GrafWettervomStrahl
Deaf Dealer
Drei Alben, davon zwei als Doppel-CD, rechtfertigen evtl. so langsam einen eigenen Thread zur Band. Zumal die Neal Morse Band - bei allen Überschneidungen mit sonstigen Projekten ihres Namensgebers - durchaus eigenständiges Profil gewonnen hat.
Wir sprachen im neuen Transatlantic-Thread über die Unterschiede zwischen den beiden Supergroups und je mehr ich drüber nachgedacht habe, desto mehr wurde mir bewußt, daß sie am Ende gar nicht mal so unbeträchtlich ausfallen mögen. Doch der Reihe nach. Die drei bisherigen Alben sind:
The Grand Experiment (2015)
The Similitude Of A Dream (2016)
The Great Adventure (2019)
Die Besetzung rekrutierte sich zunächst aus der langjährigen Rhythmus-Formation für Neals Solo-Alben, Randy George und einem gewissen Michael Steven Portnoy (whoever that may be). Bill Hubauer stieß aus dem Kosmos christlicher Rockmusik zur Truppe und bedient mehrere Instrumente auf hohem Niveau, sein Stammgerät ist allerdings stets etwas mit Tasten.
Multi-Instrumentalist ist auch der deutlich jüngere Eric Gillette, der wohl für Neals Album "Momentum" höchst erfolgreich auditionierte, neben seinen stupenden Fähigkeiten auf der Gitarre auch sehr brauchbar Keyboards und vor allem Drums (sein großes Vorbild war Portnoy) bedienen muß und neben Morse und Hubauer als dritter, der Anzahl der Einsätze nach sogar zweiter Lead-Sänger der NMB fungiert.
Ein interessantes Set-Up also, welches dem Trend vieler "Altherrenprojekte" seit ungefähr 2010 folgt, nicht bloß unter sich zu bleiben, sondern auch jüngere Musiker gleichberechtigt einzubinden.
Und Gillette verdient denn auch eigens hervorgehoben zu werden, finde ich. Sein Gitarrenspiel, hörbar an Petrucci & Co geschult, ist über wirklich jeden Zweifel erhaben, er verfügt über eine stupende Technik, die er selbst während eigener Gesangspassagen live mühelos abrufen kann.
Gillette scheint darüberhinaus beträchtliche Kenntnisse im Arrangieren von Musik zu haben, was ihn natürlich bei der NMB genau am richtigen Ort sein läßt. Ganz besonders hat mich aber sein Gesang überrascht, das sind mit den Jahren nicht bloß teilweise untrainierte Ergänzungsvocals geblieben, Gillettes Stimme hat sich zu einer ernsten Alternative zu der von Neal entwickelt, zumal sie heller timbriert ist und höher hinaus reicht.
Wohl auch aus diesem Grund hat Gillette auf beiden großen Konzeptalben der Band die umfangreichen Abschlußvocals bekommen, etwas, wozu sich sicherlich nicht viele Bandleader zugunsten eines anderen Mitglieds verstehen würden.
Man hat ungeachtet des Namens "Neal Morse Band" und der Tatsache, daß so gut wie sämtliche Kompositionen aus der Feder des Meisters stammen, wirklich den Eindruck, daß hier ein Kollektiv spielt.
Meiner Meinung nach sind die Alben der NMB immer besser geworden und "The Great Adenture" hat es sogar noch geschafft, das unfaßbar hochqualitative "Similitude" zu toppen. Die erste CD von "Adventure" mag leicht hinter das Vorgängerwerk zurückfallen, aber die zweite ist der zweiten von "Smilitude" weit überlegen und eine echte Hausnummer im Prog-Bereich.
Portnoy hat mal gesagt, für ihn sei Morse der Lennon/McCartney unserer Zeit. Mir scheint das gar nicht übertrieben, eine Gesangsmelodie wie die von "Child of wonder" z.B. mit ihren schönen großen Intervallen und ihrem Tiefgang haben weder Lennon noch McCartney jemals hinbekommen, wenn man mich fragt.
Und selbst wenn man mich durchaus nicht dazu befragen möchte (was ich verstehen könnte), muß man dennoch zugeben, daß die Intensität von "Love that never dies" kaum hinter der von legendären Konzeptalben-Abschlußsongs wie "Love reign o´er me" oder "Day in the life" zurückfallen dürfte.
Ich habe einen Konzertbericht gelesen, bei dem der Autor meinte, alle fünf Bandmitglieder hätten bei "Love that never dies" Tränen in den Augen gehabt. Ob darunter ihre Darbietung gelitten hat, ist hingegen nicht überliefert. Aber unwahrscheinlich bei derart professionellen Emos wie den Musikern der NMB.
Es sind aber nicht nur die großen Gesten, die bombastischen Arragments, der durchaus vorhandene Härtegrad und die langen Bögen, die bei der NMB begeistern. Mich packen ja besonders die unzähligen kleinen Einfälle, mit denen die Musik veredelt ist. Stellvertretend dafür sei nur die drollige chromatische Keyboard-Fanfare von Hubauer für "Great Adventure" genannt, sie kommt - wie so vieles - mehrfach vor, im vorletzten Track "Freedom calling" kann man sie letztmals bei 2:10 min. hören. Das ist skurril, etwas bedrohlich und witzig zugleich - höchst originell.
Mein Lieblingssong der NMB ist dennoch der Longtrack des ersten Albums, "Alive again". Übrigens gibt es auf der Deluxe-Edition von "Grand Experiment" auch ein umwerfendes Cover von "MacArthur Park", eine Art Pop-Chanson, der Ende der 60er für den (extrem coolen) Schauspieler Richard Harris geschrieben und ein Hit geworden war.
Da geht es um einen Kuchen, der im Regen naß geworden ist und dessen Rezept dummerweise wohl verlegt wurde. Genau so fühlt man sich irgendwie, wenn man ein Album der NMB durchgehört hat. Alles etwas überzuckert, aber leeecker....
Wir sprachen im neuen Transatlantic-Thread über die Unterschiede zwischen den beiden Supergroups und je mehr ich drüber nachgedacht habe, desto mehr wurde mir bewußt, daß sie am Ende gar nicht mal so unbeträchtlich ausfallen mögen. Doch der Reihe nach. Die drei bisherigen Alben sind:
The Grand Experiment (2015)
The Similitude Of A Dream (2016)
The Great Adventure (2019)
Die Besetzung rekrutierte sich zunächst aus der langjährigen Rhythmus-Formation für Neals Solo-Alben, Randy George und einem gewissen Michael Steven Portnoy (whoever that may be). Bill Hubauer stieß aus dem Kosmos christlicher Rockmusik zur Truppe und bedient mehrere Instrumente auf hohem Niveau, sein Stammgerät ist allerdings stets etwas mit Tasten.
Multi-Instrumentalist ist auch der deutlich jüngere Eric Gillette, der wohl für Neals Album "Momentum" höchst erfolgreich auditionierte, neben seinen stupenden Fähigkeiten auf der Gitarre auch sehr brauchbar Keyboards und vor allem Drums (sein großes Vorbild war Portnoy) bedienen muß und neben Morse und Hubauer als dritter, der Anzahl der Einsätze nach sogar zweiter Lead-Sänger der NMB fungiert.
Ein interessantes Set-Up also, welches dem Trend vieler "Altherrenprojekte" seit ungefähr 2010 folgt, nicht bloß unter sich zu bleiben, sondern auch jüngere Musiker gleichberechtigt einzubinden.
Und Gillette verdient denn auch eigens hervorgehoben zu werden, finde ich. Sein Gitarrenspiel, hörbar an Petrucci & Co geschult, ist über wirklich jeden Zweifel erhaben, er verfügt über eine stupende Technik, die er selbst während eigener Gesangspassagen live mühelos abrufen kann.
Gillette scheint darüberhinaus beträchtliche Kenntnisse im Arrangieren von Musik zu haben, was ihn natürlich bei der NMB genau am richtigen Ort sein läßt. Ganz besonders hat mich aber sein Gesang überrascht, das sind mit den Jahren nicht bloß teilweise untrainierte Ergänzungsvocals geblieben, Gillettes Stimme hat sich zu einer ernsten Alternative zu der von Neal entwickelt, zumal sie heller timbriert ist und höher hinaus reicht.
Wohl auch aus diesem Grund hat Gillette auf beiden großen Konzeptalben der Band die umfangreichen Abschlußvocals bekommen, etwas, wozu sich sicherlich nicht viele Bandleader zugunsten eines anderen Mitglieds verstehen würden.
Man hat ungeachtet des Namens "Neal Morse Band" und der Tatsache, daß so gut wie sämtliche Kompositionen aus der Feder des Meisters stammen, wirklich den Eindruck, daß hier ein Kollektiv spielt.
Meiner Meinung nach sind die Alben der NMB immer besser geworden und "The Great Adenture" hat es sogar noch geschafft, das unfaßbar hochqualitative "Similitude" zu toppen. Die erste CD von "Adventure" mag leicht hinter das Vorgängerwerk zurückfallen, aber die zweite ist der zweiten von "Smilitude" weit überlegen und eine echte Hausnummer im Prog-Bereich.
Portnoy hat mal gesagt, für ihn sei Morse der Lennon/McCartney unserer Zeit. Mir scheint das gar nicht übertrieben, eine Gesangsmelodie wie die von "Child of wonder" z.B. mit ihren schönen großen Intervallen und ihrem Tiefgang haben weder Lennon noch McCartney jemals hinbekommen, wenn man mich fragt.
Und selbst wenn man mich durchaus nicht dazu befragen möchte (was ich verstehen könnte), muß man dennoch zugeben, daß die Intensität von "Love that never dies" kaum hinter der von legendären Konzeptalben-Abschlußsongs wie "Love reign o´er me" oder "Day in the life" zurückfallen dürfte.
Ich habe einen Konzertbericht gelesen, bei dem der Autor meinte, alle fünf Bandmitglieder hätten bei "Love that never dies" Tränen in den Augen gehabt. Ob darunter ihre Darbietung gelitten hat, ist hingegen nicht überliefert. Aber unwahrscheinlich bei derart professionellen Emos wie den Musikern der NMB.
Es sind aber nicht nur die großen Gesten, die bombastischen Arragments, der durchaus vorhandene Härtegrad und die langen Bögen, die bei der NMB begeistern. Mich packen ja besonders die unzähligen kleinen Einfälle, mit denen die Musik veredelt ist. Stellvertretend dafür sei nur die drollige chromatische Keyboard-Fanfare von Hubauer für "Great Adventure" genannt, sie kommt - wie so vieles - mehrfach vor, im vorletzten Track "Freedom calling" kann man sie letztmals bei 2:10 min. hören. Das ist skurril, etwas bedrohlich und witzig zugleich - höchst originell.
Mein Lieblingssong der NMB ist dennoch der Longtrack des ersten Albums, "Alive again". Übrigens gibt es auf der Deluxe-Edition von "Grand Experiment" auch ein umwerfendes Cover von "MacArthur Park", eine Art Pop-Chanson, der Ende der 60er für den (extrem coolen) Schauspieler Richard Harris geschrieben und ein Hit geworden war.
Da geht es um einen Kuchen, der im Regen naß geworden ist und dessen Rezept dummerweise wohl verlegt wurde. Genau so fühlt man sich irgendwie, wenn man ein Album der NMB durchgehört hat. Alles etwas überzuckert, aber leeecker....
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