Angelraper
Till Deaf Do Us Part
Das weiß ich nicht. Cliff war sicher ein toller Bassist und Songwriter und eine wichtige Figur für die Band und ein Freund für die anderen Mitglieder. Ich kenne die interview-Aussagen der anderen über ihn und seinen Einfluss. Es ist aber kaum zu erkennen, wie viel Verklärung nach fast 40 Jahren dabei ist. Von Fans sowieso, aber auch von der Band selbst.
Fakt ist, er hat Songwriting Credits auf etwa einem Drittel der Songs, die Metallica zu seiner Zeit veröffentlicht haben, und kaum jemals alleinige. Ich denke, JH und LU konnten auch Songs schreiben.
Der Tod von CB war eine Tragödie für die Band, die Fans und zuallererst und vor allem für die Menschen die ihm nahestanden. Dass er eine Lichtgestalt war, derer Überdauern die Geschichte von Metallica maßgeblich verändert hatte, mag sein oder auch nicht. Wir werden es nie erfahren.
Der riesige Einfluss, den Cliff Burton auf das Songwriting von Metallica hatte, lässt sich nicht daran festmachen, wie viele Songs er geschrieben hat, sondern daran, wie sehr er die Art und Weise, auf die James und Lars selbst komponieren, prägte. Er brachte - laut Lars, der diese Aussage bereits Ende der 1980er, also ohne jahrzehntelange Verklärung, tätigte - enorm viel musiktheoretisches Wissen ein und brachte den anderen Jungs bsw. Tonskalen aus der klassischen Musik nahe, was man auch bei den Songs von "Ride the Lightning" und "Master of Puppets", an deren Komposition Burton selbst nicht beteiligt war, verglichen mit "Kill 'Em All" durchaus hören kann.Aber er ist doch der Heilige, weil er tot ist! Genau wie Lars irgendwie der Böse ist, wahrscheinlich weil er Tennis spielt, Megadave der Begabte und James der mit den Kotletten.
Mich nervt das in den kollektiven Erzählungen auch bei anderen Bands mittlerweile tierisch! Es scheint immer so ne gut/böse Einteilung sein zu müssen, bei der dann wirklich einer immer der absolut Böse und damit auch Unbegabte ist, während dem vermeintlichen Gegenpart dann die Rolle des meist tragischen, engelsgleichen Genies zukommt. Kann man auch super bei (führe) Hannemann/King sehen, aber auch bei einigen anderen Bands.
Und das nervt!
Btw. Cliff war wirklich ein Guter!
Was die Verklärung Burtons angeht, war der Kult 1990 eigentlich (fast?) noch extremer als heute.
Was Lars' Rolle als "Bösewicht" angeht, sofern man das so überspitzt ausdrücken möchte, so resultiert diese meiner Meinung nicht zuletzt daraus, dass er in der Zeit seiner Kokain-Abhängigkeit, von 1988 bis 2006 (von der man damals ja nicht wirklich etwas wusste), passend zur Wirkweise der Substanz durchaus gern mal arrogant und abwertend über Kritiker, Fans und andere Musiker geredet hat.
Er hatte teilweise echt etwas von einem Kotzbrocken an sich und da es so etwas bei ihm - in dieser Schärfe jedenfalls - vor dem Koks nicht gab und heute nicht gibt, dürfte das tatsächlich dem Kokain geschuldet gewesen sein.
Ein "Motörmouth" (Lemmy 1982 über Lars), der genau wusste, was er wollte und was nicht und der auch mal böse austeilen konnte (bsw. über Steeler) war er ja schon immer, aber eine Zeit lang kam er einfach unsympathisch rüber.
Obwohl er perfiderweise mit dem, was er da so pampig rausposaunte, inhaltlich nicht mal unrecht hatte (z.B. "Manche Leute tun so, als hätten wir ihnen die Lieblibgsband geklaut").
Das hat schlicht viel Gutes bei ihm überlagert.
Ich glaube aber auch, dass sich Lars' Ansehen in den vergangenen Jahren schon wieder verbessert hat.
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