Eine Lanze für eine Band, die im Lauf ihrer inzwischen über 20-jährigen Laufbahn - welche dennoch mit sechs Alben eher sparsam an Veröffentlichungen ist - einige großartige Musikmomente erschaffen hat: THROES OF DAWN.
https://www.metal-archives.com/bands/Throes_of_Dawn/2126
Throes of Dawn spielen generell auf jedem Album melancholischen, texturreichen, angeproggten Metal, der viel Raum für Synthies und Akustikteile lässt. Die Auslegung dieser Marschrichtung ist aber im Lauf der Zeit diversen Wandlungen unterworfen gewesen. Die Band ist nicht wie gemacht für diesen Thread, ich sehe aber keinen passenderen. Sie hat eine Entwicklung genommen, die mit In the Woods vergleichbar ist und ihr Œuvre rund um das Jahr 2000 qualifiziert sie m.E. für die Pagan-Schublade.
Die ersten drei Alben gehen stark in Richtung melodiöser Black Metal und greifen konzeptionell u.a. finnische Mythologie und Naturthemen auf. Am ausgefuchtesten, was die Verquickung der verschiedenen Elemente von Gekeife über folkige Interludes zu epischen Keyboardteppichen betrifft, ist sicher der Zweitling "Dreams of the Black Earth", der Freunden von Melo-90er-BM auf jeden Fall angeraten sei. Ich persönlich bevorzuge den einheitlicheren und mit wunderbaren Harmonien ausstaffierten Nachfolger "Binding of the Spirit".
Reinhören: "Spring Blooms With Flowers Dead" und "Binding Of The Spirit Onto Earth".
https://www.youtube.com/watch?v=btyoZ0A8m4I
Nach etwas Line-Up-Gewürfel begann im Jahr 2004 mit "Quicksilver Clouds" eine neue Zeitrechnung, die sich über die beiden Folgewerke mit erstreckt. Finnische Melancholiesounds a la Sentenced und neue Amorphis spielen seitdem eine größere Rolle, aber auch Referenzen an Pink Floyd, The Gathering und Postwasauchimmer-Klänge, die mich an die aktuelle Rom-Szene um Klimt 1918 u.ä. erinnern. Während "Quicksilver Clouds" diese neuen Einflüsse noch mit Keifgesang verschandelt, emanzipieren sich "The Great Fleet of Echoes" fast vollständig und der bisherige Diskographie-Höhepunkt "Our Voices Shall Remain" vollständig von den BM-Wurzeln. Sehr schöne, sehr gleichförmige Musik für Träumer und Schwermütige, wobei auf "The Great ..." ein überlautes Schlagwerk verkraftet werden muss.
Reinhören: "Lethe" und "The Understanding".
https://www.youtube.com/watch?v=-7xsyqCXIGo
https://www.youtube.com/watch?v=tnOwum6NaEk
Sänger Henri Koivula hat übrigens auch ein brutales Grunzorgan, das er bei Shape of Despair unter Beweis stellt.