Pantera

Ich find's auch ziemlich schlimm. Obwohl ich ja ganz generell eher selten etwas schlimm finde, was entfernt mit Metal zu tun hat. Nun ist es zwar keine Überraschung, dass ich Pantera nach 1990 sowieso schon meistens ein bisschen schlimm finde, aber da ich mich tendenziell eher in einer Phase der Öffnung für derlei musikalische Anwandlungen befinde, und ich überdies nicht im Verdacht stehe, Abbott-Schreine zu hegen und Tabubrüche zu wittern, ist das Maß der Schlimmheit dann doch überraschend. Schieben wir es auf die komisch klingenden Handyaufnahmen.
 
Hat schon was dystopisches. Dass die Menge an Menschen ihre Geräte alle im selben Winkel gen Bühne halten ist mittlerweile die neue Norm bei vielen Konzerten. Ich fühle mich ja schon schlecht, wenn ich zwei Fotos pro Konzert aufm Handy mache.
Anselmo kann da nicht mehr viel aus der Stimme rausholen. Der hält ja schon bei Down sein Micro in Richtung Publikum, um die Zuschauer den Refrain bei gefühlt jeden Song singen zu lassen.
 
Ich habe den aggressiven, weitgehend gesangsmelodiebefreiten, groovenden, hüpfkompatiblen Tough-Guy-Wutsound, den sie nach Anselmos Eintritt langsam etabliert haben, ja immer ziemlich abtörnend gefunden, aber man muss halt anerkennen, dass es das war, was die Band letztlich groß gemacht hat. Wenn ich den berühmten Moskau-Gig sehe, dann finde ich das zwar auch damals schon eher ein bisschen zu prollig, aber auch hier kann ich gut verstehen und anerkennen, warum das ankommen kann, weil eben das herüber kommt, was herüber kommen soll. Was ich da jetzt auf YT sehe, lässt davon aber echt nicht viel übrig. Gesanglich nicht, von der Performance her nicht, von Aggressionslevel und der Explosivität her nicht. Klar, sind nur noch 2 von 4 übrig, und die sind 30 Jahre älter. Ist ja bei anderen Bands nicht anders, aber Pantera lebte halt von dieser explositven Aggression und Energie, von einer Into-Your-Face-Performance, von einer physisch spürbaren Unmittelbarkeit, und das weit mehr als andere in Ehren ergraute Metalflaggschiffe, so dass ich vielleicht bei Pantera tatsächlich denken muss, was ich selten denke, nämlich dass es Bands gibt, die wirklich besser aufgehört hätten und aufgelöst geblieben wären. Aber das ist halt das Gewäsch eines Außenstehenden. Ob da was dran ist, sollten Leute bewerten, die mal mit Leib und Seele Pantera-Fans waren. Am Ende geht's nur Euch was an!
 
Das mit den Smartphones ist schon der Hammer. So in der Quantität habe ich das glaube ich noch nie gesehen.......
 
Es ist einfach herrlich ironisch, Rex Brown und Zakk Wylde bei 'Walk' dabei zu beobachten, wie sie im Sonntagsmorgenschlendertritt ganz gemütlich auf der Bühne spazieren gehen. Klar fehlt da rein optisch die selbstzerstörerische Aggression der Frühzeit, aber musikalisch ist das, was ich davon bislang so gehört habe, ganz cool runtergerissen. Was bei Profis wie Wylde und Benante auch nicht anders zu erwarten war...!
 
Ich habe mich immer dagegen gewehrt, aber wenn ich das abscheuliche Smartphone-Meer sehe, habe nun auch ich meinen ersten ernsthaften "Früher war's besser"-Moment. Mein erstes Konzert ist mittlerweile auch schon gute 15 Jahre her und wenn ich daran denke, sprudeln die Bilder davon immer noch so lebhaft durch meinen Kopf, als wäre das erst gestern gewesen. Ich bin wirklich froh, noch der letzten Generation anzugehören, die ohne diesen Technikmüll auf Konzerten auskommen "musste". Erinnerungen sind unendlich viel schöner, aber viele Menschen haben entweder überhaupt kein Vertrauen mehr in ihre geistige Kapazität bzw. Fantasie oder sind sind einfach so abhängig von der modernen Technik, dass alles mitgefilmt oder fotografiert werden muss. Dabei verhindert genau dieses irrsinnige kollektive Smartphone-in-die-Luft-Recken, dass ein Konzert so richtig denkwürdig wird, weil die Konzentration auf den Filmprozess automatisch den Genuss oder positiven Exzess hemmt und somit auch weder Stimmung noch Bewegung so richtig aufkommen. Positives Beispiel war der Slipknot-Gig auf dem diesjährigen Wacken, bei dem gefühlt das komplette Gelände gebebt hat. Da waren ganz wenige Menschen mit Smartphone zu sehen, stattdessen ist die Menge komplett ausgerastet. Ich weiß jetzt nicht bzw. kann nicht belegen, ob das am Publikum lag, weil Slipknot ja auch in einer Zeit erfolgreich wurden, als es den Technikkram noch nicht in dieser Form gab, aber es war ein tolles Erlebnis.
 
..., aber musikalisch ist das, was ich davon bislang so gehört habe, ganz cool runtergerissen. Was bei Profis wie Wylde und Benante auch nicht anders zu erwarten war...!

Runtergerissen ist allerdings genau mein Kritikpunkt. Das ganze sieht genauso statisch und leblos aus, wie es sich auch anhört. Da ist doch wirklich null Feeling drin, obwohl natürlich gut gespielt. Die Krone dazu sind natürlich auch die Publikumsreaktionen. Da hab ich tatsächlich schon mehr Spaß auf Beerdigungen gesehen. Ach ja, die Showelemente sind natürlich auch der absolute Wahnsinn. In nicht gut. Lasershow und flammendes Pantera Logo? Ticken die noch sauber? Denkt Anselmo jetzt er wäre Gene Simmons? Absolut erbärmlich die ganze Angelegenheit. Und dabei mag ich die eigentlich seit 25 Jahren nicht mehr wirklich, ergo, könnte mir egal sein.
 
Runtergerissen ist allerdings genau mein Kritikpunkt. Das ganze sieht genauso statisch und leblos aus, wie es sich auch anhört. Da ist doch wirklich null Feeling drin, obwohl natürlich gut gespielt. Die Krone dazu sind natürlich auch die Publikumsreaktionen.

Bei dem Anblick kann ich nur aus tiefster Kehle schreiend feststellen: "You can't be something you're not!"

Ein bisschen Off-topic, aber am Wochenende gab es einen interessanten Artikel beim Rolling Stone zu Rockbands, die trotz mittlerweile mehrheitlich verstorbener Mitglieder irgendwie versuchen (müssen), den Live-Wagen am laufen zu halten...
 
Finde den Song sehr gut, klar so wie früher ist es nicht, wird es nicht geben und kann auch gar nicht geben.

Phils Stimme passt also was will man mehr, ich bin froh dass die noch Mal Live auftreten, nur was mir nicht passt ist die Zeit u die Entfernung. Sonst hätte ich die Karte gekauft.
 
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