[Top of the Progs - 100 Meisterwerke] - Prog-on's Liste

So, Leute, jetzt aber endgültig Endspurt hier...

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7. Psychotic Waltz - Into the Everflow (USA, 1992)
1992, was für ein Jahr! Der Vertrag von Maastricht wird unterzeichnet, Dänemark krönt sich in Badeschlappen spielend zum Fußball-Europameister, der 1. FC Köln schließt die 29. Bundesliga(!)saison als Tabellenvierter (!!) ab (während Fortuna Düsseldorf als Tabellenletzter absteigt), Bill Clinton macht das Oral Office klar, der kleine @Prog on! kommt auf die weiterführende Schule - und es erblicken zwei bahnbrechende Progressive-Metal-Alben das Licht der Welt, eben 'Into the Everflow' sowie ein weiteres bild- und wortgewaltiges Werk, über das noch zu reden sein wird. Hach, welch episches Duell wäre es, würden diese beiden Göttergaben im Finale eines 92er-Battle die Klingen kreuzen; gleichwohl wäre das Zustandekommen eines ebensolches in höchstem Maße unwahrscheinlich. Angst vor der Dunkelheit braucht man auf der Road to the Traumfinale zwar eher nicht zu haben (man bewandert sie ja schließlich nicht allein), doch das vulgäre Zurschaustellen von Körperkraft könnte ebenso ein Problem darstellen wie ein Plätzchenbacken der Engel im Nordsektor des Himmelreichs - zack, schon wäre das Ende komplett. Kann man nicht wollen, klar, und macht man sich ehrlich, so trifft letzteres auch auf die zwangsläufig zu treffende persönliche Entscheidung gegen eines dieser Werke in einem solchen Traumfinale zu - sag' einem Kind mal, dass du es minimal weniger liebst, als ein anderes, schwierig sowas (dass wir das hier im Rahmen dieses Spielchens ständig tun, ignorieren wir an dieser Stelle geflissentlich). Insofern ist es vielleicht gar nicht schlecht, dass ein solches Szenario, wenn überhaupt, nur theoretisch droht.
Ja, der Herr hinten links? Warum ich hier jetzt nichts zum Album selbst schreibe? Ach, ihr kleinen Leute, was sollte das denn bitte groß sein? Dass die Gitarrensoli, die den Titelsong veredeln, mit hoher Wahrscheinlichkeit die genialsten (und emotionalsten!) aller Zeiten sind? Dass der Schmetterling zum Abschluss der wohl prächtigste ist, den die Evolution je hervorgebracht hat? Dass alle an diesem Album beteiligten Musiker entweder direkte Nachfahren der Götter sein oder ihre Seele an den Teufel verkauft haben müssen, um ihren Instrumenten (Buddys Kehle ausdrücklich inkludiert) die zu hörenden Klänge zu entlocken? Ich bitte euch, das sind doch progmetallische Allgemeinplätze, die fester Bestandteil unser aller musikalischen DNA geworden sind, right? Right. Da führen wir zum Schluss mal lieber noch auf, dass der Vogel des Jahres 1992 das Rotkehlchen (robin) war. Das Goldkehlchen (buddy, auch devon) ging schändlicherweise leer aus.
 
So, Leute, jetzt aber endgültig Endspurt hier...

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7. Psychotic Waltz - Into the Everflow (USA, 1992)
1992, was für ein Jahr! Der Vertrag von Maastricht wird unterzeichnet, Dänemark krönt sich in Badeschlappen spielend zum Fußball-Europameister, der 1. FC Köln schließt die 29. Bundesliga(!)saison als Tabellenvierter (!!) ab (während Fortuna Düsseldorf als Tabellenletzter absteigt), Bill Clinton macht das Oral Office klar, der kleine @Prog on! kommt auf die weiterführende Schule - und es erblicken zwei bahnbrechende Progressive-Metal-Alben das Licht der Welt, eben 'Into the Everflow' sowie ein weiteres bild- und wortgewaltiges Werk, über das noch zu reden sein wird. Hach, welch episches Duell wäre es, würden diese beiden Göttergaben im Finale eines 92er-Battle die Klingen kreuzen; gleichwohl wäre das Zustandekommen eines ebensolches in höchstem Maße unwahrscheinlich. Angst vor der Dunkelheit braucht man auf der Road to the Traumfinale zwar eher nicht zu haben (man bewandert sie ja schließlich nicht allein), doch das vulgäre Zurschaustellen von Körperkraft könnte ebenso ein Problem darstellen wie ein Plätzchenbacken der Engel im Nordsektor des Himmelreichs - zack, schon wäre das Ende komplett. Kann man nicht wollen, klar, und macht man sich ehrlich, so trifft letzteres auch auf die zwangsläufig zu treffende persönliche Entscheidung gegen eines dieser Werke in einem solchen Traumfinale zu - sag' einem Kind mal, dass du es minimal weniger liebst, als ein anderes, schwierig sowas (dass wir das hier im Rahmen dieses Spielchens ständig tun, ignorieren wir an dieser Stelle geflissentlich). Insofern ist es vielleicht gar nicht schlecht, dass ein solches Szenario, wenn überhaupt, nur theoretisch droht.
Ja, der Herr hinten links? Warum ich hier jetzt nichts zum Album selbst schreibe? Ach, ihr kleinen Leute, was sollte das denn bitte groß sein? Dass die Gitarrensoli, die den Titelsong veredeln, mit hoher Wahrscheinlichkeit die genialsten (und emotionalsten!) aller Zeiten sind? Dass der Schmetterling zum Abschluss der wohl prächtigste ist, den die Evolution je hervorgebracht hat? Dass alle an diesem Album beteiligten Musiker entweder direkte Nachfahren der Götter sein oder ihre Seele an den Teufel verkauft haben müssen, um ihren Instrumenten (Buddys Kehle ausdrücklich inkludiert) die zu hörenden Klänge zu entlocken? Ich bitte euch, das sind doch progmetallische Allgemeinplätze, die fester Bestandteil unser aller musikalischen DNA geworden sind, right? Right. Da führen wir zum Schluss mal lieber noch auf, dass der Vogel des Jahres 1992 das Rotkehlchen (robin) war. Das Goldkehlchen (buddy, auch devon) ging schändlicherweise leer aus.
Natürlich Liebe für diesen Beitrag!
Bei mir ganz sicher auch in der Top-10 und für mich wahrscheinlich eines der besten 3 bis 5 Prog-Metal-Alben ever!
 
Life of Brain...

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6. Rush - Hemispheres (CAN, 1978)
IHRE BESTE!!! Meiner Meinung nach sollte dies als Text vollkommen ausreichen, alles gesagt. Nun sind die Gepflogenheiten hier bekanntlich andere als im 'Gerade-im-Player'-Faden, und somit folgen pflichtgemäß noch ein paar Zeilen, doch ein wesentlicher Erkenntnisgewinn ist noch weniger zu erwarten als ohnehin üblich auf diesem Kanal. Die BESTE Rush also, wie unfassbar gut muss sie sein? Lee, Lifeson, Peart: Ja. Natürlich ist 'Hemispheres' von der ersten bis zur letzten Note ein einziges Festmahl für Freunde von Musik für mindestens zwei Hirnhälften; bereits der unsterbliche Quasi-Titelsong und Opener - nebenbei das beste Sequel ever zusammen mit 'Alien 2' - bietet genügend Futter für ein ganzes Proggerleben, 'Circumstances', vom Verfasser dieser Zeilen schändlicherweise viel zu lange mit 'Joa, ist halt auch noch drauf' fehlbewertet, stellt nachdrücklich unter Beweis, dass die drei oben erwähnten Herren auch auf kompakter bemessenem Raum elegant manövrieren können (nicht dass es dieses Nachweises nach der 2112er B-Seite bedurft hätte...), in 'The Trees', einem lyrischen wie musikalischen Kabinettstück deluxe, trifft dann Sozialkritik auf Botanik, als wäre dies das Selbstverständlichste auf der Welt, und 'La Villa Strangiato' lässt erahnen, weshalb Worte bisweilen völlig zurecht als völlig überwertet gelten. Am Ende vom 'Hemispheres' bleiben dann folgende Erkenntnisse: 1. Das Universum wird aller Wahrscheinlichkeit nach von einem Schlagzeugsolo zusammengehalten. 2. Das Konzept von Zeit existiert eigentlich nur, um zwischen Rush-Alben zu messen. 3. IHRE BESTE!!! Na sowas aber auch...
 
Zuletzt bearbeitet:
Erkenntnis dieses Posts: Meine drei gelisteten Rush-Alben waren zwar die Richtigen, aber auch die Falschen. Außerdem zu wenige. "Hemispheres" hätte durchaus auch gedurft und gesollt und gekonnt. But couldashouldawouda hilft auch nicht weiter. Vielleicht das beste Album, das nicht in meiner Liste ist.
 
Bin erst bei Rang 80.

Neal Morse' "One", Heaven's Cry, Steven Wilsons "Hand.Cannot.See", Headspace... alles Neuentdeckungen (und Käufe!) durch den Thread hier. Arschtritt für Bands auf meiner Liste, die ich mir endlich mal weiter geholt habe, war Psychotic Waltz und Alkaloid. Vor allem Heaven's Cry und Headspace ist unglaublich schön. Hab Hemmungen, weiterzulesen, weil auch die anderen Genres bedient werden wollen und ich eh schon 10 Scheiben pro Monat hole, die dann ja alle etwas untergehen. Ich bin mir sicher, der RageX macht des genauso gut, aber auch dessen Thread wird noch dauern. Food for the coming years and taken in its stride. Danke euch. :)

PS: Freu mich drauf, für mich selbst, wenn ich denn mal durch bin, dein Ranking umzustellen. Dream Theaters "Black Clouds..." (knapp) nicht in den Top 100 wäre für mich allein wegen dem Übersong "Count of Tuscany" undenkbar. Aber gut. Listen. Nonsens. Fun. :cool:
 
Life of Brain...

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6. Rush - Hemispheres (CAN, 1978)
IHRE BESTE!!! Meiner Meinung nach sollte dies als Text vollkommen ausreichen, alles gesagt. Nun sind die Gepflogenheiten hier bekanntlich andere als im 'Gerade-im-Player'-Faden, und somit folgen pflichtgemäß noch ein paar Zeilen, doch ein wesentlicher Erkenntnisgewinn ist noch weniger zu erwarten als ohnehin üblich auf diesem Kanal. Die BESTE Rush also, wie unfassbar gut muss sie sein? Lee, Lifeson, Peart: Ja. Natürlich ist 'Hemispheres' von der ersten bis zur letzten Note ein einziges Festmahl für Freunde von Musik für mindestens zwei Hirnhälften; bereits der unsterbliche Quasi-Titelsong und Opener - nebenbei das beste Sequel ever zusammen mit 'Alien 2' - bietet genügend Futter für ein ganzes Proggerleben, 'Circumstances', vom Verfasser dieser Zeilen schändlicherweise viel zu lange mit 'Joa, ist halt auch noch drauf' fehlbewertet, stellt nachdrücklich unter Beweis, dass die drei oben erwähnten Herren auch auf kompakter bemessenem Raum elegant manövrieren können (nicht dass es dieses Nachweises nach der 2112er B-Seite bedurft hätte...), in 'The Trees', einem lyrischen wie musikalischen Kabinettstück deluxe, trifft dann Sozialkritik auf Botanik, als wäre dies das Selbstverständlichste auf der Welt, und 'La Villa Strangiato' lässt erahnen, weshalb Worte bisweilen völlig zurecht als völlig überwertet gelten. Am Ende vom 'Hemispheres' bleiben dann folgende Erkenntnisse: 1. Das Universum wird aller Wahrscheinlichkeit nach von einem Schlagzeugsolo zusammengehalten. 2. Das Konzept von Zeit existiert eigentlich nur, um zwischen Rush-Alben zu messen. 3. IHRE BESTE!!! Na sowas aber auch...
Fast absolute Zustimmung!
Warum nur fast?
Ganz einfach: ich finde schon, dass RUSH nach der B-Seite der "2112" durchaus noch mal unter Beweis stellen mussten, dass sie grandiose kurze Stücke schreiben können, die B-Seite finde ich nämlich sogar schwächer als die meisten kürzeren Songs der beiden direkten Vorgängeralben (von "I'm Going Bald" mal abgesehen) und bei weitem nicht so gut wie eben "Circumstances"!
Die B-Seite ist tatsächlich der Grund, warum "2112" nicht in meiner Liste auftauchen wird und auch nicht unter meinen RUSH-Top-5 ist, trotz einer unschlagbaren A-Seite (was nicht heißt, dass die B-Seite schlecht ist, aber für mich eher so 8/10).
 
Zuletzt bearbeitet:
Was soll man zu diesen Alben noch schreiben was nicht schon geschrieben wurde?
Beides selbstverständlich absolute Meisterwerke die hier zu völlig Recht stehen.

In meiner Welt gibt es aber von beiden Bands ein (PW) oder mehrere (Rush) bessere Alben.
 
She is twelve, I'm only ten...

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5. Pain of Salvation - Remedy Lane (S, 2002)
Um es gleich zu sagen: Dies ist kein Album für alle Lebenslagen. Es gibt Stunden, Tage, Wochen, Monate (alles ist eine Phase...) und Alltagssituationen, da ist das hier Gebotene schlicht zu viel; zu viel des Guten, der Emotionen, der Abgründe, des Gildenlöwschen Seelenstriptease, des Kitzelns der eigenen ganz tief drin schlummernden Dämonen, die auch nach all den Jahren nie vollends ausgetrieben wurden, kurz: zu viel dessen, was den Mensch zum Menschen macht, humanity red in tooth and claw sozusagen. Bei einer solchen Ausgangslage ist die Klärung der Frage, wie mit dem Album im Kontext dieses Spielchens zu verfahren sein sollte, eine durchaus ernste Angelegenheit; was geht? Ganz rauslassen (wie 'A Pleasant Shade of Gray'), irgendwo unauffällig im Mittelfeld einsortieren (wie 'Damnation') oder einfach die Top 5 einläuten lassen (wie letztlich entschieden); diese drei Optionen kristallisierten sich als die einzig denkbaren heraus, jede von ihnen schien zu irgendeinem Zeitpunkt mal die Ideallösung zu sein.
Ja, dieses Album vermag es, komische Dinge mit einem zu machen, wenn man nicht aufpasst. Die teils autobiographisch angehauchten Lyrics gehen in einer Art und Weise unter die Haut, die schwer in Worte zu fassen ist; gelegentlich möchte man das Lyrische Ich fast schon zur Mäßigung aufrufen, wenn der Vortrag allzu persönliche und plastische Züge annimmt (so etwa im hochgradig, für mich an bestimmten Tagen schlicht zu emotionalen 'A Trace of Blood', einer der großartigsten Songs aller Zeiten übrigens...), doch wird die Grenze zum cringe, um hier mal das Sprachregister meiner Klientel zu bedienen, zu keiner Zeit überschritten; das alles ist wohl letzten Endes einfach nur schonungslos ehrlich - und somit verdammt mutig, Herr Gildenlöw, betrachten Sie meinen Hut als gezogen! Und da die (Quasi-)Glatze gerade schon einmal frei liegt: Auch musikalisch ist die 'Remedy Lane' eine höchst exklusive Gegend, die sich vor allen Dingen durch eine enorme Vielfalt auszeichnet; von gefühlvollen Balladen (etwa 'This Heart of Mine (I Pledge)') bis hin zu (w)irren Epen (etwa 'Beyond the Pale) ist alles vertreten, und die Übernummer 'Undertow' spielt die komplette Prog-Palette in weniger als fünf fucking Minuten durch - unfassbarer Song mit einer noch unfassbareren Dramaturgie; die Art und Weise, wie sich hier im letzten Drittel alles, aber auch wirklich alles entlädt, kennt man sonst nur von schweren Sommergewittern - vertonte Katharsis. Und hat eigentlich mal jemand den Versuch unternommen, die Anzahl der auf dem Album verwendeten Taktarten zu erfassen? Allein in 'Rope Ends' (noch so ein Song, der textlich eigentlich drüber ist, eigentlich...) müssten es locker über drölfzig sein.
Am Ende des Albums, nachdem die bereits weiter oben erwähnte Katharsis erfolgreich vollzogen wurde, bleibt dann die nachfolgende Erkenntnis, die uns vom Meister höchstselbst auf eindringliche Weise ins Gebetsbuch geschrieben wird: We will always be so much more human than we wish to be. So isses. Und am Ende des Tages isses auch gut so.
 
And here we are again...

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4. Fates Warning - Parallels (USA, 1991)
Sehet, die elfte Stunde hat geschlagen, so setzet die Kopfhörer auf, lehnet euch zurück und genießet das gut 45-minütige Abtauchen in die schönste aller Parallelwelten. Lasset die Vergangenheit zurück, begegnet der reinen Schönheit dieser Welt von Aug' zu Aug' (auweia...) und gewinnet eine völlig neue Sichtweise darauf, wie die Dinge liegen. Bedenket dabei: Stille Wasser sind tief, doch nicht selten voller Leben. Kann man mir noch folgen? Eher nicht? Dann lasst es einfach bzw. helft doch mal mit, das allgemeine Niveau hier zu heben. Ja, bitte? Ob 'Parallels' die beste Fates Warning ist? Ja, genau so ist es, wobei mir natürlich klar ist, dass das Œuvre der Band den zu erwachenden Wächter und eine äußerst angenehme Grauschattierung umfasst (um nur zwei von vielen Gottwerken zu nennen). Und nochmals ja, verglichen mit dem ebenfalls geLISTEten, perfekt symmetrischen Vorgänger sind die Parallelen deutlich geradliniger geraden, äääh, geraten, was rein mathematisch betrachtet auch nur sinnvoll ist, wenn, ja, wenn man die nichteuklidischen Geometrien, in denen Geraden auch wenig geradlinig daherkommen dürfen, mal ausklammert, aber darüber werden dann Watchtower auf 'Concepts of Math: Book Two' ausführlich berichten, wie ich aus sicherer Quelle gern wüsste. Und zack, schon ist mir das Ganze wieder entglitten, Verzeihung, ist schlimm heute, schlimmer als sonst. Auch dies ist so eine Straße, die nie endet, die einfach immer weitergeht...
 
And here we are again...

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4. Fates Warning - Parallels (USA, 1991)
Sehet, die elfte Stunde hat geschlagen, so setzet die Kopfhörer auf, lehnet euch zurück und genießet das gut 45-minütige Abtauchen in die schönste aller Parallelwelten. Lasset die Vergangenheit zurück, begegnet der reinen Schönheit dieser Welt von Aug' zu Aug' (auweia...) und gewinnet eine völlig neue Sichtweise darauf, wie die Dinge liegen. Bedenket dabei: Stille Wasser sind tief, doch nicht selten voller Leben. Kann man mir noch folgen? Eher nicht? Dann lasst es einfach bzw. helft doch mal mit, das allgemeine Niveau hier zu heben. Ja, bitte? Ob 'Parallels' die beste Fates Warning ist? Ja, genau so ist es, wobei mir natürlich klar ist, dass das Œuvre der Band den zu erwachenden Wächter und eine äußerst angenehme Grauschattierung umfasst (um nur zwei von vielen Gottwerken zu nennen). Und nochmals ja, verglichen mit dem ebenfalls geLISTEten, perfekt symmetrischen Vorgänger sind die Parallelen deutlich geradliniger geraden, äääh, geraten, was rein mathematisch betrachtet auch nur sinnvoll ist, wenn, ja, wenn man die nichteuklidischen Geometrien, in denen Geraden auch wenig geradlinig daherkommen dürfen, mal ausklammert, aber darüber werden dann Watchtower auf 'Concepts of Math: Book Two' ausführlich berichten, wie ich aus sicherer Quelle gern wüsste. Und zack, schon ist mir das Ganze wieder entglitten, Verzeihung, ist schlimm heute, schlimmer als sonst. Auch dies ist so eine Straße, die nie endet, die einfach immer weitergeht...
Hattest wohl trotz der Ferien elf Stunden, wie es scheint :D Schönes Review eines tollen Albums, der oberflächlichen Wirrungen zum Trotze.
 
Ja, eine unheimlich schöne Scheibe, aber für mich nicht in der Top-100 (selbst, wenn ich mich nicht auf 3 Alben pro Band beschränkt hätte) und für ein Prog-Meisterwerk mir teilweise auch zu sehr Richtung AOR schielend und in der zweiten Hälfte teilweise auch etwas unspektakulär im Songwriting (auf hohem Niveau allerdings). Trotzdem natürlich ein Top-Album.
 
She is twelve, I'm only ten...

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5. Pain of Salvation - Remedy Lane (S, 2002)
Um es gleich zu sagen: Dies ist kein Album für alle Lebenslagen. Es gibt Stunden, Tage, Wochen, Monate (alles ist eine Phase...) und Alltagssituationen, da ist das hier Gebotene schlicht zu viel; zu viel des Guten, der Emotionen, der Abgründe, des Gildenlöwschen Seelenstriptease, des Kitzelns der eigenen ganz tief drin schlummernden Dämonen, die auch nach all den Jahren nie vollends ausgetrieben wurden, kurz: zu viel dessen, was den Mensch zum Menschen macht, humanity red in tooth and claw sozusagen. Bei einer solchen Ausgangslage ist die Klärung der Frage, wie mit dem Album im Kontext dieses Spielchens zu verfahren sein sollte, eine durchaus ernste Angelegenheit; was geht? Ganz rauslassen (wie 'A Pleasant Shade of Gray'), irgendwo unauffällig im Mittelfeld einsortieren (wie 'Damnation') oder einfach die Top 5 einläuten lassen (wie letztlich entschieden); diese drei Optionen kristallisierten sich als die einzig denkbaren heraus, jede von ihnen schien zu irgendeinem Zeitpunkt mal die Ideallösung zu sein.
Ja, dieses Album vermag es, komische Dinge mit einem zu machen, wenn man nicht aufpasst. Die teils autobiographisch angehauchten Lyrics gehen in einer Art und Weise unter die Haut, die schwer in Worte zu fassen ist; gelegentlich möchte man das Lyrische Ich fast schon zur Mäßigung aufrufen, wenn der Vortrag allzu persönliche und plastische Züge annimmt (so etwa im hochgradig, für mich an bestimmten Tagen schlicht zu emotionalen 'A Trace of Blood', einer der großartigsten Songs aller Zeiten übrigens...), doch wird die Grenze zum cringe, um hier mal das Sprachregister meiner Klientel zu bedienen, zu keiner Zeit überschritten; das alles ist wohl letzten Endes einfach nur schonungslos ehrlich - und somit verdammt mutig, Herr Gildenlöw, betrachten Sie meinen Hut als gezogen! Und da die (Quasi-)Glatze gerade schon einmal frei liegt: Auch musikalisch ist die 'Remedy Lane' eine höchst exklusive Gegend, die sich vor allen Dingen durch eine enorme Vielfalt auszeichnet; von gefühlvollen Balladen (etwa 'This Heart of Mine (I Pledge)') bis hin zu (w)irren Epen (etwa 'Beyond the Pale) ist alles vertreten, und die Übernummer 'Undertow' spielt die komplette Prog-Palette in weniger als fünf fucking Minuten durch - unfassbarer Song mit einer noch unfassbareren Dramaturgie; die Art und Weise, wie sich hier im letzten Drittel alles, aber auch wirklich alles entlädt, kennt man sonst nur von schweren Sommergewittern - vertonte Katharsis. Und hat eigentlich mal jemand den Versuch unternommen, die Anzahl der auf dem Album verwendeten Taktarten zu erfassen? Allein in 'Rope Ends' (noch so ein Song, der textlich eigentlich drüber ist, eigentlich...) müssten es locker über drölfzig sein.
Am Ende des Albums, nachdem die bereits weiter oben erwähnte Katharsis erfolgreich vollzogen wurde, bleibt dann die nachfolgende Erkenntnis, die uns vom Meister höchstselbst auf eindringliche Weise ins Gebetsbuch geschrieben wird: We will always be so much more human than we wish to be. So isses. Und am Ende des Tages isses auch gut so.
Eines der faszinierendsten und intensivsten Alben aller Zeiten.
Für ne Top5-Platzierung brauchts da bei mir keine Prog-only-Liste.
 
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