[Top of the Progs - 100 Meisterwerke] - Die Liste von SMM

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5 - RUSH - Moving Pictures (1981)

Nach dem 12.02.1981 sollte nichts mehr so sein wie vorher.
Tom Sawyer, Red Barchetta, YYZ, Limelight, The Camera Eye, Witch Hunt und Vital Signs wurden in die Welt gelassen und bildeten fortan das beste RUSH-Album einer bis dahin nicht gerade höhepunktarmen Diskografie.
Ein Meilenstein der Musikgeschichte.
 
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4 - FATES WARNING - The Spectre Within (1985)

Es beginnt mit Windgeräuschen und dem fernen Ticken einer Uhr und knappe 50 Minuten später sitzt man, den Übertrack ‘Epitaph’ noch in den Ohren, entgeistert da. Was ist mit dieser Band in nur einem Jahr geschehen?
‘Traveler In Time’, dieser Bahnen brechende Opener, zeigt direkt eine sich bis zur Herrlichkeit gesteigerte Combo, die, ganz ohne Keyboards, eine bedeutungsvolle, sakrale Atmosphäre kreiert, nach der man auch heute, 40 Jahre später, vergeblich sucht. Gesanglich schwebte John Arch spätestens jetzt über allen bis dato bekannten Metalsängern. Selbst epochemachende Herrschaften wie Halford, Dio und Dickinson, ja sogar der junge Eric Adams, verblassen geradezu ob der sich fast ausschließlich in höchsten Höhen wohl fühlenden Stimme Archs, der damit unsterbliche Melodiebögen gestaltet und endveredelt und es sogar bewerkstelligt, mit „ohohooo“-Zeilen nicht zu nerven oder hilflos zu wirken.
Die nachfolgenden Arduini/Arch-Kompositionen ‘Orphan Gypsy’ und ‘Without A Trace’, beide mit packenden Refrains ausgestattet, sind anschließend auf einem ähnlich schwindelerregenden musikalischen Niveau. ‘Pirates Of The Underground’ ist Progressive Metal in Reinform, bevor die B-Seite der Platte einen komplett entrücken lässt: ‘The Apparition’ ist einer der zehn besten US Metal-Songs aller Zeiten („Take Me Away, Take Me Away…“) und auch das fantastische ‘Kyrie Eleison’ („Never thought my time was coming, wasn’t in my dreams, twice I visioned I was falling down…“) bekomme ich dank der unter die Haut gehenden Gesangsmelodien seit dem ersten Hören, als der 14jährige Kohsiek das mysteriöse Vinylcover nicht mehr aus den Händen legen konnte, kaum noch aus dem Hirn. Alleine für den komplex-verschachtelten Abschlusslongtrack ‘Epitaph’, der das Wort „episch“ in ungeahnte Höhen schraubt, gehört den Herren Matheos, Arch, Arduini, Zimmerman und DiBiase dann schlichtweg ein Altar gebaut.

Und man dachte nach diesen 48 Minuten und 23 Sekunden noch: Wie soll eine Gruppe von Musikern aus Fleisch und Blut SOWAS jemals toppen können?
 
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5 - ja, kann man machen - Überschneidung natürlich
4 - muss man eigentlich machen, ist bei mir aber an der 3-Alben-Regel "gescheitert", wäre sonst in den Top20 gewesen. Locker

1-3 - Jo, war klar, dass es dieses Trio wird. Sehr schön.
 
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Zwei absolute Überwerke, die bei mir an der Drei-Alben-Regel gescheitert sind. Wer hat sich diesen Scheiß eigentlich ausgedacht?! Oh, wait...
 
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3 - PSYCHOTIC WALTZ - A Social Grace (1990)

Es dauerte damals gut eine Minute, von den ersten Hi-Hat-Schlägen bis zum Ende der ersten Strophe, und ich wusste, dass ich einen echten Schatz gehoben hatte. So wie ich dachten damals natürlich viele, die die Nachfolgeband des Demowunders ASLAN für sich entdeckten. Es gab nur kein Internet, um sich darüber auszutauschen. Die Superlative, die ich in Ausgabe 4 vom DF für „Awaken The Guardian“ aufgebraucht habe, könnte man eigentlich 1:1 für „A Social Grace“ (und für „When Dream & Day Unite“) übernehmen, denn es ist ein ähnlicher Wahnsinn, auf welchem musikalischen Level der Fünfer hier bereits musiziert. Sämtliche zehn Songs, auf CD sind es gar derer 13, sind progressive Metalsternstunden der Sonderklasse. Dabei begeistert schon der Eröffnungssong „...And The Devil Cried“ mit knallharten Gitarren, einer famosen Rhythmusarbeit sowie einem einschmeichelnden Gesang, der ganz plötzlich auch ins Diabolische umschwenken kann. Wenn der Track nach 2:45 auf einmal kurzerhand ins Thrashige übergleitet, bevor die hohen Vocals von (damals noch:) Buddy Lackey einen wieder ins Irdische holt, weiß man: Bei PSYCHOTIC WALTZ muss es sich um eine ganz besondere Band handeln, die man am liebsten ganz für sich alleine hätte. Das Niveau wird mit dem nachfolgenden, balladesk beginnenden 'Halo Of Thorns' sowie dem progressiven Monstersong 'Another Prophet Song' gar noch mal gesteigert. 'I Remember' dürfte eine der größten Metalballaden aller Zeiten sein, und man wundert sich, weshalb dem damaligen Vinylfreund das famose 'Successor' sowie das nicht minder große 'Only In A Dream' vorenthalten wurde. Der dritte Bonustrack auf der silbernen Scheibe ist im übrigen der ASLAN-Track 'Spiral Tower', der für „A Social Grace“ noch einmal neu eingespielt wurde. Mit den beiden überragenden Abschlusstracks 'Strange' sowie 'Nothing' endet ein sechzigminütiges, höchst originelles Ideenfeuerwerk, was gleichsam anspruchsvoll, aber auch völlig geerdet und ungekünstelt klingt.

Die natürliche Produktion, das Mike Clift-Artwork, die ausnahmslos fantastischen Lyrics, die Gitarrenarbeit des Traumduos Rock/McAlpin sowie der erhabene Gesang machen aus „A Social Grace“ nichts weniger als das gemeinsam mit dem Dream Theater-Erstling beste Debüt aller Zeiten.
 
Ich war nicht ganz sicher, wer bei dir Silber und wer Bronze bekommt, aber ich nehme an, das ist irgendwo zwischen ausgewürfelt und alphabetisch. Eines der drei 11-Punkte-Alben der Band und natürlich eine Überschneidung.
 
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2 - DREAM THEATER - When Dream & Day Unite (1989)

Das Demo von Majesty aus dem Jahr 1985 kannte ich zu dem Zeitpunkt nur vom Hörensagen, gehört hatte ich es 1989 noch nicht. Deshalb traf mich, den jungen Fates-Warning-Fanatiker, das Debüt völlig unvermittelt. Ich las ein Review im Metal Hammer, in der sinngemäß der Satz stand: "Wenn Rush einmal die Gicht aus den Fingern tropft, stehen Dream Theater Gewehr bei Fuß!". Und ja, ein wenig Rush findet sich in diesen phänomenalen acht Stücken, von denen einen jede einzelne Sekunde verzaubert. Schon der Beginn der Petrucci-Komposition "A Fortune In Lies" lässt einen erschüttern - man merkt, wieviele Jahre die Musikstudenten plus des GRANDIOSEN Sängers Charlie Dominic an diesen Songs gearbeitet haben. Vergleicht man das Nachfolgewerk mit dem Debüt, so wirkt es wie eine andere Band - hier, bei WDADU, wurde der Grundstock für ein ganzes Genre gelegt. "Status Seeker" ist dann die Verbeugung gen Rush, "The Ytse Jam" ein famoses Instrumental, bevor einen "The Killing Hand" dann den Todesstoß versetzt. Und das war erst die A-Seite.
Die B-Seite beginnt und endet mit den Moore-Songs "Light Fuse And Get Away" und dem vielleicht besten Song der Platte, "Only A Matter Of Time".
Dieses Debüt ist ein epochales Meisterwerk, das die Band, die noch viele weitere großartige Alben veröffentlichen sollte, auch nie wieder in dieser Brillanz erreichen sollte.
Aber das wisst ihr wahrscheinlich sowieso alle.
 
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1 - FATES WARNING - Awaken The Guardian (1986)

“Spectre…” toppen? Kein Problem für FATES WARNING! Wieder dauerte es nur ein Jahr, heutzutage würde man das einen beinahe unerhörten Schnellschuss nennen, dann ereignete sich ein erneutes musikalisches Erdbeben: “Awaken The Guardian” übertrifft mit unheimlicher Leichtigkeit nicht nur den beinahe perfekten Vorgänger, es setzte das menschenmögliche Niveau für das recht junge Genre „Progressive Metal“ in unerreichbare Gefilde, die keine weitere Combo, nicht WatchTower, nicht Dream Theater, nicht Queensryche und selbst Fates Warning nicht, jemals mehr erreichen sollten. Schon das überragende Ioannis-Artwork (ihr habt es alle vor euch) lädt zum Verweilen und Träumen ein und passt perfekt zur auch heute mit Worten nur schwer zu beschreibenden Musik.

Mit leicht verändertem Lineup (Frank Aresti ersetzt Victor Arduini an der Gitarre) zaubert der Fünfer um das abermals gereifte Songwritinggespann Jim Matheos und John Arch acht gleichermaßen packend wie vielschichtig und abwechslungsreich arrangierte, textlich wunderbar tiefschürfende und komplexe Atmosphärebomben, die zudem noch perfekt produziert sind, in den Weltraum, dass man gar nicht weiß, welche man am besten finden soll. ‘Guardian’ sicherlich, dieses vielleicht beste jemals geschriebene Lied, bei dessen Livepremiere auf dem KIT 2012 ganze Meere von Tränen flossen. Der epochale Albumabschluss ‘Exodus’ wurde an diesem legendären Abend ebenfalls gespielt, aber auch auf ‘The Sorceress’ und ‘Valley Of The Dolls’, ‘Fata Morgana’, ‘Prelude To Ruin’ und auf das oft etwas untergehende ‘Giant’s Lore (Heart Of Winter)’ möchte man nie, nie mehr verzichten. Es sind allesamt Songwunderwerke voller magischem Ideenreichtum, prachtvollen Melodylines und nackter Schönheit (‘Time Long Past’). Dabei sind FATES WARNING niemals unmetallisch, kitschig oder so vorhersehbar und oberflächlich, dass man nach wenigen Wochen keine Lust mehr hat, dieses Scheibe aufzulegen. Nein, man muss es so schreiben: „Awaken The Guardian“ ist DIE perfekte Platte und daher nicht nur für mich das größte, wichtigste und beste Album aller Zeiten.
 
Oh, da kann ich jemanden grün machen. Natürlich keine Überraschung auf #1, eines der ganz, ganz großen Alben in der (Prog-)Metal-Geschichte. Überschneidung natürlich und bei mir #9.
 
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Jetzt falle ich in ein tiefes Loch.
LL.
Listen-Loch.
Mach doch noch eine Liste nur mit Alben, die ich nicht kenne. Das wäre hilfreich.

Hier sah es jetzt so aus:

Überschneidungen: 34
Stand schon vor deiner Liste im Regal: 50
gekauft wg Liste: 3 (Reading Zero, Omega Point & Trivial Act)
Kenne ich, habe ich aber nicht: 9 ( Obscura, CBP, 2x Steven Wilson, zweite Cea Serin, erste Watchtower (kommt bald), Alkaloid, 2x Disillusion)
Kannte ich vorher nicht: 4 (Linear Sphere, False Witness, Lord Bane, The Reticent)

Die letzten vier habe ich alle gehört, finde ich auch gut bis sehr gut, müssen aber noch mal näher inspiziert werden.
 
Was bleibt einem anderes übrig als sich zu verneigen?

:verehr: :verehr::verehr:


Meine Nummer Eins wäre es heute nicht mehr, aber immer noch ziemlich weit vorne und vermutlich, dass insgesamt wichtigste Album für meine musikalische Entwicklung.
Danke für Alles!
 
Danke für diese großartige Liste. Ich sag' lieber nicht, wie die Überschneidung mit meiner Sammlung ist, nur daß wir scheinbar eine sehr ähnliche musikalische Sozialisation durchlebt haben, was progressive Klänge angeht.

Ich werde mir diese Liste sicher noch einige Male vornehmen, um mich inspirieren zu lassen, was denn so bei mir aufgelegt werden könnte und dabei Deine Texte lesen.
Dies gilt allerdings für so ziemlich alle Listen hier.

Nochmal, ich bin schwer beeindruckt, was da für Arbeit und Liebe drin steckt.
 
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