PSYCHOTIC WALTZ

Okay, kapiert. Damit kann ich was anfangen und das habe ich mir selbst natürlich auch schon gedacht - allerdings noch so sehr bei TGSV. Nur: Der Metal ist jetzt mindestens 40 Jahre alt, wo willst Du noch groß was hernehmen (Gitarrenriffs, Rhythmen), das in dieser Form noch nicht dagewesen ist? Waltz haben ja schon ein dickes, fettes Sabbath-Zitat eingebaut - und das (die Strophen von "Sisters") IST ein astreines musikalisches Zitat, kein schlecht verschleiertes Plagiat und ganz gewiß keine unbewußte Kopie. Wenn man es mit allen Details (Notenwerte, rhythm. Betonungen) 1:1 übernimmt, ist es damit zugleich auch als Zitat kenntlich gemacht. Das sag ich natürl. nicht an Dich gerichtet @zopilote, es kam früher im Thread mal auf.

Es ist ja nicht wirklich eine Kritik an PW oder an mangelnder Originalität. Ich persönlich habe das, was ich beschrieben habe, nie gemocht, egal in welchem Kontext. Ich mag TGSV gerne, fühle mich aber nur teilweise "angesprochen", wenn man so will. Ändert auch nix an meiner Liebe für PW, die hoffentlich bei einem Devon-Heimspiel in Wien erwidert wird.

Apropos angesprochen, ich lese deine Posts übrigens sehr gerne. Schöne Schreibe und oft interessante Gedanken. Bzw. hochwertiges PW-Worship :D
 
Für mich zumindest wären das diese tieftönigen und recht monotonen, nur simpel rhythmisch begleitenden, fast percussiven Gitarren, wie man sie seit den 90ern recht häufig im Metal findet (manchmal auch bei älteren PW, aber sehr verstärkt auf dem neuen Album). Als Beispiele: die Gitarren ab 1:44 in "Devils And Angels", dann noch die kurz nach dem Anfang/in den Strophen von "Pull the String" oder auch die Gitarrenparts in den Strophen von "Back To Black".
Ach, Ihr meint Palm-Muting im Down-Tuning. Was sich für Schlagzeuger vielleicht wie eine perverse sexuelle Praxis anhören mag, ist tatsächlich der "neue Standard" im Prog-Metal geworden und ja: Das hat primär rhythmische Funktion. Das "Kloppen mit der Schlaghand auf abgedämpfte Saiten". Dein Ausdruck "perkussiv" trifft es sehr genau. Ja, kann ich nachvollziehen, wenn man das bisweilen über hat. Wurde aber ja sogar noch gesteigert und zu einer eigenen Untergattung transformiert: Djent. Es muß also auch Freunde dieses Soundangebotes geben... ;)

Übrigens würde ich die Einteilung in Lead- und Rhythmusgitarren auch im Prog-Metal nicht als überholt bezeichnen, Dream Theater haben z.B. auch oft solche monotonen, bzw. amelodischen (aber manchmal auch rhythmisch komplexeren) Rhythmusgitarren wie ich sie oben genannt habe.
Da tue ich mich eher schwer, bei sehr vielen Songs von Maiden zwischen Lead- und Rhythmusgitarren zu unterscheiden, da die Rhythmusgitarren da oft extrem melodisch sind.
Ja, z.B. ganz prominent nach dem Intro und vor der ersten Strophe in "Lost not forgotten". Mit der Verwischung der Unterscheidung von L/R-Gitarren im Prog-Metal meinte ich wirklich die bewußte Ausarbeitung von Gitarrenparts,. die früher als Powerchords gespielt worden wären, in melodische, aber extrem stark akzentuierte Linien. DAS findest du bei Maiden noch nicht.

Deine Beiträge bringen mich immer zm Nachdenken, @Acrylator. Oft muß ich dann meine frühere Meinung ein Stück weit revidieren. Schreibe bitte in den nä. Wochen nicht gar so viel Analytisches über Waltz, ja? ;)
 
Back to Black läuft zufällig grade und ist auf jeden Fall ein gutes Beispiel. Richtiggehend schlimm finde ich da die Stakkatoparts, vor allem alleinstehend zB der bei 2:59 einsetzt. Seid ich Ohren habe tausend Mal gehört, und noch immer so ätzend wie beim ersten Mal. Ne, das find ich nicht in Ordnung.
Okay, dann hatte ich dich ja richtig verstanden, bzw. wir beide die gleiche Art von Gitarren gemeint.

Edit: stimmt, "Palm-Muting" nennt sich das, mir fehlen oft die musiktheoretischen Fachbegriffe, danke, @GrafWettervomStrahl .
Schlimm finde ich das grundsätzlich nicht, aber halt ungewohnt einfallslos für Psychotic Waltz. Die entsprechenden Parts sind ja oft nicht einmal rhythmisch interessant. Dafür gibt es ja aber zum Glück trotzdem viele tolle Details in den neuen Songs, wirklich schwach finde ich da auch keinen.

Na ja, ich werde versuchen, dir das Album nicht weiter "kaputtzuanalysieren", @GrafWettervomStrahl.:D
 
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Schlimm finde ich das grundsätzlich nicht, aber halt ungewohnt einfallslos für Psychotic Waltz. Die entsprechenden Parts sind ja oft nicht einmal rhythmisch interessant.
Das ist ein Kritikpunkt, der leider nur allzu wahr ist. Die Variationsmöglichkeiten beim simplen "Bumm" machen sind begrenzt... geil isses trotzdem, ab und an. :)

Edit: Und die Palm-Muting-Power-Chords haben noch eine zusätzliche Funktion innerhalb des Bandgefüges: Wenn der oder die Gitarrist(en) Holz hacken gehen, bleibt dem Drummer etwas mehr Raum für eigene kreative Abweichungen, er kann den Snare-Schlag vernachlässigen und sich mit seinen Essstäbchen den Toms oder, wenn er Filigrantechniker sein sollte, auch dem feinsinnigen Spiel auf der Hi-Hat widmen. Auch der Bassist kann währenddessen in den Vordergrund treten, aber oft ist es wohl auch nur gewünscht, daß die Menge bangen kann, dann möchte man die abgehackten, abgedämpften Akkorde auch ganz für sich stehen lassen.

Na ja, ich werde versuchen, dir das Album nicht weiter "kaputtzuanalysieren", @GrafWettervomStrahl.:D
Mein Dank ist Dir gewiß. Gib mir eine religiöse Inkubationszeit, bevor ich selbst Waltz wieder im Licht der Sterblichkeit betrachten kann...
 
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Gestern ist das gute Stück eingetroffen und bei der Arbeit 8 x durchgelaufen. Ich habe den Eindruck, als würde sie sich zu meiner liebsten Psychotic Waltz Scheibe entwickeln. Ich mag, daß sie überhaupt nicht sperrig ist. Die Scheibe wirkt im positiven Sinne absolut durchkomponiert, wie aus einem sehr langsamen :D Guss. Der Sound - 1 Kopfhörerdurchgang - scheint mir auch absolut sahnemäßig. Mal schauen.
 
Hab mir heute mal wieder die "Mosquito" angehört, die für mich ja immer die am wenigsten tolle Scheibe der Band war und es bleibt bei meinem Urteil - das ist Welten von den beiden Vorgängern entfernt und auch klar schwächer als "Bleeding", trotz wirklich guter Songs wie "Mosquito", "Shattered Sky", "Voices" oder "Mindsong". aber es fehlen halt über weite Strecken die wirklich abgefahrenen Momente und auch die genialen Doppel-Leads. Anstelle ergreifender Melodien bekommt man auch eher lässige Grooves. Kein schlechtes Album, für mich aber wirklich eher 7,5/10 (die besten Songs mindestens 8,5).
Dagegen wirkte dann im Anschluss das neue Album trotz des verhältnismäßig konventionelleren Stils wirklich eine ganze Ecke besser! Viel mehr Details in den Songs, deutlich mehr ergreifende Melodien und tonnenweise magische, zweistimmige Gitarrenmelodien!
Was mir übrigens gerade auffällt, da ich das ASLAN-Demo höre: vor allem "Seasons Of The Swarm" vom neuen Album erinnert deutlich mehr an Songs wie "To Chase The Stars" als an irgendetwas vom Debüt oder späteren Werken von PW, was meine 80er-Heavy-Metal-/Hardrock-These in Bezug auf "The God-Shaped Void" bestätigt, auch wenn selbst ASLAN von den Stilmitteln her bereits typischer nach Prog klangen als das erwähnte Stück der neuen Scheibe. So deckt das neue Album ja im Grunde alle Phasen der Band (in unterschiedlicher Gewichtung) ab.
Und meine Rangfolge steht jetzt fest:

  1. Into The Everflow 10/10
  2. A Social Grace 10/10
  3. The God-Shaped Void 9/10 (wahrscheinlich - fragt mich nochmal, wenn ich das Album 50mal gehört habe. Bin jetzt wohl zwischen 15 und 20 Durchläufen)
  4. Bleeding 8,5/10
  5. Mosquito 7,5/10
 
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1.)A Social Grace
2.)Into The Everflow
3.)The God-Shaped Void
4.)Bleeding
5.)Mosquito

Warum die neue vor Bleeding steht? Aus dem einfachen Grund, dass ich den Gesang von der aktuellen als wesentlich ausgarbeiteter empfinde. Bleeding wirkt auf mich so, als habe Devon das Album "mal so eben" eingesungen. Der Gesang ist für mich auf der 96er Scheibe klar der kreative "Schwachpunkt".
 
1.)A Social Grace
2.)Into The Everflow
3.)The God-Shaped Void
4.)Bleeding
5.)Mosquito

Warum die neue vor Bleeding steht? Aus dem einfachen Grund, dass ich den Gesang von der aktuellen als wesentlich ausgarbeiteter empfinde. Bleeding wirkt auf mich so, als habe Devon das Album "mal so eben" eingesungen. Der Gesang ist für mich auf der 96er Scheibe klar der kreative "Schwachpunkt".
Das sehe ich tatsächlich anders, auch wenn die Reihenfolge bei mir ähnlich ist. Beim neuen Album höre ich aber sowohl (einige wenige) Gesangslinien, die mich mehr aus den Latschen hauen als alles von "Bleeding", als auch solche, die ich schwächer und vor allem austauschbarer finde als vieles vom 96er Album - da waren selbst die an sich nicht ganz so interessanten Melodien wenigstens mit ordentlich Energie gesungen und klangen auch noch eigenständiger als so einiges auf "The God-Shaped Void". Kompositorisch und von den Arrangements her klingt die neue Scheibe für mich aber auf jeden Fall durchdachter und ausgereifter, da hört man die jahrelange Arbeit schon raus.
 
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Bei Dir nicht. Eher in so Gesamtaussagen über gradlnigere Rhythmik und so.
Ist mir so deutlich trotzdem nicht aufgefallen, zumindest nicht der Vorwurf, die neuen Songs seien zu simpel.
Aber ich selbst höre ja auch gerne mal schräge Taktarten und die vermisse ich auf dem neuen Album auch ein wenig, da das früher nun mal einfach zum Stil der Band gehörte.
Wenn mich nicht alles täuscht, ist auf "The God-Shaped Void" das allermeiste im Viervierteltakt und teilweise gibt es dann noch 3/4 oder 6/8 zu hören (im letzten Drittel von "Pull The String" z.B.). Das fällt allerdings gar nicht so auf, da die Rhythmen, die in diesen Taktarten gespielt werden, trotzdem oft sehr unterschiedlich und teilweise recht komplex sind (wie hier so schön geschrieben wurde "Die Komplexität hat sich auf die Detailebene verschoben"). Trotzdem hätte ich auch gerne noch mal so ungewöhnlichere Taktarten gehört wie z.B. im Song "Mosquito" (10/8, wenn ich mich nicht irre) oder gar "Out Of Mind" (bin nach all den Jahren immer noch nicht durchgestiegen, wie man da zählen kann, bzw. wie viele Taktartenwechsel da drin sind, obwohl ich das Stück eigentlich auswendig kenne - aber das hat sich mir eher emotional als intellektuell erschlossen, für eine genaue Analyse ist das auch zu schnell gespielt für jemanden wie mich).
Aber, wie schon mal geschrieben, das ist "Meckern" auf verdammt hohem Niveau.
 
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Ich hatte das ja auch gar nicht als meckern aufgefasst. Ich hätte auch gern krumme Takte, aber der Umstand, das diese hier fehlen, stört mich bei der gebotenen Qualität überhaupt nicht. Ich bin ja sonst gern auch so ein Detail-Analytiker, wenn es um Musik geht, stelle aber fest, dass dies ein wenig weniger schlimm ist, wenn der Fanboy nur mit dem emotionalen Ohr hört. Das schaffen bei mir nur noch ganz wenige Band, aber Waltzies gehören dazu. Das ist mir erst in den letzten Wochen wieder sehr deutlich bewusst geworden. Klar, ich habe die Band immer in meinen Top Bands gelistet, ohne permanent ihre Alben zu hören. Wie anderswo schon geschrieben, hatte ich erstaunlicherweise auch kaum Erwartungshaltungen an die Scheibe. Da schien so etwas wie blindes Vertrauen in mir zu schlummern.
 
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