Mountain Throne - The Silver Light (22.02.2024)

The Aftermath

Deaf Dealer
Unter dem Eindruck des Gigs am vergangenen Freitag in Karlsruhe und der für mich erschütternden Tatsache, dass es hier im Board bisher kaum Beiträge zur Band gab, hab ich mich dazu entschlossen, einen kurzen Abriss über das Schaffen der deutschen Band MOUNTAIN THRONE zu schreiben. Meiner sehr bescheidenen Meinung nach sind die seit 2009 aktiven Schwaben nämlich die aktuell beste traditionelle Heavy Metal-Band in diesen Landen. Gleichzeitig zählen sie aber auch zu den unauffälligsten Bands, sprich die Veröffentlichungspolitik (Teilweise nur auf Vinyl), das vergleichsweise rare Spielen von Konzerten und eine sehr reduzierte Präsenz im Internet führen dazu, dass die Band auch nach fast 8 Jahren und 4 durchgehend starken Veröffentlichungen kaum bekannt ist. Andererseits ist gerade die Tatsache, dass die Musiker sich größtenteils komplett zurück nehmen, keine auschweifenden Interviews geben, die sozialen Medien nur am Rande nutzen und mit neuem Material eher geizen als protzen, erfrischend und macht die Musik der Band insgesamt wertiger und interessanter.

Somit gibt es zur Bandgeschichte auch abseits der einzelnen Veröffentlichungen kaum etwas zu sagen. Vielen bekannt ist sicherlich, dass die Band zur Hälfte aus ehemaligen MIRROR OF DECEPTION-Mitgliedern besteht (A.: Gitarre, J.: Drums). Einen Besetzungswechsel gab es am Bass zu verzeichnen, ansonsten steht die Besetzung in der jetzigen Form schon seit einigen Jahren. Interessanter ist sowieso die Musik und die müsste im Falle von MOUNTAIN THRONE eigentlich bei jedem Anhänger traditioneller Klänge zumindest Aufmerksamkeit erregen.

Die Band wird oft dem Tag „doomiger Heavy Metal“ zugeordnet, was aber eher von der Geschichte der Gründungsmitglieder herrührt. Sowieso ist der Zusatz „doomig“ in diesem Fall eigentlich überflüssig. Geht von man von BLACK SABBATH aus, dann enthält klassischer Metal oft Doom-Metal-Elemente (und umgekehrt). Beide Aspekte schließen sich nicht aus, im Gegenteil, sie bilden im Grunde eine Einheit und spiegeln nur verschiedene Seiten der gleichen Medaille. Würde man ein Album wie Mob Rules als „doomigen Heavy Metal“ oder nicht doch einfach als „Heavy Metal“ charakterisieren? Das epische „Sign of the Southern Cross“, das rockende „Voodoo“, das todtraurige „Over and Over“ oder der rauhe Titeltrack sind Teil einer vielfältigen Palette an Songs, die als Grundlage ganz klar Tony Iommis Handschrift tragen, und eine harmonische Einheit bilden, die keine Zerstückelung in verschiedene Genre-Tags benötigt.

Womit wir wieder bei MOUNTAIN THRONE wären: Die Dio-Phase von BLACK SABBATH bietet einen guten Ausgangspunkt für die Beschreibung des Band-Sounds. Ab und zu werden auch GRAND MAGUS als Vergleich herangezogen, aber MOUNTAIN THRONE agieren leichtfüßiger, weniger stampfend und frei von jeglichen Stoner-Anleihen. Vielmehr sind es Riffs Iommischer Prägung, die den Ausgangspunkt für die einzelnen Songs bilden. Dabei reicht das Spektrum von Doom Metal im klassischsten Sinne, über eher hardrockige Nummern, bis hin zu waschechten MOTÖRHEAD-Verneigungen. Ergänzt wird die Palette durch akustische Zwischenstücke, welche dem Ganzen eine zusätzliche – um ein genauso verbrauchtes Wort wie „episch“ zu verwenden - archaische Note verleihen. Vom „Ethos“ her bewegen sich MOUNTAIN THRONE also durchaus in Underground-Gewässern, bleiben aber nicht in einer CIRITH UNGOLschen Kauzigkeit stecken. Die Diskografie im Einzelnen:

Serpent's Heathland (2010, Cyclone Empire)

Die erste EP, die bis heute nur auf schwarzem Vinyl (oder als Bandcamp-Download) erhältlich ist, deckte bereits alle Facetten des Band-Sounds ab. Vom gallopierenden „Endtime“, über das verträumte Instrumental „Serpent's Heathland“ und dem mit epischen Leadgitarren veredelten „The Forest“, bis hin zum puren Doom von „The Merry Men“, bietet die Band klassischen Heavy Metal in Reinform an, der über die Jahre kaum an Relevanz verloren hat. Auch innerhalb des Meers an rezenten Veröffentlichungen im klassischen Bereich, vor allem in Deutschland, ragt die EP als eigenständige Verneigung vor den Ursprüngen des Genres heraus. Trotz Limitierung ist die EP, soweit ich weiß, weiterhin erhältlich.

Trumpets Of Autumn (2011, Sarlacc Production)

Mit nur einem Song ausgestattet ist diese Split-7' (mit PROCESSION) dennoch ein Muss! „Trumpets of Autumn“ bleibt der ausladenste und spannendste Song der kleinen Diskografie, eine Lehrstunde in Sachen arkaner Heavy Metal. In sieben Minuten zieht die Band alle Register, gallopiert, soliert und rifft sich durch eine einzige Liebeserklärung an das Genre. Gerade der ruhige Mittelteil (dessen Melodie mich stellenweise immer an REVEREND BIZARREs „Teutonic Witch“ denken lässt) sorgt für Glücksgefühle. Einziger Manko ist die Produktion, die dem Song leider nicht gerecht wird und knapp Demo-Niveau erreicht, dafür aber auch sehr roh klingt. Die 7' ist auch noch relativ leicht erhältlich, und für 7'-Verweigerung gibt es den Song zum Glück auch auf Youtube.

Stormcoven (2013, Cyclone Empire)

Das bisher einzige vollwertige Album der Band, erschienen auf CD und schwarzem Vinyl, stellt den wahrscheinlich besten Einstieg für alle Interessierten dar, denn hier bündelt die Band auf kompakte Weise alle ihre Stärken. Während die 7' noch recht schwachbrünstig klang, hat die Band hier einen phänomenalen Sound eingefangen, der nicht nur echt, warm und differenziert daher kommt, sondern vor allem Freunde authentischer Bass-Sounds glücklich stimmen sollte. Die Tatsache, dass bei vielen Solo-Parts auf das Hinzufügen einer zweiten Gitarre verzichtet wurde, macht das Ganze soundtechnisch noch lebendiger. Stormcoven ist vor allem im Bezug auf seine innere Struktur ein echtes Juwel: In Zeiten von 70-minütigen Alben, die nicht mehr ohne 10-14 Songs daher kommen, findet man hier ein auf genau 8 Songs und 40 Minuten geschliffenes Album ohne Schnick Schnack, aber mit einer erneut extrem breiten Palette an Klängen ausgestattet, vor. Daher ist der Vergleich mit Mob Rules hier sicherlich passend, denn die Herangehensweise ist ähnlich. Gerade beim überragenden Opener „Spirits of Fate“ (Das Solo!) tritt der Dio-Einschlag hervor. RAINBOW-Elemente enthält das zweite Highlight der Platte, „Priestess of the Old“, während bei „Winter“ wiederum die Doom-Keule geschwungen und kurzzeitig die Brachialität von THE GATES OF SLUMBERs Suffer No Guilt beschworen wird. Lediglich die VENOM/MOTÖRHEAD-Verneigung „Morningstar Iconoclast“ fällt qualitativ etwas ab.

Sword Dance (2015, Journey's End Records)

Die vorerst letzte Veröffentlichung der Band, eine Split-12' mit LORDS OF TRIUMPH, erschien 2015 und enthält insgesamt vier neue Songs plus ein akustisches Instrumental. Der Sound enthielt eine weitere leichte Kurskorrektur und schielt nun noch mehr Richtung Hardrock. Doom-Elemente sind eigentlich kaum noch vorhanden. Besonders der Opener „Archetype“ überrascht mit seinem fast an MIDNIGHT erinnernden, punkigen Schlusspart. Insgesamt fällt das Material im Gegensatz zu den früheren Veröffentlichungen qualitativ leicht ab, da die wirklich herausragenden Momente fehlen, aber schwach ist hier nichts.

So bleibt festzuhalten, dass MOUNTAIN THRONE (für mich zumindest) zu den spannendsten, derzeit aktiven Bands in Europa gehören. Erscheint ihre Ausrichtung auf den ersten Blick kaum innovativ oder spannend, bemerkt man beim genaueren Hinschauen schnell die Eigenständigkeit, die handwerkliche Qualität und das hochwertige Songwriting, durch die sich die Band souverän vom Einheitsbrei abhebt.

In diesem Sinne: Trust in fate and have no fear.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich find die Band toll, EP und Album hab ich auf Vinyl:) Band am 06.05.2016 zusammen mit Savage Master und Lunar Shadow in Erfurt live gesehen und nebenbei noch die Herren @AJPain @NORDKREUZ @Supergroby666 etc. kennengelernt:jubel: und darauf bin ich wahnsinnig stolz da wir mittlerweile schon etliche schöne Stunden, Konzerte etc. verbracht haben und ich hoffe auch weiterhin verbringen werden:feierei:
 
Zuletzt bearbeitet:
Bezeichnend, dass der Thread hier nur eine Antwort hat und schon wieder auf Seite 2 untergegangen ist, während Lord Vigo und Eternal Champion (nichts gegen diese Bands, ich mag sie auch beide) in aller Munde sind.
Ich kann dir @The Sleeping Tyrant nur beipflichten, dass die Band zu wenig Aufmerksamkeit bekommt, sie können mit den "großen" Bands in ihrem Genre locker mithalten. Mein Favorit ist auch ganz klar das Stormcoven Album. Hier ziehen sie einfach alle Register und spielen ihre Stärken komplett aus. Ich bin auch der Meinung, dass der Band die doomigen Nummern besser stehen als wenn sie sich in Uptempo Gefilden befinden. Gerade "Morningstar Iconoclast", den du ja schon erwähnt hast ist für mich der schwächste Song der Band überhaupt.
Mountain Throne sind nicht nur alle wunderbar nette und bescheidene Menschen sondern auch auch eine sehr starke Liveband. Ich kann auch nur jedem hier empfehlen sich intensiver mit der Band auseinander zu setzen, denn in der Heavy/Doom Schnittmenge gehören sie für mich auch zum oberen Viertel dazu und es gibt es momentan viele bekanntere und gleichzeitig schwächere Bands. Ich bin gespannt wie es bei ihnen weitergeht und würde mir ein zeitnahes zweites vollwertiges Album sehr wünschen.
In dem Sinne: TRUST IN FATE AND HAVE NO FEEEEEEEEAAAR!
 
krass...nur 2 Antworten...ok jetzt 3 :cool:

also wie mein Freund @Albi schon geschrieben hat...haben wir die Band in Erfurt live erlebt...ich hatte nach dem konzert sogar noch ein paar worte mit dem Sänger gewechselt...ihm auch vom Forum erzählt und das er wenn er sich hier anmeldet...die Band bekannter machen könnte...er sagte aber gleich...das er vom Internet net viel hält...nun ja wat willste da machen...so isser halt. :D

vieles von dem was du hier schreibst @The Sleeping Tyrant ...seh ich genauso...vor allem die Vergleiche mit einem meiner liebsten Black Sabbath Alben "Mob Rules"...an das mußte ich nämlich beim Hören der Stormcoven auch gleich denken :feierei:
 
Na, da müssen wir doch drauf hinweisen, dass die Herren von Mountain Throne auch einiges zu sagen haben. In Zeiten der Überflutung mit zusammengekleisterten, pseudo-authentischen Heavy Metal Bands tut es gut, dass erfahrene Traditionalisten sich noch immer im Underground in Szene setzen. Aus einem langen Erfahrungsschatz schöpfend, traten Mountain Throne vor 10 Jahren zum ersten Mal in Erscheinung und wissen seitdem zu überzeugen. Tatsächlich wird in nicht allzu langer Ferne neues Material zu hören sein. Grund genug, Andi & Josef im Auto einzusperren, in die Mangel zu nehmen und zu erörtern, welchen Stellenwert Musik mit fortschreitendem Alter einnimmt. Schön viral gehen lassen, das Ding (und über Cyclone Empire und Journey's End Records die Klamotten ziehen).
 
So, dann will ich hier mal die frohe Botschaft mit euch teilen: Neues Mountain Throne Album "The Silver Light" kommt im Winter bei Rafchild Records auf CD und Journey's End Records auf LP. Zehn Tracks, davon drei Instrumentals werden drauf sein, ich freu mich auch ganz uneigennützig sehr drauf und werde berichten, sobald ich mehr weiß.
 
So, dann will ich hier mal die frohe Botschaft mit euch teilen: Neues Mountain Throne Album "The Silver Light" kommt im Winter bei Rafchild Records auf CD und Journey's End Records auf LP. Zehn Tracks, davon drei Instrumentals werden drauf sein, ich freu mich auch ganz uneigennützig sehr drauf und werde berichten, sobald ich mehr weiß.
Oh, hübsch. Da bin ich gespannt!
 
So, dann will ich hier mal die frohe Botschaft mit euch teilen: Neues Mountain Throne Album "The Silver Light" kommt im Winter bei Rafchild Records auf CD und Journey's End Records auf LP. Zehn Tracks, davon drei Instrumentals werden drauf sein, ich freu mich auch ganz uneigennützig sehr drauf und werde berichten, sobald ich mehr weiß.

Geil! :jubel:Das freut mich aber.

Hab die Band damals 2013 per Zufall durch das Stormcoven Review im Rock Hard entdeckt, nachwie vor sehr geile Scheibe. Hatte mich zwischendurch oft gefragt ob die sich schon aufgelöst hatten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Geil! :jubel:Das freut mich aber.

Hab die Band damals 2013 per Zufall durch das Stormcoven Review im Rock Hard, nachwie vor sehr geile Scheibe. Hatte mich zwischendurch oft gefragt ob die sich schon aufgelöst hatten.
Nein, die sind nur langsam und schweigsam. Hatte sie ja auch beim ersten Riddle of Steel und dann haben Andi und ich uns beim letzten Hammer of Doom auf ein konspiratives Mittagessen getroffen, nachdem das dann alles trotz massivem Kater allfest war.
 
So, spontane Wintesonnwendfeiern mit sozialer Distanz können nun auch ordentlich beschallt werden, denn ich werde am 21.12.2020 "Ancient Anthems", eine CD Compilation der bisherigen Vinyl-only Veröffentlichungen von Mountain Throne veröffentlichen. Also, alle 11 Songs, die es bisher nur auf Platte gab und als Bonus noch 5 Demos aus dem Proberaum, zur Überbrückung der Wartezeit auf das neue Album. Mehr Details in den nächsten Tagen, Vorbestellungen werden auch bald starten. War eine recht kurzfristige Sache und ich hoffe, wir kriegen das zeitlich noch hin, aber ich geb mein bestes, dass alle die CD zum angepeilten Termin in den Händen halten. Audio-Remaster macht übrigens Stephen von Mega Colossus.
 
Zurück
Oben Unten