SAVATAGE - Listenwahn und mehr...

Ich selbst bin wieder mal der totale Freak innerhalb der Sava-Fanbase, weil ich das extrem gern übersehene "Wake Of Magellan" als den Kulminationspunkt ALLER ihrer Entwicklungsstufen sehe und es total abfeiere, wie geil sich hier Härte, Riffing, Komplexität und Melodiensligkeit mit einem Konzept verbinden, das für mich auf "Gutter Ballet" und "Streets" noch an der Halbherzigkeit und prinzipiellen Unverbundenheit der Ansätze (entweder Rocker oder Schmalz) gekränkelt hatte.

Außerdem hat "Wake" die geilsten Vokalfugen-Kanons, sogar noch etwas besser als bei "Chance". Mir ist dagegen "Dead Winter Dead" ein Graus, das aber außerhalb der engeren Metal-Welt ziemlich gemocht wird, wie mir scheint, und das wohl der eigentliche Startpunkt fürs unselige TSO gewesen ist. Der Erfolg dieser Weihnachtswichse damals war das Schlimmste, das der Band passieren konnte. Aus Fansicht gesprochen.

Ich finde es prima, daß es so viele verschiedene Sichtweisen auf diese Band und ihr Oeuvre gibt. Ein recht sicheres Zeichen für Qualität, wenn fast jedes Album seine Fans und Fürsprecher hat.

Diesen Take zur Wake hab ich in der Tat noch nie so gehört, er ist aber erstaunlich schlüssig. Bei anderen Bands kreid ich das wahlose mischen und aneinanderreihen von Stilen ja meist auch an, bei meiner Lieblingsband hier aber weniger. Und du hast recht: auf der Wake haben sie in der Tat einen sehr homogenen schlüssigen Stil gefunden. Ich muss sie mir also mal wieder geben.
 
Ich bin auch ein Fan der Wake und besonders der zugehörigen Tour. Da waren sie eine richtig geile Band, alles live gespielt und gesungen, jeder hat mitgemacht, sogar mal gewechselt (Al Pitrelli am Keyboard). Das war ganz groß, und gab es so kaum nochmal wieder (höchstens Shadow Gallery, aber das ist wieder etwas anderes).

Auf der Wake hört man meiner Ansicht nach auch, dass sich die anderen mehr einbringen (Chris Caffery und Al Pitrelli). Bei DWD klang das eher so nach jemand hat die Akkorde und Melodien komponiert und nachträglich Gitarren hinzugefügt (die einfach die Akkorde spielen). Sind trotzdem tolle Songs drauf, aber auf Wake klingt das irgendwie interessanter und abwechslungsreicher arrangiert. Und die mehrstimmigen Gesänge sind auch perfektioniert und voll integriert worden und nicht nur ein Gimmick an einer oder zwei Stellen des Albums.
 
Für die Tour bin ich leider zu jung gewesen. Aber auch wenn ich kein großer Fan der Post-Criss Phase bin, seh ich schon dass die Wake ein Schritt in die richtige Richtung war nach der DWD. Finde aber auch dass was songwriting angeht die Poets diese Richtung richtig weiterging, und finde die immernoch arg unterschätzt.
 
Es ist halt "in" in Metal-Kreisen, sich bei Bands, die in ihrer Karriere eine gewisse Entwicklung durchlaufen haben, gerne auf das absolute Frühwerk zu kaprizieren.
Diese Erfahrung habe ich eher weniger gemacht. Wie schon klugerweise von anderen erwähnt, hängt es doch tatsächlich eher mit diesem ominösen persönlichen Geschmack zusammen (mit einer gewissen Prise sozio-kultureller Faktoren), warum das Frühwerk von Künstlern/Bands häufig besser oder zumindest anders wegkommt. Auch im Forum hier finde ich nicht, dass da ein gewisser Automatismus herrscht. Wenn ich beispielsweise im Blind Guardian-Thread lese, wie sehr Fans der Frühwerke versuchen, auch mit den aktuellen Outputs zurande zu kommen, belegt das doch zumindest eine gehörige Portion guten Willens.

Bei Savatage, um wieder zum Thema zu kommen, sind es dann in meiner Welt tatsächlich die Veröffentlichungen der "mittleren Jahre", die mich absolut flashen, also von "Hall" bis "Edge", obwohl ich die Band mit ihren ersten Platten kennengelernt habe (die "Streets" ist dann auch eines meiner ewigen Top 3-Alben). Der Tod von Criss, der Verlust seines einmaligen Gitarrenspiels und Songwritings, konnte für mich nie wieder kompensiert werden. Alles ab der "Handful" habe ich noch dankbar zur Kenntnis genommen, aber die Formel, die ab dann verfolgt wurde, war eben nicht mehr meine.

Ein Beispiel: "Chance" ist natürlich ein Klassesong, insbesondere die Liveinterpretationen suchten ihresgleichen. Aber leider hat die Band danach auf jedem weiteren Longplayer dieses Rezept weiter ausgereizt, ohne Kanon-Song ging es nicht mehr. Das machte die Combo für mich ein Stück weit vorhersehbar und ja, leider auch etwas beliebig. Trifft in meinen Ohren zudem auf einen Großteil der Midtemposongs zu, die häufig unspannend herkamen. Wurde im Laufe der Zeit für mich nicht besser, ich muss leider @Kiss of Death Recht geben, der schon von einer schlechten Alterung sprach.

Aber das alles ist Jammern auf überirdischem Niveau. Jede Phase von Savatage hat somit ihre Anhänger, und einige finden auch die komplette Discografie knorke. Ist doch geil, das muss eine Band erst mal schaffen.
 
Bei Savatage, um wieder zum Thema zu kommen, sind es dann in meiner Welt tatsächlich die Veröffentlichungen der "mittleren Jahre", die mich absolut flashen, also von "Hall" bis "Edge", obwohl ich die Band mit ihren ersten Platten kennengelernt habe (die "Streets" ist dann auch eines meiner ewigen Top 3-Alben).

Da bin ich komplett bei dir: Von "Hall" bis "Edge", das sind "meine" Savatage, die mich zu 100% abholen. Gestern lief wieder "Sirens": Ja, das ist stark und gefällt mir auch - aber die spätere Magie verspüre ich hier bei aller objektiv vorhandenen Klasse noch nicht. Wenn ich mich auf 2 Alben festlegen müsste, wären es "Gutter Ballet" und "Streets" - vermutlich hat meine Queen-Sozialisierung einen gewissen Hang zum Pomp bedingt.
 
Es gibt kein wirklich schlechtes Savatage-Album - nur ist "Fight for the Rock" einfach nicht wirklich gelungen, das "Rock the Nations" oder "Destiny" von Savatage halt. Hörbar ist es, aber eben keine Großtat - doch weit davon entfernt, "schlecht" zu sein. Gleiches gilt für "Poets and Madmen", sicher im Sava-Kontext eine schwache, ja, gar unversöhnliche Scheibe und doch: andere Bands bekommen sowas nicht mal im Ansatz auf die Kette.

Kennengelernt habe ich die Band erst 1993 mit "Edge of Thorns". Das hatte in gewisser Weise den Vorteil, dass ich einen Vergleich zwischen den Sängern eingangs gar nicht ziehen konnte. Auffällig war aber sofort, dass hier eine gänzlich andere Form an Metal zelebriert wurde, irgendwie intelligenter und doch in einer eher klassischen Metal-Richtung. Ich liebte "Edge of Thorns", bereits nach einem halben Jahr musste ich mir die CD noch mal kaufen, weil meine so oft gelaufen war, dass sie schlicht den Geist aufgab. Allein der Titeltrack....ein Hammer vor dem Herren.

In unserer Dorfdisco (wer sich in Remscheid und Umgebung auskennt, der könnte erahnen, dass es eine Rockdisco an der Müngstener Brücke zu Solingen hätte sein können) wurde allsamstaglich "Gutter Ballet" gespielt - ohne, dass ich auf die Idee gekommen wäre, dass auch das Savatage sind. "Gutter...." klang roh, wie Queen auf Metal, ok, die Gitarre hätte Rückschlüsse zugelassen - aber der Gesang...

Am Ende fand ich es natürlich heraus und "Gutter Ballet" wurde mein Sava-Album Nr. 2. Ich liebe es bis heute, Schwächen, die Manche an dem Album erkennen können, sehe ich für mich nicht. Allein diese eher unaufgeregte Eröffnung mit "Of Rage and War", "When the Crowds are gone" (der Beginn der großen Tränentreiberballaden, die nur Savatage schreiben können), besagtes "Gutter Ballet" und "Menatlly yours" (ich liebe diese Schreie!), das Ganze ist aus einem Guss.

Es folgte "Streets". Manch einer bemängelt hier den "Musical-Touch" (der ja dann auch DWD und WoM veredelte), allerdings: das Ding packt Dich an den Eiern. Schwülstige Story hin, teils eher "dudelnde" Keyboards her: besser kann man das nicht machen, Jon Oliva ist genau derjenige, der so ein Story in all seinen Facetten schildern kann. Und ehrlich: in jedem anderen Stück würden mich die Keys in "Jesus saves" aufregen (weil: halt billig irgendwie), hier können sie den auf den ersten Hör simplen Song nicht im Mindesten zerstören. Dazu Criss' Gitarre....

"Handful of Rain" finde ich überaus gelungen, "Watching you fall" fällt neben dem so oft und zu Recht zitierten Masterpiece "Chance" zu oft unter den Tisch, außerdem finde ich den Opener jetzt gar nicht misslungen - nur ein wenig anders. Hier würde mich mal interessieren, ob es dazu ein Demo mit Jons Vocals gibt.

"DWD" ist bis heute nicht so wirklich angekommen bei mir, teils tolle Songs, eine schöne Story - und doch ist "Wake..." um Längen runder ausgefallen, auch, wenn ich da mit meiner Meinung allein da stehen könnte. Die Story ist vielschichtiger, die Songs irgendwie "runder", wirken ausgearbeiteter. Reicht an "Streets..." nicht heran und ist doch auf einem mehr als guten Weg.

Den "Mountain King" liebe ich abgöttisch, eines dieser Alben, die für mich ein Inbegriff des Metal sind. Praktischerweise gilt das auch für "Sirens" und "Dungeons", "Power of the Night" war irgendwie schon wieder anders, nicht mehr so ungezügelt wie seine Vorgänger, aber das ist vielen Nachfolgern von Alben ähnlicher Bauart gemein - oder auch anderen Bands, die einen ganz ähnlichen Weg genommen haben: die Plattenfirma beginnt meist, sich einzumischen, oder das Management oder einer innerhalb der Band oder was auch immer. Oder ich spekuliere mir da gerade einen Wolf.

Bis heute ist es traurig, dass "Ghost in the Ruins" das einzige Live-Dokument mit Criss an der Gitarre geblieben ist. Allerdings repräsentiert auch das spätere Live-Werk "Japan 94" nur begrenzt das, was Savatage auch ohne Criss auf die Bühnenbretter gezaubert haben - zu schade, dass es am Ende nicht mehr hat sollen sein.

Was soll ich sagen? Das Earmageddon im aktuellen DF ist im weitesten Sinne deckungsgleich mit meinem Hörempfinden. Well done.
 
Bis heute ist es traurig, dass "Ghost in the Ruins" das einzige Live-Dokument mit Criss an der Gitarre geblieben ist. Allerdings repräsentiert auch das spätere Live-Werk "Japan 94" nur begrenzt das, was Savatage auch ohne Criss auf die Bühnenbretter gezaubert haben - zu schade, dass es am Ende nicht mehr hat sollen sein.

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Die 1990er Show aus Hollywood ist inzwischen auf Spotify, also muss das ja zumindest semi-offiziell sein.
 
Ich bin auch ein Fan der Wake und besonders der zugehörigen Tour. Da waren sie eine richtig geile Band, alles live gespielt und gesungen, jeder hat mitgemacht, sogar mal gewechselt (Al Pitrelli am Keyboard). Das war ganz groß, und gab es so kaum nochmal wieder (höchstens Shadow Gallery, aber das ist wieder etwas anderes).

Auf der Wake hört man meiner Ansicht nach auch, dass sich die anderen mehr einbringen (Chris Caffery und Al Pitrelli). Bei DWD klang das eher so nach jemand hat die Akkorde und Melodien komponiert und nachträglich Gitarren hinzugefügt (die einfach die Akkorde spielen). Sind trotzdem tolle Songs drauf, aber auf Wake klingt das irgendwie interessanter und abwechslungsreicher arrangiert. Und die mehrstimmigen Gesänge sind auch perfektioniert und voll integriert worden und nicht nur ein Gimmick an einer oder zwei Stellen des Albums.
Danke, hatte ich mir gar nicht so klargemacht!
 
Es gibt kein wirklich schlechtes Savatage-Album - nur ist "Fight for the Rock" einfach nicht wirklich gelungen, das "Rock the Nations" oder "Destiny" von Savatage halt. Hörbar ist es, aber eben keine Großtat - doch weit davon entfernt, "schlecht" zu sein. Gleiches gilt für "Poets and Madmen", sicher im Sava-Kontext eine schwache, ja, gar unversöhnliche Scheibe und doch: andere Bands bekommen sowas nicht mal im Ansatz auf die Kette.

Kennengelernt habe ich die Band erst 1993 mit "Edge of Thorns". Das hatte in gewisser Weise den Vorteil, dass ich einen Vergleich zwischen den Sängern eingangs gar nicht ziehen konnte. Auffällig war aber sofort, dass hier eine gänzlich andere Form an Metal zelebriert wurde, irgendwie intelligenter und doch in einer eher klassischen Metal-Richtung. Ich liebte "Edge of Thorns", bereits nach einem halben Jahr musste ich mir die CD noch mal kaufen, weil meine so oft gelaufen war, dass sie schlicht den Geist aufgab. Allein der Titeltrack....ein Hammer vor dem Herren.

In unserer Dorfdisco (wer sich in Remscheid und Umgebung auskennt, der könnte erahnen, dass es eine Rockdisco an der Müngstener Brücke zu Solingen hätte sein können) wurde allsamstaglich "Gutter Ballet" gespielt - ohne, dass ich auf die Idee gekommen wäre, dass auch das Savatage sind. "Gutter...." klang roh, wie Queen auf Metal, ok, die Gitarre hätte Rückschlüsse zugelassen - aber der Gesang...

Am Ende fand ich es natürlich heraus und "Gutter Ballet" wurde mein Sava-Album Nr. 2. Ich liebe es bis heute, Schwächen, die Manche an dem Album erkennen können, sehe ich für mich nicht. Allein diese eher unaufgeregte Eröffnung mit "Of Rage and War", "When the Crowds are gone" (der Beginn der großen Tränentreiberballaden, die nur Savatage schreiben können), besagtes "Gutter Ballet" und "Menatlly yours" (ich liebe diese Schreie!), das Ganze ist aus einem Guss.

Es folgte "Streets". Manch einer bemängelt hier den "Musical-Touch" (der ja dann auch DWD und WoM veredelte), allerdings: das Ding packt Dich an den Eiern. Schwülstige Story hin, teils eher "dudelnde" Keyboards her: besser kann man das nicht machen, Jon Oliva ist genau derjenige, der so ein Story in all seinen Facetten schildern kann. Und ehrlich: in jedem anderen Stück würden mich die Keys in "Jesus saves" aufregen (weil: halt billig irgendwie), hier können sie den auf den ersten Hör simplen Song nicht im Mindesten zerstören. Dazu Criss' Gitarre....

"Handful of Rain" finde ich überaus gelungen, "Watching you fall" fällt neben dem so oft und zu Recht zitierten Masterpiece "Chance" zu oft unter den Tisch, außerdem finde ich den Opener jetzt gar nicht misslungen - nur ein wenig anders. Hier würde mich mal interessieren, ob es dazu ein Demo mit Jons Vocals gibt.

"DWD" ist bis heute nicht so wirklich angekommen bei mir, teils tolle Songs, eine schöne Story - und doch ist "Wake..." um Längen runder ausgefallen, auch, wenn ich da mit meiner Meinung allein da stehen könnte. Die Story ist vielschichtiger, die Songs irgendwie "runder", wirken ausgearbeiteter. Reicht an "Streets..." nicht heran und ist doch auf einem mehr als guten Weg.

Den "Mountain King" liebe ich abgöttisch, eines dieser Alben, die für mich ein Inbegriff des Metal sind. Praktischerweise gilt das auch für "Sirens" und "Dungeons", "Power of the Night" war irgendwie schon wieder anders, nicht mehr so ungezügelt wie seine Vorgänger, aber das ist vielen Nachfolgern von Alben ähnlicher Bauart gemein - oder auch anderen Bands, die einen ganz ähnlichen Weg genommen haben: die Plattenfirma beginnt meist, sich einzumischen, oder das Management oder einer innerhalb der Band oder was auch immer. Oder ich spekuliere mir da gerade einen Wolf.

Bis heute ist es traurig, dass "Ghost in the Ruins" das einzige Live-Dokument mit Criss an der Gitarre geblieben ist. Allerdings repräsentiert auch das spätere Live-Werk "Japan 94" nur begrenzt das, was Savatage auch ohne Criss auf die Bühnenbretter gezaubert haben - zu schade, dass es am Ende nicht mehr hat sollen sein.

Was soll ich sagen? Das Earmageddon im aktuellen DF ist im weitesten Sinne deckungsgleich mit meinem Hörempfinden. Well done.
Mensch, wieder so ein Plattenrauskram-Beitrag von Dir! :D Bin ohnehin auf dem Weg, die "Gutter Ballet" endlich wirklich zu durchsteigen. Ich meine, die Songs kenne ich natürlich fast auswendig, aber bin noch nicht "angekommen". Bin einer derjenigen, die das Songmaterial als etwas zu bunt gemischt und dadurch ein bißchen zu eklektizistisch empfinden.

Der Titletrack und "Crowds" sind so hörbar anders gebaut als der Rest der Scheibe. Kein Wunder, gehören sie doch zu O´Neills ursprünglichem GB-Konzept, das dann letztlich erst auf "Streets" realisiert wurde. Meine Lieblinge waren immer und sind "Hounds" (Criiiis!), "Silk and steel" (Criiiiiiiis!) und auch "Mentally yours". Und "Of rage and war", das übrigens ziemlich ähnlich aufgebaut ist wie "Taunting cobras". Weil jetzt sicher Widerspruch kommen wird, zeige ich mir selbst schonmal den mahnenden Finger :acute:. Dieser Smiley kann gar nicht oft genug gepostet werden.

Rage, Du hast es wieder geschafft, morgen wird trotz Bullenhitze auch auf Schloß Strahl "Gutter Ballet" durch das Anwesen dröhnen. Was denkst Du von Jons Entzugsklinik-Werkchen "Thorazine shuffle"? Das ist aber doch ein bißchen seltsam im Albumkontext, oder? Überhaupt sind ja auf GB drei verschiedene Ansätze realisiert: Die beiden "Streets"-Songs, die typischeren Metalsachen und am Schluß die Mini-Oper um Timmy. Werde mich bemühen, das alles im Kopf zusammenzusetzen...

Zu "Wake" möchte ich noch einmal betonen, daß aus meiner krümeligen Sicht eben KEIN Musical-Vibe bei dem Album herrscht. Jedenfalls nicht vergleichbar mit dem von "Dead Winter Dead" und "Streets". Ich sag´ das nicht, weil ich "Musical" per se als abwertende Kategorisierung empofände, sondern nur, weil ich´s nicht so höre. Ich finde an "Wake" die Eröffnung genial, in der der Sänger wie auf einer Shakespeare-Bühne vor den geschlossenen Vorhang tritt und das gesamte Theaterarsenal herruft. Dann wird allerdings erstmal gerockt bis zum Umfallen, einzig "Morning sun" hat nochmal diesen Schaustellereinschlag, der dadurch wie eine Rahmenerzählung wirkt.

Das letzte Drittel gehört wieder einer Mini-Oper, diesmal aber einer, die - wie @DeGrominator und @magic_child wunderbar gesagt haben - sehr ausgereift und gehaltvoll (auf zumindest auch mich) wirkt. "Wake" ist echt ein besonderes Werk, sogar im Sava-Kosmos. Und: Ja, die Vokalstrukturen sind hier am allerausgefeiltesten. Und das sagt einer, für den "Chance" und übrigens auch "This is the time" zu seinen Leib-und-Magen-Songs gehören.
 
Und ehrlich: in jedem anderen Stück würden mich die Keys in "Jesus saves" aufregen (weil: halt billig irgendwie), hier können sie den auf den ersten Hör simplen Song nicht im Mindesten zerstören.
Ich habe mir eine Version von "Streets" gebastelt, in der ich von "Jesus Saves" die alternative Gospelversion eingefügt habe, die mir immer noch einen Schauer nach dem anderen über den Rücken jagt. Macht für mich aus einem überirdischem Album ein galaktisches....

Jons Entzugsklinik-Werkchen "Thorazine shuffle"? Das ist aber doch ein bißchen seltsam im Albumkontext, oder?
Vielleicht wirkt er deswegen ein wenig seltsam auf Dich, weil dieses Stück ursprünglich als reiner Bonustrack gedacht war (fehlt meines Wissens nach auch auf dem Originalvinyl).
Davon mal ab: Hammergeiler Song.
 
Mit dem Seziertisch im Heft kann ich zu 99% mitgehen, wenn man rein das Schaffen der Band beurteilt, was aber meine innige Beziehung zu Savatage vor allem ausmacht, sind die persönlichen Geschichten, die mit fast all ihren Phasen entstanden sind und sich fest in meinen Kopf eingebrannt haben, angefangen vom Kennenlernen der Band mit der Dungeons durch einen Klassenkameraden, dessen Underground-Metal-Phase sich genau auf dieses (Mini-)Album eingrenzen läßt, über die jahrelange Jagd nach dem heiligen Gral Sirens (damals hier nicht veröffentlicht) oder meinen besten Kumpel, der von mir mit den Tipps Savatage und Warlock ausgestattet auch mal zum WOM marschiert ist, mit der brandneuen Fight For The Rock (und der True As Steel) zurück kam und mich am nächsten Tag voll zur Sau gemacht hat, dabei kannte ich beide Werke da auch noch nicht, bis hin zur Dead Winter Dead, die für mich immer mit den Briefen aus dem Kriegsgebiet meiner serbischen Freundin und der verworrenen Situation dort unten verbunden sein wird.
 
Für mich sind Edge of Thorns und besonders Streets nicht unverzichtbar. Gerade auf EoT sind zwar einige Highlights der Diskographie, über Albumlänge bin ich aber nicht immer begeistert.
Bezüglich "Edge Of Thorns" stimmt ich dir da voll zu. Sicher, da sind großartige Songs drauf, als Ganzes finde ich es aber ebenso nicht unverzichtbar. Natürlich ist es die letzte Scheibe mit Chris und hat deswegen schon einen besonderen Stellenwert, aber in die Spitzengruppe würde ich das Album nicht einordnen.

Ach ja, da die "Dead Winter Dead" hier so zwiespältig wegkommt: Ich finde, das Album wäre viel besser ohne die beiden von Jon eingesungenen Tracks. Auch wenn die natürlich von der Story her so beabsichtigt sind, finde ich, dass die nicht so ganz passen und den Fluss stören.
 
Bezüglich "Edge Of Thorns" stimmt ich dir da voll zu. Sicher, da sind großartige Songs drauf, als Ganzes finde ich es aber ebenso nicht unverzichtbar. Natürlich ist es die letzte Scheibe mit Chris und hat deswegen schon einen besonderen Stellenwert, aber in die Spitzengruppe würde ich das Album nicht einordnen.

Ach ja, da die "Dead Winter Dead" hier so zwiespältig wegkommt: Ich finde, das Album wäre viel besser ohne die beiden von Jon eingesungenen Tracks. Auch wenn die natürlich von der Story her so beabsichtigt sind, finde ich, dass die nicht so ganz passen und den Fluss stören.

Ich persönlich finde die Edge of Thorns schon ziemlich genial. Mag vielleicht auch daran liegen, das es meine erste Savatage war. Trotzdem würde ich sie auch so in meine Topliste aufnehmen.

Ich finde, sie fällt auch etwas aus dem Rahmen. Klar, Sava Alben waren immer sehr verspielt und vielseitig. Trotzdem gibt es ja gewisse typische Songs von ihnen. Die kantigeren Frühsongs und die symphonisch progressiven späteren.

Beides fehlt hier. Lag wohl sicherlich daran, dass man erstmals für einen anderen Sänger geschrieben hat. Aber auch Criss tobt sich hier nach allem Regeln der Kunst nochmal richtig aus.

Was er hier mit E- und Akustikgitarren anstellt, sucht seinesgleichen. Er war hier auf einem absoluten Höhepunkt. Es ist wirklich zu schade, dass er diesen Weg nicht mehr weiter gehen konnte. Was hätte da noch kommen können!

Vielleicht ist es aber auch das, was hier manche ein wenig abschreckt. Es ist ein Gitarrenalbum. Im melancholischen Hard Rock Kontext. Es fehlt sowohl die frühe Aggression als auch das spätere Symphonic Element. Von Anfang bis Ende viel Gitarre und Zachs warme Stimme.

Für mich ist es das Rainbow Rising der 90er.
So jetzt lyncht mich ;)
 
Für mich ist "Edge Of Thorns" gleichauf mit dem Bergkönig auf Platz 3 in der Banddiskographie. Ja, das liegt in der Tat an der anbetungswürdigen Performance von Criss. Gleichermaßen möchte ich aber auch auf die Vielzahl an großartigen Songs verweisen, die allesamt "Hitpotenzial" haben: Klar, der Titeltrack, dazu "He Carves His Stone", " Degrees Of Sanity", "Conversation Piece", "Damien"... - einfach beeindruckend. Daraus kann man für über 90% aller anderen Bands eine Best Of basteln.
 
Erstaunlich, wie hoch hier die "Edge Of Thorns" eingestuft wird. Liegt eventuell an der Sozialisierung. Für mich ist alles - außer "Fight For Rock" - davor besser. Das bedeutet in schlichten Objektivitätsversuchen natürlich immer noch eine Neun, aber mir fehlen da Kanten, Bombast, Wuchtigkeit. Für das, was es bietet, ist das Album super. Aber ohne Jon am Mikro war das damals schon ein kleiner Schock, da ja auch sein Organ einiges zur Urgewalt hinzufügen konnte. Das ist Zak natürlich leichtfüßiger mit der Lunge unterwegs.
 
Interessant finde ich ja auch, dass Streets über die Jahre immer besser bewertet wird. Für mich war das damals schon ein Meisterwerk. Aber ich kann mich erinnern, dass es bei Erscheinen auch stark in der Presse kritisiert wurde, zu viele Balladen, zu wenig harte Songs, etc. Hat nicht sogar Götz sowas geschrieben wie „Jon Oliva macht viel zu wenige seiner spitzen Schreie“ oder so ähnlich? Auf jeden Fall kam es bei weitem nicht so gut weg wie heute.

Ich jedenfalls fand die schon bei Erscheinen genial, genau so etwas hatte ich mir von Savatage nach Gutter Ballet gewünscht. Musste dann nachträglich feststellen, dass auf der LP lauter Songs fehlen und mir noch zusätzlich die CD zulegen. Damals hatte ich mich noch nicht ganz auf CD eingestellt, war auch eine Preisfrage, die CDs waren anfangs oft viel teurer. Die CD-Version wurde aber auch kritisiert so ala „nur noch mehr Balladen, lohnt sich nicht“. Schon witzig irgendwie... ;)
 
Erstaunlich, wie hoch hier die "Edge Of Thorns" eingestuft wird. Liegt eventuell an der Sozialisierung. Für mich ist alles - außer "Fight For Rock" - davor besser. Das bedeutet in schlichten Objektivitätsversuchen natürlich immer noch eine Neun, aber mir fehlen da Kanten, Bombast, Wuchtigkeit. Für das, was es bietet, ist das Album super. Aber ohne Jon am Mikro war das damals schon ein kleiner Schock, da ja auch sein Organ einiges zur Urgewalt hinzufügen konnte. Das ist Zak natürlich leichtfüßiger mit der Lunge unterwegs.

Die "Edge Of Thorns" war in der Tat mein Erstkontakt. Das spielt bei solchen Wertungen mit Sicherheit immer eine Rolle. Geht mir bei "Brave New World" von Maiden z.B. ähnlich.
 
Hat nicht sogar Götz sowas geschrieben wie „Jon Oliva macht viel zu wenige seiner spitzen Schreie“ oder so ähnlich? Auf jeden Fall kam es bei weitem nicht so gut weg wie heute.
Hab mir gerade das damalige Review im Rock Hard nochmals durchgelesen. Wurde in den höchsten Tönen von Götz gelobt (natürlich vollkommen zu Recht), bekam 9,5 Punkte. Eine Aussage wie in Deinem Zitat ist nicht zu finden, ganz im Gegenteil.

In meinem Bekanntenkreis schlug das Dingen gut ein, auch auf der folgenden Tour habe ich nur positive Resonanzen, was die Songs der "Streets" betraf, vernommen.
 
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