Ich finde echt krass wie hier das empfinden bzgl. Songwriting, Melodie, Dynamik usw. auseinander geht. Ich merk grad, dass ich die Position der meisten Kritiker hier ueberhaupt nicht nachvollziehen kann, obwohl ich eigentlich auch mit klassischen rock- und metalbands angefangen hab und der "moderne" kram erst später kam. Ich kann ueberhaupt nicht verstehen, wie man Pantera weniger musikalisch finden kann als maiden oder so.
Zumindest was Melodie angeht, kann man das aber doch recht einfach objektiv beurteilen. Ich kenne schon so einige Leute, die (die typischen/bekannten) Pantera mögen, aber Escobar dürfte der erste davon sein, der die Band wegen ihrer "exzellenten Verbindung von Härte und Melodie" schätzt. Denn objektiv gibt es bei Pantera ab "VDOP" einfach nicht viel Melodie (jedenfalls im Verhältnis zu anderen Metalbands), und zwar ganz unabhängig davon, ob man das nun gut oder schlecht findet. Aber die Musik basiert nun mal überwiegend auf Rhythmus und im Riff- wie im Gesangsbereich recht wenig Melodie. Bei der Verbindung von Härte und Melodie kommen mir eher Bands wie Dissection in den Sinn und die sind ja nun erheblich melodischer (außer vom Gesang her). Und eine Band wie Artillery (seit "By Inheritance") hat doch in einem Song meist mehr Melodien als Pantera auf einem ganzen Album. Wie gesagt, wenn jemand Pantera wegen der Energie/Power/Aggressivität etc. liebt, kann ich das sogar irgendwie nachvollziehen, auch wenn ich das alles bei anderen Bands in für mich viel besserer Form geboten kriege, aber wegen der Melodien?
Es ist halt andere Musik, aber dass man da keine guten Songs raushoeren kann und Anselmo fuer unbegabt haelt, geht mir echt völlig ab. Ich will jetzt auch gar nicht motzen, ich finde nur bemerkenswert, wie krass unterschiedlich man Musik höheren kann, obwohl man größtenteils schon in einer aehnlichen Schnittmenge unterwegs ist.
Anselmo unbegabt? Hat das hier irgendjemand geschrieben? Ich finde einfach, dass er sein Talent nach "CFH" bei Pantera nicht mehr voll ausgenutzt hat, da er ab da z.B. auf melodisch-kraftvollen Gesang in höheren Lagen komplett verzichtet und sich überwiegend auf eher atonalen Schreigesang konzentriert hat (und wenn er dann mal melodisch singt, dann meist mit ruhiger Stimme). Dass er was kann, will ich ihm gar nicht absprechen.
Und eine gewisse Energie und vor allem Tightness kann ich der Band ebenfalls nicht absprechen. Vor allem vor Dimebag habe ich auch wirklich Respekt, er hatte einen sehr eigenen Stil, Gitarre zu spielen, allerdings finde ich die Riffs von ihm auch nur bis CFH originell, danach hat sich vieles irgendwie recht ähnlich (und für mich oft zu monoton) angehört und er eigentlich nur noch bei den Soli geglänzt.
Und Songs wie "Primal Concrete Sledge", "Walk" oder "Fucking Hostile" sind mir einfach zu eintönig, was durch den sterilen Sound halt noch extremer wirkt. Da kann ich wiederum nicht verstehen, wo man da gutes Songwriting hört, aber gut, da sind wir wieder beim Geschmack. Gibt aber natürlich auch bessere Songs von denen.
Eine andere Sache, die ich nie verstehen werde, ist das beklagen des untergangs von Metal. Jede Musik entwickelt sich halt irgendwo hin. Ich find das immer interessant. Und über das Internet findet heute auch der groesste 80er-purist wohl noch genug, um sich bis zum Ende seines Lebens zu beschallen. Ich bin jetzt auch kein allesgutfinder, aber ich hab mich dran gewoehnt, dass ich in jedem genre zwischendurch mal aussteigen muss, weil da für ein paar Jahre nur murks kommt.
Ich gehöre bestimmt nicht zu denen, die Weiterentwicklung/Veränderung grundsätzlich beklagen. Die meisten traditionellen Metalbands, die in den letzten 20 Jahren gegründet wurden, finde ich sogar langweilig oder überflüssig, wohingegen ich Bands wie BETWEEN THE BURIED AND ME oder INDUKTI oder auch TOOL (um noch mal ne "typische" 90er-Band zu nennen) grandios finde, aber die haben für mich einfach alle viel spannenderes Songwriting als Pantera und auch nicht so künstlich klingende Produktionen. Selbst SYSTEM OF A DOWN mag ich (bis auf ca. 3 Songs pro Album), da die in meinen Augen, bzw. Ohren auch stilistisch vielseitiger und kreativer als Pantera waren und vor allem viel natürlicher klingende Produktionen hatten.