Musik und Authentizität

Was mit meinem Empfinden, meiner Wahrnehmung, meinen Emotionen zu tun hat, ist keineswegs obsolet. Ich finde dahingehend auch den Begriff sehr relevant. Außerdem gibt es zur individuellen Wahrnehmung in dem Fall eh keinen alternativen Maßstab .

Klar Sorry, so war das auch nicht gemeint. Musik wird natürlich wie keine andere Kunstform subjektiv und emotional aufgefasst und beurteilt. ich meinte eher, dass der Begriff nicht für reviews/kritiken taugt, wenn er individuell bestimmt wird.
 
Dem widerspreche ich ausdrücklich. Gerade Reviews MÜSSEN subjetiv und emotional sein und von daher darf und soll da natürlich auch indivuduell/emotional wahrgenommene Echtheit erwähnt werden.
klar, eine review ist IMMER subjektiv. Sie muss mir aber eine Beschreibung des Gebotenen liefern, das mir dabei hilft Schlüsse zu ziehen, ob das Album auch mir gefällt. Wenn aber eine Beschreibung sich Begriffen bedient, die keine Definition haben, beziehunsweise die Definition eben vom Autor selbst bestimmt wird, dann hilft mir das nicht, weil ich nicht weiß , was der Autor unter Echtheit versteht.
 
klar, eine review ist IMMER subjektiv. Sie muss mir aber eine Beschreibung des Gebotenen liefern, das mir dabei hilft Schlüsse zu ziehen, ob das Album auch mir gefällt. Wenn aber eine Beschreibung sich Begriffen bedient, die keine Definition haben, beziehunsweise die Definition eben vom Autor selbst bestimmt wird, dann hilft mir das nicht, weil ich nicht weiß , was der Autor unter Echtheit versteht.

Dann dürften Rzensenten aber auch einige andere Parameter nicht verwenden, die nicht einheitlich definiert sind - "Eingängigkeit", "Härte", "Originalität", "Spielfreude", ...
 
sicherlich ist die Frage, was Authentizität jetzt ausmacht oder nicht, schwierig zu beantworten. für mich persönlich kann ich das an 2 Bands sehr gut ausmachen, ganz einfach weil ich beide für den Inbegriff dessen halte.

Overkill - haben sich nie verbogen, immer Ihren Stil durchgezogen. waren auch dann auf Tour wenn der Wind hart blies und es eigentlich nix zu holen gab...war denen egal. wo andere Bands, gerade in den Neunzigern, sich rar gemacht hatten...da sind die Jungs regelmässig auf Tour gewesen und haben auch Veröffentlichungstechnisch nicht nachgelassen. die hatten einfach Bock auf Ihre Musik und alles was damit zu tun hat (Tour, Interviews usw.)

Deep Purple - im Grunde genau das gleiche wie bei Overkill, wenn auch auf einem anderen Level. haben das gemacht was gemacht werden musste und haben es durchgezogen. die waren sich auch nicht zu schade Abstriche zu machen was die Grösse der Gigs usw. angeht.

das ist für mich der Inbegriff von Authentizität und wahrer Hingabe an die Musik. keine der beiden Bands habe ich jemals in Interviews jammern gelesen, Kopf hoch und durch...verfickten Respekt!
 
Deep Purple - im Grunde genau das gleiche wie bei Overkill, wenn auch auf einem anderen Level. haben das gemacht was gemacht werden musste und haben es durchgezogen. die waren sich auch nicht zu schade Abstriche zu machen was die Grösse der Gigs usw. angeht.
Da kann ich in den Zusammenhang nochmal auf den letztens von mir besuchten Phil Anselmo Gig verweisen. Der Mann hat mit Pantera damals unglaublichen Welterfolg gehabt und bei etlichen Gigs vor hunsertausenden von Menschen performt. Letztens spielt her hier in Leipzig mit seiner aktuellen Band vor gerade mal 100-150 Leuten und hat einen Spaß in den Backen und eine Energie, dass es eine wahre Freude ist. Andere hätten es sich sicherlich nach so einem Welterfolg und Millionenverkäufen anmerken lassen, auf einmal vor so wenig Leuten aufzutreten (In Hellraiser passen ca. 800 Leute) und hätten mehr schlecht als recht ihr Set durchgezogen aber nicht er. Spaß, Spielfreude, Rumscherzen und entertainen des Publikums und etliche Zugaben. Das nenn ich Authentizität und Hingabe zur Musik:verehr:
 
Müsste ich eine kurze Definition von "Authentizität" abgeben, wäre es für mich am ehesten: etwas um einer Sache willen tun (= Liebe und Hingabe für diese Sache haben) und nicht oder wenig dadurch bestimmt sein, wie andere reagieren. Kongruenz verschiedener Ebenen finde ich in gewissem Rahmen auch wichtig (ungleich Widersprüche, die jeder Mensch in sich trägt, das meine ich damit nicht). Damit korrespondiert man ungewollt auch immer nach Außen.

Ich denke schon, dass mich Musik mehr anzieht, bei der ich das zu finden meine.
 
Müsste ich eine kurze Definition von "Authentizität" abgeben, wäre es für mich am ehesten: etwas um einer Sache willen tun (= Liebe und Hingabe für diese Sache haben) und nicht oder wenig dadurch bestimmt sein, wie andere reagieren. Kongruenz verschiedener Ebenen finde ich in gewissem Rahmen auch wichtig (ungleich Widersprüche, die jeder Mensch in sich trägt, das meine ich damit nicht). Damit korrespondiert man ungewollt auch immer nach Außen.

Ich denke schon, dass mich Musik mehr anzieht, bei der ich das zu finden meine.
So sehe ich das auch. Für mich sind z.B. auch Nightwish authentisch, so umstritten diese Band in der Metalszene inzwischen auch ist. Sabaton im Gegensatz dazu, oder auch Debauchery sind für mich kalkulierter Müll.
 
Ich glaube nicht, dass irgendeine Band ab einem bestimmten Grad an Erfolg und ähm, Alter, also Jahre der Existenz noch dauerhaft authentisch sein kann.
Wie authentisch ist ein Angus Young, wenn man während des Konzerts genau weiß, im nächsten Lied fällt er "spontan" um und strampelt mit den Beinen in der Luft.
Glaube nicht, dass man in dem Alter bei jedem Konzert Spaß daran hat.
Ich habe auch irgendwie das Gefühl, dass es kein Mensch schaffen kann, 40 Jahre jeden Tag Bock auf Thrash Metal zuhaben.
Jahrelang "Ihr Ding durchziehen und nicht verbiegen" ist mir daher suspekt. Jeder Mensch ändert sich hin und wieder. Also wäre eine Veränderung authentisch.
Bei Lemmy bin ich mir nicht sicher, kann mir aber vorstellen, dass er zwischendurch auch mal keinen Bock mehr auf den Lärm hatte.
Evtl. glaubt man "Authentizität" auch eher zu entdecken wenn die bestimmte Person ein guter Schauspieler ist.
 
Ok, wenn man "Authentizität" mit Hingabe, Leidenschaft, Freude an der Musik etc übersetzt, dann kann ich damit was anfangen. Auch wenn ich das nie mit dem Begriff verbunden habe, weil ein Künstler ja auch künstlich sein kann und trotzdem mit großer Hingabe seine Musik machen kann.
 
Ich glaube nicht, dass irgendeine Band ab einem bestimmten Grad an Erfolg und ähm, Alter, also Jahre der Existenz noch dauerhaft authentisch sein kann.
Wie authentisch ist ein Angus Young, wenn man während des Konzerts genau weiß, im nächsten Lied fällt er "spontan" um und strampelt mit den Beinen in der Luft.
Glaube nicht, dass man in dem Alter bei jedem Konzert Spaß daran hat.
Ich habe auch irgendwie das Gefühl, dass es kein Mensch schaffen kann, 40 Jahre jeden Tag Bock auf Thrash Metal zuhaben.
Jahrelang "Ihr Ding durchziehen und nicht verbiegen" ist mir daher suspekt. Jeder Mensch ändert sich hin und wieder. Also wäre eine Veränderung authentisch.
Bei Lemmy bin ich mir nicht sicher, kann mir aber vorstellen, dass er zwischendurch auch mal keinen Bock mehr auf den Lärm hatte.
Evtl. glaubt man "Authentizität" auch eher zu entdecken wenn die bestimmte Person ein guter Schauspieler ist.

Das ist ein interessanter Punkt. Das ist ja auch die große Krux. Man erwartet von einem Musiker dass er stets authentisch bleibt, aber rotzdem soll er gefälligst weiter die Musik machen, die ich geil finde. Man stelle sich mal vor Lemmy hätte irgendwann gesagt, so kein Bock mehr auf immer den gleichen Krach, ich hab jetzt mehr Bock Singer/Songwriter... Das wäre ja "authentisch" , aber gefallen hätte das wohl den wenigsten.
 
... Man erwartet von einem Musiker dass er stets authentisch bleibt, aber rotzdem soll er gefälligst weiter die Musik machen, die ich geil finde. ...

Das schließt sich gegenseitig aus. Ein Musiker soll die Musik machen die uns gefällt? Das wäre ja mal sehr unauthentisch. Uns zu spüren wäre das alle mal.
 
Das schließt sich gegenseitig aus. Ein Musiker soll die Musik machen die uns gefällt? Das wäre ja mal sehr unauthentisch. Uns zu spüren wäre das alle mal.
Ja eben. Aber diese Erwartungshaltung gibt es doch oder nicht? Es gibt doch immer wieder einen Aufschrei, wenn eine Band es wagt ihrern Stil zu verändern.
 
Ja eben. Aber diese Erwartungshaltung gibt es doch oder nicht? Es gibt doch immer wieder einen Aufschrei, wenn eine Band es wagt ihrern Stil zu verändern.

Ja, leider. Da ist die Metalszene stellenweise auch recht radikal oder reagieren mit unverhältnismäßigem Unverständnis diesbezüglich.
Opeth ist bei mir ein Beispiel, bei denen ich ihren musikalischen Wandel nicht gemocht habe, aber Verständis und das Gefühl
der Authenzität gegenüber der Band empfand. Vor solchen musikalischen Schritten einer Band habe ich Respekt.
 
Hey Ho,

Ich bin hier, obwohl schon eine ganze Weile angemeldet, ein recht unbeschriebenes Blatt im Forum, was zum Einen daran liegt, dass ich weiß Gott kein großer Experte bin und mir somit lieber als passiver Leser Tipps geholt habe, ich mich zum Anderen musikalisch immer weiter geöffnet habe und kaummehr ein aktives Mitglied der Szene bin.

Seit einiger Zeit denke ich aber über ein Thema nach und denke, dass ich hier vielleicht interessante Antworten und Anregungen bekommen kann. Ich hoffe also ein solcher Thread ist in Ordung , vielleicht ergibt sich ja eine spannende Diskussion.

Also:
Immer wieder liest oder hört man, wenn es um "Metal" geht, dass eine Band besonders "authentisch" sei. Diese Authentizität wird dann als Qualitätsmerkmal genommen oder mangelnde Authentizität wird als Kritikpunkt genommen. Ich habe ehrlich gesagt nie so richtig verstanden, was das bedeuten soll. Wenn wir "authetisch" als "echt" verstehen, was bedeutet dass dann fü die Musik? Dass die Instrumente selber gespielt werden? Dann wären ja die allermeisten Bands "Authentisch" und ich denke es würde doch den mesiten hier schwerfallen Sabaton als authentisch zu bezeichnen.

Ich muss sogar sagen ich empfinde, vor allem die extremeren/harten/okkulten Genres als NICHT authentisch, nicht als "wahr". Das wird doch sohar durch Strategien wie Künstlernamen/Kostüme/Corpsepaint unterstützt. Heißt: Der Musiker der einen Song einsingt oder auf der Bühne steht oder ein Interview gibt ist nicht unbedingt "echt", sondern eine Kunstfigur. Das empfinde ich auch überhaupt nicht als schlimm, im Gegenteil.
Wenn ich einen Auftritt als "gespielt" aufnehme, also bewusste Aufführung, wie im Theater, kann ich die Musik besser genießen. Dann kann ich aiuch satanische Rituale, geschminkte Gesichter, blutrünstige Texte etc annehmen. Wennd as alles aber ernst gemeint ist, dann habe ich damit meine Probleme. Nicht weil ich finde, dass sich sowas nicht gehört oder dass das unmoralisch ist und man das Christntum nicht verhöhnen soll, sondern weil ich einfach so lächerlich finde, dass ich die Band (und die Musik) nicht ernstnehmen kann.
So finde ich die Musik von Watain super , aber dennoch tue ich mich schwer mit der Band, eben weil ich den EIndruck habe, dass das alles ernst gemeint ist und das wirkt auf mich nicht bedrohlich, sondern eben lächerlich. Noch extremer war es im Fall von The Devils Blood, deren Musik ich super finde, die aber Aufgrund des Antikosmischen Drumherum nie so ganz ernst nehmen konnte.

Wenn eine BAnd dagegen so etwas vorspielt, also in eine Rolle schlüpft und unauthentisch ist, dann kann ich das annehmen, so wie mir ein Horrorfilm Spaß macht...

So mal sehen ob das hier jemand liest und wie andere die Sache sehen. Findet ihr eine Band glaubhafter, wenn sie das was sie tut ernst meint? Oder trennt ihr das sowieso und was dieMusiker tatsächlich tun und denken ist egal? Aber ist diese Band dann noch authetisch?

Grüße,

Levekühn

Interessant, dass das jemand so sieht (kann ich nicht nachvollziehen, aber akzeptieren). Ich empfinde das gerade andersherum: Satanische Rituale, Show auf der Bühne gehört für mich zum Black Metal dazu. Aber wenn da nichts dahinter steckt - also wenn die "Akteure" also im richtigen Leben sich damit nicht identifizieren - und ich das z.B. über Social Media "mitbekomme" (z.B. durch Fotos), geht der Zauber/das Geheimnisvolle, Okkulte und Unheimliche flöten. Das ist für mich dann tatsächlich unauthentisch. Ich will doch nicht, dass mir nur etwas "vorgespielt" wird, da kann ich mir auch nen Horrorfilm anschauen.
 

Es gibt da diverse Künstler, bei denen ich das schon vermuten möchte.
Aber so wirklich sicher kann man da nicht sein. was mich aber auch nicht wirklich interessiert.
Mir muss das "Produkt " gefallen und nicht die Einstellung des Produzenten dazu.
Wenn der es professionell vertreibt reicht es. Es ist ja auch nicht so, das jeder Komiker jeden
Tag unendlich Spaß hat. Wenn das Publikum sich vor Lachen krümmt wird man ihm dankbar sein.
Und auch Rush werden mal keinen Bock gehabt haben und trotzdem liefern. So machen das Profis.
 
Interessant, dass das jemand so sieht (kann ich nicht nachvollziehen, aber akzeptieren). Ich empfinde das gerade andersherum: Satanische Rituale, Show auf der Bühne gehört für mich zum Black Metal dazu. Aber wenn da nichts dahinter steckt - also wenn die "Akteure" also im richtigen Leben sich damit nicht identifizieren - und ich das z.B. über Social Media "mitbekomme" (z.B. durch Fotos), geht der Zauber/das Geheimnisvolle, Okkulte und Unheimliche flöten. Das ist für mich dann tatsächlich unauthentisch. Ich will doch nicht, dass mir nur etwas "vorgespielt" wird, da kann ich mir auch nen Horrorfilm anschauen.

Interessant.. Darf ich fragen ob du das dann auch tatsächlich glaubst? Also ob die Musiker wirklich in verbindung mit Satan/dem Tod/ der Dunkelheit etc. stehen?
 
Und auch Rush werden mal keinen Bock gehabt haben und trotzdem liefern. So machen das Profis.

Mit Sicherheit. Aber macht sie das weniger authentisch?
Ich bin bei dir, dass es einen grundsätzlichen Konflikt gibt, wenn Kunst gleichzeitig auch dein Beruf ist, mit dem du deine Rechnungen zahlst. Den Konflikt muss jeder Künstler aushalten, der mit seiner Kunst sein Geld verdient. Aber Rush sind aus meiner Sicht ein Beispiel dafür, dass das nicht gezwungenermaßen dazu führen muss, dass man seine Authentizität ab einem bestimmten Grad von Erfolg und/oder einer bestimmten Schaffensdauer verliert.
 
Interessant, dass das jemand so sieht (kann ich nicht nachvollziehen, aber akzeptieren). Ich empfinde das gerade andersherum: Satanische Rituale, Show auf der Bühne gehört für mich zum Black Metal dazu. Aber wenn da nichts dahinter steckt - also wenn die "Akteure" also im richtigen Leben sich damit nicht identifizieren - und ich das z.B. über Social Media "mitbekomme" (z.B. durch Fotos), geht der Zauber/das Geheimnisvolle, Okkulte und Unheimliche flöten. Das ist für mich dann tatsächlich unauthentisch. Ich will doch nicht, dass mir nur etwas "vorgespielt" wird, da kann ich mir auch nen Horrorfilm anschauen.

Wenn man, wie im Black Metal üblich, über finstere Sachen singt, sollte schon auch das Optische auf der Bühne passen. Man kann ja auch keinen
Barockrahmen um ein abstraktes Bild machen. Das muss schon alles passen. Das bedeutet doch aber nicht, oder soll es auch nicht, dass eben
solche Musiker auch in ihrem privaten Umfeld das ausleben. Ich stelle mir da gerade Degial vor. Eine der radikalsten Bühnenshows, die man
sich anschauen kann, aber ob die auch in ihrem "normalen" Leben auch so leben ... ehr weniger. Was die Band aber nicht weniger authentisch
machen würde.
 
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