(Non-Metal-) Jahresrückblick 2023

Der böse Och

Till Deaf Do Us Part
Hallo Leute!

Wie jedes Jahr will ich euch dazu einladen, die Alben vorzustellen, die euch 2023 am besten gefallen haben. Gerne querbeet durch die Musiklandschaft. Metalalben sind nicht verboten, daher habe ich das „Non-Metal“ des traditionellen Threadtitels diesmal in Klammern gesetzt.
Bei manchen Metalsubgenres gibt es erfahrungsgemäß eigene Best-Of-Threads (z. B. Black und Death), aber andere Subgenres oder Mischmaschmetal, der sich nicht eindeutig irgendwo einsortieren lässt, werde ich mangels Alternative auch hier stattfinden lassen.

Kurz gesagt, macht euch keinen großen Kopf, ob etwas hierher passt, haut einfach raus.

Alben von 2023. Naheliegend ist es, gute Alben vorzustellen, aber selbstverständlich können bei Bedarf auch Enttäuschungen thematisiert werden.

@Onno Pinnst du den Thread bitte wieder an?
 
Es geht gleich mit Metal los. Auch wenn meine Postings hier keinerlei Ranglistenreihenfolge haben werden, starte ich natürlich trotzdem gerne mit einem bärenstarken Album.



Phantom Winter - „Her Cold Materials“

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Auf jeden Fall für mich 2023 eines der wichtigsten Alben, vielleicht das wichtigste. Eine Band, die ich kenne seit sie aus den Ruinen von Omega Massif entstanden ist. Anfangs fand ich sie nur gut, aber inzwischen haben sich Phantom Winter vor allem live zu einer meiner liebsten Bands im härteren Musikbereich gemausert. „Winter Doom“ nennen sie ihren Stil selbst. Bis zum aktuellen Album hätte ich das eher als ein Gebräu aus Sludge und Black Metal bezeichnet, aber mit „Her Cold Materials“ haben sie die Intensität etwas zurückgefahren und mehr Wert auf Atmosphäre gelegt. Dadurch ist das Album wohl ihr bisher zugänglichstes. Auch Andreas Schmittfulls früher extrem hohes Geschrei ist ein ganzes Stück tiefer gerutscht, aber immer noch gilt: Die Growls von beiden Vokalisten sind Weltklasse, für mich eine der ganz großen Stärken von Phantom Winter. Man kennt das vielleicht: Erlebt man eine Band live, dann stärkt das nicht selten die persönliche Bindung zum Material eines Albums. Diesbezüglich habe ich das vergangene Jahr nichts anbrennen lassen und Phantom Winter immerhin viermal live gesehen. Zuerst gleich im Januar in Kassel bei Schnee und eisigen Temperaturen – das war an diesem Tag wahrlich Winter Doom, vielleicht die beste PW-Show, die ich bisher gesehen habe. Dann ging es im Frühsommer nach Jena und schließlich Anfang November noch nach Landau und Nürnberg. Ich denke, das zeigt meine Wertschätzung gegenüber der Band ganz gut: Ich weiß genau, dass ich für die zurückgelegten Kilometer im Austausch ein sehr intensives Konzert bekomme.
Tolle Band, bin sehr gespannt, wohin die Reise da noch geht.

Video zu „Shadow Barricade“: https://www.youtube.com/watch?v=1QL6ZrRBUUM

Komplettes Album: https://phantomwinter.bandcamp.com/album/her-cold-materials

Immer noch hören: den älteren Stoff, z. B. „Bombing The Witches“ vor allem live ein wahres Monster von einem Song https://www.youtube.com/watch?v=vHrJjfqczVc
 
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TIGER LOU - ACTS

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Irgendwann zwischen 2004 und 2005, Hannover, Pavillon, Plattenbörse. Ich war auf der Suche nach Indie, Singer-Songwriter-Kram und so was. Da gab es immer diesen Stand mit dem netten Verkäufer, der mir jedes Mal gute Tipps gab und auch einen Discman zum Reinhören dabei hatte. Auf dem Stapel lag dieses Mal auch diese CD mit dem Typen und der Fellkapuze, das Gesicht im Dunkeln. Naja, was soll schon schiefgehen… Seitdem ist Rasmus Kellerman tief in meine musikalische DNA eingebrannt. Dann kam der Doppelschlag „The Loyal“ und „A Partial Print“. Die Musik wurde krachiger, weniger glatt, und alles durchzogen von dieser schwedischen Melancholie, den Melodien und Rasmus Stimme… bittersweet… In dieser Hochzeit habe ich ihn auch live sehen können, energiegeladen, voller Emotionen.

Dann der große Schreck, TIGER LOU lösen sich auf. Das war schon ein kleiner Zusammenbruch für mich… Dieses besondere Feeling fand ich auch in keiner anderen Band. Nach längerer Stille kam irgendwann ein Soloalbum von Rasmus, die Band fand sich nach Jahren dann doch wieder zusammen und veröffentlichte ein neues Album (auch schon wieder 7 Jahre her). Leider alles nicht mehr so zwingend, alles plätscherte zu sehr durch glatten Pop-Appeal. Daher war ich erstmal skeptisch, als das neue Album kam. Doch dann kamen auch die ersten Interviews, Reviews und mehr Hintergrundinfos. Rasmus hatte eine Scheidung hinter sich, das Ende seiner großen Liebe, das ganze Leben musste neugeordnet werden. Das Durcheinander an Gefühlen, an Schmerz, an Verzweiflung und Orientierungslosigkeit sollte irgendwie verarbeitet werden und gipfelte im neuen Album.

Die ersten Songs werfen einen dann direkt in die Nullerjahre zurück – diese schmelzende Melancholie! Und wie so oft wurde aus dem Schmerz etwas großes geboren. Songs die einen zerbrechen, die einen irgendwie aber auch wieder zusammensetzen. In der Gesamtheit eher ruhigere Songs, die sich nach und nach aufbauen mit Synthies, die Dich gemütlich einhüllen. Interessantes Schlagzeugspiel, Tiger Lou-Gitarren, die in ‚March of Paloma‘ auch mal wieder mehr aufgerissen werden. Und wenn Rasmus dann von seiner gescheiterten Liebe singt, trifft mich das als jemanden, der im letzten Jahr auch einige Tiefen in der Ehe durchlaufen hat, ziemlich. Ich „kenne“ den Typen seit quasi 20 Jahren, wir waren in Stockholm sogar in dem Café, in dem seine Frau arbeitete, und jetzt singt er davon, wie sein Leben in Asche liegt, bringt Fragen, die man nicht beantworten kann! Fuck, das ging mir nah. Und doch schafft er es, diese Schönheit im Gebrochenen zu finden… Eine spannende, ehrliche, aufrichtige Platte – auf dieser Ebene das berührendste Stück Musik des Jahres.
 
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In das Album hatte ich reingehört, werde mich aber jetzt nochmal damit beschäftigen.
Von Tiger Lou habe ich mal zwei frühe Alben aus einer Sammlungsauflösung bekommen ("Is My Head Still On?" und "The Loyal"). Aber wie das halt so ist, wenn man einen ganzen Schwung Alben umsonst kriegt: Die bekommen im Zweifelsfall dann deutlich weniger Aufmerksamkeit als Alben, die man sich bewusst gekauft hat. Jedenfalls hatte ich die beiden vor ein paar Monaten sogar wieder rausgesucht und angehört. Ist schon wieder zu lange her, aber bei einem davon war ich positiv überrascht, wie gut ich es fand - ich glaube, es war "The Loyal".
Lange Rede, kurzer Sinn: Dem aktuellen Album werde ich noch einen Durchlauf geben (vermutlich auch "The Loyal").
 
Hallo Leute!

Wie jedes Jahr will ich euch dazu einladen, die Alben vorzustellen, die euch 2023 am besten gefallen haben. Gerne querbeet durch die Musiklandschaft. Metalalben sind nicht verboten, daher habe ich das „Non-Metal“ des traditionellen Threadtitels diesmal in Klammern gesetzt.
Bei manchen Metalsubgenres gibt es erfahrungsgemäß eigene Best-Of-Threads (z. B. Black und Death), aber andere Subgenres oder Mischmaschmetal, der sich nicht eindeutig irgendwo einsortieren lässt, werde ich mangels Alternative auch hier stattfinden lassen.

Kurz gesagt, macht euch keinen großen Kopf, ob etwas hierher passt, haut einfach raus.

Alben von 2023. Naheliegend ist es, gute Alben vorzustellen, aber selbstverständlich können bei Bedarf auch Enttäuschungen thematisiert werden.

@Onno Pinnst du den Thread bitte wieder an?
Gerne, erledigt!
 
'The Loyal' finde ich objektiv betrachtet schon klar besser, da wird halt gerockt. Die Begeisterung für das aktuelle Album ist halt autobiographisch-nostalgisch geprägt... Dazu die Überraschung, daß noch etwas kam, daß ich wirklich gut fand.

Gestern noch gelesen: die aktuelle Tour wurde abgesagt / verschoben, da sich der Tinnitus von Rasmus zu einer Hyperakusis (krankhafte Überempfindlichkeit gegenüber Schall) entwickelt hat o_O
 
Altın Gün - „Aşk“

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Altın Gün kommen aus Amsterdam und einige der Bandmitglieder haben türkische Wurzeln. Diese Wurzeln spielen für das musikalische Schaffen eine zentrale Rolle, denn hier treffen türkische Volkslieder auf Psychedelic Rock. Zwei Genres, mit denen ich nur hier und da in Berührung komme, aber die Kombination beider auf „Aşk“ mach mir ziemlich Spaß. Anscheinend ist diese Verbindung aus türkischer Folkore und westlicher Rockmusik gar nicht so ungewöhnlich, denn es gibt sogar eine eigene Bezeichnung dafür: Anadolu-Rock.
Mir war die Band vor diesem Jahr kein Begriff, aber so unbekannt sind sie offenbar gar nicht: Ich hatte im Frühjahr kurzfristig gesehen, dass sie in Straßburg spielen, aber das Konzert war leider schon ausverkauft (La Laiterie mit einer Kapazität von ca. 1000 Leuten).

Live: https://www.youtube.com/watch?v=C3Vf0hrTojI

Komplettes Album: https://altingun.bandcamp.com/album/a-k

Auch hören: Brenna MacCrimmon, zwar kein Rock und auch nicht aktuell, aber die Kanadierin bietet sehr schöne Interpretationen türkischer Lieder, z. B. https://www.youtube.com/watch?v=CenFxRhGEuc
 
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Tar Pond-Petrol

Bin mal faul und kopiere meinen Review-Text rein:

Kaum mehr als eine Handvoll Riffs und trotzdem mit Tiefe gesegnet. Songs, die eine selten gehörte Ruhe ausstrahlen, aber dennoch massiv Energie besitzen. Tar Pond schaffen mit ihrem zweiten Realease Erstaunliches. 2015 aus der Taufe gehoben, gehörte neben Coroners Marky ursprünglich auch ein gewisser Martin Ain zum Line-Up, was stilistisch wenigstens näherungsweise auf die richtige Spur führt. Man nehme die zähen Momente von Celtic Frost, ersetze ihren brachialen Habitus durch grungige Lässigkeit (Alice in Chains lassen grüßen!), gebe die doomige Gechilltheit von St. Vitus hinzu, härte das Ganze mit einem fuzzigen Schuss Electric Wizard aus und heraus kommt „Petrol“. Oder zumindest eine ungefähre Ahnung davon, wie dieses zutiefst spartanische, scheinbar in sich ruhende Album klingt.

Wie gesagt, es passiert nicht sonderlich viel, die langen Riff-Monologe werden höchstens mal durch psychedelische Anwandlungen (besonders gelungen im Opener) unterbrochen oder von Riff-Verdichtungen weitergetragen und ansonsten vom äußerst gefühlvollen, aber nie gefühlsduseligen Laidback-Gesang getragen. Kann man sicher auch als langweilig bewerten, ich dagegen finde, da ist alles, wirklich alles genau da, wo es hingehört, kein Gramm zu viel.
Man hört überdeutlich: Hier sind alte Recken am Werk, die niemandem mehr etwas beweisen müssen, aber ihr ganzes Gespür für Songwriting in die Waagschale legen. Was für ein reifes musikalisches Statement. Was für eine selten angenehme Erscheinung in Zeiten von Überfluss und Überdruss. "Petrol" ist wohl mein Wohlfühlalbum des Jahres, eine Kategorie von deren Existenz ich bis zu dieser Scheibe noch nicht mal wusste.


 
Einen hab ich noch. Ursprünglich als Review im Totentanz-Magazin erschienen:
Da ich die Scheibe immer noch sehr schön finde, möchte ich sie hiermit zu einem Teil des Jahresrückblicks machen.

Die Oberherren - Die by my hand

Das Promoschreiben sorgt zunächst nicht gerade für Begeisterungstürme. Billy Idol und Adam and the ants werden dort als Einfluss aufgeführt, nicht gerade Faves von mir. Hätte deshalb vielleicht nicht mal ernsthaft reingehört, aber Svart Records sind gerade im Grenzbereich von Metal & Düsterrock echte Trüffelschweine (Beastmilk, Messa, Mantar). Tja, und auch Die Oberherren sind ein toller Fund. Denn irgendwie schaffen es die Herrschaften aus ihrer 80er-Pop/New Wave-Sozialisation etwas angenehm Düsteres zu destilieren. Etwas, was man wohl am ehesten Gothic Rock nennen kann, auch wenn das Gebotene eher smooth als rockig klingt. Und viel mehr die smarten sonoren Vocals klanglich im Vordergrund stehen als die Gitarren. Das Songwriting ist letztlich auch sehr simpel (jedoch keineswegs platt), aber komplett auf den Punkt. Die Refrains bleiben nicht selten wirklich hängen und mit der coolen Ballade „Guns and pills“ hat man auch noch einen veritablen Earcatcher am Start.
 
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Fange - „Privation“

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„Bretagne Industrielle“ steht auf dem Shirt, das ich mir zusammen mit der CD bestellt habe. Auch wenn der Name der französischen Band Fange übersetzt exakt Sludge bedeutet und man die Band ursprünglich problemlos dort verorten konnte, haben sie sich im Laufe der Zeit ein ganzes Stück Richtung Industrial Metal bewegt. Hauptsächlich auf dem sehr empfehlenswerten Label Throatruiner haben Fange schon eine ganze Reihe Alben (deren Titel kurioserweise sämtlich mit P beginnen) herausgebracht. Da draußen gibt es wohl eine Menge Industrial-Metal-Bands, bei denen einem die Füße einschlafen, aber Fange gehören definitiv nicht dazu (Sludge und auch Death Metal ist natürlich immer noch Teil der Mélange). Vielleicht ist es schon abgedroschen, Songs „Brecher“ zu nennen, aber hier passt es einfach wie die Faust aufs Ohr. Jede Menge Druck und Drive nach vorne. Ich habe Fange diesen Herbst auch endlich einmal live gesehen: erwartungsgemäß super.

Video zu „À La Racine / Sang-Vinaigre“:https://www.youtube.com/watch?v=WnTaimYBHmY

Live: https://www.youtube.com/watch?v=6zZGcbk5rMs

Komplettes Album: https://throatruinerrecords.bandcamp.com/album/privation
 
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Okay, ein paar meiner Non-Metal-Highlights:

NYX DIVISION - Dark Star
Portland, irgendwo zwischen Death-Rock, Postpunk und Rock. Superbes Songwriting, herrliche Stimme. Vinyl leider nur über Import erhältlich, aber die Band spricht gerade mit europäischen Labels und Vertrieben.

SCREAM - DC Special
Bester Forentipp des Jahres, sensationelles Spätwerk der DC-Altpunx, fast so geil wie das 22er Album von Hammered Hulls.

THERAPY? -Hard Cold Fire
Ihr bestes Album seit "Infernal Love". Punkt.

BOYGENIUS - The Record
Ein Labsal von Album. Geht immer, in jeder Stimmungslage, zum Frühstück, zum Rotwein, zum Chillen, nackig oder im Wintermantel. Phoebe Bridgers, Lucy Dacus und Julien Baker rulen.

HOME FRONT - Games Of Power
Wenn eine Truppe aus dem Postpunk-Kosmos riesengroß wird, dann diese. Vancouver strikes first!

BERLIN 2.0. - Scherbenhügel
Eine meiner 5 wichtigsten Platten in 2023. Stuttgart, sensationelle Texte, sensationeller Mix aus Postpunk, Death Rock, Pop und Co.
Soeben veröffentlichtes Video:
https://www.youtube.com/watch?v=l5egUQyfwrY
Aber mein Fave ist der:
https://www.youtube.com/watch?v=rvo8G4yAhRA

PETER FOX - Love Songs
Die perfekte CD zur langen Autofahrt. A lesson in Leichtigkeit, Lässigkeit, Love. Der Typ kann es einfach.

LEVELLERS - Collective Together All The Way
Das mittlerweile 2. Album mit Neuinterpretationen bekannter Sonx der englischen Folk-Punk/Alterna-Legende.

DAISY JONES & THE SIX - Aurora
Wenn das keine (sensationelle) TV-Serie wäre, sondern eine echte Band - dann würde ich ihr hinterherreisen. Ein Autorenteam hat den Soundtrack geschrieben - und das Album ist allerfeinste Classic-Rock-Kost.

THE GASLIGHT ANTHEM - History Books
Musik für nachdenkliche Bier- und Whisky-Trinker, die gerne asozial sind, um im nächsten Moment welterfahren in die Runde zu schauen.
 
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Armand Hammer - We Buy Diabetic Test Strips

„Experimental Rap“ ist vielleicht nicht der richtige Begriff aber der erste der mir in den Sinn kommt wenn es um die Musik der Rapper (Producer) Billy Woods & Elucid geht.
Hier werden teils eingängige aber auch sehr abstrakte Beats und düstere Soundscapes verwendet die es einem (ging zumindest mir so) auf Anhieb nicht leicht machen ihre Handschrift zu entziffern. Zumindest wenn es um die instrumentale Komponente des Albums geht. Bei den Lyrics sind die beiden sowie auch die wohlgewählten Features da schon eindeutiger. Hier werden die Demütigungen und Hürden des Lebens mit absurdem Witz und scharfem Humor verarbeitet ohne jedoch an Tiefgründigkeit einzubüßen. Das wird alleine schon am Titel des Albums, welches eine Kritik an und die Absurdität des amerikanischen Gesundheitssystems widerspiegelt, deutlich.

 
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Lathe Of Heaven - Bound By Naked Skies

Catchiger Post-Punk mit düsterer New-Wave Atmosphäre britischer Couleur der nicht selten an Killing Joke, Joy Division als auch an Depeche Mode errinert. Wo mir House Of Harm mit ihrem diesjährigen Release hier und da schon zu poppig waren, machen Lathe Of Heaven in meinen Augen alles richtig in Puncto Balance. Ein wunderbares Album mit mehr Widerhaken als Orca in Jaws.

 
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Ich wollte hier eigentlich auch die Home Front posten, da die mich zum Post-Punk gebracht haben, aber die kam hier ja jetzt schon mehrfach vor.

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Cinder Well habe ich dieses Jahr entdeckt und ich finde den Singer-Songwriter/Folk, den sie macht es super. Mehr und vor allem Qualifiziertes kann ich dazu nicht sagen. Aber hört gern rein, falls ihr des noch nicht gemacht habt!
 
Es kommt nur noch höchst selten vor, dass mir eine Platte ob ihrer Außergewöhnlichkeit zittrig-feuchte Patschhändchen und andere Zustände physiognomischer Erregung beschert, man glaubt ja in der eigenen postmodernen Abgebrühtheit schon wirklich alles gehört und erlebt zu haben und auf einer unendlichen und glatten Oberfläche an musikalishen Signifikanten dahinzugleiten, ohne dass wirklich etwas mit einem passiert, das Ereignis über einen hereinbricht, man noch einmal wirklich berührt wird. Aber diese Platte, diese zweite Kollaboration der französischen Brutal-Prog-Avantgardisten PoiL und der japanischen Sängerin und Satsuma-Biwa Spielerin Junko Ueda ist so ein Ereignis, das noch mal tabula rasa macht mit den eigenen Hörgewohnheiten, das tatsächlich Grenzen verwischt und einhergehend überschreitet. Natürlich ist das zumindest partiell immer noch irgendwie Rock Musik, immer noch musikalisch, aber dann doch radikal anders, ohne gleich in den verkopften Manierismen des Hochkulturbetriebes aufzugehen. Ja, ab und an mag man King Crimsoneske instrumentelle Virtuosität erkennen, ab und an ist da noch ein Anker, ein Widerhaken der Konventionalität im reichlich unorthodoxen 40minütigen Klankosmos von Yoshitsune vorfindlich, an den man sich klammern kann. Aber ansonsten regiert die absolute Fremdartigkeit und der konzessionslose Grenzbruch, hier trifft World Music auf Zeuhl, irrwitzig flirrende Prog-Stakkati auf dräuend-kontemplative buddhistische Chants, krumme Takte, bizarre Klanglandschaften geben sich die Klinke in die Hand - und über all dem thront diese weibliche Stimme, so theatralisch, so seltsam in der Phrasierung, so unendlich expressiv. Müsst ihr gehört haben, vielleicht meine Platte das Jahres, auch wenn die natürlich nicht immer geht, aber eigentlich immer gehen müsste, weil so unheimlich gut.


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Es kommt nur noch höchst selten vor, dass mir eine Platte ob ihrer Außergewöhnlichkeit zittrig-feuchte Patschhändchen und andere Zustände physiognomischer Erregung beschert, man glaubt ja in der eigenen postmodernen Abgebrühtheit schon wirklich alles gehört und erlebt zu haben und auf einer unendlichen und glatten Oberfläche an musikalishen Signifikanten dahinzugleiten, ohne dass wirklich etwas mit einem passiert, das Ereignis über einen hereinbricht, man noch einmal wirklich berührt wird. Aber diese Platte, diese zweite Kollaboration der französischen Brutal-Prog-Avantgardisten PoiL und der japanischen Sängerin und Satsuma-Biwa Spielerin Junko Ueda ist so ein Ereignis, das noch mal tabula rasa macht mit den eigenen Hörgewohnheiten, das tatsächlich Grenzen verwischt und einhergehend überschreitet. Natürlich ist das zumindest partiell immer noch irgendwie Rock Musik, immer noch musikalisch, aber dann doch radikal anders, ohne gleich in den verkopften Manierismen des Hochkulturbetriebes aufzugehen. Ja, ab und an mag man King Crimsoneske instrumentelle Virtuosität erkennen, ab und an ist da noch ein Anker, ein Widerhaken der Konventionalität im reichlich unorthodoxen 40minütigen Klankosmos von Yoshitsune vorfindlich, an den man sich klammern kann. Aber ansonsten regiert die absolute Fremdartigkeit und der konzessionslose Grenzbruch, hier trifft World Music auf Zeuhl, irrwitzig flirrende Prog-Stakkati auf dräuend-kontemplative buddhistische Chants, krumme Takte, bizarre Klanglandschaften geben sich die Klinke in die Hand - und über all dem thront diese weibliche Stimme, so theatralisch, so seltsam in der Phrasierung, so unendlich expressiv. Müsst ihr gehört haben, vielleicht meine Platte das Jahres, auch wenn die natürlich nicht immer geht, aber eigentlich immer gehen müsste, weil so unheimlich gut.


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Geil. Das macht mich grad total glücklich. Die wahnwitzige Musik, die geschmackvolle Präsentation, die super sympathischen, humorvollen Bandphotos.

Das ist genau der kreative, freie Geist, den ich entdecke, wenn ich in den alten Kraut-Platten meines Schwagers blättere.

Edit:

 
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Jedwede Liste ohne Sanguivore von Creeper ist für mich dieses Jahr definitiv unvollständig. Mein mit großem Abstand Album des Jahres. Ein Album, von dem ich heute schon mit Sicherheit behaupten kann, ich werde es den Rest meines Lebens immer und immer wieder auflegen.

Jim Steinman, Misfits, Sisters Of Mercy als die 3 Eckpunkte sind gesetzt. Aber es ist ungleich soviel mehr. Eine Vampir-Lovestory, eine Rocky-Horror-Picture-Show aus dem Jahre 2023. Nick Cave, Depeche Mode, über allem immer wieder Meat Loaf.
Mit der Neunminütigen Opening-Sinfonie Further Than Forever zum direkt anschließenden Cry To Heaven und dann Sacred Blasphemy hat die englische Band ein perfektes Eröffnungstriple geschaffen, der absolute Wahnsinn. Teenage Sacrifice will ich hier auch nicht unerwähnt lassen und mit dem Abschlusstrack More Than Words endet das Album mit direktem Bezug zum Openingtrack. Rundum gelungen.

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Jeder, der auf eine der oben genannten Bands steht, muss in das Album zumindest mal rein hören. Für mich ein moderner Klassiker.


 
'Amatssou' von TINARIWEN ist eins meiner musikalischen Höhepunkte in diesem Jahr. Es überrascht mich immer wieder, wie die älteste und einflussreichste aller Tuareg-Bands (im rockigen, bluesigen Spektrum) ihrer Musik immer wieder neue Facetten hinzufügt, ohne dabei ihre Identität zu verlieren.

Als alter Dischord-Fan habe ich mich u.a. über die neuen Alben von SCREAM und SOULSIDE gefreut. Es war zu erwarten, dass hier keine Punk und Hardcore-Stereotypen abgespult werden und auch die alte, muffige, abgestandene Retrosuppe wird hier nicht zum wiederholten Male aufgewärmt. Schön, dass es sowas noch gibt.
 
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