Quo Vadis Black Metal?

Avo

Till Deaf Do Us Part
Römer! Freunde! Satanisten!

Ich habe mich in den letzten Monaten immer wieder dabei ertappt, wie ich BM-Bands, die alltenhalben über den grünen Klee gelobt werden ebei mir irgendwie nur desinteresse ausgelöst haben. Obwohl mir das Genre wirklich am Herzen liegt und ich glaube, auch im Underground einigermaßen gut drin zu sein, habe ich 2016 deutlichz weniger BM-Scheiben gekauft als die Jahre zuvor. Das ist insofern erstaunlich, als dass ich meine "Kaufrate" selber viel höher einegschätzt hätte. Ich glaube ich höre viel Zeug an und finde das meiste dann nur "Mäh". Ich habe in den letzten Tagen öfter darüber nachgedacht, woran es liegt, dass mich Black Metal grad nicht so kickt und bin für mich zu dem Schluss gekommen, dass die Szene grad dabei ist, sich eine annähernd große Kasperltheater-Pappnase aufzusetzen wie weiland in den 90ern anno Cradle of Dimmu.

(hier Pause für Schnappatmung einschlägiger User einfügen)

Ich versuche es mal so: Der Black Metal dreht sich im Kreis und ist in gewisser Weise wieder in den späten Neunzigern angekommen!

Der versuch einer Erklärung:

Die erste Welle des (skandinavieschen) Black Metal war rechtslastig, bekloppt und gewälttätig, aber vor allem auch authentisch und böse. Als das Genre dann näher an den Mainstream gerückt ist, ist viel davon verloren gegangen. Wobei ich explizit hinzufügen möchte, dass auch in dieser Phase musikalische gute Scheiben rauskamen. Ich finde z.B. "Sons Of Northern Darkness" oder auch "Enthrone Darkness Triumphant" gute Platten die dem Genre musikalisch neue Impulse gegeben haben. Das alberne Drumherum führt halt dazu, dass es emotional nicht mehr die Durchschlagkraft der frühen Jahre hatte.

Ich glaube wir alle sind froh, dass das lezte Jahrzent dem BM wieder die Spiritualität und Ehrlichkeit zurückgegeben hat, die das Genre auszeichnet. Dabei ist auch völlig wurscht, ob man da jetzt WITTR, Deathspell Omega oder Watain oder wem auch immer den Stein des Anstoßes attestiert. Fakt ist, die Szene ist in den letzten Jahren so lebhaft und umtriebig gewesen wie lange nicht.

Ich habe aber in den letzten paar Monaten die Befürchtung, dass das grad kippt. Ungeachtet der muskalischen Qualität glaube ich wahrzunehmen, dass das ganze "Kapuzen, Kerzen, Weihrauch - Gedöns" irgendwie zum Selbtszweck verkommt. Bei vielen Bands oder Projekten nervt mich dieser Ansatz zusehends. Hauptsache noch ein Ast auf dem Cover, dann ist es spirituell und verkauft sich. Am besten in 3er Auflage als Tonband mit Krähenfuss bei. Ich ertappe mich zusehends öfter dabei, dass ich schon bei Cover und Auflagenstückzahl denke "Noch so ne Kapuzentruppe. Ach nö, lass mal...". Klar, wahrscheinlich verpasse ich dadurch grad die eine oder andere gute Scheibe, aber darum geht's mir heir auch nicht.

Was jetzt noch fehlt ist eine Band, die den ganzen Mummenschanz professionell im ganz großen Stil auf die Bühne bringt. "ECHTE REHE!", Das Wacken BM-Walddorf, Live-Übertragung aus nem Schwarzen Loch... - die Möglichkeiten zur kommerzillen Ausbeutung sind endlos. Ihr versteht was ich meine.

Das Rad Underground-Kommerz-Underground-Kommerz dreht sich halt weiter. Das ist jetzt auch kein Thema, welches mir schlaflose Nächte bereitet. Ich habe den Gedankengang auch noch nicht wirklich 200% zuende gedacht. Vielleicht spinne ich auch und sehe schwarz. Mich würde nur mal interessieren ob jemand diese Wahrnehmung teilt.

Was meint ihr?

Die Diskussion "Was ist eigentlich überhaupt BM?" können wir hier vielleicht mal weglassen. Mir ist klar, dass die Grundsatzfrage nach der Definition die ganze Diskussion ad absurdum führt.
Mir geht's bewusst um eure subjektive Wahrnehmung der aktuellen Szene.

Legt los!
 
Warum? Für mal aus.

Weil in jedem Monat herausragende BM-Veröffentlichungen in insgesamt großer stilistischer Breite erscheinen.
Und wenn du die Band XY bereits im Vorfeld anhand ihres Covers / Stückzahl bewertest, ist das ja eher dein Problem als das Problem der BM-Szene.
(PS.: du kannst ja mal als kleines Label oder als Underground-Band eine Vinylauflage von 1000 machen und dann auf 600 - 700 x sitzenbleiben.... Dann gehst du schneller in die Pleite als Peter Zwegat einen Termin für dich freimachen kann)
 
Und wenn du die Band XY bereits im Vorfeld anhand ihres Covers / Stückzahl bewertest, ist das ja eher dein Problem als das Problem der BM-Szene.

Genau um die Frage gings mir ja. Ich stelle fest, dass ich der Kapuzen grad etwas übedrüssig bin und wollte wissen, ob es auch anderen so geht.
Musikalische Qualität hatte im Ausgangspost bewusst ausgespart.
 
Den Okkult Trend finde ich tatsächlich mittlerweile ziemlich ermüdend, wobei da zwischen einzelnen Bands aber für mich auch ein himmelweiter Qualitätsunterschied besteht. Außerdem ist der ja auch nicht Black Metal exklusiv, sondern zieht sich durch eine ganze Reihe Metal Genres.
 
Bei mir läufts aktuell ziemlich andersrum :cool:.

Mir war das true-Getue in den 90ern höchstgradig suspekt, außerdem begann ich gerade den DeathMetal für mich zu entdecken, als das Kasperletheater in Norwegen usw. losging.
Nichtsdestotrotz nahm ich einige Veröfflichungen und die meisten Liveauftritte von 90er Schminkebands mit. Nur fühlte ich mich nie der Szene zugehörig,
obwohl ich anerkannte das da schon Geniestreiche veröffentlicht wurden.

Irgendwann Anfang der 2000er verlor ich dann fast komplett das Interesse an BM-Veröffentlichungen, weil sich
- a) die Mucke sich meiner Meinung nach sehr im Kreis drehte und mehr und mehr wiedergekaut wurde
- b) immer mehr Faschos in die Szene rutschten
- c) die "Grossen" der Szene aus den 90ern sich immer mehr aus selbiger verabschiedeten.

Auch in der Zeit sah ich noch ne Menge BM-Bands und kaufte mir gelegentlich Alben. Aber eher noch mehr am Rande meines Interesses.

Und dann.....
dann stolperte ich vor 2 Jahren über MGLA, wohl hauptsächlich wegen des Forums.
Und das war dann sehr krass. Auf einmal fiel mir auf, wie geil divers sich das BM-Ding entwickelt hatte und das es hier wieder Bands gab,
die durchaus ne vernünftige Antwort in nem Interview geben konnten.
Gut, "mein" Deathmetalbereich, also der Kram der mir wirklich gefällt, darbt seit ner Weile auch böse rum.
Trend im DM ist wohl gerade "Oldschool to the max", was ne Bandschwemme ohnegleichen von brutal langweiligen, gleichklingenden Bands auslöste.

Jedenfalls verlier ich mein Herz gerade ein bißchen an intelligent gemachten BM.
Ich hatte in meinem Jahrespoll 2016 als 5 beste Veröffentlichungen sogar nur noch "angeblackte" Neuerscheinungen, das gabs absolut noch nie, vorher ev. mal eine,
ich schäm mich da fast ein bischen für....o_O.

Aber für mich ist die BM-Szene gerade echt interessanter als der Großteil des DM-Kram von vor allem jungen Bands,
von denen halt viele einfach nur "Alt" klingen wollen.

Nichtsdestotrotz hoffe ich irgendwie, das
a) meine "alten DM-Bands" nochmal die Kurve kriegen und geilen Scheiss releasen
b) es im DM mal wieder nen Trend zu mehr Eigenständigkeit geben wird.

Den after all würd ich mich doch vom Herzen her näher dem DM verorten,
der auch die meisten meiner Allzeit-Klassikermetalalben hervorgebracht hat.
 
Zuletzt bearbeitet:
Lieber Okkult Hokuspokus als das Spielen mit NS-Thematik, Völkischem und Untermenschengeschwurbel. Ansonsten gilt natürlich, was gefällt ist erlaubt. Bin aber auch mehr bei den Kapuzen als den Corpsepaint Leuten. Musikalisch ist das dann aber egal, wie die Leute rumlaufen...
 
Überflüssige Diskussion wie ich finde. Mal ein Zitat aus dem letzten newsletter von Debemur Morti: "According to Metal Archives, there were 1964 full-length Black Metal albums released between January 2016 and December 2016. Boy that's insane! Especially as 16 years ago, still according to MA, the yearly number of releases was 183."

Eine Verzehnfachung des Outputs bedeutet mehr starke Veröffentlichungen, mehr sich ähnelnde Bands, was dann gern als "Trend" bezeichnet wird. Was man aber übersieht, ist die logische Verzehnfachung von Schrottveröffentlichungen (ich empfehle den Black Metal thread dieses Forums dafür). Die subjektive Entscheidung, was man sich anhören will oder interessant findet, bleibt an jedem selbst kleben. Dass eine Marktübersättigung nicht gerade zu mehr Interesse führt, ist nicht neu - aber auch das gab es schon und wird sich wieder einpegeln.
 
Eine Verzehnfachung des Outputs bedeutet mehr starke Veröffentlichungen, mehr sich ähnelnde Bands, was dann gern als "Trend" bezeichnet wird. Was man aber übersieht, ist die logische Verzehnfachung von Schrottveröffentlichungen (ich empfehle den Black Metal thread dieses Forums dafür). Die subjektive Entscheidung, was man sich anhören will oder interessant findet, bleibt an jedem selbst kleben. Dass eine Marktübersättigung nicht gerade zu mehr Interesse führt, ist nicht neu - aber auch das gab es schon und wird sich wieder einpegeln.

Danke, das triffts ganz gut. Hast natürlich recht. Das ich gerade einer bestimmten Ästhetik überdrüssig bin ist mein Problem und damit scheine ich grad alleine auf weiter Flur zus tehen, wie der Thread zeigt. Ich denke ich mach einfach mal eine kleine BM-Pause (soweit möglich) und finds dann alles in einem halben Jahr wieder geil.

Kann zu.
 
Das ist mal wieder so ein Kopfwandbodenachkommichsetzmichindiesaunamoment.

Mal war NS in, dann Raw, dann Suicidal, dann Oldschool, dann Schwarzdresch, dann Wargeballer, dann halbschwuler Postkrempel und vollschwuler Hipstermüll. Jetzt halt Kapuzenkrempel. Kann man als den üblichen Trend sehen der vorbei geht oder in seinem Versuch sich zum Musikversteher aufzuschwingen halt zum Next Big Thing erklären und es sich (nur um es dann zu hassen) auf 'ne Wackenbühne wünschen.

Einfach formuliert für den Threadersteller:
JA, Kapuzen- und Weihrauchgedöns ist gerade hip. JA, es verkommt zum Selbstzweck. JA, es ist ein Trend, es ist dämlich, es ist unauthentisch. JA, der Bandwaggon rollt und das Pack schwingt sich genauso drauf wie die, die gerade an der Schwelle zur eigenen Band stehen.

NEIN, es ist nicht das Ende des BM. NEIN, es wird nicht in allzu großem Ausmaß auf Wacken stattfinden. NEIN, WRM wird keinen Artikel darüber schreiben (hoffe ich). NEIN, du bist nicht cool wenn du jetzt 1 Ausstieg machst (so vong Abgrenzung her). NEIN, es lohnt sich nicht die Releases dieser Bands zwecks Wiederverkauf zu horten.
 
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