SABATON

Guckt (hört) mal, hier wird mein Lieblingsmaidensong verhunzt :D


Nichtsdestotrotz find ich das Cover des Sabatonsongs (was mir anfänglich nicht mal bewusst war) gruseliger. Und zwar nicht wegen der Songauswahl, sondern weil ich so Bands wie Amaranthe nicht mag. Find ich weitaus schlimmer als Sabaton, dieses Trällerelsengejaule.

Jetzt noch ein paar auf Schwedenliedchen steilgehende Maidenfans und der Sonntag kann starten :top:

https://youtu.be/Od5ZldCxhQ4
 
Ab Minute 0:50 sieht und hört man es genau, 50.000 Stinkefinger und die "Fuck"-Rufe im Takt der Musik...

The Art Of War, Coat Of Arms und Carolus Rex sind für mich die essentiellen Alben, die ich immer noch gerne auflege.
 
Ich glaube zunächst einmal, dass man "damals" und "heute" nicht mit denselben Maßstäben bewerten kann, nur um das mal klarzustellen.

Stimmt. Ohne Web und die hiermit verbundene Präsenz war es sicherlich einfacher damals ;-). Aber Spaß beiseite: Arbeit ist Arbeit, da haben Sabaton ihre Hausaufgaben gemacht, was ich hiermit zum letzten Mal ausdrücklich betone. Missgunst und Neid liegen mir im Generellen fern. Das Bedauern, wenn harte Arbeit nicht in gebotenem Maße honoriert wird ebenso. Viele "andere arbeitende" Bands haben andere Prinzipien und sind - mit Verlaub - eher auf einer künstlerischen Linie unterwegs, auf der sie sich entwickeln möchten/können/wollen. Anders ist es kaum zu erklären, dass eine "Undergroundband" wie Jolly plötzlich nach Jahren und einigen Schicksalsschlägen mir nichts - dir nichts aus der Versenkung auftaucht, über den großen Teich schippert und ihre brillante Musik vor nicht einmal 50 zahlenden Nasen spielen muss. Das ist ein Unterschied, der an dieser Stelle wertfrei aufgeführt sei.

Wahrscheinlich gibt es immer eine Handvoll Bands, die etwas "Neues" machen, unfassbar erfolgreich damit sind - und das danach kommende hat es dann automatisch ein bisschen schwerer.

Für mich bleibt neben der rein geschmacklichen Frage offen: ist es ok, wenn eine Band "Kriegslieder" intoniert, dabei mit einer Art Pathos diesbezüglich kokettiert und man das Ganze dann mit purer Party und Sauferei präsentiert? Wenn ich diese Frage für mich beantworte: Nein! Mag sein, dass man da drüber stehen kann, ich finde es eher unterste Schublade, gerade, wenn man auch heutzutage über den Erdball schaut und einen diesbezüglich eher das kalte Grausen packt. Um Deinen Vorpost hierzu auch noch mal aufzugreifen: ja, in dieser Hinsicht haben Sabaton etwas "Neues" geschaffen - und ich persönlich finde es in der Kombination geschmacklos. Sicherlich haben auch andere Bands das Thema Krieg und historische Schlachten in ihren Texten behandelt, die Präsentation allerdings geschah immer mit einer entsprechenden Dosis Respekt und einer ernsthaften Note, wenn nicht sogar mit dem erhobenen Zeigefinger - und nicht mit einem Bier in der Hand und der mehr oder minder offen getroffenen Aussage, sich zu besaufen. Es geht hierbei nicht einmal darum, dass es hier um "kriegsverherrlichende" Texte geht sondern schlicht um die Kombi Party/Krieg. Es mag sein, dass man das losgelöst voneinander betrachten kann, mir gelingt das nicht. Die Tatsache, dass Bands wie Iced Earth oder Heathen diesbezüglich in Sachen fragwürdigem Pathos dennoch ab und an über das Ziel hinausgeschossen sind muss man fairerweise allerdings dazu addieren.

Das Kopieren von Erfolgskonzepten scheitert im Regelfall immer. Um ein Beispiel aus einer anderen Sparte zu bemühen: es gab im Rahmen der sog. "Neuen Deutschen Härte" (dümmlicher Begriff, fürwahr, aber so wurde es halt in der Presse oftmals tituliert) zig "Rammstein-Trittbrettfahrer", aber am Ende war nur Rammstein ein entsprechender Erfolg bis in die heutige Zeit vergönnt. Und von wie vielen Bands wurde über die Jahre behauptet "Klingen wie Maiden" - mag sein, aber nur Maiden sind Maiden geblieben hinsichtlich ihres Erfolges.

Natürlich gehört da eine gewaltige Portion Talent/Können dazu, aber der richtig getroffene Zeitpunkt spielt auch eine Rolle. Zumindest ist das meine generelle Beobachtung dazu.

Da gebe ich Dir uneingeschränkt Recht. Ginge es allerdings "nur" nach Talent, dann wäre der aktuelle Trend ganz sicher Progressive-Metal, Djent, Technischer Thrash und Death-Metal - genau eben die Sparte an Musik, die eher ein Nischendasein fristet (leider...).

Auf ein genreübergreifendes Publikum abzielen ist eine Beobachtung, die ich nicht gänzlich teilen kann.

Durchaus. Genau wie AC/DC, Manowar oder Maiden ziehen auch Sabaton ein Eventpublikum, das sich jenseits der Metalszene bewegt und sich nur gern "den Zirkus" (O-Ton eines AC/DC-Konzertbesuchers, der ansonsten im Dancefloorhimmel schwebt) mal anschauen will. Natürlich gibt es dazu anderslautende Meinungen, meiner bescheidenen persönlichen Erfahrung nach ist es aber so. Das betrifft nicht nur selbst besuchte Konzerte, sondern auch eine Vielzahl an Gesprächen, die ich mit Leuten führte, die mit Metal per se gar nix am Hut haben, gerade aber frisch rund € 100,00 in ihre letzte "Manowar-Party" ("Gott, haben wir gesoffen!") investiert hatten. Unterschied zu früher: heutzutage ist die Grenze zwischen den Genres für den Hörer schlicht kaum mehr vorhanden, ich denke, Anfang der 80er wäre es um Längen unwahrscheinlicher gewesen, dass ein Roger Whittaker Fan auf ein Maiden- oder AC/DC-Konzert fährt. Ist heute ein wenig anders - und im Grunde ist daran auch nix Verwerfliches. Wenn Melodie und Partyfaktor passen und man möglichst wenig "denken" muss, dann passt das schon - gleich, ob Helene oder Sabaton.

Musik entwickelt sich weiter und dementsprechend konnten/können jüngere Künstler auch aus mehreren Quellen zitieren bzw. einen größeren Fundus an Einflüssen aufsaugen und in ihr Schaffen einbinden.

Jo. Bin ich auch wieder bei Dir. Allerdings: Sabaton haben diesbezüglich der Musik nichts hinzugefügt, sondern sich im "klassischen" Euro-Metal-Fundus bedient, dabei auf möglichst hohe Eingängigkeit geachtet. Was hier ansonsten an genrefremden Einflüssen eingebunden wird kann ich nicht raushören um ehrlich zu sein, eine richtungsweisende Neuerung in musikalischer Hinsicht in Verbindung mit Sabaton ist für mich eher eine Art Hohn. Wenn man es irgendwie doch an den Haaren herbeiziehen möchte, dann könnte man sagen: die in meinen Augen schlechte und völlig abgedroschene Seite des Euro-Metal in Sachen Plattheit auf die Spitze getrieben und dabei Schlagerrefrains verwendet.

Wie gesagt, man kann das so interpretieren, aber man kann es auch so sehen, dass z.B. die "Gründer" des Nu Metal etwas Neues erfunden haben und einem großen Anteil einer Generation damit eine Stimme gegeben haben, die sie in ihrer Jugend und unter ihren Umständen/Vorraussetzungen/Verhältnissen gebraucht haben. Und das wurde zurückgegeben, weswegen diese Bands heute ihren Status innehaben.

Hier weichen wir dann komplett vom Thema Sabaton ab - und ich gebe Dir uneingeschränkt Recht, obwohl auch ich seinerzeit zu den "Gegen-den-Strom"-Schwimmern meiner Zeit gehörte. Das Thema Biohazard & Co. wurde hier ja schon erwähnt, ich passe in diese Fraktion: der Hellion-Katalog war seinerzeit ein Evangelium für den Liebhaber klassisch-metallischer Klänge, oft weit ab von den damals regierenden Szenemagazinen RH und MH. Als Alternative gab es nur das "Heavy oder Was'?!" vom BYH-Horst und seinen Mannen, sozusagen ein prähistorisches DF ;-).

Für Biohazard und Konsorten hege ich bis heute mit wenigen Ausnahmen nach wie vor sehr geringe Sympathien, Bands wie Nirvana oder Pearl Jam sehe ich aber aus heutigem Blickwinkel durchaus anders.

Demzufolge: natürlich hast Du noch einmal völlig Recht, wenn Du aus Deiner Sicht argumentierst. Hätten wir nun keinen "kleinen" Generationenkonflikt, dann wäre ja auch irgendwas verkehrt, oder? Andere Zeiten eben. Ich kann die beispielsweise von @Albi oder @Matty Shredmaster getätigten, sehr - äh - harschen Äußerungen zum Thema Sabaton dennoch bestens nachvollziehen, denn sie kommen auch mir in den Sinn, da kann ich einfach nichts gegen machen. Diese "Partymetal"-Mentalität ist ein in meinen Augen regelrecht ekeliger Auswuchs des Metals, der sich natürlich vortrefflich kommerziell schlachten lässt, gar keine Frage.

Noch ein Wort zum Thema "Abba" - und das mit aller gebotenen Ernsthaftigkeit: diese Musik ist kompositorisch auf einem irre hohen Level. Ein Vergleich mit Sabaton (auch zum Spaß) hat hier somit nichts verloren.

Und noch ein Wort zum Thema "Im Kreis drehen in Sachen Diskussion hier": dies könnten nur Sabaton selbst ändern. Sobald ich sehe, dass sich hier im Forum was tut packt auch mich (nicht immer, aber doch öfter ;-)) der Katastrophentourismus. Offenbar geht ja nicht nur mir das so. Liebe Jungs aus Schweden: haut doch einfach mal ein am US-Metal orientiertes, progressiv angehauchtes und mit Widerhakenmelodien und Chorussen versehenes "Überraschungswerk" raus. Da käme hier mal wirklich Spannung rein.
 
Die Kommentare widersprechen deiner Vermutung aber.
Kann ich so nicht finden. Natürlich sind nicht alle Kommentare positiv (was die Qualität der Musik/Band betrifft), und es wird auch thematisiert, ob die Band politisch ehr rechts einzuordnen ist oder nicht. Aber dass Texte und Musik nicht miteinander vereinbar wären, lese ich da eigentlich nirgendwo.
 
Noch ein Wort zum Thema "Abba" - und das mit aller gebotenen Ernsthaftigkeit: diese Musik ist kompositorisch auf einem irre hohen Level. Ein Vergleich mit Sabaton (auch zum Spaß) hat hier somit nichts verloren.
:jubel:

Nein, was ein Spaß.
:D
Super Dudler, keiner dudelt feiner.
Da wird sogar der Bohlen neidisch.
Ganz große Kunst.


Holy shit....


:thumbsdown:
 
Danke für deinen ausführlichen Beitrag @RageXX. Dass ich erst jetzt antworte, liegt ganz einfach daran, dass ich mir unbedingt ausreichend Zeit nehmen wollte, um ausführlich darauf zu antworten. Ich beziehe nicht nur Stellung zu deinen Aussagen und Thesen, sondern bringe auch noch etwas Allgemeinkontext mit rein. Hoffentlich stört dich das nicht. Ich mache zwei Teile draus, weil mich das Forum die 15.000 Zeichen nicht überschreiten lässt.

Teil 1:

Stimmt. Ohne Web und die hiermit verbundene Präsenz war es sicherlich einfacher damals ;-). Aber Spaß beiseite: Arbeit ist Arbeit, da haben Sabaton ihre Hausaufgaben gemacht, was ich hiermit zum letzten Mal ausdrücklich betone. Missgunst und Neid liegen mir im Generellen fern. Das Bedauern, wenn harte Arbeit nicht in gebotenem Maße honoriert wird ebenso. Viele "andere arbeitende" Bands haben andere Prinzipien und sind - mit Verlaub - eher auf einer künstlerischen Linie unterwegs, auf der sie sich entwickeln möchten/können/wollen. Anders ist es kaum zu erklären, dass eine "Undergroundband" wie Jolly plötzlich nach Jahren und einigen Schicksalsschlägen mir nichts - dir nichts aus der Versenkung auftaucht, über den großen Teich schippert und ihre brillante Musik vor nicht einmal 50 zahlenden Nasen spielen muss. Das ist ein Unterschied, der an dieser Stelle wertfrei aufgeführt sei.

Nunja, zumindest gab es früher keine derartige Band- und Releaseflut, wie das heutzutage der Fall ist. Sicherlich hat man heutzutage mehr Medien bzw. ein gigantisches Netzwerk zur Verfügung, aber das bedeutet im Umkehrschluss auch, dass man irgendeinen Weg finden muss, um aus besagter Flut herauszustechen herauszustechen - ganz so einfach dürfte das jedenfalls nicht sein. Sabatons Weg ist seit "Primo Victoria" bis "The Art Of War", dass man historische Themen mit heroischem Euro Power Metal unterlegt, aber dazu nehme ich dann im nächsten Absatz noch präziser Stellung, weil du es dort ja seperat erwähntest. Zum Anderen: Dass viele "andere arbeitende" Bands anderen Prinzipien folgen, wird aber wenig daran ändern, dass alle paar Jahre die Handvoll Bands zu einem Status "aufsteigen", die besonders große Reichweite und/oder ein besonders großes Publikum hinter sich wissen. Ob die künstlerische Ausrichtung da eine gewichtige Rolle spielt, kann ich nicht abschließend beantworten, weil ich mir da selbst nicht ganz einig bin und aktuell eine andere Sichtweise habe. Was ich persönlich feststelle: die "neue/etwas jüngere Headlinergeneration" ist stilistisch vielfältiger als man denken mag, deckt Melodic Death Metal (Amon Amarth, (In Flames), Arch Enemy), Metalcore (Parkway Drive, Trivium und evtl. bald Architects), Power Metal (Sabaton, Powerwolf, Within Temptation, Nightwish), Nu-Metal (Slipknot, Korn), Progressive (Gojira, Mastodon, Opeth z.B.), Heavy Metal (Ghost vor "Prequelle" :D ), Black Metal (Dimmu Borgir, (Immortal)) uvm. ab. Und: Jeder wird in seiner Musiksammlung mehrere oder vielleicht sogar zahlreiche Künstler finden, denen er derartige Erfolge ohne weiteres wünschen/gönnen/zugestehen würde, aber das ändert doch bei Sabaton und Co. nichts daran, dass in erster Linie ihre Fans bzw. Käufer ihres Merchandise, ihrer Musik und ihrer Konzerttickets verantwortlich sind und Nicht-Supporter kaum bis garkeinen Einfluss darauf haben. Dein Beispiel lässt sich also durchaus nachvollziehen, aber sind Tool (bei denen hängt es ganz alleine davon ab, wie aktiv sie sind oder sein wollen), Opeth, Dream Theater oder allmählich auch Gojira keine Beispiele dafür, dass man es auch mit harter Arbeit UND einem "höheren musikalischen Anspruch" (ich nenn's mal so) in eine "höhere Riege" schaffen kann?

Für mich bleibt neben der rein geschmacklichen Frage offen: ist es ok, wenn eine Band "Kriegslieder" intoniert, dabei mit einer Art Pathos diesbezüglich kokettiert und man das Ganze dann mit purer Party und Sauferei präsentiert? Wenn ich diese Frage für mich beantworte: Nein! Mag sein, dass man da drüber stehen kann, ich finde es eher unterste Schublade, gerade, wenn man auch heutzutage über den Erdball schaut und einen diesbezüglich eher das kalte Grausen packt. Um Deinen Vorpost hierzu auch noch mal aufzugreifen: ja, in dieser Hinsicht haben Sabaton etwas "Neues" geschaffen - und ich persönlich finde es in der Kombination geschmacklos. Sicherlich haben auch andere Bands das Thema Krieg und historische Schlachten in ihren Texten behandelt, die Präsentation allerdings geschah immer mit einer entsprechenden Dosis Respekt und einer ernsthaften Note, wenn nicht sogar mit dem erhobenen Zeigefinger - und nicht mit einem Bier in der Hand und der mehr oder minder offen getroffenen Aussage, sich zu besaufen. Es geht hierbei nicht einmal darum, dass es hier um "kriegsverherrlichende" Texte geht sondern schlicht um die Kombi Party/Krieg. Es mag sein, dass man das losgelöst voneinander betrachten kann, mir gelingt das nicht. Die Tatsache, dass Bands wie Iced Earth oder Heathen diesbezüglich in Sachen fragwürdigem Pathos dennoch ab und an über das Ziel hinausgeschossen sind muss man fairerweise allerdings dazu addieren.

Das Kopieren von Erfolgskonzepten scheitert im Regelfall immer. Um ein Beispiel aus einer anderen Sparte zu bemühen: es gab im Rahmen der sog. "Neuen Deutschen Härte" (dümmlicher Begriff, fürwahr, aber so wurde es halt in der Presse oftmals tituliert) zig "Rammstein-Trittbrettfahrer", aber am Ende war nur Rammstein ein entsprechender Erfolg bis in die heutige Zeit vergönnt. Und von wie vielen Bands wurde über die Jahre behauptet "Klingen wie Maiden" - mag sein, aber nur Maiden sind Maiden geblieben hinsichtlich ihres Erfolges.

Ich werde nicht abschließend und allgemeingültig klären können, ob es ok ist, „wenn eine Band "Kriegslieder" intoniert, dabei mit einer Art Pathos diesbezüglich kokettiert und man das Ganze dann mit purer Party und Sauferei präsentiert?“ Ganz einfach deshalb, weil ich nicht einmal zweifelsfrei definieren kann, ob historische Themen und Party zusammen funktionieren können oder überhaupt dürfen. Wahrscheinlich haben sich hier über die Jahre zwei unterschiedliche Positionen herausgestellt, die sich "auf ewig" uneinig sein werden. Für die Einen kann das funktionieren, für die Anderen nicht. Dazu formuliere ich im übernächsten Absatz noch meine persönliche Sicht.

Desweiteren: Speziell in anderen Ländern und Kulturen genießen Sabaton nicht nur bei ihren Fans hohes Ansehen, sondern auch bei Militärs und Regierungen. Und das ist ein Aspekt, dem man (und ich auch) zumindest zwiegespalten gegenüberstehen kann, denn: Einerseits kann ich nachempfinden, dass beispielsweise einige Menschen in kleineren Ländern (z.B. Polen, das ja mit Songs à la "40:1" oder auch "Uprising") auch "gehört werden möchten" oder auf "etwas stolz sein möchten", wenn es um das Thema Krieg geht, andererseits kann oder könnte man das gerade auf höherer Ebene natürlich auch wirksam ausnutzen, wobei mir persönlich da kein Beispiel geläufig ist. Da lasse ich mich aber gerne korrigieren, sollte es anders sein. Hierbei möchte ich zusätzlich anmerken, dass gerade diese Songs und weitere Beispiele aus einer Perspektive geschildert werden, die sich z.B. gegen das Regime der Nationalsozialisten richtet. Übrigens: wenn ich "The Final Solution" heutzutage betrachte oder höre, wundert es mich schon ein wenig, dass es da noch keinen Ärger mit jüdischen Verbänden etc. gab. Entweder man fasst das total anders als ich (meine Meinung: Mitklatschen zu "Enter the gates, Auschwitz awaits" = ziemlich grotestk) auf, oder da gab es doch etwas und ich wusste bislang einfach nichts davon.

Um diesen Teilaspekt aber abzuschließen, komme ich zu meiner persönlichen Sicht: Ich vermute, dass Sabaton nach "The Art Of War" einen entscheidenden Fehler gemacht haben, der genau diese Spaltung hervorgerufen hat. Während darauf und auf den Vorgängeralben immer wieder kritischere Zwischentöne in den Lyrics zu finden waren und der Sound häufig zum Kontext passte, hat sich das spätestens mit "Carolus Rex", das ich im Übrigen u.A. aus dem gleich genannten Grund bis heute nicht mag, obwohl es das Album ihres finalen Durchbruchs ist, geändert/stark reduziert, weil hier speziell in der englischen Variante eine völlig verklärte, leicht verdauliche und mitsingbare Heimatschnulze produziert wurde, die sich den Nationalismus-Vorwurf definitiv gefallen lassen muss. Nicht ganz so krass verhält es sich beim folgenden "Heroes", hier kann man sich aber definitiv über den Begriff "Held" im Zusammenhang mit dem Thema Krieg streiten. Auch über teils krude Soundspiele ("To Hell And Back"), die nicht zum Thema passen. Dass man ein paar Geschichten aus dem zweiten Weltkrieg erzählt, die ihrer Audienz nicht geläufig gewesen sein dürften, fand' ich okay, war mir lyrisch aber oft zu banal. Trotzdem war und ist das vermutlich einer der Hauptgründe, warum die Fans ursprünglich auf Sabaton aufmerksam wurden. Dass man gleichzeitig eingängige Musik hören und leichtverdaulichen Geschichtsunterricht nehmen durfte. Dass das völlig ausgeufert ist, werde ich niemals abstreiten und habe ich auch niemals abgestritten; ich kann Sabaton schon alleine aufgrund der "Noch ein Bier"-Posse live nicht mehr ertragen. Für mich gehören derart niveaulose Party und Krieg auch nicht zusammen. Aber: Ich habe die Band auch zu Zeiten erlebt, in denen das noch nicht der Fall war und bin der Meinung, dass die Party kein entscheidender Faktor im finalen Durchbruch dieser Band war, sondern die Kombination: Eingängiger, "epischer", "heroischer" Metal + interessante Texte/Themen + energiegeladene Live-Auftritte mit viel Publikumsinteraktion. Aber das mag auch daran liegen, dass ich das zeitlich etwas anders anordne bzw. den Begriff "Durchbruch" nicht auf seinen Zeitpunkt isoliert betrachte, sondern eben auch die Zeit davor, die Zeit, in der Sabaton über sämtlichste Bühnen der Welt getigert sind, um sich einen Namen zu machen. Was sie heute daraus machen, ist eine andere Sache, aber dazu habe ich bereits Stellung bezogen. Und ich denke auch, dass sich die Band diesbezüglich irgendwann wird ändern müssen. Es kann natürlich sein, dass sie in anderen Ländern nicht so kritisch betrachtet werden, was ich nicht beurteilen kann, aber gehen wir mal davon aus, dass sie auch dort immer kritischer gesehen werden sollten, wird sich irgendetwas ändern müssen. Der ausufernde Alkoholkonsum sowieso. Speziell Jocke und Pär sehen extrem müde aus.

Rammstein sind da übrigens insofern ein passables Beispiel, als dass sie sich des aktuellen (Welt-)Geschehens bewusst sind. Provozierte man früher beispielsweise noch mit NS-Ästhetik, übt man heute, also speziell auf dem aktuellen Album doch teils ungewohnt harsche, politische Kritik. Ihrem Ruf wird das genauso wenig geschadet haben wie der "Schwulenkuss" in Russland. Um hier den Kreis zu schließen: Ich würde mir von Sabaton wünschen, dass sie sich ihrer Rolle und ihrer Reichweite bewusst werden/würden. Und wenn das nur bedeuten würde, dass man den Klamauk mit den Fans drastisch reduzieren und sich wieder verstärkt auf den musikalischen Teil fokussieren würde. Das hat sie früher ausgemacht, finde ich - und massig Publikumsinteraktionsmöglichkeiten gab's dennoch. Wahrscheinlich sind sie aktuell aber einfach viel zu sehr in ihren Rollen gefangen, als dass das so einfach möglich wäre.
 
Zuletzt bearbeitet:
Teil 2:

Da gebe ich Dir uneingeschränkt Recht. Ginge es allerdings "nur" nach Talent, dann wäre der aktuelle Trend ganz sicher Progressive-Metal, Djent, Technischer Thrash und Death-Metal - genau eben die Sparte an Musik, die eher ein Nischendasein fristet (leider...).

Siehe oben. Sicherlich überstrahlen Sabaton, Powerwolf und Co. das ein bisschen mit ihrer "Penetranz", aber ich habe schon das Gefühl, dass auch progressive Musik sehr großen Anklang findet und dementsprechend mit Headlinerslots bedacht wird - selbst auf den größten Festivals. Ich bin mir hundertprozentig sicher, dass Tool oder Opeth z.B. ein Wacken oder Hellfest headlinen könnten und sich kaum jemand (ein paar gibts sowieso) darüber beschweren würde. Im Gegenteil: Gerade aktuell werden z.B. immer häufiger Gojira für derartige Slots gefordert. Die Nachfrage nach Abwechslung und "anspruchsvolleren" Tönen scheint als durchaus vorhanden und immer mehr Veranstalter kommen dem auch nach. Bei technischem Thrash und Death ist das sicherlich anders, aber da wird es auch schon deutlich spezieller und "nischiger". Zumal mir selbst aus dem "ordinären", "reinen" Death Metal spontan keine Band einfiele, die Massen an Zuschauern anlockt. Höchstens Cannibal Corpse, hmm. Ob es schon zu speziell ist, weiß nicht, kann aber durchaus sein.

Durchaus. Genau wie AC/DC, Manowar oder Maiden ziehen auch Sabaton ein Eventpublikum, das sich jenseits der Metalszene bewegt und sich nur gern "den Zirkus" (O-Ton eines AC/DC-Konzertbesuchers, der ansonsten im Dancefloorhimmel schwebt) mal anschauen will. Natürlich gibt es dazu anderslautende Meinungen, meiner bescheidenen persönlichen Erfahrung nach ist es aber so. Das betrifft nicht nur selbst besuchte Konzerte, sondern auch eine Vielzahl an Gesprächen, die ich mit Leuten führte, die mit Metal per se gar nix am Hut haben, gerade aber frisch rund € 100,00 in ihre letzte "Manowar-Party" ("Gott, haben wir gesoffen!") investiert hatten. Unterschied zu früher: heutzutage ist die Grenze zwischen den Genres für den Hörer schlicht kaum mehr vorhanden, ich denke, Anfang der 80er wäre es um Längen unwahrscheinlicher gewesen, dass ein Roger Whittaker Fan auf ein Maiden- oder AC/DC-Konzert fährt. Ist heute ein wenig anders - und im Grunde ist daran auch nix Verwerfliches. Wenn Melodie und Partyfaktor passen und man möglichst wenig "denken" muss, dann passt das schon - gleich, ob Helene oder Sabaton.

Sollte ich dich hier falsch verstanden haben, sag es mir bitte. Was ich eigentlich meinte, war Folgendes: Dass dieses Anlocken von Eventpublikum automatisch irgendwann ein Faktor wird, je größer eine Band wird und nicht zwingend die ursprüngliche Intention der Band gewesen sein muss. Dass es Bands gibt, die möglichst viele Menschen erreichen wollen, sehe ich per se nicht kritisch, das muss jeder Künstler für sich entscheiden. Wie das bei Sabaton war, kann ich nicht klären, würde aber dennoch vermuten, dass sie mir einen Vogel zeigen würden, wenn ich ihnen unterstellte, dass sie all das genau so geplant haben. Irgendwann in 10-15 Jahren mal vor einem Millionenpublikum spielen ist eine Sache, der Weg dahin aber eine andere und - zumindest zu Beginn - nicht planbar. Anders gesagt: Viele Bands können da nicht direkt etwas dazu, Sabaton haben sich davon aber zumindest nach ihrem eigentlichen Durchbruch einnehmen lassen, indem sie diese albernen Spielchen mitgemacht und dadurch irgendwie auch für ein noch größeres Publikum geöffnet haben. Unter diesem Gesichtspunkt stimme ich dir also zu. Ich finde aber, dass sie auch ohne all diesen Quatsch hätten auskommen können und trotzdem noch vor Heerscharen gespielt hätten. Wäre mir persönlich auch lieber gewesen.

Jo. Bin ich auch wieder bei Dir. Allerdings: Sabaton haben diesbezüglich der Musik nichts hinzugefügt, sondern sich im "klassischen" Euro-Metal-Fundus bedient, dabei auf möglichst hohe Eingängigkeit geachtet. Was hier ansonsten an genrefremden Einflüssen eingebunden wird kann ich nicht raushören um ehrlich zu sein, eine richtungsweisende Neuerung in musikalischer Hinsicht in Verbindung mit Sabaton ist für mich eher eine Art Hohn. Wenn man es irgendwie doch an den Haaren herbeiziehen möchte, dann könnte man sagen: die in meinen Augen schlechte und völlig abgedroschene Seite des Euro-Metal in Sachen Plattheit auf die Spitze getrieben und dabei Schlagerrefrains verwendet.

Darüber kann man sich sicherlich streiten, aber Sabaton haben - meiner Meinung nach - schon einen sehr eigenständigen Sound, zumindest für Euro Power Metal Standards. Wenn sie irgendetwas nachgeäfft hätten, wäre die Chance deutlich größer gewesen, im Stile deines treffenden NDH-Vergleiches eine Bauchlandung hinzulegen. Dass das Rad auch nach Jahren und vielen Alben immer noch rund ist, ist auch klar, aber von Experimenten sprach ich speziell bei Sabaton eigentlich nicht, wobei ich das auch etwas undeutlich formuliert habe. Wie ich weiter oben schrub: „die Kombination: Eingängiger, "epischer", "heroischer" Metal + interessante Texte/Themen + energiegeladene Live-Auftritte mit viel Publikumsinteraktion.“ Eventuell könnte man noch Attribute à la Charisma hinzuaddieren. Ich weiß, dass man auch das wieder unterschiedlich sehen kann, aber die meisten ihrer Fans werden sie nunmal als charismatisch erachten. Hätte man wie die Ölgötzen auf der Bühne gestande, wäre das sicherlich nicht besonders zuträglich gewesen :D

Den Rest (nicht abwertend gemeint) muss ich eigentlich nicht zitieren, weil wir da, wie du schon sagtest, mindestens ein bisschen vom eigentlichen Thema abweichen. Um aber noch einmal abschließend klarzumachen, was mein Standpunkt war: Dass man einer Band, so sehr man sie auch hasst (was völlig legitim ist!), nicht ihren Status absprechen kann, nur weil man sie hasst. Man kann es schon, aber aus meiner Perspektive ergibt das einfach keinen Sinn - nicht nur deshalb, weil es für mich doch sowieso keine Rolle spielt, welchen Status eine Band hat, wenn ich sie hasse. Ich würde es mir in diesem Fall sowieso nicht ansehen oder Tonträger kaufen. Ich verstehe euch und eure Meinung zu Sabaton vollkommen, aber selbst wenn ich diesbezüglich auf eurer Seite wäre, würde ich mir derartige Urteile nicht anmaßen wollen, weil es mir als Nicht-Fan/Nicht-Supporter schlichtweg nicht zusteht bzw. nicht in meinem Verantwortungsbereich liegt. Dafür sind ganz allein DEREN Fans verantwortlich, genauso wie bei Iron Maiden, Metallica, Judas Priest und Co. DEREN Fans verantwortlich dafür waren/sind, wo diese Bands heute stehen.

Was mich daran eigentlich ärgerte, habe ich dann ja auch erklärt: Dass jede Generation ihre eigenen musikalischen Helden "ausbildet", diese unterstützt. Und da ging es mir dann nicht mehr um Sabaton speziell, sondern grundsätzlich darum, dass es sich hin und wieder so liest, als wolle man eine "jüngere Generation" gewissermaßen musikalisch "entmündigen" oder ihnen die "Zurechnungsfähigkeit" absprechen, indem man den Status verschiedenster neuerer Bands diskreditiert oder kleinzumachen versucht. Dazu noch ein Beispiel. Ich kann jetzt leider kein Szenario, in dem ich eine Band nicht mag/hasse, verbildlichen, anschaulich sollte es dennoch sein: Nehmen wir an, ich fände Band X aus eurer Generation total scheiße. Wer wäre ich, wenn ICH dieser Band X ihren Legenden-, Headliner- oder Whatever-Superlativstatus absprechen wollen würde? Einen riesigen, unnötigen Shitstorm gäbe das. Und ganz ehrlich? Wozu? Das ist EUER Ding und soll es auch für immer bleiben, und ich finde das sogar ziemlich cool, weil ich das Gefühl mittlerweile selbst erlebe - und zwar mit Bands wie Parkway Drive, Trivium oder auch Slipknot, die meine Jugend geprägt und bereichert haben, mir durch schwierige Zeiten geholfen und unzählige wunderbare Momente beschert haben. Das muss euch nicht gefallen, aber mir und vielen anderen geht es nunmal so, weil wir damit aufgewachsen sind und uns damit musikalisch sozialisierten. Um es kurz zu machen: Ich finde, dass jeder ein Anrecht auf dieses Gefühl, dass man gemeinsam mit "seinen Helden gewachsen ist", haben dürfen sollte, ganz gleich um welche Band es geht - und ohne dafür veralbert zu werden. Vielleicht ist das für den ein oder anderen eine Spur zu romantisch, das könnte oder kann ich sogar aus verschiedenen Gründen nachvollziehen. Aber: Man kann doch trotzdem kontroverse Diskussionen über die Musik führen. Nur wenn es an den Status einer Band geht, hat das - aus meiner Perspektive wohlgemerkt - immer auch ein bisschen den Charakter der Bevormundung, dass es der Gegenüber doch aus eigener Erfahrung besser wisse.

Möglicherweise sind Sabaton diesbezüglich ein ganz spezifischer Einzelfall, weil sie zu einem bestimmten Zeitpunkt stark polarisieren? Ich weiß es nicht, weil ich sie im Gesamtkontext ihrer Diskografie und ihres Werdegangs einfach nicht so kritisch betrachte. Ich stehe vermutlich irgendwo in der Mitte. Ursprünglich fand ich es gut, dass sie speziell auch dem jüngeren Publikum geschichtliche Themen näherbrachten. Ich zählte mich ja sogar selbst dazu, weil ich den Geschichtsunterricht damals als furchtbar öde und trocken empfand, was sicherlich auch an meiner jugendlichen Sturheit, der Pubertät lag. Etwas später kamen dann aber nicht nur Sabaton, sondern auch Bands à la God Dethroned, Hail Of Bullets usw. hinzu, wegen denen ich mich intensiver damit auseinandergesetzt habe, was in der Vergangenheit passiert ist. Ich will damit übrigens nicht sagen, dass das allgemeingültig sei. Deshalb erwähnte ich ja auch, dass sich Sabaton wieder etwas mehr daran orientieren und die Comedy zurückfahren sollten. Diese Zugangserleichterung zu sehr komplexen und vielschichtigen Themen kann man verteufeln, weil es natürlich nicht jedes kleinste Teil beleuchtet, aber gleichzeitig kann es eben auch vielen helfen, sich für wichtige Themen zu interessieren. Dass letzteres in der grundsätzlich eher negativen Rezeption Sabatons zu kurz kommt, ist ab einem bestimmten Zeitpunkt ihrer Karriere aber auch ganz klar die Schuld der Band selbst und das gestand ich mir in diesem Thread, im Privatleben und sonstwo aber auch schon desöfteren gerne ein. So ein Urteil abschließend zu treffen ist natürlich schwierig, aber vom Gefühl her gab es diesen starken Kontrast früher nicht in dieser ausgeprägten Form, weil man sich seitens der Band aber auch niemals so albern gab. Klar soll ein Gig irgendwo auch Spaß machen, geschenkt, aber es gibt auch Grenzen, die die Band langsam erkennen sollte. Ich hoffe, dass das, selbst wenn wir immer noch unterschiedlicher Auffassungen sein sollten oder sind, ein versöhnlicher Abschluss war. Ich brauch' jetzt erstmal eine Mütze Schlaf :D
 
Danke @Paynajaynen für den besten Beitrag in diesem Thread seit... wahrscheinlich überhaupt. Sehe sehr vieles genauso wie du - und ich bin, wenn ich das richtig herauslese, glaub ein Stückchen älter ;)

Ich sehe einen der größten Fehler bei Sabaton unter anderem darin, das anfängliche Noch-Ein-Bier-Spielchen erst unterschätzt und dann überreizt zu haben. Genau diese Albernheiten hatten und haben sie eigentlich nicht nötig. Wobei diese Aktion, zumindest anfänglich a) von den Fans ausging und b) überwiegend nur in Deutschland stattfand. Hier sollten Sie sich auf die frühere Ernsthaftigkeit rückbesinnen. Genug Publikumsinteraktion gab es auch davor schon.
Ansonsten sehr gut geschrieben, gerade auch das jede Generation an Fans ihre eigenen musikalischen Helden beim Wachsen / Groß werden begleiten möchte. Und hier sollten Ältere, welche es ja besser wissen müssten, den Jüngeren wenigstens ein Mindestmaß an Respekt zukommen lassen. Man muss nicht alles gut finden, kann und soll auch witzeln und was Scheiße finden dürfen, aber 140 Seiten lang nur "Find ich doof" & "Komm, wir shreddern den Thread" hat mit Respekt nix zu tun.

Gerade mit Gojira, Opeth, Parkway Drive und Tool, Mastodon, etc. gibt es einige Headlinerkandidaten, welche anspruchsvolle Musik und Themen liefern. Bin gespannt, was sich gerade in der Headliner-Situation zukünftig noch entwickeln wird. Denke z.B. Ghost werden hier ein größeres Wörtchen mitreden können, welches ebenfalls eine Band der Jetztzeit ist, bei der viele jüngere und neu hinzugekommenen Metalfans von früh an "dabei" waren.
 
Warum jetzt genau die sogenannten älteren Fans (es könnten m.Mn.n. auch junge sechzehnjährige Fans mit Geschmack sein) hier im Forum einen noch respektvolleren Umgang gegenüber etwas so Wesenfremdes wie diese Kirmes Budenzauber Gigantomanie an den Tag legen sollen, verstehe ich nicht. Gerade dieser Faden ist doch ein gutes Meinungsbild. Oder hat der Sabaton Thread sich hier im luftleeren Raum zu befinden ohne Anbindung an das DF(F) Milieu?
 
Zuletzt bearbeitet:
Zunächst einmal: eine Wahnsinnsmühe hast Du Dir da gemacht @Paynajaynen. Es ist schön, dass man einfach auf niveauvoll und argumentativ diskutieren kann, selbst beim wohl "heißesten" und kontroversesten Thema des gesamten Forums. Im Wesentlichen ist es also in Sachen Sabaton auf folgenden Punkt reduziert und hier zitiere ich Dich mal:

Dass man einer Band, so sehr man sie auch hasst (was völlig legitim ist!), nicht ihren Status absprechen kann, nur weil man sie hasst. Man kann es schon, aber aus meiner Perspektive ergibt das einfach keinen Sinn - nicht nur deshalb, weil es für mich doch sowieso keine Rolle spielt, welchen Status eine Band hat, wenn ich sie hasse.

Ich "hasse" weder Bands, noch Mensch oder Tier - na gut, gibt Ausnahmen, aber die sind aktuell eher in den Führungspositionen bestimmter Parteien oder Staatsregierungen zu finden...anderes Thema also. Selbst da ist allerdings das Wort "Hass" ein unschönes Wort für die teils eher beunruhigenden Gefühle, die einen da so heimsuchen. Es liegt mir demzufolge fern, eine Band "zu hassen". Meine Problematik mit Sabaton habe ich erläutert, dem ist auch nichts mehr hinzu zu fügen. Die Tatsache, dass sie mich dennoch "aufregt" und ich dem Ganzen verständnislos gegenüberstehe steht da auf einem anderen Blatt. Am Ende ist es Unterhaltung, entweder mag man die oder eben nicht. Es wäre jetzt ein Wiederkäuen, das nochmals auszuwalzen. Nur soviel: natürlich ist Polarisieren auch ein Mittel zum Zweck und es dürfte klar sein, dass Herrn Broden und seinen Mannen das auch klar ist. Ich meine, was will er mehr? Ein johlendes Publikum, das die Band abfeiert, ein für viele kontroverses Image, das die Band oben und interessant hält. Letzteres scheint primär in Deutschland ein gewichtiger Punkt zu sein, offenbar sehen das die Fans in anderen Staaten anders. Zusammengefasst: warum sollten Sabaton etwas an ihrem Erfolgsrezept ändern? Eben! Und genau deshalb werden sie es auch nicht machen.

Dass dieses Anlocken von Eventpublikum automatisch irgendwann ein Faktor wird, je größer eine Band wird und nicht zwingend die ursprüngliche Intention der Band gewesen sein muss. Dass es Bands gibt, die möglichst viele Menschen erreichen wollen, sehe ich per se nicht kritisch, das muss jeder Künstler für sich entscheiden. Wie das bei Sabaton war, kann ich nicht klären, würde aber dennoch vermuten, dass sie mir einen Vogel zeigen würden, wenn ich ihnen unterstellte, dass sie all das genau so geplant haben.

Das haben auch Manowar, Maiden und AC/DC sicher nicht geplant, es hat sich schlicht so ergeben. Mund-zu-Mund-Propaganda und der Kult-Status dieser Kapellen in der Musikwelt macht es möglich. In Sachen Sabaton sehen die "Konzerttouris" hier eher einen Exoten, bei dem man noch nicht so viel mitgrölen kann, dass es dort aber eine fette Party gibt ist mittlerweile auch über das "übliche" Metal-Universum hinaus bekannt. Natürlich ist es völlig ok, wenn möglichst viele Menschen eine Band sehen und hören möchten, auch das steht außer Frage. Das Ganze in sich ist spekulativ, aber ein Phänomen, was es nicht erst seit gestern gibt und dessen tatsächlicher Umfang eine Grauzone bleiben wird.

Was ich persönlich feststelle: die "neue/etwas jüngere Headlinergeneration" ist stilistisch vielfältiger als man denken mag, deckt Melodic Death Metal (Amon Amarth, (In Flames), Arch Enemy), Metalcore (Parkway Drive, Trivium und evtl. bald Architects), Power Metal (Sabaton, Powerwolf, Within Temptation, Nightwish), Nu-Metal (Slipknot, Korn), Progressive (Gojira, Mastodon, Opeth z.B.), Heavy Metal (Ghost vor "Prequelle" :D ), Black Metal (Dimmu Borgir, (Immortal)) uvm. ab.

Amon Amarth sehe ich ein wenig wie die "Sabaton des Death Metal", wenn man so will, unglaublich cheesy für diese Art von Musik. In Flames haben sich eher in einen vielschichtigen Charakter verwandelt. Metalcore ist eine Erscheinungsform des Metal, die sicher auf den "Nachwuchs" spannend gewirkt haben mag, mittlerweile ist es aber ein alter Hut, so ein wenig hat das ja auch schon in den 90ern mit Kapellen wie Limp Bizzkit oder Korn begonnen über die Nu-Metal-Schiene begonnen. Trivium haben mit "Shogun" ein überaus beachtenswertes, nahezu "klassisches" Metal-Album (irgendwo zwischen Mötley Crüe und Metallica-Anleihen) rausgehauen - davon hätte es gern mehr sein dürfen. In wie weit man Within Temptation (deren Album "Mother Earth" bis heute für mich ein tolles Werk ist, danach ging es nur noch bergab in die musikalische Belanglosigkeit, aber hinein in den Mainstream) und auch Nightwish zum Power-Metal zählen sollte - na, da habe ich in meiner persönlichen Sortierung eher eine andere Auslegung, dass dies für die ersten beiden in Deiner Klammer gilt brauche ich ja nicht weiter erwähnen. Die weiterhin von Dir benannten Gojira und Mastodon werden tatsächlich zwischenzeitlich zu Headlinern? Speziell bei Letzteren hatte ich eher den Eindruck, dass der Stern eher im Sinken begriffen ist, was die Akzeptanz auf breiter Basis betrifft. Opeth und Dream Theater indes sind schon eher so etwas wie "die alte Garde", zumal Erstere zwischenzeitlich ein unglaublich breites Publikum bedienen: von Kraut- über Prog bis hin zu Deathmetal und Classic-Rock ist da alles zu finden. Für DT gilt das Gleiche wie für Mastodon: trotz Nummer 1 Album (für das man ja heute bei Weitem nicht mehr die Verkaufszahlen von "einst" benötigt) werden die Hallen hier eher kleiner, wie mir scheint - und ich glaube, für den Headliner auf Wacken reicht es hier bei beiden Bands nicht, wohl aber für einen Platz im vorderen Drittel der Setlist. Ghost als "Heavy Metal" zu bezeichnen finde ich sehr schmeichlerisch für die Band, auch schon vor dem von Dir benannten Album. Dimmu Borgir und Immortal - ok, könnten die headlinen? Da bin ich raus. Meine Quintessenz aus dieser Aufzählung (mit Ausnahme der BM-Sparte): es sind alles Bands, die ihre Musik sehr "ohrenschmeichlerisch" aufstellen, tatsächlich bilden hier die von Dir integrierten Alt- wie Neo-Proggies eine Ausnahme, Tool stehen indes noch mal auf einem gänzlich anderen Formular: eher eine Konsensband für die gesamte Szene.

Was sich hier widerspiegelt (Prog und BM nochmals ausgeklammert): die Grenzen verwischen, Hauptsache gut hörbar und Show, das wären die Gemeinsamkeiten. Demzufolge passen nahezu alle Bands zu einem großen Festival mit breit gefächertem Publikum. Nun bin ich denn mal mächtig abgeschweift, konnte aber der Versuchung einfach nicht widerstehen....im Grunde ist klar was Du sagen willst: die Bandbreite an Stilistik ist bei größeren Festivals sicher so breit gefächert wie selten zuvor, wobei: schon in den 90ern wurde auf Festivals wie dem Dynamo stilistisch schon mächtig durcheinandergewürfelt - und das ist auch schon gut über 25 Jahre her. Die Ecken und Kanten oder das Neue, Aufregende, das Bands wie eben Korn seinerzeit anboten ist mittlerweile abgeschliffen und von der kommenden Generation in eine "vertriebskonforme" Form gegossen worden, man siehe hierzu beispielsweise Linkin Park oder eben Parkway Drive, die die Rezeptur des "Nu Metal" (nach wie vor eine unglaublich dämliche Begrifflichkeit....) einfach in eine kommerziellere (wahlweise: eingängigere) Form gegossen haben.

Von wenigen Ausnahmen abgesehen waren Festivals ohnehin nie mein Ding, da ein Clubkonzert von einer Band, deren kompletten Headlinergig ich auch sehen möchte, für mich persönlich einfach effektiver ist. Somit kann ich einen Bogen um eben einen Powerwolf, - Sabaton oder Steel-Panther "Abendauftritt "als "Krönung" eines Festivalabends machen, der ohne diese "Größen" womöglich auch noch ein wenig preiswerter gewesen wäre ;-).

Der Rockmusikzirkus ist breiter geworden und bietet für viele Hörer etwas. Metal an sich ist im Mainstream angekommen, nicht erst seit gestern. Die von mir so kritisierte und abgelehnte Spielart des "Metal", deren Speerspitze Sabaton nun mal bilden, sind hierbei eine besondere Erscheinung, "Schlager-Metal" meinetwegen. Ableger dieser musikalischen Bauart (man halte es möglichst wohlig, kuschelig, mitsingbar über die komplette Dauer des Songs usw.) bieten nunmehr auch andere Sparten an, ab vom "Power Metal" (bewusst in Anführungszeichen gesetzt), hier nochmal mein Paradebeispiel in Form von Amon Amarth: als ich das erste Mal Obituary zu hören bekam war das schon fast beängstigend für mich seinerzeit, wohingegen ich bei AA schlicht nur schmunzeln kann ob der fast schon kinderliedartigen Refrains, die kaum mal auf dem schlechtesten Freedom-Call-Album ihren Platz bekommen hätten.

Nun denn: ist schön, dass es dafür einen Abnehmerkreis gibt - und der ist ja nun nicht klein, also: alles gut für Band und Fans, denen ich ja schwerlich einen Vorwurf für ihren Geschmack machen kann und die die Bands - volle Zustimmung - dorthin gebracht haben, wo sie denn nun mal sind.

In diesem Zusammenhang ist es logisch, dass sich je nach Altersklasse bzw. "Eintrittsdatum" in diese Welt andere Prioritäten und "Kennenlernerlebnisse" ergeben, das hat auch mit Verknüpfungen der Musik mit entsprechenden Lebensabschnitten zu tun - und letztlich natürlich mit der viel bemühten Geschmacksfrage. Demzufolge: es ist doch schön, dass es ist, wie es ist. In jedem Fall spricht aus Dir eine Leidenschaft für die Musik, das ist schön und wichtig, wie ich finde. Das Ganze ist nun ein wenig ausgeartet (womit ich meine: ab vom Thema Sabaton, eher in eine allgemeine Richtung), schadet aber auch mal nix - ist ja nicht die Norm.

Um es noch mal auf einen Nenner zu bringen: natürlich bringe ich Verständnis für die aktuelle Entwicklung im Bereich "kommerziellem Metal", gleich, welcher Spielart, mit, nur: gefallen muss sie mir persönlich ja nun nicht unbedingt.
 
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