The Gates Of Slumber - Ein Nachruf --> Wretch - die Nachfolgeband

Dieses Thema im Forum "IRON FISTS - Heavy Metal & Doom Metal" wurde erstellt von SMM, 11. Oktober 2014.

  1. StephanCOH

    StephanCOH Deaf Dealer

    Gerade das neue Album mal im Stream durchgehört. Gefällt mir sehr gut. Trotz der so prägnanten Stimme doch alles andere als TGOS-Reloaded.
     
    verdrahtor und tobi flintstone gefällt das.
  2. Dr. Pepe

    Dr. Pepe Till Deaf Do Us Part

    Gaimchú, StN, tobi flintstone und 2 anderen gefällt das.
  3. The Aftermath

    The Aftermath Deaf Dealer

    [Ein kleines Review meinerseits, welches für meinen Blog geplant war]

    Insgesamt über zwei Jahre hat es gedauert, bis das Debüt des inoffiziellen THE GATES OF SLUMBER-Nachfolgers WRETCH letzten Freitag endlich über Bad Omen Records erschien. Eine schwierige Geburt. Doch angesichts der persönlichen Widrigkeiten, denen sich Bandgründer Karl Simon während dieser Zeit stellen musste (Erst letzte Woche ist mit J. Clyde Paradise ein weiteres Ex-Mitglied von THE GATES OF SLUMBER früh verstorben), kann man von Glück sprechen, dass das Album überhaupt fertiggestellt werden konnte. Karl selbst äußerte sogar Zweifel daran, ob die Zeit überhaupt noch ausreichen würde, um seine musikalischen Ideen, die seit dem Tod des ehemaligen THE GATES OF SLUMBER-Bassisten Jascon Maccash († 2014) Form angenommen hatten, veröffentlichen zu können. Dass Karl nicht sein eigenes Ende, sondern den musikalischen Neubeginn gewählt hat, kann ihm nicht hoch genug angerechnet werden, denn das Debüt von WRETCH ist eine Doom-Scheibe im klassischsten Sinne geworden, deren Qualität gerade auf den Umstand zurückzuführen ist, dass die Songs während eines mehrjährigen emotionalen Martyriums herangereift sind.

    Dabei ist vor allem positiv zu vermerken, dass Karl seine persönliche Leidensgeschichte, welche das Fundament der Texte bildet, musikalisch nicht auf eindimensionale Weise umsetzt: „Wretch“ überrascht mit einer unerwarteten Dynamik und einer starken Hardrock/klassischer Heavy Metal-Schlagseite („Klassisch“ ist hier im Sinne der 70er-Jahre zu verstehen, als sich das Genre noch an der Schwelle zum Blues und Hardrock der späten 60er-Jahre bewegte. Daher stellt das Cover von PRIESTs „Winter“ auch eine perfekte Wahl dar, stammt der Song doch gerade aus diesem spannenden Zeitabschnitt), und verzichtet auf Selbstmitleid-versprühende, pseudo-düstere 0815-Doomsongs, wie sie die Szene in den letzten Jahren zuhauf hervorbrachte. Innovation hört sich selbstredend anders an, doch eine solche souveräne Bündelung der Genre-Wurzeln in einem zeitgemäßen Soundgewand (Fantastische Produktion!) vermag sich nicht jeder Hobby-Iommi ohne Weiteres aus dem Ärmel zu schütteln.

    In diesem Zusammenhang gilt es auch, die für THE GATES OF SLUMBER-Fans alles entscheidende Frage zu beantworten: Inwiefern klingt das Material „wie früher“ und inwiefern wird die Qualität der alten Diskografie erreicht? Ich werde kurz ausholen: Welche Bedeutung THE GATES OF SLUMBER für mich persönlich hatten (und haben), kann in den beiden von SMM am Anfang des Threads verlinkten Artikel nachgelesen werden. Gleichzeitig waren meine Erwartungen an WRETCH äußerst gering. Ein Paradox? Nicht unbedingt. Denn THE GATES OF SLUMBER hatten nach „Hymns Of Blood and Thunder“ (2009) eine Kursänderung in Richtung eines klassischeren Doom-Sounds eingeschlagen, welche die Band jedoch nicht zur überragenden Form ihrer frühen Jahre zurückführte, sondern sie immer orientierungs- und kraftloser erschienen ließ. Der Vorsatz, jeden „Epic“- und Conan-Ballast über Bord zu schmeißen und spröden, kompromisslosen Doom mit Alltagsbezug in den Texten zu spielen, scheiterte zumindest in meinen Ohren. Der Wurm steckte unter anderem im Songwriting: Klassische Heavy Metal-Riffs und mitreißende Refrains wichen staubtrockenen und monotonen Kompositionen, die sich immer wieder in endlosen Wiederholungen und fade outs verloren. Wahrscheinlich war auch der THE GATES OF SLUMBER-Kontext an sich problematisch, denn man erinnerte sich unweigerlich an das Material der „Conqueror“-Phase (2008), an dem sich die Songs der Jahre 2011-2013 messen mussten. Hinzu kam die schwierige interne Situation der Band, die 2013 zum Split führte.

    Gerade in dieser Hinsicht ist Karl mit WRETCH ein Befreiungsschlag gelungen. Die Musik setzt die Stilrichtung der letzten THE GATES OF SLUMBER-Veröffentlichung „Stormcrow“ (2013) fort, doch mit einer hörbar anderen Herangehensweise. Die Riffs sind wieder mitreißender, die Refrains besitzen wieder einen Wiedererkennungswert, die direkte Hinwendung zu den frühen SABBATH wirkt nicht verkrampft, sondern souverän. Fürchterliche „Stoner“-Assoziationen, wie sie die letzten Alben von THE GATES OF SLUMBER teilweise hervorriefen, kommen schon allein deshalb nicht zum Vorschein, weil die Songs wieder mehr atmen, dynamischer daher kommen, rockiger ausfallen. Selbst bei einem Jam-Song wie „Bloodfinger“ oder dem sich erst langsam aufbäumenden „Icebound“ denkt man nicht an KYUSS, sondern an „Master of Reality“, „Born Too Late“ und teilweise sogar an alte THE GATES OF SLUMBER-Großtaten. Auch die Tatsache, dass die gesamte Angelegenheit in nur 30 Minuten vorbei ist, ist als positiver Faktor zu werten, denn die Songs von „Stormcrow“ und „The Wretch“ (2011) litten hörbar unter ihrer Überlänge. Auf „Wretch“ schafft es Karl, in einer halben Stunde beinahe sämtliche Facetten seiner Ex-Band einzufangen: Vom melancholischen Instrumental („Grey Cast Mourning“) über die absolute Iommi-Verneigung („Drown“) hin zur metallisch-polternden Dampfwalze („Running out of Days“) sind alle Farbtöne der Genre-Palette abgedeckt. „Wretch“ bleibt gerade dadurch nicht in der engen Doom-Schublade stecken, sondern setzt sich selbstbewusst zwischen die Stühle Heavy Metal, Doom, Hardrock und Blues und knüpft somit an den Urzustand des Genres an. Eine akustische Wohltat in Zeiten von durchkalkuliertem Malen-nach-Zahlen-Metal.

    Die Zeit wird zeigen, ob Karl damit ein zweiter, später Erfolg vergönnt sein wird. Ich befürchte, dass WRETCH der „Hip“-Fakor fehlt, um in der heutigen Underground-Szene genügend Staub aufzuwirbeln. „Wretch“ ist kein fancy veganer Hamburger aus dem Foodtruck deines gepiercten Hipster-Nachbarn, sondern 'ne ranzige Currywurst aus dem Imbisswagen hinterm Hauptbahnhof. Aber da schmeckt's halt noch wie früher!​
     
    Zuletzt bearbeitet: 30. August 2016
  4. HellAndBack

    HellAndBack Till Deaf Do Us Part

    Tja, also nach DEM Review führt dann wirklich kein Meter an der Scheibe vorbei.
     
  5. Dogro

    Dogro Till Deaf Do Us Part

  6. deleted_53

    deleted_53 Guest

    Vegane Hamburger sind also fancy. Oje, und dann noch vom Hipster! Jesus, ich liebe solche Metaphern. Ich finde diesen zwanghaften Opportunismus ziemlich fancy.
     
    Hurtig und Eddie gefällt das.
  7. deleted_53

    deleted_53 Guest

    Hat eigentlich schon jemand seine LP bekommen? Saustarkes Album, finde ich. Schön trocken und schnörkellos.
     
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  8. Teutonic Witcher

    Teutonic Witcher Till Deaf Do Us Part

    Total starke Scheibe! Anwärter auf den Jahresthron! Ich hoffe sie machen in absehbarer Zeit eine Europa-Tour. :)
     
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  9. Hier geht es um die DOOM-Band WRETCH!
     
  10. MetallicFury

    MetallicFury Deaf Leppard

    Saugut! 32 min -Cover -2 Instrumentals ist natürlich am Ende sehr wenig und fast eher eine EP, aber die Qualität ist sehr hoch und zum Glück keine stinkige Currywurst, sondern kommt ganz glutenfrei mit straightem TGoS-Doom zu Awakening-Zeiten daher und sollte für jeden Fan aus der Ecke ganz oben auf'm Wunschzettel stehen. Die Verarbeitung von Jasons Tod finde ich dabei auch sehr ergreifend. Hoffentlich lässt das Roadburn sie rund um's Festival ausreichend spielen...
     
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  11. Teutonic Witcher

    Teutonic Witcher Till Deaf Do Us Part

  12. M.T. Quatermass

    M.T. Quatermass Redakteur Roadcrew

    StN und Teutonic Witcher gefällt das.
  13. Teutonic Witcher

    Teutonic Witcher Till Deaf Do Us Part

    Das wäre mir peinlich, wenn ich nicht ganz offen dazustehen würde von Motörhead keine Ahnung zu haben. ;):D
     
  14. The Aftermath

    The Aftermath Deaf Dealer

    Zwei THE GATES OF SLUMBER-Coverversionen (Neu eingespielte Songs vom 2011er Album The Wretch) und ein Bass-Instrumental gibt es ab sofort als Download. Den Preis kann man selbst bestimmten, alle Erlöse gehen an "the US arm of the Amy Whitehouse Foundation, set up to prevent drug and alcohol misuse among young people and help the most vulnerable to reach their full potential, and the Indiana Addictions Issues Coalition."

    https://wretchdoom.bandcamp.com/album/bastards-born
     
  15. Teutonic Witcher

    Teutonic Witcher Till Deaf Do Us Part

    Die Version von Wretch gefällt mir richtig gut! :)
     
    The Aftermath gefällt das.
  16. Sandman

    Sandman Till Deaf Do Us Part

    Drummer Chris Gordon auf FB:
    "So I’m done playing in Wretch. Not sure if the band is done or not. Karl is taking a break from music and sorting out some personal shit, as am I. Young Bryce is too fucking good a bassist to not be in a band. I wish those guys nothing but the best.
    Thanks to everyone who bought our music, bought a shirt, saw us play, booked us a gig, played with us, etc. It was fun but also a pain in the ass.
    Thanks."
     
  17. Gaimchú

    Gaimchú Till Deaf Do Us Part

  18. Der Fetsch

    Der Fetsch Till Deaf Do Us Part

  19. Teutonic Witcher

    Teutonic Witcher Till Deaf Do Us Part

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