Sentinels Classic Reviews - Neuauflage

Borknagar – Borknagar
VÖ: 03.08.1996

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1. Vintervredets sjelesagn 06:44
2. Tanker mot tind (Kvelding) 03:29
3. Svartskogs gilde 05:52
4. Ved steingard 02:14
5. Krigsstev 02:03
6. Dauden 05:49
7. Grimskalle trell 05:38
8. Nord naagauk 03:07
9. Fandens allheim 06:19
10. Tanker mot tind (Gryning) 02:57


Borknagar sind heute noch immer eine gute Band – jedoch ist die Diskrepanz zu den frühen Jahren offensichtlich. Das Debüt aus dem Jahr 1996 ist ein wildes, rohes, rasendes und raues Werk, dem die Naturverbundenheit, das Archaische, meinetwegen auch Atavistische, förmlich aus jeder Note quillt.

Ich war 1996 aufgrund des Covers geradeheraus schockverliebt. Mein Heimatort, ein knapp-über-1000-Seelen-Dorf, besteht aus vier Ortsteilen. Einer davon liegt höher als die drei anderen, und am Waldrand, wo sich einer meiner heiligsten Lieblingsorte befindet, steht eine Holzhütte, welche ich immer mit der hier dargestellten assoziiere. „Borknagar“ ist mithin ein, nun ja, „Heimspiel“ für mich. Auch ich bin von klein auf am Rande bzw. umgeben von Wäldern aufgewachsen, welche jenen im Booklet ähneln. Weiterhin erinnern mich eben jene Bilder auch an die märchenhaften Waldbilder in Neil Jordans „Zeit der Wölfe“. Dann noch diese Drudenklänge (im wundervollen Instrumental „Nord Naagauk“), welche mich in einen der prägendsten Fantasieorte meines Lebens, Lindgrens Mathis- bzw. Borkawald mit all seiner Schön- und gleichzeitig gefährlichen Wildheit, katapultieren. Doch, ich muss sagen: dieses Album hier, das war von Beginn an wie für mich gemacht.

Leicht in sein üppig wucherndes Dornengestrüpp bin ich seinerzeit jedoch nicht eingedrungen. Noch heute spüre ich hier ein Chaos am Werk, einen unberechenbaren, heimsuchenden Geist, voller Unruhe und Zorn in einem gleichermaßen für alle Schönheiten prinzipiell einmal empfänglich gewesenen, mit den Äonen jedoch böse gewordenen Herz, welches sich dem Hörer verschließt. Wie so viele Klassiker des Second Wave-Black Metal weißt es Ungereimtheiten und tiefe Mulden, in denen man halsbrecherisch darnieder stürzen mag, auf. Und wie so oft gehen manche Details der extrem komplexen Lieder in der Produktion von Pytten etwas unter, wenngleich gerade auch jene – so war das halt damals – ihren nicht unwesentlichen Teil zum Mysterium dieser Darbietung beiträgt und zudem natürlich kaum anders denkbar erscheint.

Fünf „echte“ Songs befinden sich hier zwischen fünf keineswegs „unechten“ Instrumentals – überragend unter den Letztgenannten insbesondere die direkt aufeinander folgenden „Ved Steingard“ und „Krigsstev“, vor allem aber auch das bereits erwähnte „Nord Naagauk“.

Mein Türöffner in diese Welt war das überwältigende, mit zeitweilig betörend-außerweltlich-klagendem Gesang versehene „Dauden“. Ich hatte mir damals ein Mixtape erstellt, auf das ich je einen zufällig gewählten Song von Death- und Black Metal-Alben, zu welchen ich seinerzeit keinen rechten Zugang fand, gepackt habe. Darunter befand sich auch „Dauden“, und er wurde sowohl mein Liebling auf ebenjenem Mixtape als auch auf Borknagars Debütalbum insgesamt. Tatsächlich finde ich ihn bis heute am leichtesten zugänglich sowie am klarsten strukturiert, was die anderen Lieder jedoch keinesfalls schmäht, da diese auch fünfundzwanzig Jahre später noch eine wilde, wirbelnde und inhärent geheimnisvoll gebliebene Urkraft transportieren. In ihrer üppigen, rohen Dramatik erfahre ich noch immer zu jeder Sekunde die wilde Urgewalt der nordischen Natur, durchbrochen von atemberaubender Schönheit und menschlicher Kontemplation.

Gesondert bemerkenswert - auch für die damalige Zeit - ist die virtuose Gitarrenarbeit, welche sich direkt im ersten Lied „Vintervredets Sjelesagn“ ihre Bahn bricht sowie allerspätestens bei dessen wundervollem Solo nicht mehr überhörbar ist.

Im Booklet schreibt Oystein G. Brun: „Borknagar is a band inspired by the yearning moods that entertains fantasy, and calls revelations in our minds concerning the ancient past. (…) A past in which myths and primeval kept generations searching for the true basis and essence of life. This album contains musical manifestations of our feelings towards those glorious days.“ Wenn auch leicht geschwollen klingend, kann man das für dieses Album, für jene Zeit sicherlich ganz und gar so stehen lassen. Einfach großartig – und im Reigen der prinzipiell geistesverwandten Erstwerke von In The Woods..., Ulver, Solefald, Helheim, aber auch Platten wie „Frost“ von Enslaved oder „Aspera Hiems Symfonia“ von Arcturus, ein nicht wegzudenkendes Monument der damaligen, sagenhaften Black-Metal-Jahre. Bereits der Nachfolger „The Olden Domain“ zeigte das göttliche Chaos und die sagenhafte Hysterie des Debüts nicht mehr auf; leider ist es das einzige Borknagar-Werk dieser Richtung geblieben. Gerne hätte ich noch viel, viel mehr davon gehört.

(02.07.2021)
 
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Hallo liebe Forumsgemeinde,

ich weiß offen gestanden gar nicht, wie es passieren konnte, dass seit meinem letzten Review hier im Thread schon wieder zwei volle Jahre ins Land gezogen sind. Hm… Sei es drum: ich hoffe, allen geht es gut; mir geht es auch gut - und demnächst wird es hier neue Reviews geben - ich habe mir fest vorgenommen, im Laufe der kommenden Zeit wieder ebensolche zu verfassen und freue mich schon darauf.

Bis dahin und alles Liebe
Euer Sentinel :feierei:
 
Type O‘ Negative - October Rust
VÖ: 20.08.1996

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1 Bad Ground 0:38
2 Untitled 0:21
3 Love You To Death 7:09
4 Be My Druidess 5:26
5 Green Man 5:48
6 Red Water (Christmas Mourning) 6:49
7 My Girlfriend's Girlfriend 3:46
8 Die With Me 7:13
9 Burnt Flowers Fallen 6:10
10 In Praise Of Bacchus 7:37
11 Cinnamon Girl 4:01
12 The Glorious Liberation Of The People's Technocratic Republic Of Vinnland By The Combined Forces Of The United Territories Of Europa 1:07
13 Wolf Moon (Including Zoanthropic Paranoia) 6:38
14 Haunted 10:07
15 Untitled 0:09


Es ist der letzte Oktobertag, zumindest für das Jahr 2023 - und somit heuer die letzte Gelegenheit, einem nach diesem (noch) aktuellen Monat benannten und trotz seines Titels nie Rost ansetzenden Meisterwerks die Referenz zu erweisen. Weiterhin handelt es sich heute um keinen gewöhnlichen Tag, vielmehr ist Halloween - ein Tag, welcher dieser Band mehr als angemessen erscheint, die unter anderem einen ihrer Songs „Halloween In Heaven“ (auf dem letzten Studioalbum „Dead Again“, 2007) genannt hat. Zudem erscheint die eingangs genannte Jahreszahl 2023 als stimmig, erlaube ich mir doch, im folgenden Absatz exakt ab diesem Ausgangspunkt 30 Jahre zurück in die Vergangenheit zu springen.

Meine erste Type O‘ Negative war nämlich im Spätsommer 1993 „Bloody Kisses“: kein gewöhnliches Album, sondern eine Höchstnote mit Liedern für die Ewigkeit, außerdem natürlich auch ein respektabler kommerzieller Erfolg und vor allem: ein stilprägender Klassiker.

Wo es heute zum Normalzustand geworden ist, dass man meist mehrere Jahre auf neue Veröffentlichungen großer (und oft auch kleiner) Bands warten muss, so war es damals noch ungewöhnlich, dass nach einem Durchbruch im Musikgeschäft erst etliche - in diesem Fall: drei - Jahre später neue Musik nachgereicht wurde; und die Erwartungshaltung war natürlich immens. Aber leider: zumindest meine Erwartungen konnten nicht erfüllt werden, also geschah mit Type O‘ Negative, was mir im Jahr 1996 unter anderem auch mit Pearl Jam („No Code“), My Dying Bride („Like Gods Of The Sun“), Moonspell („Irreligious“), Samael („Passage“), Sentenced („Down“), Prong („Rude Awakening“), Amorphis („Elegy“) und Cemetary („Sundown“) widerfuhr: nichts davon war schlecht, alles wurde (teilweise sehr) oft und (manchmal sehr) gerne gehört, war aber letztlich im direkten Vergleich zu den vorangegangenen Klassikern von geringerer Güte und Bedeutung. Mein damaliges Review zu „October Rust“ war ergo „nur“ noch eine 6/7.

Exakt ein Jahrzehnt sollte es dauern, bis ich das Album 2006 neu für mich entdeckte und - da dieses durch den Lauf der Zeit vom einst übermächtigen Schatten der „Bloody Kisses“ befreit war - wirklich erkannte, wie wunderschön und überlebensgroß jeder Moment darauf ist; mehr noch: dass „October Rust“ so entfesselt strahlt, dass es gleich einer heiß wütenden Sonne keinen einzigen es bedeckenden Schatten erlaubt und für mich persönlich mithin das wahre Monsteralbum dieser epochalen Ausnahmeband geworden ist.

Das Album ist einzigartig. Nie davor und nie danach waren Type O‘ Negative so traumversponnen, so umschmeichelnd, so schwelgerisch und so zärtlich wie auf „October Rust“. Es gibt keinen einzigen Verweis mehr auf die alten Carnivore-Tage. Stattdessen aber in enorm vielen Songs Zitate etwa der großartigen Cocteau Twins, und gerade diese Stellen gehören mit zum Ergreifendsten und Schönsten, was jemals in einem Tonstudio aufgenommen wurde. Und überhaupt: der so wohl nie mehr reproduzierbare Gesamtklang des Albums! Dieser überlebensgroß angefuzzte Bass-Sound (grandios!), die unvergleichlichen Keyboards und dann noch Petes Gesänge, welche sein Herz nach außen kehren.

Das absolute Kronjuwel auf diesem Album lautet auf den Namen „Red Water (Christmas Mourning)“; es ist mein liebster Type-O‘-Negative-Song überhaupt - nicht erst seit 2006, sondern direkt seit 1996. Wenngleich ich dieses Lied gesondert erwähne, so bedeutet dies keinesfalls, dass der Rest in irgendeiner Weise abfallen würde. Nein - es gibt keinen einzigen schwachen Ton, keinen einzigen lediglich „guten“ Song auf diesem Jahrhundertwerk. Es ist ein einziger Rausch, als sinnbildhafter Moment sei hier noch die letzte halbe Minute von „Wolf Moon“ herausgepickt, wenn Pete mit der Stimme hoch geht und uns das Wolfsgeheul gibt… Pure Ekstase und ein regelrechter Rock-Moment auf einem Album, welches ansonsten gerade überwiegend nicht rockt.

„October Rust“ ist vertonte Liebe. Das Album liebkost, es wärmt, es hält fest. Es ist außerweltlich schön, voll von übermenschlicher Liebe. Es wärmt selbst dann, wenn rings um es herum bereits jeglicher Hauch von Wärme längst erloschen ist.

(31.10.2023)

Hier geht es zu meinem Originalreview aus dem Jahr 1996: https://forum.deaf-forever.de/index...classic-reviews-neuauflage.15502/post-3186643
 
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Was ein fantastisch voller Leidenschaft und Liebe verfasstes Review. Welcome Back, Sentinel! :verehr:

Danke!

Ich bin ehrlich gesagt gar nicht mal besonders zufrieden mit diesem Review, hatte es tatsächlich so ähnlich bereits vor zwei Monaten abgetippt, als ich mich hier im Thread zurückgemeldet habe. Ich kann gar nicht mal sagen, an was es liegt, aber ständig habe ich irgendwelche Formulierungen abgeändert, Dinge hinzugefügt, anderes wieder gestrichen - und hätte wahrscheinlich bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag so weitergemacht, wenn nicht eben heute der letzte Oktobertag wäre und ich nun schon seit viel zu langer Zeit vor hatte, diese Besprechung genau in diesem Monat zu veröffentlichen.

Ich bin dennoch echt froh, dass ich es nun „weg“ habe und vor allem natürlich auch, dass es gefällt. :) Ich werde irgendwann auch noch mein Originalreview von 1996 hier im Thread ergänzen.
 
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Ich glaube bei einem Album was einem so sehr am Herzen liegt, wo man durch Tief und Hoch gegangen ist, kann man nur sehr schwer mit einem Review wirklich gerecht werden.
 
Die schwere Geburt des Reviews bemerkt man (oder bemerkte ich) beim Lesen nicht. :)

Bei mir war das ähnlich, mein Einstieg war die "Bloody Kisses", und wie bei Type 0 generell, habe ich einiges davon erst Jahre später kapiert. Ich las nur underground 'zines, in denen eine solche Band kein Thema war, und ging da jung und unbedarft ran, kannte auch Carnivore nicht und bin jemand, der selten auf Lyrics achtet.
"October Rust" wiederum war bei mir (wie eigentlich alle von dir genannten, "erstmal enttäuschenden" Alben; ich denke, das ist auch eine Altersfrage und ich bin vmtl einfach wenige Jahre jünger als du) direkt ein Treffer, der mein damaliges Stimmungsprofil so gut traf wie Schlüssel und Schloss. Vermutlich ist es auch immer noch mein Lieblingsalbum von Type 0, gerade auch aufgrund seiner Romantik, dem trockenen und verletzli verletzten Humor, diesem Wechselspiel an herbstlaubgefilterten Licht, durch das immer mal auch das satte Grün, vor allem aber gelb, rotbraun und fahles graubraun getönte Melancholie schimmern.
Ein Album, das einen direkt auf eine Nostalgiereise mitnimmt, von dem man weiß, dass es einige Tage nachwirkt, die Stimmung ganz deutlich mitbestimmt und eine Menge Seufzer in die Brust füllt.
Mein Lieblingssong ist ebenfalls "Red Water", das ich seit Jahren wenigstens einmal in der Weihnachtszeit anhören muss.
Und mit den Jahren wird es immer weniger prophetisch, sondern von der Realität eingeholt; was man immer wusste, es aber nicht leichter macht, aber immerhin auf die unwiderstehlichste Weise.
 
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Ich glaube bei einem Album was einem so sehr am Herzen liegt, wo man durch Tief und Hoch gegangen ist, kann man nur sehr schwer mit einem Review wirklich gerecht werden.
Das ist ein guter Gedanke und manchmal erschwert mir so etwas das Schreiben eines Reviews tatsächlich. Im überwiegenden Teil der Fälle ist es aber eine Hilfe und verstärkt beim Schreiben dann das Band zwischen mir und der Musik noch mehr. Hier, bei „October Rust“, hat mir beim Schreiben tatsächlich ein unmittelbarer Griff in meine Realität gefehlt, jenseits des reinen Schwelgens und Lobpreisens über das Gehörte. Zwar habe ich konkrete Erinnerungen an 1996 und auch an spätere Zeiten, wenn ich das Album höre - nichts davon war aber geeignet, es zu verschriftlichen. Wie blöd von mir, nicht an „Red Water“ anzuknüpfen, denn genau dann hätte ich meine fehlende Zutat gehabt und wäre sehr viel zufriedener mit meinem Text, denn:
Mein Lieblingssong ist ebenfalls "Red Water", das ich seit Jahren wenigstens einmal in der Weihnachtszeit anhören muss.
Und mit den Jahren wird es immer weniger prophetisch, sondern von der Realität eingeholt; was man immer wusste, es aber nicht leichter macht, aber immerhin auf die unwiderstehlichste Weise.
ganz genau so geht es mir mittlerweile mit diesem Lied auch. Tatsächlich habe ich irgendwann vor Wochen kurz daran gedacht, darüber zu schreiben - doch dann war der Gedanke auch schon wieder weg. (Wie es mittlerweile immer öfter mit jedem weiter voranschreitenden Lebensjahr passiert.)
 
Vermutlich ist es auch immer noch mein Lieblingsalbum von Type 0, gerade auch aufgrund seiner Romantik, dem trockenen und verletzli verletzen Humor, diesem Wechselspiel an herbstlaubgefilterten Licht, durch das immer mal auch das satte Grün, vor allem aber gelb, rotbraun und fahles graubraun getönte Melancholie schimmern.
Ein Album, das einen direkt auf eine Nostalgiereise mitnimmt, von dem man weiß, dass es einige Tage nachwirkt, die Stimmung ganz deutlich mitbestimmt und eine Menge Seufzer in die Brust füllt.
Mein Lieblingssong ist ebenfalls "Red Water", das ich seit Jahren wenigstens einmal in der Weihnachtszeit anhören muss.
Und mit den Jahren wird es immer weniger prophetisch, sondern von der Realität eingeholt; was man immer wusste, es aber nicht leichter macht, aber immerhin auf die unwiderstehlichste Weise.
Ich mag sehr, sehr gerne, was du hier schreibst. Genau so lese ich gerne über Musik (deshalb schreibe ich ja auch in dieser Art darüber). “October Rust“ als „Wechselspiel an herbstlaubgefiltertem Licht“ zu bezeichnen, finde ich großartig! Das trifft es auch wirklich irrsinnig gut.

Und ich finde es super, dass wir beide mit „Bloody Kisses“ eingestiegen sind, beide „October Rust“ am meisten mögen und beide „Red Water“ als Liebling-TON-Song haben. :)
 
Schön, dass du dein Comeback mit diesem fantastischen Monument eines Album feierst!
Natürlich möchte ich da auch zumindest kurz meinen Senf beisteuern.

Ich mag sehr, sehr gerne, was du hier schreibst. Genau so lese ich gerne über Musik (deshalb schreibe ich ja auch in dieser Art darüber). “October Rust“ als „Wechselspiel an herbstlaubgefiltertem Licht“ zu bezeichnen, finde ich großartig! Das trifft es auch wirklich irrsinnig gut.

Und ich finde es super, dass wir beide mit „Bloody Kisses“ eingestiegen sind, beide „October Rust“ am meisten mögen und beide „Red Water“ als Liebling-TON-Song haben. :)
Bei 2 von 3 gehe ich mit (Einstieg + Lieblingsalbum). "Red Water" ist zwar nicht mein Lieblingssong der Jungs, aber auf jeden Fall sehr weit vorne mit dabei.
Unterm Strich ist die "October Rust" nicht nur mein Lieblingsalbum von TON, sondern schon seit Jahren eines meiner generell liebsten Alben überhaupt.

Und was Atmosphäre und die Thematik, die du und @WitheringHeights beschreiben, anbelangt, gehe ich auch mit und möchte mich ganz unkreativ mal selbst zitieren:

...ein paar luftigere TON-Nummern gehen da auch ohne Probleme (da gibt es ja doch auch hier und da welche), aber die schwermütigen, vor Emotionen nur so strotzenden Brocken spiele ich da eher seltener - für die brauch ich die passende Atmosphäre von Herbst/Winter, Dunkelheit (Ausnahme: October Rust - die geht ohne jegliche Probleme schon ab Spätsommer. Denn bei der verbinde ich zuviele Erinnerungen aus dem ebendiesem ). Dann drängen sich die Songs regelrecht auf, gespielt zu werden. Und dann kann ich auch die komplette Bandbreite der Emotionen aufsaugen und mich darin suhlen :D
Dabei fällt mir wieder auf, dass ich in Teilen wirklich ein Jahreszeitenhörer bin (aber ich glaube, das Thema hatten wir woanders hier schonmal irgendwo)...

Dieses Meisterwerk packt einen immer wieder und nutzt sich auch nach fast 3 Jahrzehnten kein bisschen ab.
Alleine wenn schon die ersten Töne von "Love you to death" erklingen, ist man gefangen in der Wohlfühlatmosphäre (wobei...gefangen ist der falsche Ausdruck: eher ergibt man sich dieser mit absoluter Freude).
Um die Frage "Am I good enough...for you?" aus diesem Song mal stellvertretend auf das Album bezogen zu beantworten:
JA!!! Ja, ja und ja :verehr: <3
 
Ich mag sehr, sehr gerne, was du hier schreibst. Genau so lese ich gerne über Musik (deshalb schreibe ich ja auch in dieser Art darüber). “October Rust“ als „Wechselspiel an herbstlaubgefiltertem Licht“ zu bezeichnen, finde ich großartig! Das trifft es auch wirklich irrsinnig gut.

Und ich finde es super, dass wir beide mit „Bloody Kisses“ eingestiegen sind, beide „October Rust“ am meisten mögen und beide „Red Water“ als Liebling-TON-Song haben. :)

Ja, Musik erweckt den Synästhetiker in einem :D
Ist aber imo tatsächlich so bei mir (und ich denke auch bei Dir), dass man Musik kaum beschreiben kann, ohne auf ein Resrevoir von weiter gefassten Sinneseindrücken zurückzugreifen, die manche Musik in einem ansprechen kann. Bei manchen ist das für mich mehr mit Farben, bei anderen mit Düften belegt; mit Wetterlagen und Zimmereinrichtungsstilen, Landschaften usw.
Da gäbe die "October Rust" noch einiges für mich her :D

Übrigens in meinem Bekanntenkreis eines der wenigen Alben, das auch bei Leuten gelandet ist, die ansonsten nahezu nix mit Metal zu tun haben. So Menschen (derer gibt es ja nicht unbedingt so wenige), die in ihrer Jugend mal kurz "wilde Musik" (egal welcher Rock-Subkultur) gehört haben, aber halt immer nur >20 Alben besasßen. Da war das eigentlich immer dabei und eines, das auch Jahre später mal noch Erwähnung und Verwendung fand.
Also, ist rein anekdotisch und betrifft vielleich so 3, 4 Leute ^^ Aber gemessen daran, wie das sonst so aussieht (ich bin der totale Musiknerd-Ausreißer in extremis), ist das ein sehr guter Schnitt.
 
Schön, dass du dein Comeback mit diesem fantastischen Monument eines Album feierst!
Und schön, dich hier zu lesen! :)

Ach, ich und meine „Comebacks“… Das war ja von Beginn dieses Forums an so, wobei es irgendwann immer länger und länger sowie immer häufiger wurde. Und ich glaube, das wird sich wahrscheinlich auch nie mehr grundlegend ändern. Ich hasse einfach diese ganze digitale Welt und wünsche mir stattdessen Schreibmaschinen, Telefonzellen und Rockmusik als Leitkultur zurück. :hmmja:

"Red Water" ist zwar nicht mein Lieblingssong der Jungs, aber auf jeden Fall sehr weit vorne mit dabei.
Hast du einen TON-Lieblingssong?

(Wäre „Red Water“ nicht, dann würde ich mich absolut nicht entscheiden können… und zwar selbst dann nicht, wenn ich nur „Bloody Kisses“ und „October Rust“ als Ausgangsbasis nehmen würde. Ich kann alleine schon zwischen „Christian Woman“, „Can‘t Lose You“, „Bloody Kisses“, „Too Late: Frozen“, „Love You To Death“, „Die With Me“, „Burnt Flowers Fallen“ und „Haunted“ unmöglich eine Rangfolge erstellen. Und wenn ich die Hits der anderen Alben ebenfalls mitberücksichtigen würde, wäre ich nur noch mehr verloren.)

Dein Eigenzitat kann ich blöderweise nicht erneut zitieren (oder ich weiß einfach nicht, wie es geht)… Das mit den nötigen Jahreszeiten für bestimmte Musik hört man ja gerade im Hinblick auf „dunklen“ Metal sehr oft. Ich finde das total interessant und kann es auch absolut nachvollziehen, bin aber froh, dass ich das selbst nicht habe. Ich höre im Sommer zum Beispiel nicht weniger Black Metal als im Winter - und zwar jenseits der „Anthems To The Welkin At Dusk“ von Emperor, die ja oft und gerne als „Sommer-Black-Metal-Album“ bezeichnet wird (was ich auch seit jeher einerseits verstehe, aber nichtsdestotrotz total skurril finde, denn natürlich kam die zwar damals im Hochsommer raus - aber hunderte von anderen Black-Metal-Alben ja auch).

Alleine wenn schon die ersten Töne von "Love you to death" erklingen, ist man gefangen in der Wohlfühlatmosphäre (wobei...gefangen ist der falsche Ausdruck: eher ergibt man sich dieser mit absoluter Freude).

Oh ja, aber so was von! :verehr:
 
Ja, Musik erweckt den Synästhetiker in einem :D
Ist aber imo tatsächlich so bei mir (und ich denke auch bei Dir), dass man Musik kaum beschreiben kann, ohne auf ein Resrevoir von weiter gefassten Sinneseindrücken zurückzugreifen, die manche Musik in einem ansprechen kann. Bei manchen ist das für mich mehr mit Farben, bei anderen mit Düften belegt; mit Wetterlagen und Zimmereinrichtungsstilen, Landschaften usw.
Da gäbe die "October Rust" noch einiges für mich her :D
Ich glaube, wenn ich mal wieder an einem Review verzweifle, frage ich dich um Rat! :D Du hast total recht - und auf einen Schlag fallen mir so viele gute Dinge ein, die ich eigentlich noch hätte schreiben können. Nun denn, beim nächsten Mal dann halt wieder. ;)

(Kleine Randnotiz: ein Album, das im Hinblick auf Synästhesie immer sofort in meinen Gedanken aufblitzt, ist „Melting Sun“ von Lantlôs - mit seinen grandiosen Songtiteln wie „Azure Chimes“, „Cherry Quartz“ oder „Aquamarine Towers“…)
Übrigens in meinem Bekanntenkreis eines der wenigen Alben, das auch bei Leuten gelandet ist, die ansonsten nahezu nix mit Metal zu tun haben. So Menschen (derer gibt es ja nicht unbedingt so wenige), die in ihrer Jugend mal kurz "wilde Musik" (egal welcher Rock-Subkultur) gehört haben, aber halt immer nur >20 Alben besasßen. Da war das eigentlich immer dabei und eines, das auch Jahre später mal noch Erwähnung und Verwendung fand.
Also, ist rein anekdotisch und betrifft vielleich so 3, 4 Leute ^^ Aber gemessen daran, wie das sonst so aussieht (ich bin der totale Musiknerd-Ausreißer in extremis), ist das ein sehr guter Schnitt.
Das kann ich auf die damalige Zeit bezogen ebenfalls ganz genau so bestätigen. An diese Leute musste ich auch in den vergangenen Monaten, wo das Album bei mir wieder in Dauerschleife lief, öfters denken und habe mich gefragt, was wohl aus ihnen geworden sein mag.
 
Hast du einen TON-Lieblingssong?

(Wäre „Red Water“ nicht, dann würde ich mich absolut nicht entscheiden können… und zwar selbst dann nicht, wenn ich nur „Bloody Kisses“ und „October Rust“ als Ausgangsbasis nehmen würde. Ich kann alleine schon zwischen „Christian Woman“, „Can‘t Lose You“, „Bloody Kisses“, „Too Late: Frozen“, „Love You To Death“, „Die With Me“, „Burnt Flowers Fallen“ und „Haunted“ unmöglich eine Rangfolge erstellen. Und wenn ich die Hits der anderen Alben ebenfalls mitberücksichtigen würde, wäre ich nur noch mehr verloren.)

Das wäre dann tatsächlich "Love you to death". Auf den Plätzen kämen "White Slavery" und dann in der Tat schon "Red Water".
Was ich auch toll finde, ist "Blood & Fire". Aber nicht in der Albumversion, sondern die Version, die dann auch auf dem Mortal Kombat-Soundtrack war (das "Out of the Ashes-Mix). Die Version hat mMn eine viel dichtere Atmosphäre. Dagegen hört sich die Originalversion arg dünn an.

 
Das stimmt, die Version ist kraftvoller. Mir gefallen insbesondere auch dieser Deep-Purple-Vibe am Anfang sowie der „Love eternal…“-Teil in der Mitte. (Und wo ich gerade Deep Purple erwähne, muss ich an die grandiose „Highway Star“-Coverversion von Type O’Negative denken!)

“White Slavery“ ist auch einer meiner Lieblingssongs und wahrscheinlich - trotz „Everything Dies“, „Everyone I Love Is Dead“ und „World Coming Down“ - mein Favorit auf dem vierten Album. :verehr:
 
Du bist für mich immer noch durch nichts zu ersetzen - weißt du vermutlich gar nicht. :)
Du machst mich ganz sprachlos. Ehrlich. Ich sitze hier, schaue seit Minuten den Bildschirm an und weiß gar nicht, was ich schreiben soll... Ein von Herzen kommendes und aufrichtiges Dankeschön an dich! (PM folgt…) :)
 
@Sentinel
(Ist der Name eigentlich eine Priest-Reminiszenz?)

Bin durch deine tolle Rezi auf den Geschmack gekommen und habe mir jetzt einfach so die October Rust geschossen!

Kannte von TON bisher nur My Girlfriend's Girlfriend von ihnen, als das damals als Video auf MTV und Viva lief.

Bin gespannt!

Freue mich auf weitere Rezi's von dir, bin für (für mich zumindest) Neuentdeckungen immer offen und harre deiner weiteren Ergüsse!
:top: :jubel:
 
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