Morton Feldman

Hab mal vor ein paar Jahren mit einem Freund eine kleine 2-minütige Feldman-Widmung ( :verehr: ) gebaut. Titel: Sexy M.F. Hatte komischerweise kaum jemand verstanden, wen wir da mit M.F. meinten, dabei geht's doch kaum noch offensichtlicher.
 
Also klar, so richtig für quitsche-bunte Aktion steht Morti ja nu nicht unbedingt, aber wenn Ihr jetzt sacht "ich brauch jetzt aber mal wirklich so lang hin wat janz, janz Monochromet uff die Ohr'n, wa" also dann solltest Ihr Euch echt mal Violin and String Quartet von 1985 geben. Gute 2 Stunden Streicher-Non-Action. Unglaublich schön. Was mich ja besonders aphrodisiert ist dieses zarte rauschende Nebengeräusch was quasi als Abfall-Nebenprodukt entsteht bei der mechanischen Reibung von Bogen und Saiten und bei leisen, hohen Tönen so schön zur Geltung kommt.

Hier die empfehlenswerte Einspielung des Pellegrini Streich-Quartetts mit Reter Rundel als fünftes Rad am Wagen, erschienen 2002 auf Hat Hut (aka hat[now]art):
Mit den Pellegrinis fühle mich ja fast schon verwandtschaftliche Verbunden, immerhin haben die Jungs mir schon zweimal Feldman's 2. Streuchquartett vorgespielt, d.h. ich hab schon 10 intensivste Stunden meines Lebens mit ihnen verbracht.
 
Feldman wird immer gern mit der sogenannten New York School in Verbindung gebraucht, quasi das Equivalent zur (zweiten) Wiener Schule (= Arnold Schönberg, Alban Berg, Anton Webern). Die Big Four der New York School waren John Cage, M.F., Earl Brown und Christian Wolff. Hier eine Unterhaltung von Cage und Feldman aus dem Jahre 1967:
 
Irgendwie auch ganz lustig, während man im Metal-Bereich häufig Hinweise wie z.B. "Maximum Volume Yields Maximum Results" oder "play loud!!!" auf Tonträgern lesen kann, zieren Feldman-CDs gerne Hinweise wie "play solfly" oder "A lower volume setting will produce a more realistic sound level.".
 
Ach, schaden kann das nicht. Starte doch mal was! Vielleicht lern ich dann mal noch wat Neues kennen aus dieser Ecke ... aber den Morti-Faden kann man schon extra lassen, wa.

Ja und ja, sehr gerne. Da kommt auch noch gleich passende Zitate von M.F. zum Quartet for Violin and String.
 
Nur mal ganz nebenbei @kylie & @Iron Ulf : Wollen wir einen Meta-Thread ganz nur für Neue Musik aufmachen <3 ?:)

Astreine, schmeiß doch mal an, so'n Thread. Ich interessiere mich zwar sehr für Neue Musik und sonstiges Schrägogewummse, bin aber in dem Metier bei weitem nicht so beschlagen, wie ich es mir wünschte, weswegen ich mich immer freue, was dazuzulernen...! :top:
 
M.F.:
"My whole generation was hung up on the 20 to 25 minute piece. It was our clock. We all got to know it, and how to handle it. As soon as you leave the 20-25 minute piece behind, in a one-movement work, different problems arise. Up to one hour you think about form, but after an hour and a half it's scale. Form is easy - just the division of things into parts. But scale is another matter [...] the contradiction in not having the sum of the parts equal the whole: The scale of what is actually being represented [...] is a phenomenon unto itself." (aus: Griffiths, Paul (2010). Modern Music and After, 3rd. Ed. S.280)
 
Ich bin dank des abendfüllenden Gesprächs, das @kylie hier gestern verlinkte, bei diesem, wie ich finde, fantastischen Interview mit dem Maestro gelandet. Der Interviewer ist brilliant, stellt kluge Fragen und ich find's sehr lustig, wie sich Morty alle paar Minuten erstmal geräuschvoll 'ne Fluppe anzündet:

 
Ja und ja, sehr gerne. Da kommt auch noch gleich passende Zitate von M.F. zum Quartet for Violin and String.
Ick bin janz Ohr.

Hatte gestern Abend zunächst For Philip Guston (für Flöte, Klavier/Celesta und Glockenspiel/Vibraphone/Marimba/Chimes) aufgelegt. Morti hatte ja für diese Instrumentation eine ganze Werksgruppe komponiert und war da auch recht stolz drauf, aber ich bin leider ein kleiner Flöten-Verächter und Eberhard Blum (guter Freund von Morti und ausgewissener Uraufführungs-Interpret für alle vier Stücke der Werksgruppe) ist auch noch so ein lauter Grobian an seinem Instrument, wie ich finde. Also schlecht ist das Stück nun wahrlich nicht und die Einspielung auf Hat Hut gilt als Klassiker, aber als ich dann Violin and String Quartet auflegte wurde mir gleich ganz warm ums Herz. Wollte eigentlich noch nen Filmchen gucken, aber dann bin ich doch wieder die 2 1/4 Stunden bei Morti hängengeblieben.
 
Ich bin dank des abendfüllenden Gesprächs, das @kylie hier gestern verlinkte, bei diesem, wie ich finde, fantastischen Interview mit dem Maestro gelandet. Der Interviewer ist brilliant, stellt kluge Fragen und ich find's sehr lustig, wie sich Morty alle paar Minuten erstmal geräuschvoll 'ne Fluppe anzündet:

Hatte da gestern auch kurz mal reingezappt. Muss ich mir aber nochmal ganz geben.
 
Ich bin übrigens im Winter 1996/97 erstmals auf Feldman gestossen. Ich war damals ganz frisch in Berlin, wahnsinnig heißhungrig auf neue Klänge und irgendwie jeden zweiten Abend in irgendwelchen Konzerten aus den Bereichen Free Jazz, improvisierte Musik und Neue Musik. Ich kam ja aus der Provinz und kannte abseitige Musiken nur aus der Konserve. Ein wichtiger Ort war damals das Podewil in Mitte. Ein riesiges Haus (zu DDR-Zeiten "Haus der jungen Talente"), dass auch damals einigermassen gefördert war und sich so ein vielfältiges Programm erlauben konnte. Leider hat der Berliner Senat die Bude dann im Laufe der Jahre erfolgreich kaputtgespart. Mehrere Opernhäuser und ein paar Orchester, die die Musik toter Komponisten spielen, aber kein Haus für die Zeitgenossen. :thumbsdown:
Aber egal, darum geht's ja gar nicht. Was ich sagen wollte, in jedem Winter startet eine Konzertreihe bei der an jedem 17. jeden Monats (egal welcher Wochentag) ein Feldman-Stück aufgeführt wurde. Ich glaube das erste Stück, was ich da hörte war Clarinet and String Quartet, bin mir aber nicht mehr ganz sicher. War dann natürlich soweit ich konnte an jedem 17. dort. War auch irgendwie sehr elegant, dass da jedes Werk für sich allein stand am Abend, ganz egal, ob es jetzt 3 Stunden oder 40 Minuten lang war. Das war natürlich ein Fest für den @kylie als jungen Mann.
Überhaupt lief Ende der 90er/Anfang der 2000er ein ziemliches Feldman-Revival und man konnte sich regelmäßig Konzert anhören. Im Moment ist eher Ebbe. Ab und an mal hier und dort eine Aufführung und in gemischten Konzertprogrammen wird vielleicht mal ein kürzeres Frühwerk mit eingestreut, aber da haben die Stücke noch nicht so den Charakter späterer Werke und am Besten stehe die Stücke eh für sich allein.
Auch ein ganz großartiges Konzerterlebnis war als zwei junge Australier das Cello-/Klavier-Duo Patterns in a Chromatic Field im ausland - einem keinen Underground-Schuben im Prenzlauer Berg - vor ein paar Jahren spielten. Ist schon toll die Musik in einem kleinen, aber wohlklingendem Raum zu hören und nur zwei Meter entfernt vom Klavier zu sitzen.
 
Es ist übrigens auch interessant das Streich-Quintett - also Violin and String Quartet - mit seiner speziellen Akkordik mal den Klängen der japanischen Sho (siehe: traditionelle japanische Musik ) gegenüberzustellen.

Ich habe jetzt übrigens das Quartet for Violin and String - bisher leider erst einmal - am Stück gehört und werde mir am Samstag mal die Zeit für den Vergleich nehmen. Btw, tolle Idee von Dir!:)
 
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