Das es 30 Jahre später spielt ist wahr, aber die Entwicklung die es da gegeben hat, halte ich trotzdem für "zu viel". Der Gedanke, den sich beim Original ganz bewusst gemacht wurde und welcher letztendlich den Cyberpunk-Look geboren hat, wurde eben verworfen. Keine der Figuren hat einen auffälligen, oder gar ikonischen Stil. Keine der Kulissen sieht wie etwas aus, dass uns so vielleicht mal erwartet. Also natürlich haben wir vielleicht mal Geister-Metropolen und Schrottplatzlandschaften haben wir jetzt schon, aber ich meine im wirklich architektonischen Sinne. Da wurde nichts neues Erzeugt, oder zumindest weiterentwickelt. Es sieht für mich eben so aus, als hätte man einfach den alten Look genommen und dann letztlich doch einfach nur futuristisch durch-designed. Das technische Gadget was man sich rausgesucht hat, war die Holotechnik, wobei die leider so ziemlich ohne Sinn und Verstand einfach funktioniert (Aus seiner Jackentasche heraus durch den kompletten Raum?!). Was ich mir glaube ich noch eher gewünscht hätte, wäre eine Weiterentwicklung der Schichten. Es muss nicht direkt was neues rauskommen. Das Genre Cyberpunk steht so einfach ziemlich fest. Man hätte mit dem Budget aber einfach diese Kulisse perfektionieren können. Scott hat damals in einer langen Set-Straße gearbeitet, was man auch ein bisschen merkt. Zumindest habe ich oft das Gefühl, dass fast jede belebte Straßenszene irgendwie in der gleichen Straße spielt (Was ja eben auch so ist). Man hätte dieses Leben ganz unten im Dreck und Müll einfach viel dichter und eher zeigen können. Das ist genau der Ort wo ich einen neuen Blade Runner hätte spielen lassen. Welche späte Forsetzung das zum Beispiel in meinen Augen komplett richtig gemacht hat, ist Mad Max Fury Road. Die haben am Ende einfach diese Wüsten-Rennen genommen und das im absoluten Extrem bis auf die Spitze getrieben. Mit allen völlig durchgeknallten Charakteren und Fraktionen, bis zu den völlig überdesignten Fahrzeugen, war man einfach bis ins letzte Detail konsequent. Das es dagegen viel viel realistischere Endzeit-Filme gibt, ist egal. Blade Runner hätte man natürlich auf eine ganz andere Art ins extrem treiben können und müssen. Die Optik und Art des Film sieht für mich letztlich aber wie gesagt "nur" (ziemlich gut) durchdesigned aus. Auch bei der Geschichte ist man mir irgendwie zu ausschweifend geworden. Der alte Blade Runner spielt innerhalb von ein paar Tagen in den Häuserschluchten von LA und benutzt seine Charaktere meist eher als Symbole. Der neue ist dagegen fast eine Odysee durch viele gigantische Sets, die eben eher klar und sauber wirken und scheint die Motive und Symbole eher neben der Geschichte der Charaktere schweben zu lassen.
Was mich glaube ich auch noch ein bisschen mehr interessiert hätte, als ein zerstörtes Las Vegas, wäre der Weltraum gewesen. Diese wunderschönen Bilder von denen Roy erzählt. Das hätte natürlich nicht der Hauptteil werden dürfen. Eher ein Finale. Es gibt einfach keine Szene die für mich annähernd an sowas wie Tears in Rain heran kommt.
Also Bewertung würde ich dem ganzen übrigens irgendwas zwischen 7 und 8 von 10 geben. Ob er für eine 8 reicht, weiß ich noch nicht, dass muss die Zeit zeigen.