Leute,
gestern war mal wieder so ein unschuldiger Tag, wie ihn jeder gerne mal verbringt. Frau und Tochter für ein paar Tage bei den Schwiegereltern. Ich habe 2 Tage Urlaub, frei, nur für mich. Was macht der Strohwitwer? Erstmal Sport. Dann Sauna. Dann ruft man natürlich die Kumpels an. Von denen hat aber keiner kurfristig Zeit, denn deren Frauen + Kids sind ja nicht außer Haus
Also habe ich mir beim italienischen Pizza Imbiss der Wahl zur Primetime ne schöne, riesige Mafiatorte geholt und mich vor die Glotze gehockt. Netflix an und alles mal durchgezappt... nix dabei, was unter einem Serienmarathon mein Interesse entfachen könnte... aber halt! Die Doku "Lemmy" läuft dort. Hm, habe ich schon zweimal gesehen, aber das war damals, als sie rauskam. Also vor knapp 10 Jahren. Damals lebte Lemmy noch. Völlig unbedarft habe ich auf "play" gedrückt, bevor die Pizza noch kalt wird...
Und dann folgten knapp 100 Minuten Dauergänsehaut.
Ja, der Lemmy-Kult mit Wein, Vibratoren und Zinnfiguren ist nicht meins. Aber Lemmy, der Mann, der Musiker, der Mensch, der von so vielen geliebt und geschätzt wurde. Was eine Ikone!
Die Doku stammt aus der Zeit um Motörizer, also als Mr. Kilmister noch ziemlich voll im Saft stand. Und es ist eine Augen-/Ohrenweide, wenn z.B. Steven Vai zu Protokoll gibt, dass Lemmy ein sturer Mann ist, der niemals etwas tun würde, das er nicht tun wolle. Oder als Henry Rollins völlig baff feststellt, dass Lemmy sich an die Zeit VOR Rock N Roll, also Prä-1955, erinnern könne. Paul Inder kommen fast die Tränen, als Lemmy sagt, dass sein Sohn das wertvollste in seinem Leben ist. Oder wie Metallica, die wirtschaftlich größte Gitarrenband des Planeten, in Gegenwart von Lemmy zu kleinen Jungs mutieren und ihre ehrliche kindliche Freude und Verehrung für den Meister himself förmlich durch den Bildschirm fließen. Und als Ozzy Osbourne sagt, dass Motörhead, trotz Black Sabbath!, die wahren Erfinder des Heavy Metals waren... dieser dauernuschelnde Überlebende aller möglichen Drogeneskapaden müsste das nicht sagen, meiner Meinung stimmt es nicht einmal, weder historisch noch inhaltlich. Aber er tut es, weil er Lemmy damit den größtmöglichen Respekt zollt, indem er ihn auf dem Thron sitzen lässt, auf dem eigentlich er selbst, Tony Iommi, Geezer Butler und Bill Ward für alle Zeiten sitzen werden.
Man muss die Musik von Motörhead nicht mögen. Man kann auch darüber streiten, ob Lemmy tatsächlich der größte oder wichtigste Rock N Roller aller Zeiten war. Zum zweifelhaften Merchandisewahn habe ich ja schon zuvor nen Satz geschrieben...
Aber: in Zeiten, in denen selbst wirtschaftlich (nicht qualitativ!) mittelklassige Bands wie Machine Head Bronze/Silber/Gold-Ticketpakete verscheuern, Manowar Alben-VÖs auf 3 EPs aufteilen, wo hier im Forum eine ellenlange und sinnlose Diskussion über die Aufrichtigkeit oder Authentizität von Jarvis Leatherby geführt wird (ich habe dazu übrigens keine Meinung... mir ist das sowas von egal), soll mal eins gesagt sein: bis Dezember 2015 saß im Rainbow Bar & Grill zu L.A. fast jeden Tag ein echter Weltstar am Zockerautomat. Für jeden ansprechbar, immer für ein gemeinsames Foto oder nettes Wort zu haben. Und er nahm nie auch nur 1 Cent dafür!!!
Danke, weitermachen