Neue Musik, moderne Musik, Avantgarde & Co

Das hier würde ich übrigens auch gerne mal im hiesigen Staatstheater sehen. Die Chancen stehen übrigens gar nicht so schlecht, "The Death Of Klinghoffer" haben die da ja schon mal inszeniert:

 
Ich höre gerade improvisierte Musik aus Japan:
Ko Ishikawa - sho (= japanische Mundorgel)
Tetsi Nagasawa - drums
 
... und wenn mal wieder alles zu viel ist:
Cosmos:
Sachiko M - sinewaves, contact mic
Ami Yoshida - voice
 
Eine interessante Doku lief eben auf 3sat: Gegen den Beat. Christian Lillinger und die JazzBaltica. Obwohl bisher nur das Ende gesehen, kann ich sagen, es lohnt sich; schaue hier:
http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=61448
Würde zwar deutlch besser in den zuletzt leider etwas vernachläßigten "Jazz"-Thread passen, aber die kleine Doku war recht sehenswert. Danke für den Hinweise!
Hab den Burschen auch schon einige Male live gesehen ... am liebsten ja mit Saxophonist Tobias Delius.
 
Eine interessante Doku lief eben auf 3sat: Gegen den Beat. Christian Lillinger und die JazzBaltica. Obwohl bisher nur das Ende gesehen, kann ich sagen, es lohnt sich; schaue hier:
http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=61448

Danke für den Hinweis, gerade die (viel zu kurzen) Einblicke in die Institutionalisierungen des professionellen avantgardistischen Musikmachens - Stichwort Examenskonzerte etc. - fand ich ganz erhellend bis erheiternd. Würde darüber mal gerne eine soziologische Studie lesen. :D
 
Nee, leider nicht. Zeit und Geld fehlen. Interessant, dass auch dir sofort der Scruton ins Auge springt.:) Dessen Vorlesungen hätte ich mir gern gegeben. Dessen Kritik an Boulez oder Stockhausen scheint wohl Imperialismuskritik zu sein, wenn man bedenkt, dass er Paläokonservativer ist. Es gibt diese Kritik ja auch von linker, marxistischer Seite von Cornelius Cardew in Stockhausen serves imperialism (http://www.ensemble21.com/cardew_stockhausen.pdf).

Hast du den Scruton gelesen? Weißt du, in welchem seiner Werke er diese von Gottstein angedeutete Kritik an besagten Komponisten hervorbringt bzw. was von ihm besonders lesenswert ist?

Das musikalische Line-up klingt auch nicht schlecht...

Ich bin auf Scruton über nen Aufsatz gekommen, den wir - ich glaub damals 2011 oder so - bei Vogel und Becker im Seminar besprochen hatten (unterrichteten damals beide in Gießen am Zentrum für Philosophie) und auf den Davies wiederum in seinem Aufsatz aus diesem Buch eingeht:

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Von Scruton zu empfehlen hätte ich zum Einstieg:

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und

https://www.jstor.org/stable/431273?seq=1#page_scan_tab_contents
 
War 12-Ton-Musik je zarter, emphatischer, romantischer, expressiver, dramatischer als in Alban Bergs Violinkonzert? Vielleicht für manch einen zu kitschig, für mich ein numinoses Stück Musik nahe an der Perfektion, so aus Sicht eines Rezeptionslaien...

 
Zuletzt bearbeitet:
Phill Niblock, Jahrgang 1933, in New York lebend, ist ein Alt-Meister der elektronischen Avantgarde. Seine Stücke bastelt er meist aus speziell dafür aufgenommenen Instrumental-Samples, die er dann am Computer manipuliert (Tonhöhe = Pitch-Shifting) und schichtet. Die Musik ist sehr statisch, monochrom und wird meist sehr laut dargeboten. In den dichten Clustern geht es dann um mehrschichtige Schwebungen durch mikrotonale Verschiebungen. Die Aufführungen haben dann eher etwas von einer klanglichen Skulptur, die man als Installation durchwandern und erleben kann. Persönlich höre ich die Musik Niblocks eigentlich am liebsten Zuhause bei mittlerer bis leicht gehobener Lautstärke, so dass sie angenehm den Raum füllt. Live ist mir das ehrlich gesagt, meist etwas zu laut.
Auch im Alter von 83 Jahren ist der Bursche immernoch sehr umtriebig, reist mehrmals jährlich mit seinem Auto quer durch Europe und ist immernoch ein ausgesprochenes Party-Animal, der selten als Vorletzter eine nächtliche Zusammenkunft verläßt. In seinem New Yorker-Loft veranstaltet er regelmäßig Konzerte anderer KünstlerInnen experimenteller Musik.

Hier das Stück "Harm" von 2003, dass auf Cello-Samples beruht und auf der 3-fach CD Touch Three (Touch Records) veröffentlicht wurde, die sehr zu empfehlen ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
Fand Niblock gerade live ob der massiven, körperlich wahrnehmbaren Präsenz des monolithischen Klangs besonders beeindruckend; nicht zuletzt, weil durch die massive Bearbeitung der gesamten Physis durch besagte karge Drones allmählich der Orientierungssinn im Hier und Jetzt flöten geht und man irgendwann qua Aushebelung des Zeit- und Raumgefühls ganz beim Klang ruht, ganz beim Klang ist. Ohrstöpsel brauchte ich aber trotzdem, der Rest war erfüllend und befreiend...
 
Hab mir gerade ne Aufnahme aus Ligetis Grand Macabre angehört. Alter... :D
Bin mir noch nicht sicher, was ich davon halten soll. Schwanke von Bewunderung für die Musiker bis zum Davonlaufen angesichts der (sicher so beabsichtigten) nervtötenden Vokalistin, von Amüsement bis Fremdschämen über die Performance. Aber irgendwie ist das auch in gewissem Maße faszinierend...
 
An die Berliner in der Runde:

Wollte in eigener Sache auf ein 4-tägiges Festival in nächsten Woche aufmerksam machen, dass von und mit dem Splitter Orchester (=ein 24-köpfiges experimentelles Groß-Ensemble aus Berlin) ausgerichtet wird. Wir spielen dabei ein improvisiertes (26.11.), ein dirigiertes (24.11.) und ein komponiertes/konzeptuelles (27.11.) Stück. Ferner gibt's noch das Schweizer Insub Meta Orchester (24.11.) zu hören, ein bißchen Post-Rock (The Still und Transmit) und auch die wunderbare Kartonagen-Symphonie von Sven-Ake Johansson (25.11.), die ich kürzlich hier schonmal vorgestellt habe.

Splitter Music Festival - music-mining in large scale formats
24. bis 27. November 2016
@ Ballhaus Ost und Wabe, Berlin
Eintritt: 10,- € pro Abend

Infos zum Festival und Orchester:
http://www.berlinsplitter.org/

Nähere Infos zum Tagesprogramm hier:
https://www.facebook.com/events/193664531063953
(Zeitiges Erscheinen oder Reservieren empfohlen. Könnte ausverkauft werden.)

(Ausschnitte eines improvisierten Stückes aus dem Jahre 2011)
 
Zuletzt bearbeitet:
Auch wenn viele Kritiker sein Spätwerk bemängeln, ich finde Coltrane spielt da wahrhaft in seinem eigenen, unvergleichlich genialen Universum. Was der Mann improvisieren konnte. Unfassbar:verehr::verehr::verehr:

Frühwerk bin ich mit vertraut ( daran anschliessend: "a love supreme" ist natürlich die mit schönste Musik aller Zeiten).


coltrane-ascension-gatefold-1800-ljc2.jpg


Habe gerade meinen ersten Durchgang von Ascension (Edition II) hinter mir. (Edition I liegt auch parat, wenn schon, denn schon.)

Boah. Dachte immer Ornette Coleman hätte da das Maximum für mich erbracht, was ich im free jazz gut finden kann. Hat er nicht.

LP-Cover ist ja mal auch der Hammer: Wie sicher kann man über seine eigene Fähigkeit sein? Siehe Ascension LP-Cover:

FC21590_Ascension_cover1.jpg
 
Ist übrigens interessant, dass nach meinem Splitter Orchester-Eintrag @Flossensauger Coltrane's Ascension ins Spiel bringt. Auf gewisse Weise läßt da eine gewisse Traditionslinie zwischen beiden erkennen, handelt es sich doch in beiden Fälle um jeweils zeitgenössische Ausdrucksformen improvisierter Musik im Großformat, wobei Ascension sicherlich einen innovativen und epochalen Ausgangspunkt darstellt.

Pünktlich zum Splitter Music Festival erscheint übrigens unsere erste CD, eine Zusammenarbeit mit dem Chicagoer Posaunisten/Komponisten/Improvisator George Lewis. Bei der Musik handelt es sich um Improvisationen in denen die MusikerInnen sich mit Hilfe von ca. 25 Karten mit Spielanweisungen (z.B. "Stop playing for a while", "Memorize a sound now occurring for future use", "End?", etc.) untereinander gegenseitige dirigieren können, aber nicht müssen. So entstand eine kollektive Musik ohne Leader und ohne vorgegebene Struktur.

George Lewis & Splitter Ochester
Creative Construction Set™
(Ausschnitt)

Aus den Liner Notes:
The Splitter Orchester is a Berlin-based collection of internationally respected Composer-Performers which draws inspiration from many genres and is most comfortable in the creative borderland between composed and improvised music. It is a defiant musical organism that has developed an extraordinary artistic profile - uniting across continents, generations and aesthetics. Utilising a broad variety of extended techniques on traditional, electronic, and especially constructed and tailored instruments, the ensemble's main focus in their artistic practice is the production of sound and how to diffuse it in space - creating an ocean of sound rich in texture, dynamics and unexpected power. What brings this ensemble of incredible musicians together is a dedication to discovering together the untarnished face of a new, sonic experience: something bold, radical, political and beautiful all at once.

AACM member George Lewis is a seminal figure - a musician, artist and thinker whose humanistic visions and work on artistic process has significantly influenced a broad swathe of artists internationally. The collaborative nature of musical creation within a Composer-Performer context is integral to both Lewis and Splitter. Especially conceived for the Splitter Orchester, Lewis' Creative Construction Set™ is more a facilitation than a composition, bringing these two global forces together in synergistic partnership that resulted in a lucid improvisational experience. This album is a partial document of this mutual exploration, mesmerizing the listeners with the stunning transparency of its sound.


Die CD kann man für 12,- € inkl. Porto beim russischen Label direkt bestellen:
http://www.mikroton.net/recordings/index.php/catalog/mikroton-cd-50/
 
Ist übrigens interessant, dass nach meinem Splitter Orchester-Eintrag @Flossensauger Coltrane's Ascension ins Spiel bringt. Auf gewisse Weise läßt da eine gewisse Traditionslinie zwischen beiden erkennen, handelt es sich doch in beiden Fälle um jeweils zeitgenössische Ausdrucksformen improvisierter Musik im Großformat, wobei Ascension sicherlich einen innovativen und epochalen Ausgangspunkt darstellt.

Pünktlich zum Splitter Music Festival erscheint übrigens unsere erste CD, eine Zusammenarbeit mit dem Chicagoer Posaunisten/Komponisten/Improvisator George Lewis. Bei der Musik handelt es sich um Improvisationen in denen die MusikerInnen sich mit Hilfe von ca. 25 Karten mit Spielanweisungen (z.B. "Stop playing for a while", "Memorize a sound now occurring for future use", "End?", etc.) untereinander gegenseitige dirigieren können, aber nicht müssen. So entstand eine kollektive Musik ohne Leader und ohne vorgegebene Struktur.

George Lewis & Splitter Ochester
Creative Construction Set™
(Ausschnitt)

Aus den Liner Notes:
The Splitter Orchester is a Berlin-based collection of internationally respected Composer-Performers which draws inspiration from many genres and is most comfortable in the creative borderland between composed and improvised music. It is a defiant musical organism that has developed an extraordinary artistic profile - uniting across continents, generations and aesthetics. Utilising a broad variety of extended techniques on traditional, electronic, and especially constructed and tailored instruments, the ensemble's main focus in their artistic practice is the production of sound and how to diffuse it in space - creating an ocean of sound rich in texture, dynamics and unexpected power. What brings this ensemble of incredible musicians together is a dedication to discovering together the untarnished face of a new, sonic experience: something bold, radical, political and beautiful all at once.

AACM member George Lewis is a seminal figure - a musician, artist and thinker whose humanistic visions and work on artistic process has significantly influenced a broad swathe of artists internationally. The collaborative nature of musical creation within a Composer-Performer context is integral to both Lewis and Splitter. Especially conceived for the Splitter Orchester, Lewis' Creative Construction Set™ is more a facilitation than a composition, bringing these two global forces together in synergistic partnership that resulted in a lucid improvisational experience. This album is a partial document of this mutual exploration, mesmerizing the listeners with the stunning transparency of its sound.


Die CD kann man für 12,- € inkl. Porto beim russischen Label direkt bestellen:
http://www.mikroton.net/recordings/index.php/catalog/mikroton-cd-50/

Cool. Zorn'sche Idee mit den Spielanweisungen gefällt mir :top:
 
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