Steven Wilson


Und ich mag auch poppige Sachen: Coldplay, Billie Eilish, Taylor Swift etc. Aber das geht mir überhaupt nicht rein. Damit möchte ich SW nicht mit den genannten Künstlern/Künstlerinnen vergleichen, sondern einfach nur damit zum Ausdruck bringen, dass ich musikalisch durchaus mal über den Tellerrand schaue und für vieles offen bin.
 
Ich bin auf das gesamte Album gespannt.
Vielleicht passt die Musik ja vortrefflich zu den Texten und der ganzen Thematik der Scheibe.
Ich denke auch das ein Typ wie SW immer Fans verlieren und neue dazu gewinnen wird.
Sein Output ist ja wirklich sehr gemischt was Musikstile betrifft.
 
Hab das neue Album gestern bekommen und bereits mehrfach gehört.
Nun, gute Art Pop Scheibe, musikalisch sehr minimalistisch, die progressiven Elemente sind (leider)komplett raus.
Leider hab ich die Befürchtung, daß sie sich recht schnell abnutzt.
Das ist so ein Sommer Album, wo die Sonne scheint, man am Strand liegt und die Realität vergisst.
Bin gespannt auf Eure Meinungen dazu.
 
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Finde auch, dass das ganze "mainstreamiger" wird. Weniger spannend, aber nicht schlecht. Wie Du sagst, hat sich auch bei mir schnell abgenutzt. Die Entwicklung ging ja mit Hand. Cannot. Erase los, wo vieles zurückgefahren und nur noch punktuell eingesetzt ist. Songwriting ist aber auch bei der neuen nah an der Perfektion.

The Raven That Refused To Sing bleibt für mich unerreicht.
 
Stimm ich Dir zu.
Für mich bleibt Hand Cannot Erase unnereicht.
Die ausgewogene Mischung aus progressiven, dennoch songdienlichen Elementen finde ich bei Wilson am Besten.
So ähnlich wie bei PT's Fear Of A Blank Planet.
 
Da finde ich mich wieder. Letztlich die einzige Post-PT-VÖ von Wilson die ich benötige. Mal abgesehen von den Blackfield-Scheiben aber die sind ja zu 99% auch nur Material von seinem Co-Songwriter.
 
Es gibt wohl aktuell kein Album, dass mehr diskutiert wird als die neue Steven Wilson.

Und die ganzen Meinungen und Gegenmeinungen finde ich dabei interessanter als das Album selbst.

Da gibt es die Proggies. Und gerade hier finde ich es lustig, wie stockkonservativ die oft sind. Einerseits bezeichnen sie sich als Fans von progressiver, zu deutsch also fortschrittlicher Musik. Andererseits gehen sie total an die Decke, wenn die Songs mal kürzer als 8 Minuten sind, oder (noch viel schlimmer) sich einfache Songstrukturen einschleichen.

Ist nicht offending gemeint. Gibt natürlich viele, die nicht so verbohrt sind. Aber vor allem auf den berühmten Babyblauen Seiten lese ich immer wieder so gewisse Sachen :D

Dann gibt es die Metal Fans, bei denen viele lamentieren, dass kaum noch harte Gitarren im Wilson Sound statt finden. Das kann ich sogar teilweise nachvollziehen. Aber das ist auch nicht erst seit gestern so...

Und das ist es auf was ich raus möchte: Wilson macht Wilson Musik. Auch auf The Future Bites. Ich höre den guten Stevie und Porcupine Tree jetzt seit 16 Jahren. Nicht alles, was er angepackt hat, finde ich gut. Blackfield wirkte langweilig auf mich, No-Man kickt mich auch nicht und seine Elektro Experimente sind mir zu zerfahren.

Porcupine Tree und Solo ging aber immer. Und hier muss ich feststellen: Wenn man immer dran blieb und genau hingehört hat, war doch klar wo der Weg hin geht. Schon seit Fear of a blank Planet, aber spätestens seit The Incident. Bratzgitarren raus, mehr Retro-Prog rein. Und spätestens bei dem Raven auch mehr Pop.

Ja, man lynche mich. Aber ich finde, dass auf dem Raven der Pop-Anteil mindestens genauso präsent ist wie der (Retro-)Proganteil. Mal Drive Home oder den Titeltrack anhören. Das ist vom Songwriting her kein weiter Weg zum neuen Album. Und davon abgesehen: Wie "progressiv" im eigentlichen Sinne waren denn Alben wie Lightbulb Sun oder In Absentia? Da waren auch schon jede Menge dieser schmeichelnden Wilson Melodien drin. Auch einfache Songstrukturen. Was ist denn z.B. mit Trains?

Was sich drastisch geändert hat - vor allem seit To the Bone - ist der Sound, nicht das Songwriting. Wilson versucht jetzt nach Disco Pop zu klingen. Aber aus seiner Haut kann er nicht. Er mag noch so viele Beats schichten, und sich im Falsett Gesang versuchen, im Kern bleiben es dieselben Songs, die er schon immer geschrieben hat.

Genau da habe ich jetzt aber ein Problem: Ich kenne die Formel inzwischen. Ich meine, hey: Wie oft hat er einen Song wie Man of the People schon geschrieben? In der ein oder anderen Form? Es ist egal, ob da mal mehr RetroProg drum rum gebastelt wird, oder mehr Elektrobeats, oder eine verzerrte Gitarre, oder, oder... Es bleibt derselbe Song.

Bei Porcupine Tree oder seinen Projekten gab bzw. gibt es künstlerische Reibung. Weil er nicht alles selber gemacht hat, sondern auch andere Songwriter involviert waren.

Und das empfinde ich bei seinen Soloalben: Sie werden langweiliger. Egal ob er den Sound jetzt Richtung 70er Disco oder sonstwas dreht. Man hat immer noch die Wilson Musik, die zumindest ich jetzt schon ziemlich über habe.

Natürlich ist das noch nicht mein endgültiges Urteil zur Future Bites. Dafür habe ich es noch nicht intensiv genug gehört. Und ich nehme mir immer Zeit für Wilson.

Aber ich finde vielleicht sollte man das eher mal diskutieren: Ob Wilson sich lieber mal wieder eine Band suchen sollte, die ihm mehr kreative Reibung gibt. Und nicht die ziemlich unnötige (aber für mich unterhaltsame) Diskussion, ob Wilson noch Prog ist ;)
 
Ich finde es grandios, wie man die Entwicklung von Album zu Album nachvollziehen kann. Glaube Mr. Wilson braucht die ständige Entwicklung. Das macht seine Diskografie auch so spannend und vielseitig.
 
Es gibt wohl aktuell kein Album, dass mehr diskutiert wird als die neue Steven Wilson.

Und die ganzen Meinungen und Gegenmeinungen finde ich dabei interessanter als das Album selbst.

Da gibt es die Proggies. Und gerade hier finde ich es lustig, wie stockkonservativ die oft sind. Einerseits bezeichnen sie sich als Fans von progressiver, zu deutsch also fortschrittlicher Musik. Andererseits gehen sie total an die Decke, wenn die Songs mal kürzer als 8 Minuten sind, oder (noch viel schlimmer) sich einfache Songstrukturen einschleichen.

Ist nicht offending gemeint. Gibt natürlich viele, die nicht so verbohrt sind. Aber vor allem auf den berühmten Babyblauen Seiten lese ich immer wieder so gewisse Sachen :D

Dann gibt es die Metal Fans, bei denen viele lamentieren, dass kaum noch harte Gitarren im Wilson Sound statt finden. Das kann ich sogar teilweise nachvollziehen. Aber das ist auch nicht erst seit gestern so...

Und das ist es auf was ich raus möchte: Wilson macht Wilson Musik. Auch auf The Future Bites. Ich höre den guten Stevie und Porcupine Tree jetzt seit 16 Jahren. Nicht alles, was er angepackt hat, finde ich gut. Blackfield wirkte langweilig auf mich, No-Man kickt mich auch nicht und seine Elektro Experimente sind mir zu zerfahren.

Porcupine Tree und Solo ging aber immer. Und hier muss ich feststellen: Wenn man immer dran blieb und genau hingehört hat, war doch klar wo der Weg hin geht. Schon seit Fear of a blank Planet, aber spätestens seit The Incident. Bratzgitarren raus, mehr Retro-Prog rein. Und spätestens bei dem Raven auch mehr Pop.

Ja, man lynche mich. Aber ich finde, dass auf dem Raven der Pop-Anteil mindestens genauso präsent ist wie der (Retro-)Proganteil. Mal Drive Home oder den Titeltrack anhören. Das ist vom Songwriting her kein weiter Weg zum neuen Album. Und davon abgesehen: Wie "progressiv" im eigentlichen Sinne waren denn Alben wie Lightbulb Sun oder In Absentia? Da waren auch schon jede Menge dieser schmeichelnden Wilson Melodien drin. Auch einfache Songstrukturen. Was ist denn z.B. mit Trains?

Was sich drastisch geändert hat - vor allem seit To the Bone - ist der Sound, nicht das Songwriting. Wilson versucht jetzt nach Disco Pop zu klingen. Aber aus seiner Haut kann er nicht. Er mag noch so viele Beats schichten, und sich im Falsett Gesang versuchen, im Kern bleiben es dieselben Songs, die er schon immer geschrieben hat.

Genau da habe ich jetzt aber ein Problem: Ich kenne die Formel inzwischen. Ich meine, hey: Wie oft hat er einen Song wie Man of the People schon geschrieben? In der ein oder anderen Form? Es ist egal, ob da mal mehr RetroProg drum rum gebastelt wird, oder mehr Elektrobeats, oder eine verzerrte Gitarre, oder, oder... Es bleibt derselbe Song.

Bei Porcupine Tree oder seinen Projekten gab bzw. gibt es künstlerische Reibung. Weil er nicht alles selber gemacht hat, sondern auch andere Songwriter involviert waren.

Und das empfinde ich bei seinen Soloalben: Sie werden langweiliger. Egal ob er den Sound jetzt Richtung 70er Disco oder sonstwas dreht. Man hat immer noch die Wilson Musik, die zumindest ich jetzt schon ziemlich über habe.

Natürlich ist das noch nicht mein endgültiges Urteil zur Future Bites. Dafür habe ich es noch nicht intensiv genug gehört. Und ich nehme mir immer Zeit für Wilson.

Aber ich finde vielleicht sollte man das eher mal diskutieren: Ob Wilson sich lieber mal wieder eine Band suchen sollte, die ihm mehr kreative Reibung gibt. Und nicht die ziemlich unnötige (aber für mich unterhaltsame) Diskussion, ob Wilson noch Prog ist ;)

Guter Beitrag, vor allem auch der letzte Punkt. Aber auf den Punkt mit den verbohrten/konservativen Proggies möchte ich mal eben eingehen.
Kann hier natürlich jetzt nur für mich sprechen (und für mich sind Progressive Rock und Progressive Metal schon soetwas wie Lieblingsgenres), aber ich persönlich stehe einfach auf Musik, bei denen die Kompositionen entweder viele kleine Details haben, oder wenigstens mal ungewöhnliche Rhythmen oder Harmonien (letzteres kommt gerade im "Genre-Prog" der letzten Jahre allerdings eh kaum vor).
Das ist allerdings nicht das einzige Kriterium für Musik für mich und ich mag auch mal einfachere Sachen, wenn die wenigstens irgendwie eigenständig oder interessant klingen.
Und der Vorwurf, dass Fans von Prog-Bands echte Progression, also Fortschritt, oft ablehnen, ist für mich zwar nachvollziehbar aber irgendwie auch nicht sinnvoll. Es wird ja auch nicht ständig erwähnt, dass viele Heavy-Metal-Bands nicht so heavy klingen wie Bands aus zig anderen Genres und ein Genrebegriff ist halt eine Kategorie (die bei Prog Rock und Progressive Metal ja eh schon relativ weit gefasst ist).
Ich persönlich finde auch neuartiger klingende Sachen oft spannender als Sachen, die halt klingen, wie vorher schon etliche andere Prog-Bands, auch wenn ich das Genre mag. Mich packt z.B. INDUKTIs "Idmen" oder manches originelle Album aus dem Extrem Metal der letzten Jahre zehnmal mehr als der hundertste DREAM-THEATER- oder SYMPHONY-X-Klon (oder neuere Werke dieser Bands selbst).
Genremäßig bin ich eh nicht wirklich engstirnig oder konservativ - ich mag Heavy, Doom, Death, Black Metal, Post Rock oder Minimal Music von PHILIP GLASS oft genauso gerne wie Progressive Rock/Metal und gerade in letzter Zeit lege ich auch wieder gerne "Angel Dust" von FAITH NO MORE auf - und dazu passend fällt mir ein, dass bei dem Album der Mix aus "Pop-Melodien", harten Gitarren, einfachen und anspruchsvolleren Songstrukturen, sowie verschiedensten Einflüssen für mich (selbst heute noch) einfach deutlich frischer und spannender klingt, als beispielsweise Steve Wilsons "Hand. Cannot. Erase" (und natürlich vor allem als das, was ich von "To The Bone" gehört habe) und ersteres ist mal eben 23, bzw. 25 Jahre vorher entstanden.
Will damit sagen, wenn sich eine von mir geliebte Band aus dem Prog-Genre verabschiedet, oder zumindest teilweise in eine andere Richtung entwickelt, finde ich das nicht per se schlimm. Aber im Falle von STEVEN WILSON merke ich einfach schnell, dass mich die Musik nicht mehr langanhaltend begeistern kann und mir einfach ein deutliches Gegengewicht zu den einschmeichelnden Melodien fehlt, was bei "The Raven That Refused To Sing" eben durchaus noch der Fall war (das Album ist für mich sogar sein Meisterwerk - von dem, was ich bisher so kenne).
Aber nach deiner Beschreibung scheint es dir mit WILSONs neueren Werk ja ähnlich zu gehen, wie mir.
Vielleicht liegt die Tatsache, dass mich die letzten Veröffentlichungen von Wilson nicht mehr interessieren, auch noch daran, dass ich bei Musik schon immer mehr auf die Instrumentierung als auf den Gesang geachtet habe - und mich noch dazu Steven Wilsons Stimme und Gesangsart nicht besonders berühren (im Gegensatz zu z.B. TORI AMOS, bei der mich auch einfachere Songs packen können).
Bei den Babyblauen Seiten hast du aber recht, da fand ich auch schon manche Kritik und manche Begründung für Nichtgefallen etwas hanebüchen, wobei ich die Seite trotzdem für ihren Informationsgehalt schätze.
 
Zuletzt bearbeitet:
@ChrisChaos und @Acrylator : Schöne Beiträge von Euch! In der aktuellen ROCKS gibt es einen Interview-Bericht über Wilson, der mich restlos davon überzeugt hat, daß der Mann unbedingt mal Urlaub vom Vorsichhinkomponieren, Vorsichhinaufnehmen und Vorischhinmastern benötigt. Wilson sagt da etliche Sätze, die jeden Psychotherapeuten aus dem Ohrensessel federn lassen würden. Der Mann scheint mir momentan ziemlich durch zu sein, schwadroniert über die messianische Bedeutung von Madonna und Michael Jackson in den 80ern, flennt rum, daß sowas heuer nicht mehr möglich ist, verortet sich munter als Singularität in Raum und Zeit und redet allen Ernstes davon, er habe seine Hörer in seinem "Universum" eingefangen und "kommandiere" sie darin "herum" (sic!).

Wilson mag ja auf seine Art tatsächlich eine elusive Figur darstellen und der Beachtung wert sein, die er auf sich zieht, aber das geht doch etwas zu weit, findet Ihr nicht? Höhepunkt dann sein Lob für Billie Eilish, bei dem mir fast die Zeitschrift aus den Hand gerutscht wäre. Wilson sagt dann noch den schönen Satz" Ich habe seit zehn Jahren nichts mehr gemacht, was auch nur im entferntesten mit Metal zu tun hätte... "

Steven, wenn du mich fragst, du hast hast überhaupt noch nie etwas gemacht, was im entferntesten mit Metal zu tun gehabt hätte. Das ist aber auch gar nicht schlimm, es stimmt, es gibt etliche Metal-Heads, die durch PT zu deiner Musik gekommen sind und dann geblieben, weil sie die 70er-Prog-Vibes mochten (oder sonstwas). Und das ist toll so. Nur ödet mich diese unsagbar spannende wunderbare grenzüberschreitende irre Entwicklungsreise, auf die er uns alle beständig mitnehmen möchte, zunehmend an. Zumal stilistischer Eklektizimus nicht notwendig Entwicklung bedeuten muß, sondern auch einfach besagen kann, daß man jetzt dies macht, nachdem man zuvor das gemacht hatte. Nicht mehr und nicht weniger.

Kein Mensch, auch das größte lebende Songwriter-Genie, kann so viele neue Platten raushauen, ohne daß die Qualität irgendwann ernsthaft litte. Ich will dem Mann nix Böses und respektiere ihn und seine Arbeit sehr. Man spürt tatsächlich, daß er etwas Besonderes tun möchte und die Absichten in jedem Falle "gut" sind.

Aber mein Vorschlag im Moment wäre: Ehrenamtlich was für andere Menschen tun. Oder wenn dies das Prog-Ego nicht zulassen sollte, viell. ein, zwei Jahre einen schönen alten Bauernhof anmieten, sich weitgehend selbst versorgen und noch ein paar schwer erziehbare Jugendliche aufnehmen und mit denen mal Musik machen, dann spürt man auch wieder, was richtiges Leben mit richtigen Problemen ist.

Und hört auf, Madonna und Michael als nietzeanische Übermenschen zu modellieren, denen nachzueifern erlösend sinnstiftend sein könnte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe manchmal das Gefühl, dass sich Steven Wilson selbst im PT-Sumpf hat verirren sehen und da _unbedingt_ raus wollte. Egal wie. Das hat dann die ersten Soloalben so gar nicht funktioniert, von dem Album mit Akerlulz ganz zu schweigen. Da muss man sich halt in irgendwelche Traumbilder flüchten. Und hey, wenn er die Musiker (ich liebe die Musik von MJ ebenso über alle Maßen, selbst die Invincible) geil findet und die übern goldenen Klee lobt, gerne.
Aber es wirkt schon befremdlich, sich mit so einer Vehemenz von seinem musikalischen Werdegang zu trennen. Weil ohne PT wäre das, was er sowohl mit Blackfield, als auch Solo macht, niemals in der breiten Popularität möglich gewesen. Und ich würde meine Hand für ins Feuer legen, dass sowohl die letzte LP als auch die neue nicht unbedingt dazu beitragen, dass er an Popularität gewinnt, dann schon eher seine sehr gut inszenierten Konzerte.
 
@HellAndBack : Das ist ja der Punkt: Wenn er über Jacksons Musik reden würde... aber Wilson ergeht sich lieber in philosophischen Würdigungen der Überlebensgröße früherer Pop-Stars. Wilson scheint irgendwie schon langsam seinen Nachruhm vorzubereiten - so im Kopf. Das kannte ich in dieser Form bislang nur von Goethe...
 
Was halt angesichts dessen, dass a) Wilson den guten Mann maximal mal gesehen (!) haben dürfte und b) dass MJ so gut wie nichts ans Tageslicht hat kommen lassen schon einer gewissen Komik nicht entbehrt. Bei Madonna exakt das selbe. Wobei man ihr attestieren kann, dass sie eine Selbst-Vermarktungs-Strategie hat die halt wirklich ihres Gleichen suchte im Popbereich (die letzten Jahre auf Grund des Alters natürlich weniger)
 
@ChrisChaos und @Acrylator : Schöne Beiträge von Euch! In der aktuellen ROCKS gibt es einen Interview-Bericht über Wilson, der mich restlos davon überzeugt hat, daß der Mann unbedingt mal Urlaub vom Vorsichhinkomponieren, Vorsichhinaufnehmen und Vorischhinmastern benötigt. Wilson sagt da etliche Sätze, die jeden Psychotherapeuten aus dem Ohrensessel federn lassen würden. Der Mann scheint mir momentan ziemlich durch zu sein, schwadroniert über die messianische Bedeutung von Madonna und Michael Jackson in den 80ern, flennt rum, daß sowas heuer nicht mehr möglich ist, verortet sich munter als Singularität in Raum und Zeit und redet allen Ernstes davon, er habe seine Hörer in seinem "Universum" eingefangen und "kommandiere" sie darin "herum" (sic!).

Wilson mag ja auf seine Art tatsächlich eine elusive Figur darstellen und der Beachtung wert sein, die er auf sich zieht, aber das geht doch etwas zu weit, findet Ihr nicht? Höhepunkt dann sein Lob für Billie Eilish, bei dem mir fast die Zeitschrift aus den Hand gerutscht wäre. Wilson sagt dann noch den schönen Satz" Ich habe seit zehn Jahren nichts mehr gemacht, was auch nur im entferntesten mit Metal zu tun hätte... "

Steven, wenn du mich fragst, du hast hast überhaupt noch nie etwas gemacht, was im entferntesten mit Metal zu tun gehabt hätte. Das ist aber auch gar nicht schlimm, es stimmt, es gibt etliche Metal-Heads, die durch PT zu deiner Musik gekommen sind und dann geblieben, weil sie die 70er-Prog-Vibes mochten (oder sonstwas). Und das ist toll so. Nur ödet mich diese unsagbar spannende wunderbare grenzüberschreitende irre Entwicklungsreise, auf die er uns alle beständig mitnehmen möchte, zunehmend an. Zumal stilistischer Eklektizimus nicht notwendig Entwicklung bedeuten muß, sondern auch einfach besagen kann, daß man jetzt dies macht, nachdem man zuvor das gemacht hatte. Nicht mehr und nicht weniger.

Kein Mensch, auch das größte lebende Songwriter-Genie, kann so viele neue Platten raushauen, ohne daß die Qualität irgendwann ernsthaft litte. Ich will dem Mann nix Böses und respektiere ihn und seine Arbeit sehr. Man spürt tatsächlich, daß er etwas Besonderes tun möchte und die Absichten in jedem Falle "gut" sind.

Aber mein Vorschlag im Moment wäre: Ehrenamtlich was für andere Menschen tun. Oder wenn dies das Prog-Ego nicht zulassen sollte, viell. ein, zwei Jahre einen schönen alten Bauernhof anmieten, sich weitgehend selbst versorgen und noch ein paar schwer erziehbare Jugendliche aufnehmen und mit denen mal Musik machen, dann spürt man auch wieder, was richtiges Leben mit richtigen Problemen ist.

Und hört auf, Madonna und Michael als nietzeanische Übermenschen zu modellieren, denen nachzueifern erlösend sinnstiftend sein könnte.

Die Drogen hätte ich auch gerne, die Du so zu Dir nimmst wenn Du das Rocks liest oder über Steven Wilson philosophierst.

1. Er beschreibt lediglich, dass Popstars wie Madonna oder Michael Jackson in den 80ern im Gegensatz zu heutigen Popstars extrem überhöht dargestellt wurden, was ja den Tatsachen entspricht (also die Darstellung, nicht das Übermensch sein). Daraus psychische Probleme zu konstruieren halte ich für sehr gewagt.
2. Steven Wilson hat nie den Anspruch gehabt, Metal zu machen und selbst wenn, ist er als Künstler niemandem gegenüber verpflichtet einen bestimmten Musikstil (Metal, Prog, whatever) bis zum Lebensende durchzuziehen.
3. Wie kommst Du darauf, dass er so irrsinnig viel veröffentlicht? Ca. alle 2 Jahre eine Soloplatte, dazu ein paar Nebenprojekte. Ich habe nicht das Gefühl, dass er einen kreativen Burnout hat. Ich finde es spannend, was er macht, die Neue scheint nur nicht mein Ding zu sein.

Irgendwie habe ich bei Deinem Post den Eindruck, Steven Wilson hat Dich persönlich beleidigt. Sehr amüsant, diesen herrlichen Unsinn zu lesen. :top:
 
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Guter Beitrag, vor allem auch der letzte Punkt. Aber auf den Punkt mit den verbohrten/konservativen Proggies möchte ich mal eben eingehen.
Kann hier natürlich jetzt nur für mich sprechen (und für mich sind Progressive Rock und Progressive Metal schon soetwas wie Lieblingsgenres), aber ich persönlich stehe einfach auf Musik, bei denen die Kompositionen entweder viele kleine Details haben, oder wenigstens mal ungewöhnliche Rhythmen oder Harmonien (letzteres kommt gerade im "Genre-Prog" der letzten Jahre allerdings eh kaum vor).
Das ist allerdings nicht das einzige Kriterium für Musik für mich und ich mag auch mal einfachere Sachen, wenn die wenigstens irgendwie eigenständig oder interessant klingen.
Und der Vorwurf, dass Fans von Prog-Bands echte Progression, also Fortschritt, oft ablehnen, ist für mich zwar nachvollziehbar aber irgendwie auch nicht sinnvoll. Es wird ja auch nicht ständig erwähnt, dass viele Heavy-Metal-Bands nicht so heavy klingen wie Bands aus zig anderen Genres und ein Genrebegriff ist halt eine Kategorie (die bei Prog Rock und Progressive Metal ja eh schon relativ weit gefasst ist).
Ich persönlich finde auch neuartiger klingende Sachen oft spannender als Sachen, die halt klingen, wie vorher schon etliche andere Prog-Bands, auch wenn ich das Genre mag. Mich packt z.B. INDUKTIs "Idmen" oder manches originelle Album aus dem Extrem Metal der letzten Jahre zehnmal mehr als der hundertste DREAM-THEATER- oder SYMPHONY-X-Klon (oder neuere Werke dieser Bands selbst).
Genremäßig bin ich eh nicht wirklich engstirnig oder konservativ - ich mag Heavy, Doom, Death, Black Metal, Post Rock oder Minimal Music von PHILIP GLASS oft genauso gerne wie Progressive Rock/Metal und gerade in letzter Zeit lege ich auch wieder gerne "Angel Dust" von FAITH NO MORE auf - und dazu passend fällt mir ein, dass bei dem Album der Mix aus "Pop-Melodien", harten Gitarren, einfachen und anspruchsvolleren Songstrukturen, sowie verschiedensten Einflüssen für mich (selbst heute noch) einfach deutlich frischer und spannender klingt, als beispielsweise Steve Wilsons "Hand. Cannot. Erase" (und natürlich vor allem als das, was ich von "To The Bone" gehört habe) und ersteres ist mal eben 23, bzw. 25 Jahre vorher entstanden.
Will damit sagen, wenn sich eine von mir geliebte Band aus dem Prog-Genre verabschiedet, oder zumindest teilweise in eine andere Richtung entwickelt, finde ich das nicht per so schlimm. Aber im Falle von STEVEN WILSON merke ich einfach schnell, dass mich die Musik nicht mehr langanhaltend begeistern kann und mir einfach ein deutliches Gegengewicht zu den einschmeichelnden Melodien fehlt, was bei "The Raven That Refused To Sing" eben durchaus noch der Fall war (das Album ist für mich sogar sein Meisterwerk - von dem, was ich bisher so kenne).
Aber nach deiner Beschreibung scheint es dir mit WILSONs neueren Werk ja ähnlich zu gehen, wie mir.
Vielleicht liegt die Tatsache, dass mich die letzten Veröffentlichungen von Wilson nicht mehr interessieren, auch noch daran, dass ich bei Musik schon immer mehr auf die Instrumentierung als auf den Gesang geachtet habe - und mich noch dazu Steven Wilsons Stimme und Gesangsart nicht besonders berühren (im Gegensatz zu z.B. TORI AMOS, bei der mich auch einfachere Songs packen können).
Bei den Babyblauen Seiten hast du aber recht, da fand ich auch schon manche Kritik und manche Begründung für Nichtgefallen etwas hanebüchen, wobei ich die Seite trotzdem für ihren Informationsgehalt schätze.

Ich wollte auch keinesfalls Prog Fans angreifen, bin ja selber einer. Ich glaube, das Genre hat generell ein Problem mit der Erwartungshaltung der Fans einerseits und der Entwicklung des Künstlers andererseits.

Klar, dass betrifft alle Genres. Im Prog aber vielleicht besonders.

Zu Wilson: Viele scheinen das hier ja ähnlich zu sehen wie ich. Nicht der Sound ist das Problem, sondern die ewigen Wiederholungen, weil er sich langsam, aber sicher in seinen Elfenbeinturm zurückgezogen hat und glaubt, dass alles was er anfasst, genial wird.
 
Die Drogen hätte ich auch gerne, die Du so zu Dir nimmst wenn Du das Rocks liest oder über Steven Wilson philosophierst.

1. Er beschreibt lediglich, dass Popstars wie Madonna oder Michael Jackson in den 80ern im Gegensatz zu heutigen Popstars extrem überhöht dargestellt wurden, was ja den Tatsachen entspricht (also die Darstellung, nicht das Übermensch sein). Daraus psychische Probleme zu konstruieren halte ich für sehr gewagt.
2. Steven Wilson hat nie den Anspruch gehabt Metal zu machen und selbst wenn, ist er als Künstler niemandem gegenüber verpflichtet einen bestimmten Musikstil (Metal, Prog, whatever) bis zum Lebensende durchzuziehen.
3. Wie kommst Du darauf, dass er so irrsinnig viel veröffentlicht? Ca. alle 2 Jahre eine Soloplatte, dazu ein paar Nebenprojekte. Ich habe nicht das Gefühl, dass er einen kreativen Burnout hat. Ich finde es spannend, was er macht, die neue scheint nur nicht mein Ding zu sein.

Irgendwie habe ich bei Deinem Post den Eindruck, Steven Wilson hat Dich persönlich beleidigt. Sehr amüsant, diesen herrlichen Unsinn zu lesen. :top:
Schade, daß HellAndBack, deren Beiträge ich eigentlich mag, sich auf diesen Unfug einlässt.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ich wollte auch keinesfalls Prog Fans angreifen, bin ja selber einer. Ich glaube, das Genre hat generell ein Problem mit der Erwartungshaltung der Fans einerseits und der Entwicklung des Künstlers andererseits.

Klar, dass betrifft alle Genres.
Eben!
Ich glaube nicht, dass Prog-Fans da eine enger eingegrenzte Erwartungshaltung haben, als beispielsweise Heavy-, Thrash-, Death-Metal-Fans oder Fans etlicher anderer Richtungen.
 
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