vom Weg zu entdecken. Denke, da würde ich viel gute Musik liegen lassen.
 
Hab in letzter Zeit einfach zu viele Scheiben bekommen, daher konnte ich mich nicht mehr so vielen Alben aus den 60ern widmen.
Ein paar meiner Neuerwerbe stammen allerdings auch aus jenem Jahrzehnt und sind inzwischen recht ausgiebig gehört worden, hier mal die nächsten drei Scheiben (ich hoffe, es stört nicht, dass ich mich manchmal jedem einzelnen Song widme und manchmal eher den Gesamteindruck des Albums beschreibe):

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PROCOL HARUM - Procol Harum / A Whiter Shade Of Pale (1967)
Das Debüt der Band, deren zweites Album ich bereits als frühes, „richtiges“ Progressive-Rock-Album beschrieben hatte, ist noch etwas einfacher strukturiert, weist aber dennoch schon teilweise in die spätere Richtung. Ich würde hier aber eher von Classic Rock/Psychedelic Rock mit Klassikeinflüssen reden als von Progressive Rock. Vor allem das Schlagzeugspiel ist hier sehr straight und meist eher simpel.
Interessant ist hier übrigens die damalige Veröffentlichungspolitik:
Die UK-Erstpressung enthielt die zehn Stücke Conquistador, She Wandered Through The Garden Fence, Something Following Me, Mabel, Cerdes (Outside The Gates Of), A Christmas Camel, Kaleidoscope, Salad Days (Are Here Again), Good Captain Clack und Repent Walpurgis.
Der vorher als Single veröffentlichte Hit A Whiter Shade Of Pale war hier nicht enthalten - den gab‘s damals nur auf der US-Pressung, auf der dafür das sehr kurze und eher lustige Good Captain Clack fehlte (spätere Pressungen enthielten das Stück wiederum). Der deutschen Version fehlten beide Stücke (das Album wurde allerdings in Deutschland unter dem Namen A Whiter Shade Of Pale und anderem Cover mit den 11 Songs der späteren US-Pressung wiederveröffentlicht), dafür war hier die Songreihenfolge stärker verändert und es gab das sonst nirgends erhältliche Homburg als Opener (es gibt inzwischen auch CD-Versionen mit allen 12 Songs).
Erwähntes Homburg - ich hab mir eine alte deutsche Pressung geholt, da ich das ohnehin nur eineinhalb-minütige Good Captain Clack nicht so toll finde und A Whiter Shade Of Pale bereits auf einer Single habe (außerdem seit meiner Kindheit fast auswendig kenne) - ist auch ein wirklich schönes, lohnendes Stück und wurde ebenfalls als Single veröffentlicht.
Es bietet eher getragenes Tempo und dramatische Gesangsmelodien, sowie leicht von Klassik beeinflusstes Orgelspiel, was den typischen Stil der Band recht gut repräsentiert (bei A Whiter Shade Of Pale verhält es sich genauso), aber bei weitem nicht ihre ganze stilistische Bandbreite zeigt.
Damals relativ untypisch war übrigens, dass bei der Band neben den üblichen Rockinstrumenten auch Orgel und Klavier (letzteres von Sänger Gary Brooker gespielt) zum Einsatz kamen, und zwar oft auch gleichzeitig.
In She Wandered Through The Garden Fence spielt die Orgel außerdem bereits eine Melodie, die ein typisches Element der Peter-Gabriel-Ära von GENESIS vorwegnimmt (ich hatte ja schon bei Shine On Brightly auf den vermutlich großen musikalischen Einfluss PROCOL HARUMs auf GENESIS, bzw. die deutlichen stilstischen Ähnlichkeiten hingewiesen) - hier musste ich wirklich sofort an Früh-70er GENESIS denken!
Aber jeder Song hat hier seinen eigenen Charakter, Mabel klingt leicht jazzig, Cerdes wird von einem prägnanten Bass-Riff dominiert, während z.B. Christmas Camel auf der B-Seite recht beschwingt mit Klavier beginnt, allerdings auch wieder eher in leicht getragenem Tempo und mit Gary Brookers gewohnten, tollen Gesangslinien, die häufig eine leichte Melancholie verströmen.
Mit Repent Walpurgis schließt noch ein schönes, stark klassikbeeinflusstes Instrumental die Scheibe ab, in dessen Mittelteil auch ein kurzes Bach-Zitat zu hören ist (Präludium C-Dur).
(Das Stück wurde übrigens zwei Jahre später von der Schweizer Band THE SHIVER gecovert und bildet auf deren einzigen Album neben Hey Mr Holy Man für mich den einzigen Höhepunkt unter sonst eher biederen und rückwärtsgewandten Beat- und Blues-Rock-Nummern.)
Insgesamt ist Procol Harum für mich jedenfalls ein wirklich gutes Album voller schöner Melodien, das die Band danach aber noch mehrmals übertreffen konnte (auf jeden Fall mit Shine On Brightly und Home. A Salty Dog fehlt mir noch, kommt aber auch irgendwann ins Haus).


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SOFT MACHINE - The Soft Maschine (1968)
Das Debütalbum der Band aus Canterbury ist noch deutlich beeinflusst vom damals angesagten Psychedelic Rock. An Instrumenten sind Gitarre, Orgel, Bass und Schlagzeug zu hören, wobei das eine oder andere Instrument in manchen Stücken auch mal für kurze Zeit pausiert, die Klangkulisse also oft nicht allzu dicht ist. Allerdings klingt z.B. das extrem wilde Orgelsolo im Opener Hope For Happiness manchmal fast wie ein Gitarrensolo.
Interessanterweise war die Band bereits Ende 1966 nach zahlreichen sehr gut aufgenommenen Konzerten wohl auch diejenige, über die - neben PINK FLOYD - in London am meisten geredet wurde (dem Begleittext meiner CD-Version entnommen) - heute sind, wie wir alle wissen, die einen weltbekannte Superstars (wenn auch vielleicht mit sinkender Popularität) und die anderen seit Jahrzehnten wieder eher ziemlicher Underground, was sicherlich zumindest zum Teil auch an der deutlich weniger zugänglichen Musik SOFT MACHINEs liegt - 1967/68 waren die beiden stilistisch jedoch noch gar nicht so weit auseinander.
Allerdings zeigen sich auf The Soft Machine auch schon deutliche Hinweise auf den sich später immer mehr in Richtung Jazz entwickelnden Stil der Band (Organist Ratledge hatte 1966 übrigens auch noch in einer Avant-Garde-Jazz-Band gespielt) - manch chaotisch wirkende Passage kann man hier durchaus als Free Jazz bezeichnen, wobei das Grundgerüst der meisten Stücke dann doch noch typischer Psychedelic Rock ist, der nur überdurchschnittlich viele unerwartete Wechsel in Rhythmus und Melodien bietet. Daher kann man auch hier schon - trotz der meist sehr kurzen Stücke (überwiegend zwischen zwei und viereinhalbe Minuten) - durchaus von frühem Progressive Rock sprechen. Allerdings waren Procol Harum zu der Zeit kompositorisch bereits viel näher an dem, was 1969/70 endgültig als Progressive Rock Erfolge feierte und die Massen begeistern konnte (heute fast unvorstellbar) - aber eine „typische“ Progressive-Rock-Band waren Soft Machine ja auch später nie - wobei in den frühen 70ern eh noch jede Band aus dem Bereich ihren ganz eigenen, unverwechselbaren Stil hatte.
Hier liegt auf jeden Fall schon ein sehr interessantes Album vor, auf dem mir der Gesang tatsächlich auch etwas besser als auf dem Nachfolger gefällt (der dafür aber instrumental noch mehr Genialitäten zu bieten hat).
Auf meiner CD-Version sind als Bonus übrigens noch die beiden bereits Anfang 1967 als Single veröffentlichten Stücke Love Makes Sweet Music und Feelin‘ Reelin‘ Squeelin“ (beide zwischen knapp zweieinhalbe und drei Minuten lang), wobei ersteres noch relativ konventionellen, eingängigen Psychedelic Rock bietet, während letzteres schon ziemlich abgedreht wirkt. Sehr tiefer, fast grollender Sprechgesang wechselt sich hier mit melodischeren Passagen ab und ein schräges Flötensolo gibt es auch zu hören.


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FAMILY - Music In A Doll‘s House (1968)
An dieser Stelle noch einmal danke an Pavlos für diesen coolen Tipp! Aufgrund des Namens wäre ich wohl sonst nie wirklich aufmerksam auf diese interessante Band und ihr Debüt geworden!

Das Album beginnt dramatisch mit lautmalerischen Gesängen und Streichern, die nur kurz in den eigentlichen Song einleiten. Auffallend finde ich die ungewöhnlichen Gesangsmelodien und natürlich Roger Chapmans einzigartige Stimme (die ich später bei MIKE OLDFIELDs Shadow On The Wall aber eher nervig fand). Im weiteren Verlauf gibt‘s neben den typischen Rockinstrumenten auch noch Bläser zu hören und der Aufbau ist auch interessant, das Stück ist plötzlich nach nicht einmal zweieinhalbe Minuten schon zu Ende - überhaupt sind hier alle Stücke für Progressive Rock sehr kurz: meist unter drei und bis auf eine Ausnahme immer unter vier Minuten lang! Wobei ich hier auch noch nicht von einem reinen Progressive-Rock-Album sprechen würde - es gibt hier auch noch viel Psychedelic Rock und Classic Rock zu hören, allerdings in einer riesigen stilistischen Vielfalt.
Das zweite Stück, Mellowing Grey ist dann im Kontrast zum recht hektischen Opener ruhiger und einfacher gehalten und wird von Gesang, Akustikgitarre und schönen Mellotron-/Streichermelodien getragen, während Never Like This fast schon psychedlischer Beat ist, der tatsächlich auch ein wenig an die Beatles erinnert.
Das mit akzentuiert eingesetzten Bläsern versehene Be My Friend geht dann unvermittelt für einige Sekunden in Variation On A Theme Of Hey Mr. Policeman über, das den ersten Song der B-Seite vorwegnimmt.
Winter ist wieder etwas ruhiger und Old Songs New Song fast eher straighter Rock('n'Roll) mit Mundharmonika - wäre da nicht das ungewöhnliche Break mit dem Refrain. Außerdem wird das Stück im weiteren Verlauf während des Soloparts beschleunigt und wirkt dadurch noch mitreißender, gegen Ende gibt‘s dann sogar noch bigband-artige Bläser.
Am Ende der A-Seite greift Variation On A Theme Of The Breeze noch einen Teil des vorletzten Stücks der B-Seite auf, die wiederum mit dem entspannten Hey Mr. Policeman beginnt.
See Through Windows fängt auch eher lässig an, wobei es hier auch dramatische Momente mit Streichern gibt und der mit sphärischen Mellotronklängen versehene Schlusspart dann schneller wird. Danach wird für einige Sekunden mit Sitar noch ein Thema von Be My Friend von der A-Seite angespielt.
Peace Of Mind und vor allem Voyage (der Titel ist Programm) sind dann gleichzeitig schön atmosphärisch und irgendwie schräg, vor allem das disharmonische Saxophonsolo in letzterem reißt einen aus der träumerischen Stimmung, auch der Schluss ist dann eher etwas schrill, während das psychedelische The Breeze einen wieder mit ruhigen Klängen und schöner Gesangs-/Geigenmelodie einlullt.
3 x Time fängt auch erst ruhig an, Akustikgitarre und Gesang dominieren, allerdings wird die Nummer dann rhythmischer und sogar schräg/fröhlich mit Bläsern. Danach wird‘s noch mal kurz psychedelisch bis der schräg-stampfende Bläserpart noch einmal wiederkehrt und ein Blasorchester die Scheibe recht plötzlich abschließt.
Man merkt, die Albumstruktur ist ziemlich ungewöhnlich. Auch durch die kurzen Songlängen wirkt alles wie ein wildes Gebräu aus unterschiedlichsten Zutaten, die einfach in einen Topf geworfen wurden und dennoch irgendwie zusammenpassen. Dadurch, dass viele der kurzen Songs plötzlich aufhören oder einfach ausgeblendet (oder vom nächsten Stück überblendet) werden, wirkt manches auch fast unfertig, eher wie Ideenskizzen als wie ein fertiges Kunstwerk, was aber irgendwie auch den Reiz der Scheibe ausmacht.
Dass einige Themen mehrmals über verschiedene Stücke verteilt wiederkehren verleiht dem Album außerdem fast einen Suite-artigen Charakter, wobei es auch einige Pausen zwischen manchen Songs gibt, so dass es dann doch nicht wie eine überlange Komposition wirkt.
Auf jeden Fall ein kreatives, stilistisch vielseitiges Werk, das Prog-Rock-Forscher kennen(lernen) sollten!

Das Albumcover passt hier übrigens auch super - es zeigt ein Puppenhaus in dem die Bandmitglieder - neben einigen Puppen - zu sehen sind, was man nur bei näherem Hinsehen erkennt. Auf dem CD-Cover dürfte man Puppen und echte Menschen nicht auseinanderhalten können, selbst auf dem LP-Cover ist das wegen der winzigen Größe der Figuren schon nicht so einfach.
 
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Da hat sich jemand richtig Mühe gegeben.Sehr schön @Acrylator . :top:

Ich weiss auch aus eigener Erfahrung wie viel Arbeit dahinter steckt.Meinen Thread,The Forgotten Bands,rare&obscure pearls habe ich schon länger vernachlässigt.Ist halt auch einiges an Recherche nötig,so wie ich das aufgezogen habe.Mir fehlt dazu im Moment leider die Muße und auch die Zeit.

Falls das noch jemanden interessieren sollte,der gerne auf Entdeckungsreise geht,dann hier.

https://forum.deaf-forever.de/index...en-bands-underrated-rare-obscure-pearls.4630/
 
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Ich hab in letzter Zeit so viel zu tun, dass ich kaum noch dazu komme, hier weiterzumachen, das wird aber bald nachgeholt...
Immerhin hab ich mir in der Zwischenzeit noch so einige weitere Alben aus den 60ern gekauft und angehört (obwohl ich von denen, die sich vorher bereits in meinem Besitz befanden, auch noch lange nicht alle hier besprochen hatte) - unter anderem die ersten beiden CREAM, die erste DEEP PURPLE, die zweite IRON BUTTERFLY und einige alte Aufnahmen von JIMI HENDRIX.
 
Music In A Doll's House schlummerte schon seit Dekaden in meinem Plattenschrank und ist dank deines (@Acrylator) klasse Reviews wieder auf meinem Plattenteller:D
Gerade die von dir angesprochene "Unfertigkeit" dieses Albums macht es für mich zu einem Highlight...aber du hast es ja trefflich beschrieben:jubel::jubel:
 
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Oha, bereits ein Vierteljahr seit meinen letzten Reviews hier. Das nächste Mal wird es nicht so lange dauern, das verspreche ich!
Hier nun wieder ein paar Eindrücke, diesmal zu Cream, die ich erst diesen Sommer für mich entdeckt habe.


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CREAM - Fresh Cream (1966)
Das Debüt hatte in Europa und den USA eine leicht unterschiedliche Tracklist - die US-Version fing mit dem kurzen I Feel Free an, das mit einem A-capella-Part beginnt, sich dann aber zu einem recht geilen Rocker entwickelt, bei dem mich vor allem die kraftvolle Stimme von Jack Bruce begeistert. Hier finde ich den Mix allerdings leider sehr unpassend (weiß natürlich nicht, ob das bei der Original-LP genauso klingt, da ich eine neue CD-Version habe, auf der alle Songs enthalten sind) - Der Gesang und der nervige Schellenkranz sind viel zu sehr in den Vordergrund gemischt, die Rhythmusgitarre dafür leider auf dem ganzen Album sehr leise, manchmal gerade so wahrnehmbar. So mag ich das bei Rock wirklich nicht... Hinzu kommt, dass der Stereo-Mix sehr merkwürdig aufgeteilt wurde - gerade über Kopfhörer hat man die Instrumente fast nur rechts, Gesang (und Schellenkranz, wo vorhanden) dominiert links. Kann die CD nur über die Stereoanlagen-Boxen laut hören, sonst macht mir das gar keinen Spaß...
Aber die Songs an sich gefallen mir größtenteils gut bis sehr gut, nur Sleepy Time Time, Four Until Late und das recht lange Cover Spoonful (das für I Feel Free auf der UK-Version war) finde ich eher langweilig, bin aber auch einfach kein großer Fan von dieser Art Blues (obwohl ich z.B. die meisten bluesigen Songs der JIMI HENDRIX EXPERIENCE mag, aber auch nicht alle). Aber Stücke wie der erwähnte Opener, N.S.U. oder Cat's Squirrel (eigentlich ein Traditional, sehr wild interpretiert) finde ich schon richtig geil. Das immer wilder werdende MUDDY WATERS Cover Rollin And Tumblin mit seiner Mundharmonika (eigentlich so gar nicht mein Instrument) macht auch mächtig Spaß, I‘m So Glad ist dann noch ein oft gecoverter Hit und Toad funktioniert als Instrumental am Schluss trotz seines langen Schlagzeugsolos ebenfalls sehr gut (wobei es eh immer Spaß macht, Ginger Baker spielen zu hören).


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CREAM - Disraeli Gears (1967)

Hier fällt Ginger Bakers originelles Schlagzeugspiel noch stärker auf als auf dem Debüt - er tänzelt geradezu auf den Trommeln und Becken durch die Songs und die Produktion gefällt mir auch besser, da der Mix ausgewogener ist.
Als Opener ist Strange Brew noch recht entspannt, beim bekannten (und oft gecoverten) Sunshine Of Your Love dominiert dann jedoch schon ein richtiges Hardrock-Riff (natürlich soundtechnisch noch nicht so aggressiv wie vieles in den 70ern).
In World Of Pain geht es wieder etwas ruhiger zu, ist aber auch ein schönes Stück mit atmosphärisch eingestzten Wah-Wah-Effekten.
Dance The Night Away hat einen recht interessanten Aufbau: ruhiger Beginn und Strophe, dann steigert es sich über einen kurzen, psychedelischen Instrumentalpart vor allem durch schneller werdendes, dichteres Schlagzeugspiel zum Refrain hin.
Mit Blue Condition kommt danach leider ein für mich langweiliges, zu gleichförmiges Stück.
Aber dann folgt mein absoluter Lieblingssong der Scheibe: Tales Of Brave Ulysses mit tollem Aufbau, expressivem Schlagzeug- und Gitarrenspiel (teils auch krass verzerrt) und oft herrlich kraftvollem Gesang (mit unter drei Minuten nur leider viel zu kurz).
In SWLABR ist die Gitarre (bzw. meist hört man zwei zugleich) ebenfalls oft herrlich verzerrt und kratzig und das Stück auch schön dynamisch, vielleicht auch das härteste der Scheibe. We‘re Going Wrong schlägt wieder ruhigere Töne an (wobei hier Ginger Baker auch wieder ganz schön arbeitet und das Stück auch einen dynamischen Aufbau hat). Der Falsett-Gesang dürfte auch einige Krautrock-Bands wie MURPHY BLEND etc. beeinflusst haben, da gibt‘s teils auch stimmlich wirklich sehr ähnlich klingende Gesangslinien.
Outside Woman Blues ist ein Cover, wird aber vor allem durch Bakers kreatives Schlagzeugspiel wieder zu einem typischen CREAM-Stück.
Mit Take It Back folgt ein weiteres Blues-Stück, den Abschluss bildet dann das Traditional Mother's Lament, das mir leider so gar nicht gefällt. Ansonsten aber wirklich eine gute Scheibe, die sich in dem Jahr für mich allerdings hinter den beiden HENDRIX EXPERIENCE Alben und evtl. Days Of Future Past (nur wegen Nights In White Satin) einreihen muss.


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CREAM - Wheels Of Fire (1968)

Auf die Live-Scheibe des Doppel-Albums gehe ich hier nicht ein, da ich die noch nicht so oft gehört habe, daher hier zur Studio-Scheibe:
Gleich der Einstieg mit White Room (dessen Anfang schon fast etwas von ENNIO MORRICONE hat) ist bereits großartig! Erstmals gibt's hier sogar eine Geige zu hören. Das Cover Sitting On Top Of The World kann da zwar nicht mithalten, gefällt mir aber immerhin besser als so einige Blues-Nummern/Cover der Vorgängeralben, vor allem durch den Gesang gegen Ende. Mit Passing The Time wird's dann auch schon wieder deutlich besser. Es ist sehr interessant aufgebaut - eher ruhiger Beginn, dann noch ruhiger werdend (ohne Schlagzeug, dafür mit Cello, einem meiner Lieblingsinstrumente), später, wenn man schon gar nicht mehr damit rechnet, wird es auf einmal härter mit einen originellen und mitreißenden Rhythmus in recht hoher Geschwindigkeit (die Gesangslinien sind hier eher nervig, was mich aber wegen der Instrumentalfraktion gar nicht so stört, zumal auch einiges rein instrumental vorgetragen wird). Gegen Ende wird es nach einem Ausblenden des Rock-Parts wieder ruhiger!
Das von Cello und Akustikgitarre dominierte (aber trotzdem nicht wirklich ruhige) As You Said ist für mich ein weiteres Highlight und stilistisch damals auch völlig neuartig für die Band!
Mit Pressed Rat And Warthog folgt ein weiteres, stilistisches Novum - bis auf das hyperaktive Schlagzeugspiel wirkt es fast mittelalterlich und statt gesungen wird hier eher erzählt, was eine interessante Atmosphäre erzeugt. Außerdem gibt es hier noch eine Trompete zu hören. Politician ist dann wieder typischer und blues-lastig, mit einem Riff, das recht heavy wirkt und vielleicht auch BLACK SABBATH beeinflusst hat (auch wenn es hier nicht so düster klingt). Der Song ist für mich gut (vor allem wegen der Improvisationen in der zweiten Hälfte) aber nicht spektakulär, da gibt‘s einige noch bessere auf diesem Album.
Those Were The Days zum Beispiel, das wieder deutlich dynamischer ist.
Born Under A Bad Sign (wieder ein Blues-Cover) fällt nochmal leicht ab (aber auch das finde ich besser als die meisten anderen Songs dieser Art von der Band).
Am Schluss kommt mit Deserted Cities Of The Heart aber nochmal ein echtes Highlight (auch wieder mit kurzem Geigen-Einsatz und rhythmisch hyperaktiv), vielleicht sogar mein Lieblingssong der Band!
Wären nicht die obligatorischen Blues-Cover (mit denen sich die Band meiner Meinung nach eh selten einen Gefallen getan hat, da ihre Eigenkompositionen meist deutlich stärker sind - auch wenn die Cover interessant interpretiert werden), hätten wir hier meine absolute Lieblingsscheibe von 1968 - so muss das Album sich der ersten GUN und der zweiten PROCOL HARUM geschlagen geben - das beste CREAM-Album ist es für mich aber dennoch eindeutig!


Danach kam ja mit Goodbye (1969) leider nur noch eine halbherzige Veröffentlichung - drei längere Live-Songs und drei ziemlich kurze Studiosongs, die aber größtenteils nicht mit den guten Stücken oder gar den Highlights der Vorgängeralben mithalten können (allenfalls What A Bringdown finde ich noch ganz gut). Ich zumindest war ziemlich enttäuscht von dem Album, das als letztes in meine Sammlung gewandert ist. Wobei hier die Live-Songs immerhin noch ganz interessant sind.
 
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Puh, hatte ja richtig lange nichts mehr hier geschrieben (so viel zu meinem Versprechen... :D), aber jetzt geht's weiter!

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IRON BUTTERFLY - Heavy (1968)
So heavy, wie der Titel vermuten lässt, klingt dieses Album nicht - selbst nach damaligen Maßstäben (wobei man bedenken muss, dass es immerhin schon im Sommer 1967 aufgenommen wurde, auch wenn es erst Anfang 1968 auf den Markt kam).
Der Opener versprüht allerdings eine gewisse Melancholie, sodass der Titel dennoch nachvollziehbar ist. Wir haben es hier mit Psychedelic Rock, teilweise auch frühem Hard Rock zu tun, der hier und da sowohl von THE WHO, CREAM und ROLLING STONES als auch von den BEATLES, DOORS und JEFFERSON AIRPLANE inspiriert zu sein scheint, aber auch ab und zu schon einen eigenen Stil erkennen lässt. Allerdings klingt der Gitarrensound noch recht zahm (das sollte auf dem Nachfolger schon ganz anders sein) und wird ohnehin im Mix oft etwas von der Orgel übertönt.
Das “Iron Butterfly Theme” am Schluss der kurzen Scheibe (insgesamt gerade einmal 29 Minuten) zählt dann für mich zu den Highlights und ist wohl noch am ehesten relevant für Hardrock-Fans, allerdings auch gleichermaßen psychedelisch.
Allein schon für das schöne Cover hat sich die Anschaffung als LP (allerdings in der günstigen Rock-Classics-Version für 10 Euro inklusive Versand) für mich allerdings bereits gelohnt und einige der Stücke gefallen mir ja auch ziemlich gut.


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IRON BUTTERFLY - In A Gadda-da-Vida (1968)
Die ersten beiden Stücke sind noch im Stil des Vorgängers gehalten, weder besonders interessant/progressiv, noch besonders heavy (auch nicht für die Zeit). Der Opener ist aber recht gefällig und klingt vor allem durch die Orgel etwas nach den DOORS. Diese eine kurze Gitarrenmelodie, die immer wieder kurz eingestreut wird, erinnert mich übrigens immer total an etwas späteres von YES - ob Steve Howe wohl hiervon inspiriert war? „Flowers And Beads“ danach ist allerdings schon etwas kitschig.
„My Mirage“ finde ich dann von den Melodien her (Gitarre und Keys am Anfang) deutlich interessanter, schon ziemlich originell und auch das Bassspiel setzt im Gegensatz zu den ersten beiden Stücken mehr Akzente, es wird schön um die Linien herum improvisiert. Solche freien Basslinien, die in den späten 60ern und 70ern keine Seltenheit waren, finde ich ja immer ziemlich toll!
„Termination“ ist erst wieder ungefähr im Stile des Openers gehalten, auch hier werden wieder leichte Erinnerungen an THE DOORS geweckt, wobei der (schöne) ruhige, melancholische Schluss dann recht unerwartet kommt.
In „Are You Happy“ muss ich am Anfang beim Gitarrenriff immer an „Billy Jean“ von Michael Jackson denken, wobei dieser Song hier natürlich deutlich älter ist - härter und besser auch! Das Stück nimmt in der Mitte nochmal ordentlich Fahrt auf und der herrlich kratzige Gitarrensound kommt richtig schön zur Geltung. Hier kann man durchaus von frühem Hard Rock sprechen.
Ähnlich hart, aber vom Tempo her gemäßigter ist dann das Titelstück, das die gesamte B-Seite füllt. Dürfte wohl auch das bekannteste Stück der Band sein (das einige Metalfans auch dadurch kennen dürften, weil JAG PANZER das ca. 18 Jahre später mal gecovert haben).
Nach wenigen Minuten setzt ein ausgedehnter, reiner Instrumentalteil ein, bei dem erst die Gitarre beim Improvisieren vom Rest der Band begleitet wird, dann ein Schlagzeugsolo einsetzt das nach ein paar Minuten wieder von der Orgel begleitet wird bis dann auch die anderen Instrumente und der Gesang dazukommen und wieder in den Teil vom Anfang überleiten.
Mir persönlich gefallen ja das dritte und das fünfte Stück von der A-Seite noch besser, aber aufgrund des krassen Gitarrensounds und der ausufernden Instrumentalpassage ist natürlich auch dieses populärste Stück der Band hörenswert (gerade auch für die Historiker unter den Hardrock- und Metalfans).


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PINK FLOYD - Piper At The Gates Of Dawn (1967)
Der Einstieg klingt mit “Astronomy Domine“ für die Zeit schon ziemlich hart und düster, was aber durch den mehrstimmigen, melodischen Gesang kontrastiert wird (beim zweiten Stück sieht‘s ähnlich aus).
Überhaupt klingt vieles auf dem Debüt gesanglich noch sehr nach den BEATLES und Co., allerdings musikalisch noch etwas abgedrehter als jene zu der Zeit (obwohl die da ja auch bereits mitten in ihrer experimentellen Phase waren) - gerade einige Gitarrenparts klingen schon sehr wild. “Matilda Mother“ hätte allerdings auch von den Jungs aus Liverpool sein können und klingt noch sehr nach konventionellem Beat.
Dafür sind die folgenden beiden Stücke dann deutlich abgedrehter mit wüsten Soundcollagen, wohingegen “Take Up Thy Stethoscope And Walk“ wieder normalerer Rock ist, der mich ein klein wenig an “You Really Got Me“ von den KINKS erinnert.
Mit dem über neuneinhalbminütigen “Interstellar Overdrive” kommt dann am Anfang der B-Seite das mit Abstand längste Stück des Albums - strukturierte, rockige Momente wechseln sich hier mit psychedelischen Soundcollagen ab, die manchmal schon etwas Geduld erfordern können (je nach Stimmung).
Mit “The Gnome“ geht’s dann wieder Beat-typischer weiter, für mich eher verzichtbar, genauso wie das abschließende “Bike“, das zwar psychedelischer ist, aber für mich von den Melodien her einfach langweilig bis nervig klingt (gut, das geloopte Entengeschnatter am Schluss ist schon irgendwie lustig:D).
Die psychedelischen “Chapter 24“ mit Glockenschlägen und unkonventionelleren Gesangsmelodien, sowie “The Scarecrow” sind da für mich immerhin interessanter.
Insgesamt bin ich bei frühen PINK FLOYD immer zwiegespalten - harte Gitarren und abgedrehte Ideen treffen auf aus heutiger Sicht sehr bieder klingenden, zahmen Beat/frühen Psychedelic Rock und ich schwanke immer zwischen Euphorie und Langeweile (und auch die Soundexperimente fesseln mich nicht immer)...
Sicher musikhistorisch enorm wichtig, treffen meinen Geschmack aber nur teilweise.
 
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Ich mag die erste PF sehr gerne. Weit ab von dem Fahrstuhl Prog der später noch kommen sollte. Außerdem hast du meinen Lieblingstrack Flaming unterschlagen. ;)
 
Ich mag die erste PF sehr gerne. Weit ab von dem Fahrstuhl Prog der später noch kommen sollte. Außerdem hast du meinen Lieblingstrack Flaming unterschlagen. ;)
Hab ich nicht, auch wenn ich nicht einzeln drauf eingegangen bin: "Matilda Mother“ hätte allerdings auch von den Jungs aus Liverpool sein können und klingt noch sehr nach konventionellem Beat.
Dafür sind die folgenden beiden Stücke dann deutlich abgedrehter mit wüsten Soundcollagen....;)

Ab wann war's denn für dich "Fahrstuhlprog"?
 
Alles was nach Syd Barrett kam? Nee, keine Ahnung. So ab Meddle oder DSOTM? Ich höre diese Phase mittlerweile ganz gerne. Vor allem Animals hat es mir angetan. Aber im Vergleich zur ersten klingt das dann etwas behäbig.
 
Alles was nach Syd Barrett kam? Nee, keine Ahnung. So ab Meddle oder DSOTM? Ich höre diese Phase mittlerweile ganz gerne. Vor allem Animals hat es mir angetan. Aber im Vergleich zur ersten klingt das dann etwas behäbig.
Okay, so unterschiedlich sind die Wahrnehmungen. Behäbig, was die Geschwindigkeit angeht, kann ich natürlich verstehen, aber die "normaleren" Songs (also, wenn es in Richtung leicht psychedelischer Beat mit simplen Songstrukturen geht) auf den ersten beiden Alben (bzw. ja vor allem auf dem Debüt) gehen für mich irgendwie gar nicht. Sind zwar flotter als die späteren Sachen aber sowas kann ich mir kaum geben, da das auf mich einfach extrem seicht und einschläfernd wirkt, bzw. bei Gesangslinien wie in "Bike" rollen sich mir die Fußnägel hoch. Stücke wie "Echoes" oder das meiste von "Wish You Were Here" und auch "Animals" strahlen dagegen für mich so eine außerweltliche Atmosphäre aus.
Wenn die frühen Sachen nur aus Stücken in der Art von "Astronomy Domine", "Lucifer Sam", "Flaming", "Let There Be More Light", "Remember A Day", "Set The Controlls For The Heart Of The Sun", "A Saucerful Of Secrets", "Careful With That Axe Eugene" etc. bestünden, fände ich die richtig super (das letzteres auf keinem regulären Studioalbum drauf war, erschließt sich mir überhaupt nicht - bestes Stück der Frühphase!).
Wobei ich "A Saucerful Of Secrets" auch schon ne ganze Ecke lieber mag als das Debüt, bei dem ich drei bis vier Songs überhaupt nichts abgewinnen kann.
 
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Ich hab auch n dollen Tipp. Eines meiner absoluten Lieblingsalben Joseph mit "Stoned Age Man". DIe Stimme ist der Hammer. Der Instrumentalteil allerdings nicht wirklich heavy. Aber bei Titeln wie "Cold Biscuits and Fishhead" geht einem das Herz auf wie ne geplatzte Bockwurst.
 
Ich hab auch n dollen Tipp. Eines meiner absoluten Lieblingsalben Joseph mit "Stoned Age Man". DIe Stimme ist der Hammer. Der Instrumentalteil allerdings nicht wirklich heavy. Aber bei Titeln wie "Cold Biscuits and Fishhead" geht einem das Herz auf wie ne geplatzte Bockwurst.
Hm, nicht schlecht, aber musikalisch auch echt nichts Besonderes. Klingt für mich nach typischem Hippie-Rock so um 1967/68. Die Stimme wirkt mir an manchen Stellen etwas zu aufgesetzt, aber meist echt gut.
Insgesamt schon gefällig, wäre bei mir aber von allen Alben, die 1969 erschienen sind (die ich kenne) wohl eher recht weit hinten (maximal Top-20 - ich hab bisher 22 Studioalben von 1969). Und auch 1968 hätte das wohl keine Chance gegen meine 10 Lieblingsalben aus dem Jahr.
 
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Einige meiner Bandthreads haben sich hier ja zumindest bei manchen Usern großer Beliebtheit erfreut, auch wenn es meist nicht allzu viele Leute waren, die sich beteiligt haben (und die meisten Threads leider schon seit mehr als einem Jahr brach liegen).

Daher habe ich mir gedacht, ich lasse euch mal an meiner persönlichen Reise durch die ältesten Alben in meiner Sammlung teilhaben.
Ich hatte am Samstag spontan die Idee, erstmal ausschließlich Alben aus den 60ern zu hören (was ich bis heute lückenlos durchziehe), da ich dieses Jahrzehnt lange Zeit ignoriert und auch später (im Vergleich zu den 70ern und 80ern, aber auch jüngeren Jahrzehnten) eher etwas stiefmütterlich behandelt habe, dementsprechend manche Alben aus der Zeit gar nicht oft gehört habe, obwohl die schon z.T. Jahre in meiner Sammlung sind.
Viel habe ich auch noch gar nicht aus der Zeit und überhaupt erst Alben ab 1966 (das erste Jahr, aus dem sich einigermaßen viele Alben in meiner Sammlung befinden, ist 1969), was daran liegt, dass ich neben den Anfängen/Vorläufern des Metals vor allem an experimentellen Klängen interessiert bin (bin inzwischen ein ebenso großer Progressive-Rock- wie Metal-Fan) und bis Mitte der 60er die Rockmusik sehr von einfach strukturierten, kürzeren Stücken dominiert war (hinzu kommt noch, dass die meisten Rockbands in der ersten Hälfte der 60er noch einen sehr zahmen Gitarrensound hatten, was mich gerade bei einfacheren Stücken sehr stören kann).
Mein Thread spiegelt hier also natürlich meine persönlichen Interessen und Vorlieben bezüglich der 60er wider und ist keineswegs als lückenlose rockgeschichtliche Abhandlung zu verstehen.

Nun aber los, es gibt zu jedem Album eine Kurzrezension, bzw. meine persönlichen Eindrücke (manchmal schon verfestigt, wenn ich das Album gut kenne, manchmal noch frischer, bei weniger oft gehörten Alben), wobei ich die Alben Jahrgangsweise abhandle (aber nicht nach der tatsächlichen Veröffentlichungsreihenfolge, da mir die meist nicht bekannt ist).


Von 1966 habe ich bisher auch nur ein einziges Album (wenn man nur das Veröffentlichungsjahr zählt - die erste JIMI HENDRIX EXPERIENCE wurde ja auch bereits 1966 aufgenommen):
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THE MOTHERS OF INVENTION - Freak Out!
Ulle von Lanfear/A Cosmic Trail/Septagon/Them erwähnte im Sacred Metal Board immer, dass Frank Zappa den Progressive Rock quasi im Alleingang erfunden habe und ganz so falsch ist die Aussage wohl nicht, denn 1966 gab es außer vielleicht “Revolver” von den BEATLES wohl noch kein anderes so experimentelles Rock-Album.
Als Progressive Rock, wie man ihn kennt (YES, KING CRIMSON, ELP, frühe GENESIS etc.) würde ich es zwar definitiv noch nicht bezeichnen, aber als Fortschritt und Meilenstein für die Entwicklung der Rockmusik schon.
Hier wird ein bunter Mix aus Psychedelic Rock, Surf Rock und diversen anderen Unterarten des 60er Rocks (und anderen Stilen, wie Jazz) geboten, teils mit Bläsern und Humor angereichert und das wohl erste Konzept-Doppel-Album der Rockgeschichte daraus gestrickt (auf CD nur eine Scheibe, geht aber immerhin über eine Stunde was für damals echt enorm lang für ein Album war).
Hatte ja früher immer gedacht, dass Zappa nichts für mich sei, aber diese Scheibe (wie auch so manches andere von ihm und den Mothers) kann ich mir wirklich gut anhören, auch wenn mich jetzt kein Song so richtig begeistert (das hat er mit mancher Veröffentlichung ab 1969 aber geschafft) , wobei die letzten zwei, drei Stücke schon übel nerven können (vor allem die letzten beiden bestehen fast nur aus Geräuschen und Sprachfetzen).


1967

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JIMI HENDRIX EXPERIENCE - Are You Experienced
Den Urvater aller Rock-Saitenhexer sollte man natürlich kennen, wobei ich bei diesem Album die US-Version (rechtes Cover, drei andere Stücke als auf der ursprünglichen EU-Version) bevorzuge - seit einiger Zeit habe ich allerdings eine CD, die nicht nur beide Versionen zusammenfasst, sondern noch zusätzlich 3 Single-B-Seiten von 1966 und 67 enthält (“Stone Free”, “51st Anniversary“ und „Highway Chile“, alle toll!) und somit auf 17 Songs mit gut einer Stunde Spielzeit kommt. Bis auf den Blues „Red House“ mag ich die Songs auch tatsächlich alle!
Und Hits wie "Purple Haze" oder "Foxy Lady" sollte man als Fan von elektrischen Gitarren eh kennen (aber auch die meisten weniger bekannten Stücke hier sind wirklich toll).

Da die CD auch noch günstig zu bekommen ist, lohnt die sich in jedem Fall!
Ich bin ja quasi mit der Musik von Hendrix aufgewachsen, da mein Vater großer Fan war/ist. Nachdem ich den Hardrock aber für mich entdeckt hatte, kam ich nur noch mal ganz kurz (ca. mit 12) in eine Phase, in der ich Hendrix gehört habe - und dann entdeckte ich den Heavy Metal und es war mir auf einmal zu langweilig...
Seit einigen Jahren entdecke ich die Musik aber wieder neu für mich (einige Songs kannte ich sogar noch gar nicht).


Bei FRANK ZAPPA muss man wahrscheinlich einfach ein bisschen älter sein um ihn zu verstehen (Mit 12 die "Another Band from L.A." von meiner Mutter geschenkt bekommen und als Scheissdreck befunden!Heute sehe ich's Anders!!!!)!Trotzdem,wie du schon erwähnst hat's auch Nervensägesachen drauf.
JIMI HENDRIX=:verehr::verehr::verehr::verehr::verehr::verehr::verehr:
Übrigens:Toller Thread und Schande über mein Haupt,dass ich Den erst heute gesehen habe!
 
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THE MOODY BLUES - Days Of Future Passed
Wieder ein Konzeptalbum (meines Wissens, das erste, bei dem Klassik und Rock miteinander vermischt wurden) von dem die meisten wohl das wunderschöne “Nights In White Satin” kennen dürften.
Ich mochte lange Zeit tatsächlich nur diesen einen Song, da so einige Stücke hier noch sehr im aus heutiger Sicht oft recht zahm wirkenden Beat verwurzelt sind aber inzwischen kann ich die Scheibe auch gut am Stück hören, auch wenn ich “Dawn: Dawn Is A Feeling“ und „Evening: The Sun Set: Twilight Time“ eigentlich schon zu seicht, fröhlich und kitschig finde (und der Gitarrensound auch - wie noch oft zu dieser Zeit - viel zu zahm klingt), aber es ist in seiner Gesamtheit trotzdem toll komponiert, mit oft soundtrack- oder im Intro sogar hörspielartiger Atmosphäre und beim abschließenden “Nights In White Satin” bekomme ich immer noch Gänsehaut und feuchte Augen, wie schon als Kind, als ich es zum ersten Mal im Radio gehört hatte.

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JIMI HENDRIX EXPERIENCE - Axis: Bold As Love
Dieses Album finde ich nicht ganz so stark wie das Debüt, aber bis aufs erste Stück mag ich auch hier alle Songs und das Gitarrenspiel allein ist auch schon hörenswert!
Ob nun wildere Stücke wie "Spanish Castle Magic" oder das ruhige "Little Wing", die Scheibe kann mich ab dem zweiten Stück durchgehend überzeugen!
Allzu gut kenne ich sie allerdings noch nicht, daher kann ich gerade noch nicht so viel dazu schreiben (werde sie aber in nächster Zeit sicher öfter mal auflegen).
Auf alle Fälle geht "Axis: Bold As Love" in der allgemeinen Wahrnehmung häufig zu unrecht zwischen den beiden Meilensteinen "Are You Experienced?" und "Electric Ladyland" unter, was vielleicht auch daran liegt, dass es hier kaum bekannte Einzel-Hits gibt (maximal "Little Wing" könnte man als Nicht-Hendrix-Fan noch kennen).

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PINK FLOYD - Relics (die ersten beiden Alben der Band besitze ich nicht physisch, daher hab ich mal diese eigentlich erst in den frühen 70ern veröffentlichte Compilation mit überwiegend Songs von 1967 und 68 aufgelegt - lediglich zwei Stücke sind neuer, und zwar von 1969)
Den Anfang macht “Arnold Lane”, die erste Single der Band. Noch stark im Beat verwurzelt und musikalisch (zumindest aus heutiger Sicht) zahm und unspektakulär.
Mit dem über neuneinhalbminütigen “Interstellar Overdrive” kommt dann das längste, auch auf dem Debütalbum zu findende Stück - strukturierte, rockige Momente wechseln sich hier mit psychedelischen Soundcollagen ab. Könnte man schon als eines der allerersten Progressive-Rock-Stücke bezeichnen (März 1967 aufgenommen).
“See Emily Play” ist auch auf manchen Versionen des Debüts enthalten, für mich wieder eher uninteressant. “Remember A Day” kam 1968 aufs zweite Album, ist hier aber in einer Version von May 1967 enthalten. Ein wunderschön-sphärisches, von Klavier dominiertes Stück mit entrückter Stimmung.
“Paintbox” ist wieder ein gewöhnlicherer Song, während das ruhige “Julia Dream” gegen Ende mit elektronisch-psychedelischen Effekten arbeitet, wie sie ab den frühen 70ern auch viele Krautrockbands verwendeten. Mit “Careful With That Axe, Eugene” gibt’s noch mal ein sehr interessantes, überlanges Stück (7:45), überwiegend instrumental gehalten, mit markerschütternden (aber in den Hintergrund gemischten) Schreien bei atmosphärischen Melodien, der Ausklang ist dann ruhiger. Highlight der Scheibe und vielleicht der frühen Pink-Floyd-Phase insgesamt!
Es folgen zwei Stücke des “More”-Soundtracks von 1969, auf die ich später noch eingehe (höre dann lieber die ganze Scheibe am Stück) und noch eine Rarität namens “Biding My Time”, die anfangs etwas an die Beatles erinnert, gegen Ende immer dichter wird (viel Bläsereinsatz, dazu Gitarrensoli und Klavierspiel) und sogar kurz mit etwas aufwartet, dass wie eine schnelle Doublebass-Attacke klingt (weiß gar nicht, ob der Schlagzeuger damals zwei Bassdrums hatte oder ob man hier Toms hört). Den Abschluss macht das kurze “Bike” vom Debütalbum, das wieder eher wie ein Mix aus Beat und frühem Psychedelic Rock klingt, nicht mein Fall.
Insgesamt schon eine interessante Compilation deren Anschaffung sich allein schon wegen “Careful With That Axe, Eugene” lohnt!


Sorry,wenn ich hier meinen unwichtigen Senf dazugebe,Gell!!!!
Bei PINK FLOYD finde ich gerade die Beatstücke von Syd Barret total geil,wobei ich "Bike" jetzt auch nicht toll finde im Gegensatz zu den anderen erwähnten Songs.Ich habe mir Damals(!!!!) die "Masters Of Rock" LP gekauft und da sind nur so Psychedelic/Beatsachen drauf.Mein Lieblingstrack aus dieser Zeit ist "Apples And Oranges".
https://www.discogs.com/de/Pink-Floyd-Masters-Of-Rock/release/1102423
 
So, weiter geht's endlich!
Da ich vor einigen Tagen noch eine Doppel-LP mit den beiden PROCOL HARUM Alben "Shine On Brightly" (1968) und "Home" (1970, daher nicht relevant für diesen Thread) günstig auf Ebay ersteigert habe, kann ich die Chronologie nicht mehr einhalten und muss hier bei einem Album noch mal ein gutes Jahr in der Zeit zurückgehen (hatte ja zuletzt nur noch Alben von 1969 besprochen).

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SOFT MACHINE - Volume Two (1969)
Mutig für eine noch recht junge Band bereits zu der Zeit bereits die A-Seite mit einer gut 17-minütigen, Progressive-Rock-Suite mit jazzigen Ausflügen zu füllen („Rivmic Melodies“, dass sich in zehn Parts aufteilt)!
Das Stück ist eine wahre Wundertüte an Ideen, auch wenn mich leider manche Passagen (die kurzen Alphabet-Teile) etwas nerven und der Gesang hier und da auch noch leicht neben der Spur liegt (zum Glück wird ziemlich wenig gesungen und der Fokus liegt auf originellen Instrumentalteilen).
Dennoch ein wichtiges Zeitdokument und wohl eines der besten frühen Alben der Canterbury-Szene.
Die Stücke der B-Seite sind ebenfalls Suite-artig zusammengefasst - unter dem Titel „Esther‘s Nose Job“ :D.
Diese Seite gefällt mir sogar noch besser als die schon spannende A-Seite, hier gibt‘s z.B. mit dem Anfang von „Pig“ sogar sehr düstere Momente und auch weniger nervigen Gesang.
Auf jeden Fall eine Scheibe, bei der man auch nach dem zwanzigsten Durchlauf noch etwas Neues entdecken dürfte und neben KING CRIMSONs Debüt (das ich allerdings noch ne Ecke besser finde) wohl eines der krassesten, kompromisslosesten und fortschrittlichsten Progressive-Rock-Alben der 60er!


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SANTANA - Santana (1969)
Viele kennen Carlos Santana wohl vor allem durch seine glatten 90er Pop-Hits, oder vielleicht noch „Black Magic Woman“ vom zweiten Album von 1970. Dass der Gitarrist aber sehr wild und unangepasst angefangen hat, ist manchen heutzutage wohl gar nicht bewusst und auch ich habe lange Zeit einen Bogen um sein Werk gemacht, obwohl mir die detailverliebten Cover der ersten beiden Alben (die ich als LP schon oft in der Hand hatte) schon lange gefielen.
Ein großer Fehler, wie ich nun sagen kann, nachdem ich vor einigen Wochen die erste LP gebraucht in einem Plattenladen gekauft hatte (und inzwischen so einige Male gehört habe)!
Dieser Mix aus Rock, Funk, Jazz, Blues, und Lateinamerikanischer Musik mit teils afrikanischen Rhythmen wirkt vor allem hier noch sehr ungestüm, innovativ und einfach ungemein mitreißend!
„Waiting“ leitet die Scheibe rein instrumental ein, hat einen lockeren Groove und wird von Orgel und Congas dominiert. Die Gitarre hält sich als Rhythmusinstrument die meiste Zeit unauffällig im Hintergrund, spielt sich aber dann noch in einem tollen Finale immer wilder werdend in den Vordergrund. „Evil Ways“ ist dann noch entspannter, was sowohl durch den Rhythmus als auch die leichten Gesangsmelodien kommt. Im letzten Viertel wird hier aber noch mal instrumental die Sau rausgelassen und ein Gitarrensolo beendet das Stück. „Shades Of Time“ geht dann auch erst mal etwas fetziger los, hat aber wieder eine etwas lockerere Strophe, der Refrain wird dann wieder wilder. Hier ist die Gitarre im Gegensatz zu den vorherigen Stücken fast die ganze Zeit über im Vordergrund mit tollen Melodien und Improvisationen. Das Stück geht dann nahtlos in das instrumentale „Savior“ über, dass mit fetzig-funkigen Gitarren, hektischer Orgel und schnellen Percussions begeistert. Als Abschluss der A-Seite folgt das wohl vielen bekannte „Jingo“ (das, wie ich erst kürzlich erfahren habe, ein Cover ist - das Original stammt wohl bereits aus den späten 50ern). Der Song war meines Wissens die erste Single der Band, allerdings für mich absolut kein Highlight auf diesem tollen Album (etwas zu monoton, wenn auch die Gitarre wieder Spaß macht).
Die B-Seite beginnt mit dem geilen „Persuation“ - vielleicht das härteste Stück von Santana, die Gitarre wirkt hier irgendwie stärker verzerrt als sonst, der Rhythmus ist treibend und der hier zu hörende Sänger (es singen verschiedene Leute auf dem Album) klingt hier auch rockiger. Highlight!
Es geht mit "Treat" - einem Instrumental - erst mal ruhiger und recht jazzig weiter. Hier ist ausnahmsweise ein Klavier das Melodieführende Instrument, der Rest zuerst nur unauffällige Begleitung, wobei in der Mitte ein fast aggressiver Ausbruch mit tollem Gitarrensolo folgt, der dann wiederum durch einen sehr ruhigen Schluss konterkariert wird (in dem ebenfalls Santana auf der Gitarre soliert, diesmal sehr gefühlvoll).
„You Just Don‘t Know“ hingegen basiert dann auf Blues, hat aber viele Rhythmuswechsel und Breaks, sowie auch wieder ziemlich rockige Gitarren und rauen Gesang.
Als letztes folgt mit dem langen Instrumental „Soul Sacrifice“ noch ein vielseitiges Highlight (wobei dieses Album viele solche hat), das mit Gitarre und Orgel zugleich beginnt, die sich dann in einer Art Dialog abwechseln. Danach kommt ein reiner Percussion-Part, woraufhin abwechselnd Gitarre und Orgel jeweils als Lead- oder Rhythmusinstrument agieren, ersteres dann teils wild improvisert. Kurz vorm furiosen Finale wird es noch ganz kurz ruhiger.
Wirklich ein lohnendes, kreatives Album - manchmal vermisse ich nach dem Genuss solcher Scheiben bei Aktueller Musik dieses freie, oft improvisierte Musizieren jenseits aller Genregrenzen!

Das großartige Schwarz-/Weiß-Cover rundet den Gesamteindruck außerdem einfallsreich ab und muss daher hier noch gesondert erwähnt werden - von weiter weg hatte ich früher übrigens immer nur einen Löwenkopf gesehen, bis mir nach und nach auch die schwarze Frau und immer mehr menschliche Gesichter aufgefallen sind (dürften mindestens 8 sein, alle im Löwenkopf - wobei oben rechts in der Ecke meine Fantasie auch oft noch ein neuntes Gesicht erkennt, was aber auch unbeabsichtigt vom Künstler gewesen sein kann. Damit man es hier überhaupt erkennen kann, hab ich diesmal ein größeres Bild davon verlinkt).


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PROCOL HARUM - Shine On Brightly (1968)
Nachdem ich lange nur eine Single mit den beiden 1967er Songs „A Whiter Shade Of Pale“ (das Stück fand ich in frühester Kindheit in den frühen 80ern schon toll) und „Homburg“, sowie dem von 1969 stammenden „A Salty Dog“ hatte, wurde es wirklich mal Zeit, mich mit dieser Band näher zu befassen.
Und ich bin gerade fast schon bestürzt, dass ich dieses zweite Album der Band noch nicht kannte und dadurch offenbar eine enorme Bildungslücke im Bereich des frühen Progressive Rock hatte (in dem ich meinte, mich bereits sehr gut auszukennen) - das Album klingt nämlich stilistisch (sowohl musikalisch, als auch, was den Gesang angeht) zumindest zum Teil schon ziemlich nach dem, was GENESIS erst zwei, drei Jahre später gemacht haben (auch, wenn man gerade im Gitarrenbereich sofort merkt, dass da unterschiedliche Leute am Werk waren und das Schlagzeugspiel war bei Genesis auch deutlich komplexer als hier)!
Mit kurzer, klassisch anmutender, fast sakraler Orgeleinleitung beginnt „Quite Rightly So“, bevor die Orgelmelodie beschwingter wird und dann auch von recht lässigem Gesang begleitet wird. Beides schwenkt aber schnell in eine dramatischere Stimmung um, bzw. wechseln sich diese unterschiedlichen Stimmungen hier ab.
„Shine On“ lässt ebenfalls leichte Klassik-Einflüsse erkennen (und wie der Sänger hier das „Hah“ am Ende bringt, erinnert es mich irgendwie sehr an den viel späteren Phil Collins in „Mama“).
In “Skip Softly” geht es teilweise fast schon lustig-verrückt zu, gerade beim schnellen Schlusspart. “Wish Me Well” hingegen ist getragener, fast etwas melancholisch-entrückt, wobei der Refrain dann etwas expressiver klingt und in der Mitte des Songs unerwartet kurz Spannung aufgebaut wird, es dann aber wie vorher weitergeht und noch ein Gitarrensolo folgt, während es gesanglich emotionaler wird (interessanterweise wird dabei aus- und wieder eingeblendet und am Ende wird’s wieder langsam leiser, bis es ganz still wird).
Mit “Rambling On" beendet noch ein etwas simplerer Rocksong die A-Seite.
Nach der fast orchestral wirkenden Einleitung “Magdalene (My Regal Zonophone)” folgt auf der B-Seite das über 17-minütige, suite-artig aufgebaute “In Held Twas In I” - meines Wissens das älteste Rock-Stück dieser Art und Länge!
Es beginnt mit lautmalerischen Gesängen, dann wird es verhaltener (nur Klavier und jemand erzählt dazu). Es folgen Glockenschläge, Trommelwirbel und ein verrückter, zirkusmusikartiger Teil (dieser Part heißt passenderweise auch “Twas Teatime at the Circus"), der wirklich wie eine Blaupause für entsprechende Parts bei Genesis mit Peter Gabriel klingt (ich denke, Procol Harum müssen enorm wichtig für die musikalische Entwicklung der frühen Genesis gewesen sein, anders kann ich mir diese deutlichen Ähnlichkeiten nicht erklären)!
Danach wird es auf eine Art episch, dass ich mich fast ein wenig an (ebenfalls erst spätere) Pink Floyd erinnert fühle, allerdings mit dominanter Orgel. Der Part wird langsam ausgeblendet, daraufhin folgt abrupt eine schräge Gitarrenmelodie zu fast schon bedrohlich klingender Orgelbegleitung, danach wird die Melodie von “Magdalene” noch mal von der Gitarre aufgegriffen. Es folgt ein epischer, bis auf den Gesang schon filmsoundtrackartiger Part mit Cembalo und Klavier bis ein wunderschönes Finale mit Chor das Album abschließt.

Nach meinem derzeitigen Kenntnisstand stellt dieses Album (immerhin bereits ab Ende 1967 aufgenommen) das älteste dar, das ich bereits als reinrassigen Progressive Rock (wie er eigentlich erst ab 1969/70 so richtig typisch war) bezeichnen würde, vor allem auf die B-Seite bezogen! Unglaublich, was da alles passiert, wie unterschiedlich die verschiedenen erzeugten Stimmungen und musikalischen Ausdrucksmittel sind!
(Oben ist übrigens links das Originalcover der Erstauflagen zu sehen, rechts das meiner Doppel-LP aus den 70ern, bei der das vierte Album auch noch enthalten ist. Dieses Cover zierte allerdings auch schon einige Ausgaben aus den 60ern - da natürlich ohne die "2 original LP's" Info links oben.)


Bei PROCOL HARUM war ich lange Zeit der Auffassung,dass sie eine Balladen-Singleband (Mit grosser Klasse allerdings) sind.Durch TRANSATLANTIC die das Stück "In Held Twas In I" gecovert haben,habe ich mich dann näher mit PH beschäftigt und fiel aus allen Wolken.Was für eine geile Band,die in meinen Augen ziemlich verkannt war.
 
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