RUSH - polarisierende Götter

Das zog sich schon durch einige Songs, am deutlichsten ist es bei 2112 und Anthem. Aber das ist lange her und inzwischen distanziert sich Neil Peart auch davon.
 
Neil Peart hat sich nie von irgend etwas distanziert. Warum sollte er auch??!! Und wovon?! Nur wenn man älter wird, ist der Einfluss von Schriftstellern wie z. B., Rand die man in der Jugend vergöttert hat, nicht mehr so stark. Das hat er gesagt. 2112, Anthem, The Trees, Spirit of the Radio und natürlich Freewill und Tom Saywer sind alle von Ayn Rand inspiriert und diese Songs spielen Rush zum Großteil auch heute noch. Songs für die Freiheit des Individuums, für Meinungsfreiheit, die eigene Entfaltung, den (gesunden) Egoismus, gegen Gleichschaltung und natürlich gegen Kommunismus, Sozialismus, Faschismus etc, also alle Systeme die die Freiheit und die eigene Entfaltung unterdrücken.

am besten mal den Text von Freewill lesen (und verstehen), dann weiß man, was Peart meint. Und vielleicht auch mal Ayn Ran wirklich lesen und sich die eigene Meinung bilden, bevor man nur irgendwelchen Unsinn googled.
 
am besten mal den Text von Freewill lesen (und verstehen), dann weiß man, was Peart meint. Und vielleicht auch mal Ayn Ran wirklich lesen und sich die eigene Meinung bilden, bevor man nur irgendwelchen Unsinn googled.
Da die Kritik hier von Erdbär ausging: Den kenne ich noch aus dem RHF und auch wenn ich mir selten einig mit ihm bin, kann man ihm definitiv nicht vorwerfen, dass er nicht weiß, wovon er redet.
 
Da die Kritik hier von Erdbär ausging: Den kenne ich noch aus dem RHF und auch wenn ich mir selten einig mit ihm bin, kann man ihm definitiv nicht vorwerfen, dass er nicht weiß, wovon er redet.
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Dann klär mich doch bitte mal auf (mir ist das Problem nicht klar): Was ist an den Texten von 2112, Tom Saywer, Anthem und Freewill schlimm, kritikwürdig bzw. was für eine Position vertritt Peart mit diesen Texten, die abzulehnen ist?
 
Das solltest du eventuell den fragen, der Kritik geübt hat, oder nicht?
Ich sage ja auch nicht, dass ich ihm Recht gebe, sondern nur, dass ich weiß, dass seine Kritik mit Sicherheit fundiert bzw. gut argumentiert sein wird.
 
Neil Peart hat sich nie von irgend etwas distanziert. Warum sollte er auch??!! Und wovon?! Nur wenn man älter wird, ist der Einfluss von Schriftstellern wie z. B., Rand die man in der Jugend vergöttert hat, nicht mehr so stark. Das hat er gesagt.
Soweit ich weiß sagt er heute, dass es eine Phase in seinem Leben war, die inzwischen Vergangenheit ist und dass er sich weiterentwickelt hat. Das ist schon eine Form des Distanzierens.
 
Da die Kritik hier von Erdbär ausging: Den kenne ich noch aus dem RHF und auch wenn ich mir selten einig mit ihm bin, kann man ihm definitiv nicht vorwerfen, dass er nicht weiß, wovon er redet.

Danke costa.

In Rands Büchern ließt man haarsträubende Dinge, die ich für teilweise menschenverachtend halte. Um es mal polemisch und vereinfacht auszudrücken: Dass Arme und Schwache nur Schmarotzer seien, dass der Staat keine soziale Fürsorge betreiben darf und alle im vom Rand gepredigten radikalen Kapitalismus Gescheiterten vor die Hunde gehen lassen soll. Ich habe während meines Studiums aus Interesse mal einen Blick in ihre Bücher geworfen und bereue die verschwendete Lebenszeit angesichts solch abstruser Dinge, die ich lesen musste. Später habe ich mich vorwiegend auf der Metaebene mit ihrer "Literatur" befasst.

Das Ayn Rand Institute gehört in Amerika zu den führenden Kritikern von Obamas Gesundheitsreform, zu den wortgewaltigsten Leugnern des anthropogenen Klimawandels und bildet das ideologische Fundament der Tea Party Bewegung. Sowohl Rand, als auch ihre idelogischen Anhänger halten Steuern für Diebstahl und Armut ausnahmslos für selbstverschuldet. Man kritisierte Spenden für die Opfer der Tsunami-Katastrophe und befürwortete ausnahmslos den Krieg im Irak.

Hier einige Artikel, die Rand auf der Metaebene sezieren:

http://www.zeit.de/kultur/literatur/2012-08/ayn-rand-der-streik

https://www.freitag.de/autoren/liquid/ayn-rand-die-philosophie-einer-psychopathin

http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=me&dig=2011/09/28/a0098&cHash=dda269283a

Die Inhalte der Artikel geben in etwa die Endrücke wieder, die ich beim Lesen von "Atlas wirft die Welt ab" von Rand hatte. Vor allem folgender Kommentar (Zeit Online) nimmt mir die Worte aus dem Mund:


22. Die Schule des Objektivismus...
... ist wohl eher eine Sonderschule. Aus einem dümmlichen und plumpen Ideologiechen eine "Schule" zu machen, hieße tatsächlich, ein Stück Kot zu vergolden. Objektivismus (ich schaudere mich vor dem -mus) ignoriert schlichtweg hunderte Jahre Philosophie- und Erkenntnisgeschichte und wischt so alle daraus resultierenden moralischen Erkenntnisse des Humanismus beiseite.


Natürlich ist Ayn Rands, ähem, Werk das ganze dünne intellektuelle Furnier einer spätkapitalistischen Welt ohne Empathie; Atlas Shrugged ist das Buch zum Porsche Cayenne und zur "Erlebnisreise" nach Dubai. Selbstzweifel, menschliches Mitgefühl, ein Verhandeln zwischen verschiedenen moralischen Positionen kommen daran nicht vor. Ihre Ideologie--den Begriff Lehre lassen wir mal--befindet sich intellektuell auf dem Niveau von Mein Kampf; es ist ein faschistisches Manifest kapitalistischer Prägung.


Dass dieser hahnebüchene, schlecht geschriebene Murks in den USA so viele Anhänger findet, sagt über Ayn Rand nichts, aber über die moralische und intellektuelle Degeneriertheit der USA eine ganze Menge.



Rands radikalliberale Thesen sind der ideologische Gegenentwurf zum Marxismus. Beide Ideologien halte ich aber für bipolare Extrema und realitätsfremd. Weder darf der Staat / die Gemeinschaft ihr Wohl über das des Individuums stellen (Marx), noch darf das Individuum sein Wohl radikal über das Wohl anderer stellen (Rand). Beide Bedürfnisse sind miteinander in Einklang zu bringen und sollten sich die Waage halten. Man muss natürlich wissen, dass Rand die totalitären Auswüchse des Sozialismus in der Sowjetunion erlebt hat und vom einem Extrem ins andere gerutscht ist, als sie in die USA migrierte und dort das "Paradies" vorfand

Aus diesem Grunde habe ich mit der unreflektierten Heiligenverehrung Rands in den frühen Texten von Neil Peart so meine Schwierigkeiten und sehe auch keinen Grund, mich dafür zu rechtfertigen. Ich kann Musik und Ideologie nicht so gut trennen, wie Andere und aus diesem Grund landen 2112 und andere von Rand inspirierte Rush Songs nur sehr selten bei mir im Player. Zum Glück ist Rand kein roter Faden in der Biografie Rushs. Die Songs aus den 80ern kann ich mir sehr gut anhören, ohne Bauchschmerzen zu bekommen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Positiv.
Viele von Rands Ideen finde ich gut und richtig: Freiheit des Individuums/freie Entfaltung, Selbstbestimmung/Eigenverantwortung, Unabhängigkeit, gegen Mittelmäßigkeit und jegliche Art von Gleichschaltung (wie sie in totalitären Systemen stattfindet). Ihr bester Roman ist wohl We the Living, den mögen in der Regel auch die, die The Fountainhead und Atlas Shrugged schrecklich finden

Negativ.
ihre Romane: Die Helden handeln wie Roboter ohne Gefühle; es gibt nur Gut oder Böse; sie versucht dem Leser ihre Ansichten aufzudrängen.

Wenn der Egoismus so ausufert, dass er anderen schadet (siehe Bankenkrise/Lehman/Gierbänker etc.), ist das nicht mehr zu tolerieren. Erdbär, du hast Recht, das völlige Fehlen von Empathie in ihren Romen und Schriften, ist mir auch zuwider. Man kann seine eigenen Ideale leben und trotzdem Gutes für andere tun. Hier schießt sie klar über das Ziel hinaus.

In Anthem von Rush/peart gibt es die Strophe

Live for yourself...there's no one else
More worth living for
Begging hands and bleeding hearts will only cry out for more

die fasst Rands Einstellung sehr gut zusammen. Ich glaube, dass Peart die zweite Zeile (begging ...) heute nicht mehr so schreiben würde.

Zudem zieht sie Mathematiker, Architekten und Ingenieure Journalisten etc vor (siehe Apollo / Dionysus Hemispheres/Rush). Ihre Helden kommen immer aus diesen Berufen. Sie selbst ist aber Schriftstellerin geworden, also eine Berufsgruppe, die sie in ihren Romanen ablehnt.


Aber: Ihre bekanntesten Anhänger in den USA sind keine degenerieten Menschen, sondern Personen, die aus ihren Romanen kommen könnten. Steve Jobs (Atlas Shrugged war sein Lieblingsbuch) und andere Selfmademillionäre, Angelina Jolie (die trotzdem viel Gutes für andere tut) , Eva Mendes und weitere Schauspieler und Künstler.
 
Doch, Du musst eine Platte finden, mit der Du dann den Einstieg schaffst. Der Rest passiert zwangsläufig. Bei @Lurch of Doom funktioniert es doch auch gerade. Geduld kleiner Lurch, Du schaffst es noch bis zur vollständigen Diskographie! :jubel:
Wieder einen Schritt weiter zum Rush-Fandom: Heute auffa Plattenbörse die "Fly by night" und die " a Farewell to kings" (danke Matty Shredmaster) verhaftet und grad am Durchhören. Gefallen mir leider ausgesprochen gut. Der Wiederstand schmilzt ;)
 
Ich stehe ja total auf Villa Strangiato. Kein Text, über den ich mich aufregen könnte :D - vor allem aber maximale Musikalität, ohne anstrengend zu sein. Was da an Ideen aus Lifeson, Peart und Lee herausperlt... ein Gedicht.
 
Wieder einen Schritt weiter zum Rush-Fandom: Heute auffa Plattenbörse die "Fly by night" und die " a Farewell to kings" (danke Matty Shredmaster) verhaftet und grad am Durchhören. Gefallen mir leider ausgesprochen gut. Der Wiederstand schmilzt ;)
Siehste :D
Farewell To Kings ist doch wirklich ein Hammer. Fly By Night würde ich eher als verzichtbar einordnen.

:top:
 
Die wahren Großtaten kommen natürlich eh erst ab "Moving Pictures". *g*

Was natürlich auch urster Quatsch ist. :D

Die wahren Großtaten beginnen mit "2112" und enden nach "Power Windows"...

Am Wochenende lief beim Tapezieren alles zwischen ebenjenen. Und "Moving Pictures" drehte nur einmal. Im Vergleich zum Rest...
 
Siehste :D
Farewell To Kings ist doch wirklich ein Hammer. Fly By Night würde ich eher als verzichtbar einordnen.

:top:
Quatsch, die ist alles andere als verzichtbar, wenn auch noch kein Meisterwerk, wie die folgenden Alben! Ist doch eine hervorragende Hardrockscheibe mit leicht progressivem Einschlag!
Metalfans würde ich ja eh zum Einstieg bei RUSH immer eher zu den 70er Alben raten (am ehesten sogar vielleicht zu "Caress Of Steel, da perfekter Mix aus Hardrock und epischem Progressive Rock), als zu denen ab ca. 1982, da das stilistisch einfach näher ist. Wenn man auch mit 80er Pop etwas anfangen kann, kann man natürlich auch gleich mit "Grace Under Pressure" oder "Power Windows" einsteigen. Aber, wie gesagt, ich bin mit letzterer (trotz natürlich gutem Songwriting und unüberhörbar überragenden technischen Fähigkeiten) bis heute nicht so recht warm geworden, kann solche künstlich aufgeblasenen Sounds einfach nicht ertragen.
 
Was natürlich auch urster Quatsch ist. :D

Die wahren Großtaten beginnen mit "2112" und enden nach "Power Windows"...

Am Wochenende lief beim Tapezieren alles zwischen ebenjenen. Und "Moving Pictures" drehte nur einmal. Im Vergleich zum Rest...
In meiner Welt ist die beste Phase die von "Moving Pictures" bis "Presto" bzw. "Roll The Bones".
 
Die "Fly By Night" war meine Einstiegsrushge. Wer war schuld? Watchtower! Die Jungs hatten doch tatsächlich 'By-Tor & The Snow' in Hamburg gecovert. Echte Schlingels.
 
Ich würde Rock/Metal-Fans uneingeschränkt die Phase von "Caress of Steel" bis "Hemispheres" empfehlen. Was danach bis "Grace Under Pressure" kommt mit Vorbehalt. Den Rest kann man meiner Meinung nach vergessen. Langweilige Pop-Musik, die falschen Produzenten etc.
Im RH wurde stets jede Rush-Veröffentlichung völlig unkritisch als Götteralbum abgefeiert, auf diese Kritiken würde ich nichts geben. "Power Windows" ist für mich ein Musterbeispiel wie eine Rock-Platte NICHT klingen sollte und "A Show of Hands" ein Musterbeispiel wie ein Live-Album NICHT klingen sollte.
 
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