Non-Metal-Jahresrückblick 2021

Der böse Och

Till Deaf Do Us Part
So langsam wird es ja wieder Zeit…

Für mich alljährlich eine der spannendsten Fragen hinsichtlich Musik: Was war eigentlich dieses Jahr gut? Ich werde mich in den nächsten Wochen jedenfalls wieder ausführlich mit dieser Frage beschäftigen.

Da das aber noch viel mehr Spaß macht, wenn ich mich nicht als Alleinunterhalter fühle, richte ich die Frage auch ausdrücklich an die Runde hier:


Welche Alben (genreübergreifend) fandet ihr gut? Was waren eure Highlights 2021?


Beteiligung geht über alles, daher soll der Thread auch möglichst niedrigschwellig sein. Wer also nur eine Liste machen will – bitte sehr, ist OK. Besser fände ich es aber nach wie vor, wenn die favorisierten Alben mit ein, zwei Sätzen kurz vorgestellt würden. Metal ist (trotz Thread-Titel) auch erlaubt, wer mag. Wird bei meinen Beiträgen auch teilweise enthalten sein (wobei die nichtmetallischen Alben bei mir wohl immerhin einen zeitlichen Vorrang bekommen werden).

@kingrandy Könntest du den Thread bitte wieder oben anpinnen, so wie die letzten Jahre auch?
 
Um dem Thread zum Start gleich ein wenig Inhalt zu geben, kommen hier meine ersten paar Alben.
Während ich früher meine Jahres-Highlights immer auf einen Sitz rausgehauen hatte und sich das dann immer ein wenig so anfühlte, als müsste ich noch rechtzeitig eine Hausarbeit fertig schreiben und abgeben, hat sich für mich der letztjährige Ansatz als der deutlich bessere und entspanntere herausgestellt: Nach und nach häppchenweise die Kurzreviews schreiben, so wie man gerade Zeit und Lust hat.
So wird es bei mir also auch dieses Jahr wieder laufen.
Etwas, das schon immer so war: Keine Rangliste, das heißt, die Reihenfolge der Nennung hat bei mir keine Bedeutung.


Lustmord & Karin Park - „ALTER“

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Los geht es mit einer Kollaboration. Lustmord, das walisische Dark-Ambient-Urgestein Brian Williams, liefert die elektronischen Sounds. Karin Park, schwedische Singer-Songwriterin und schon länger ein Teil der norwegischen Band Årabrot, steuert den Gesang bei. Der Gesang mutet bisweilen etwas orientalisch an und ist auf den ersten Hör das auffälligere Element. Man sollte dem Album beim Anhören auf jeden Fall eine gewisse Mindestlautstärke einräumen, um auch die im Hintergrund düster grollenden Elektronik-Sounds ausreichend würdigen zu können.
Starkes Album, das man bei nur kurzem Reinhören leicht verpassen kann.

Kostprobe: Komplettes Album: https://lustmord.bandcamp.com/album/alter



Thief - „The 16 Deaths Of My Master“

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Hinter Thief steckt Dylan Neal, den man vielleicht daher kennen kann, dass er früher bei Botanist das Hackbrett bearbeitete. Als Thief fabriziert er Industrial(-Rock) der gemäßigteren und eingängigeren Sorte, teils mit Klargesang, teils sogar tanzbar, aber immer noch knarzig und frisch genug, dass das Album insgesamt Spaß macht.

Kostprobe: https://www.youtube.com/watch?v=5YSRHesoFHk
Komplettes Album: https://thief-official.bandcamp.com/album/the-16-deaths-of-my-master



Dÿse - „Widergeburt“

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Dÿse kannte ich vom Namen her schon länger, da man immer wieder lobende Worte hörte – gerade auch über die Live-Qualitäten des Duos. Trotzdem ist „Widergeburt“ jetzt erst mein Einstiegsalbum.
Geboten bekommt man hier Noise-Rock mit ordentlich Hummeln im Arsch und ins Dadaistische gehenden Texten. „d d d d die Forelle d d d d der Bach“ transportiert schon alleine textlich die Hibbeligkeit der Musik. Dazu kommt dann oft noch eine gehörige Portion Brachialität. Schon die ersten beiden Album-Tracks „Laicos Neidem“ und „Der Haifisch die Zähne“ sind wahre Energie-Monster. Da können dann nicht alle Songs (z. B. „Alles ist Meins“) ganz mithalten. Ist schon klar, dass man das nicht übers gesamte Album beibehalten kann, aber mir sind hier die Songs mit hohem Energie-Level doch lieber.
Die Hummeln der Arsch.

Kostprobe: https://www.youtube.com/watch?v=KU2l2PW-X5Q
Komplettes Album: https://www.youtube.com/playlist?list=OLAK5uy_lPnBZLFCeIApRb_qwU74Kx-j4VDVtJsYg
 
Durch dieses verdammt starke DM-Jahr und aufgrund des Sohnemanns bin ich zu gar nicht viel Nicht-Metallischen Scheiben gekommen. Die Alben die ich bewusst konsumieren konnte, werde ich die Tage vorstellen. Die neue Dÿse ist auf jeden Fall ein Kracher.
 
Um dem Thread zum Start gleich ein wenig Inhalt zu geben, kommen hier meine ersten paar Alben.
Während ich früher meine Jahres-Highlights immer auf einen Sitz rausgehauen hatte und sich das dann immer ein wenig so anfühlte, als müsste ich noch rechtzeitig eine Hausarbeit fertig schreiben und abgeben, hat sich für mich der letztjährige Ansatz als der deutlich bessere und entspanntere herausgestellt: Nach und nach häppchenweise die Kurzreviews schreiben, so wie man gerade Zeit und Lust hat.
So wird es bei mir also auch dieses Jahr wieder laufen.
Etwas, das schon immer so war: Keine Rangliste, das heißt, die Reihenfolge der Nennung hat bei mir keine Bedeutung.


Lustmord & Karin Park - „ALTER“

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Los geht es mit einer Kollaboration. Lustmord, das walisische Dark-Ambient-Urgestein Brian Williams, liefert die elektronischen Sounds. Karin Park, schwedische Singer-Songwriterin und schon länger ein Teil der norwegischen Band Årabrot, steuert den Gesang bei. Der Gesang mutet bisweilen etwas orientalisch an und ist auf den ersten Hör das auffälligere Element. Man sollte dem Album beim Anhören auf jeden Fall eine gewisse Mindestlautstärke einräumen, um auch die im Hintergrund düster grollenden Elektronik-Sounds ausreichend würdigen zu können.
Starkes Album, das man bei nur kurzem Reinhören leicht verpassen kann.

Kostprobe: Komplettes Album: https://lustmord.bandcamp.com/album/alter
[/QUOTE="Der böse Och, post: 2671759, member: 3360"]

Das Lustmord Album ist ja mal geil. Danke für den Tipp! Gefällt mir richtig gut.
 
Pontiac Streator - Select Works vol.2
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- ziemlich genialer Ambient/Experimental, v.a. track 3 "breathe out"
https://pontiacstreator.bandcamp.com/album/select-works-vol-ii




The Untouchables - Grassroots
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- in der Beschreibung treffend beschrieben als "exploration into dub infused, stripped back Drum and Bass"
https://theuntouchables.bandcamp.com/album/grassroots
Der Ambient von Pontiac Streator ist mir - zumindest vom ersten Eindruck her - zu speziell, dagegen kann ich den Drum&Bass von The Untouchables gut hören.
Durch dieses verdammt starke DM-Jahr und aufgrund des Sohnemanns bin ich zu gar nicht viel Nicht-Metallischen Scheiben gekommen. Die Alben die ich bewusst konsumieren konnte, werde ich die Tage vorstellen. Die neue Dÿse ist auf jeden Fall ein Kracher.
Ist bei mir umgekehrt: Dieses Jahr mehr Nicht-Metallisches als Metal. Death Metal ist bei mir eh immer nicht viel, dieses Jahr aber definitiv noch weniger als letztes Jahr. Wenn ich nichts vergesse, dann habe ich mir bisher nur die EP der Brasilianer Fossilization zugelegt und werde mir wohl noch die aktuelle Phrenelith holen - das wären dann eineinhalb DM-Releases von 2021... Ich bin jetzt lieber ruhig, sonst fliege ich hier noch raus aus dem Metalforum. :D
 
Ein paar Entdeckungen, die es wg ihrer Stilistik nicht ins DF schaffen.

The Joy Formidable - Into The Blue
https://thejoyformidableofficial.bandcamp.com/album/into-the-blue
Das Vorgängeralbum "Aaarth" hatte ich hier auch schonmal vorgestellt.
____
Ament - I Should Be Outside
sehr schönes Soloalbum von Jeff Ament / Pearl Jam
______
Desperate Journalist - Maximum Sorrow!
eines meiner Alben des Jahres
https://desperatejournalist.bandcamp.com/album/maximum-sorrow-2
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International Music -Ententraum
ohne den "Fürst von Metternich" ging dieses Jahr nix :)
https://www.youtube.com/watch?v=K4msiuYkXQw
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Walking Papers - The Light Below
Blues trifft auf eine hoffnungslose Nacht, das schönste Düsteralbum des Jahres
https://www.youtube.com/watch?v=K7ZoQiitssk
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Valley Maker - When The Day Leaves
Folk meets Alterna meets Americana usw usf...
https://valleymaker.bandcamp.com/
 
The Body - „I‘ve Seen All I Need To See“

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Man könnte vielleicht naiverweise denken, beim Non-Metal-Jahresrückblick gibt‘s nur „verweichlichtes Gesäusel“ oder so zu hören, aber das sehr umtriebige Duo The Body lässt einen guten Teil der handelsüblichen Metalbands wohl blass aussehen, was den Krachfaktor angeht. „I‘ve Seen All I Need To See“ ist die Art von Album, bei dem man mitunter etwas Angst um seine Lautsprecherboxen bekommt (zumindest beim lauteren Hören), denn hier regieren stark verzerrte Sounds. Viel Noise plus ein bisschen Rock; ab und zu bekommen die Tracks etwas Struktur durch ein Schlagzeug. Ziemlich heavy, aber nicht im konventionellen Sinne.

Kostprobe: Komplettes Album: https://thebody.bandcamp.com/album/ive-seen-all-i-need-to-see



Hante. - „Morning Tsunami“

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Leicht technoider Dark Wave aus Frankreich. Sehr gelungene One-Woman-Show der Pariserin Hélène de Thoury, von der ich zuerst ihre ähnlich gelagerte und ebenso empfehlenswerte Band Minuit Machine kennengelernt hatte.

Kostprobe: https://www.youtube.com/watch?v=37ZH7J8e4JY
Komplettes Album: https://hante.bandcamp.com/album/morning-tsunami
Auch hören: Minuit Machine https://minuitmachine.bandcamp.com/album/infrarouge



The Bug - „Fire“

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Kevin Martin ist ein britischer Musiker und Produzent, der schon Teil von diversen Projekten war (von denen ich sonst bisher allerdings nur Techno Animal und Curse Of The Golden Vampire kenne). Als The Bug macht er krachig-elektronisch unterfütterten Rap, der vielleicht etwas in die Richtung von Death Grips oder Dälek geht, allerdings schon weniger schräg ist. Auf den Tracks sind jeweils unterschiedliche Rapper am Mikro (manche dürfen auch zweimal ran), dennoch bleibt das Album durch die Bank ziemlich düster.

Kostprobe: https://www.youtube.com/watch?v=eN9k6Dz1SX0
Komplettes Album: https://thebugmusic.bandcamp.com/album/fire-2
 
Für verweichlichtes Gesäusel bin ja u.a. ich hier zuständig, weshalb ich mich am Nonmetal-Stelldichein gern beteilige.

Brendan Perry: Songs of Disenchantment - Music from the Greek Underground

Ja, in digitaler Form erschien Perrys Solo-Ausflug bereits Ende 2020. Aber erst mit den physischen Formaten 2021 gibt es die full story dieses Albums. „Songs of Disenchantment“ bietet Perrys Auslegung griechischer Rembetiko-Musik und erzählt die Geschichte der Entstehung dieser Musik, als nach dem Massaker von Smyrna 1922 Menschen nach Athen flohen und dort einen Musikstil prägten, der Elemente der griechischen und osmanischen Folklore verbindet. Es ist schwer genug, an gut produzierte Rembetiko-Musik zu kommen, da das Gro der erhältlichen Aufnahmen alt und/oder schlecht ausfällt. Schon diese Lücke zu schließen ist ein Verdienst des Albums. Zudem bietet es englische Varianten von Rembetiko-Klassikern, was das zweite herausstechende Merkmal ist. Ein melancholisch-uriger Ausflug in die Welt der Bouzouki und Baglamas, den Perry übrigens „all Refugees Past, Present and Future“ widmet.
Anspieler: In The City's Hammam
https://brendan-perry.bandcamp.com/album/songs-of-disenchantment-music-from-the-greek-underground

John Sellekaers: Observer Effect
Ich habe dieses Jahr wieder viel Dark Ambient gehört und es fällt mir schwerer als in allen anderen Genres, ein Album rauszupicken. „Observer Effect“, das im – mir ansonsten völlig unbekannten – Output von John Sellekaers die Nummer 60 oder so hat, hat zumindest den ersten Platz, was das wiederholte Hören betrifft, auch wenn ich nicht einordnen kann, warum genau. Es ist ein Drone-basiertes, über weite Strecken unruhiges Album mit viel Arbeit in höheren Frequenzbereichen und polarem Rauschen. Ich finde es faszinierend.
Anspieler: Terra Nova, Shelter
https://glacialmovements.bandcamp.com/album/observer-effect

Ruumisto: Nälkäjärvi
Auf ihrem zweiten bis vierten Album (je nach Zählweise) addieren die beiden Finnen zu ihrer dunklen Folkbasis Field Recordings und Soundtrack-artige Passagen, die wie Ouvertüren einer düsteren Kriegserzählung klingen – und es auch teilweise sind. „Nälkäjärvi“ widmet sich dunklen Kapiteln der finnischen Geschichte, insbesondere was die Region Kainuu betrifft. Die Hungersnot von 1866 bis 1868 oder der Winterkrieg 1939/40 werden in überaus schwermütiger und z.T. auch schwer verdaulicher Form aufbereitet. Jede Veröffentlichung von Ruumisto war bisher ein Qualitätsgarant und „Nälkäjärvi“ bildet da keine Ausnahme.
Anspieler: Hautaterva, Nuas
https://naturmachtproductions.bandcamp.com/album/n-lk-j-rvi

The Lovecraft Sextet - In Memoriam
Kurzes Eigenzitat aus einer schwierigen Nacht im November:
The Lovecraft Sextet ist ein neues Projekt von Jason Köhnen, das an seine Arbeit mit The Kilimanjaro Darkjazz Ensemble anschließt, aber nochmal stärker aus den Requiems der klassischen Musik Inspirationen bezieht. Mayhem-Einflüsse stecken auch drin, ist ja voll naheliegend. VÖ geschmackssicher über Denovali Records.
Es mag sein, dass meine schlafarme und fiebergebeutelte Nacht hier eine Rolle spielt, aber mich hat lange nichts mehr so gezähmt und befriedet. Ganz, ganz, ganz toll.
Zu ergänzen wäre nur noch, dass „In Memoriam“ im Prinzip nur zwei Stücke enthält, die in je drei Varianten mit unterschiedlicher Melodieführung und Charakteristik präsentiert werden.
Anspieler: Funebre Macabre [Vocalis]
https://thelovecraftsextet.bandcamp.com/album/in-memoriam

Underwater Sleep Orchestra: The Night and Other Sunken Dreams
Ich bin großer Fanboy, was den Output von Pär Boström betrifft, und mag außer diesem Dungeon-Synth-Projekt, dessen Name mir gerade entfallen ist, all seine Arbeiten, insbesondere natürlich Kammarheit. In einem normalen Jahr wäre seine neuste Ausgeburt Underwater Sleep Orchestra dennoch vermutlich eher unter meinem Radar gelaufen, weil die wabrige Dark-Ambient-Welt des Albums erstmal wenig spektakulär daherkommt. Allerdings ist dieses Jahr unser zweites Kind geboren und im Zeitraum August/September geschah es beständig, dass ich durch laue Sommernächte im Leipziger Norden wandelte und dabei unser Baby vor der Brust trug, das auf diese Weise am besten einschlief. Den Sound auf meinen Ohren bot dabei dieses Album und die ganze Kombination aus Dark Ambient, urbaner Nacht und reiner Liebe hat mich doch eng an "The Night ..." gebunden.
Anspieler: Blurred Oceans, In the End
https://cryochamber.bandcamp.com/album/the-night-and-other-sunken-dreams
 
Für verweichlichtes Gesäusel bin ja u.a. ich hier zuständig, weshalb ich mich am Nonmetal-Stelldichein gern beteilige.

Brendan Perry: Songs of Disenchantment - Music from the Greek Underground

Ja, in digitaler Form erschien Perrys Solo-Ausflug bereits Ende 2020. Aber erst mit den physischen Formaten 2021 gibt es die full story dieses Albums. „Songs of Disenchantment“ bietet Perrys Auslegung griechischer Rembetiko-Musik und erzählt die Geschichte der Entstehung dieser Musik, als nach dem Massaker von Smyrna 1922 Menschen nach Athen flohen und dort einen Musikstil prägten, der Elemente der griechischen und osmanischen Folklore verbindet. Es ist schwer genug, an gut produzierte Rembetiko-Musik zu kommen, da das Gro der erhältlichen Aufnahmen alt und/oder schlecht ausfällt. Schon diese Lücke zu schließen ist ein Verdienst des Albums. Zudem bietet es englische Varianten von Rembetiko-Klassikern, was das zweite herausstechende Merkmal ist. Ein melancholisch-uriger Ausflug in die Welt der Bouzouki und Baglamas, den Perry übrigens „all Refugees Past, Present and Future“ widmet.
Anspieler: In The City's Hammam
https://brendan-perry.bandcamp.com/album/songs-of-disenchantment-music-from-the-greek-underground

John Sellekaers: Observer Effect
Ich habe dieses Jahr wieder viel Dark Ambient gehört und es fällt mir schwerer als in allen anderen Genres, ein Album rauszupicken. „Observer Effect“, das im – mir ansonsten völlig unbekannten – Output von John Sellekaers die Nummer 60 oder so hat, hat zumindest den ersten Platz, was das wiederholte Hören betrifft, auch wenn ich nicht einordnen kann, warum genau. Es ist ein Drone-basiertes, über weite Strecken unruhiges Album mit viel Arbeit in höheren Frequenzbereichen und polarem Rauschen. Ich finde es faszinierend.
Anspieler: Terra Nova, Shelter
https://glacialmovements.bandcamp.com/album/observer-effect

Ruumisto: Nälkäjärvi
Auf ihrem zweiten bis vierten Album (je nach Zählweise) addieren die beiden Finnen zu ihrer dunklen Folkbasis Field Recordings und Soundtrack-artige Passagen, die wie Ouvertüren einer düsteren Kriegserzählung klingen – und es auch teilweise sind. „Nälkäjärvi“ widmet sich dunklen Kapiteln der finnischen Geschichte, insbesondere was die Region Kainuu betrifft. Die Hungersnot von 1866 bis 1868 oder der Winterkrieg 1939/40 werden in überaus schwermütiger und z.T. auch schwer verdaulicher Form aufbereitet. Jede Veröffentlichung von Ruumisto war bisher ein Qualitätsgarant und „Nälkäjärvi“ bildet da keine Ausnahme.
Anspieler: Hautaterva, Nuas
https://naturmachtproductions.bandcamp.com/album/n-lk-j-rvi

The Lovecraft Sextet - In Memoriam
Kurzes Eigenzitat aus einer schwierigen Nacht im November:

Zu ergänzen wäre nur noch, dass „In Memoriam“ im Prinzip nur zwei Stücke enthält, die in je drei Varianten mit unterschiedlicher Melodieführung und Charakteristik präsentiert werden.
Anspieler: Funebre Macabre [Vocalis]
https://thelovecraftsextet.bandcamp.com/album/in-memoriam

Underwater Sleep Orchestra: The Night and Other Sunken Dreams
Ich bin großer Fanboy, was den Output von Pär Boström betrifft, und mag außer diesem Dungeon-Synth-Projekt, dessen Name mir gerade entfallen ist, all seine Arbeiten, insbesondere natürlich Kammarheit. In einem normalen Jahr wäre seine neuste Ausgeburt Underwater Sleep Orchestra dennoch vermutlich eher unter meinem Radar gelaufen, weil die wabrige Dark-Ambient-Welt des Albums erstmal wenig spektakulär daherkommt. Allerdings ist dieses Jahr unser zweites Kind geboren und im Zeitraum August/September geschah es beständig, dass ich durch laue Sommernächte im Leipziger Norden wandelte und dabei unser Baby vor der Brust trug, das auf diese Weise am besten einschlief. Den Sound auf meinen Ohren bot dabei dieses Album und die ganze Kombination aus Dark Ambient, urbaner Nacht und reiner Liebe hat mich doch eng an "The Night ..." gebunden.
Anspieler: Blurred Oceans, In the End
https://cryochamber.bandcamp.com/album/the-night-and-other-sunken-dreams
So, habe mich ein wenig mit deinem verweichlichten Gesäusel beschäftigt. ;) Sind interessant Sachen dabei, die ich gar nicht auf dem Schirm hatte.

Brendan Perry hätte ich ja ohne die Bandcamp-Info überhaupt nicht als DCD-Mitglied identifiziert, während das für dich offenbar so klar war, dass du es in deinem Kommentar gar nicht mal erwähnt hattest.
Folkore ist ein spezielles Genre, zu dem ich bisher nur wenige Berührungspunkte habe. Vermutlich deshalb war beim Reinhören meine allererste Reaktion "boa, nee", was sich dann aber noch während des ersten Songs in "oh doch!" wandelte. Nicht dass ich mich mit Rembetiko-Musik auskennen würde (ich las den Begriff hier zum ersten Mal), aber das hier ist wirklich ein astreines Folklore-Album, schön melancholisch, das nicht zuletzt - wie du schon schriebst - auch noch gut produziert ist. Daumen hoch, hätte ich mir sogar gekauft, aber die Tonträger sind offenbar nicht gerade in rauen Mengen verfügbar... Schade.

Die anderen Sachen habe ich allerdings nur angespielt - die verdienen wohl mehr Zeit, als ich ihnen bieten kann.
Wenn du viel Dark Ambient gehört hast und das Album von John Sellekaers dein meistgehörtes war, dann werde ich zumindest dem Album nochmal einen zweiten, längeren Versuch geben.
 
Folkore ist ein spezielles Genre, zu dem ich bisher nur wenige Berührungspunkte habe.
Dito. Hab nur durch private Bindungen eine Neigung zu Rembetiko im Speziellen. Ich würde aber sicherlich an Folklore unterschiedlichster Herkunft Gefallen finden, wenn ich mich näher damit befassen würde - allein die historischen Dramen, die sich darin indirekt widerspiegeln, sei es nun finnischer Tango, Gospel oder eben Rembetiko ... "Tell me what nation on this Earth is not born of tragedy" (Primordial).
Das erste Soloalbum von Perry, "Eye of the Hunter", ist übrigens auch toll. Geht in Richtung Blues/Country.
zumindest dem Album nochmal einen zweiten, längeren Versuch geben
Als Angehöriger der feinen Klassik-Minderheit dieses Forums würde ich dir ja eher zu The Lovecraft Sextet raten.;)

Habe eben Hante laufen. Sehr geil, obwohl der Stil eigentlich nicht meine Baustelle ist.
 
Alessandro Cortini - „SCURO CHIARO“

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Alessandro Cortini war mir vorher kein Begriff, anderen hier aber eventuell schon, denn er ist schon lange als Live-Musiker bei Nine Inch Nails tätig. Und mit anderen Interpreten, die mich interessieren, hat er offenbar auch schon zusammengearbeitet (z. B. Ladytron und Lawrence English). Auf seinem aktuellen Solo-Album bekommt man Synth-Sounds zu hören. Übermäßig fröhlich ist die Grundstimmung zwar nicht, dennoch dominieren hier eher warme Sounds, sparsame Beats und man bekommt trotz teilweisem Rauschen auch immer wieder klare Melodiebögen angeboten.

Kostprobe: Komplettes Album: https://cortini.bandcamp.com/album/scuro-chiaro



Horte - „Maa Antaa Yön Vaientaa"

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Wie der Albumtitel schon erahnen lässt, hat man es bei Horte mit Finnen zu tun. Die sanften finnischen Vocals der Sängerin kommen dreampoppig daher, aber vom Instrumentalen ist das schon eher im Rock anzusiedeln – spacig, psychedelisch, post-rockig. Stilistisch und rezeptiv nur schwer greifbar, denn die Soundlandschaften sind so fluffig, dass man anfangs kaum etwas Prägnantes findet, an dem man sich festhalten kann. Dennoch sehr eigenständige Musik, die sich einem wahrscheinlich erst nach mehreren Durchläufen erschließt. Klängen so Oranssi Pazuzu, wenn man den Metal wegließe? Oder Mamiffer, denen man einen ordentlichen Schuss Rock verpasst?

Kostprobe: https://www.youtube.com/watch?v=XsfkZ63aihg
Komplettes Album:https://horte.bandcamp.com/album/maa-antaa-y-n-vaientaa



The World Is A Beautiful Place & I Am No Longer Afraid To Die - „Illusory Walls“

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Die Band mit dem Mammutnamen kannte ich schon länger so ein bisschen. Dieses Jahr war es dann soweit, es wurde ernst: Ich legte mir endlich mal ein Album zu. Emo, Indie-Rock und Post-Rock gehen hier eine melodische und großzügig instrumentierte (z. B. auch Cello und Trompete) Verbindung ein. Ich verspüre gewisse Coheed&Cambria-Vibes – wer die mag, kann hier ruhig ein Ohr riskieren.

Kostprobe: https://www.youtube.com/watch?v=P_BmtqMoqOQ
Komplettes Album: https://theworldis.bandcamp.com/album/illusory-walls
 
MUSA DAGH scheinen sich aus bekannten Musikern zusammen zusetzen, die mir aber alle eigentlich nix sagen deshalb lass ich gleich mal das Namedropping sein und verweis auf das ausgesprochen gute Debüt.


Sehr Abwechlunsgreiches allerlei aus Indie/Alternative, Noise, Post-Punk whatsoever.... aufgrund des Sängers musste ich manchmal an Placebo, manchmal aber auch an Anathema zu Natural Disaster Zeiten denken. (insgeesamt aber wesentlich arschtretender und nicht so jammerlappig wie jene zwei bands :D )

Weiterer Anspieltipp: der smashhit "Kool Aid"...da hab ich die anathema assoziation glaub auch her...



edit anmerkungen zu den anderen Nennungen: DYSE mitunter mein Jahreshighlight überhaupt. Als der "call me by my name, call me ...HÖLLENJUNGE" gesungen hat hatten die mich an den Eiern
 
Wer vielleicht mal wieder Lust hat auf eine Runde angenehm einfach gehaltenen, aber deswegen wahrhaft nicht trivialen Jangle Pop/Indie, dem seien THE REDS, PINKS AND PURPLES angeraten. Fluffig, leichtfüßig und trotzdem von nachhaltiger Qualität der Marke "Lieblingssong".

The Reds, Pinks and Purples - Uncommon Weather
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Check:
 
The Notwist - „Vertigo Days“

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The Notwist haben ihre Wurzeln eigentlich im Hardcore und Metal, sind aber schon früh abgebogen, um ihren ganz eigenen Sound, Indietronic, zu kultivieren. Notwist-Kenner werden sich hier schnell zuhause fühlen. Das Album ist wie eine Jam-Session der Band zusammen mit ungewöhnlich vielen Gast-Musikern (die mir alle vorher nichts sagten) und teils schon bekannt erscheinenden musikalischen Themen.

Live-Session: Komplettes Album: https://thenotwist.bandcamp.com/album/vertigo-days
Auch hören: Slut https://slutmusic.bandcamp.com/album/talks-of-paradise




Årabrot - „Norwegian Gothic“

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Der aufmerksame Thread-Leser weiß: Årabrot wurden hier schon kurz erwähnt. Aktuell bestehen sie aus dem norwegischen Gründungsmitglied Kjetil Nernes und der schwedischen Sängerin Karin Park. Klatsch-und-Tratsch-Modus: Die beiden sind auch ein Paar, haben zwei Kinder und leben zusammen im ländlichen Schweden. Ursprünglich kommen Årabrot aus dem Noise-Rock, haben aber im Laufe der Zeit zunehmend Kreide gefressen und spielen inzwischen abwechslungsreichen Alternative-Rock mit markanten Vocals. Gute Sache.

Kostprobe: https://www.youtube.com/watch?v=-noiFNB3F1s
Komplettes Album: https://arabrot.bandcamp.com/album/norwegian-gothic
Die Kategorie „auch hören“ hatte ich bei meinen bisherigen Posts dummerweise meistens vergessen. Ich hänge jetzt hier noch zwei Tipps dran, die zwar anders als Årabrot klingen, aber auch ins Noise-Rockige gehen:
BALA https://www.youtube.com/watch?v=fRIgGF3weeg
24/7 Diva Heaven (Live-Session) https://www.youtube.com/watch?v=sK3XOQogOjQ




Turnstile - „Glow On“

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Turnstile haben spätestens dieses Jahr mit ihrem frischen, andere Stile zulassenden Hardcore für Furore gesorgt - wurden z. B. im Visions zunächst Album des Monats und aktuell auch Album des Jahres. Ist also wahrlich kein Geheimtipp mehr, daher kann ich mich wohl kurz fassen. Gute-Laune-Album. Die Bezeichnung würde mich normalerweise eher etwas abschrecken, passt hier aber absolut und ohne negativen Beigeschmack.

Kostprobe: https://www.youtube.com/watch?v=YtGRLKVzzdg
Komplettes Album: https://www.youtube.com/playlist?list=PLMzepslwWUzoYkx4hlgoHlyieSmsr1YBv
 
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