Hugin
Till Deaf Do Us Part
So aufgedröselt ist das für mich schon nachvollziehbar. Denke auch, was die Gesangsfixierung angeht, bist du gar nicht so eine große Ausnahme. Da bin ich vermutlich eine mindestens ebenso seltene Spezies...
Und immerhin magst du anscheinend auch einige instrumentale Momente in der Musik. Genauso gibt es wiederum auch für mich natürlich Gesangspassagen, die das emotionale Highlight in so manchem Song darstellen (bei ganz frühen Priest übrigens öfters aber auch manchmal bei Dickinson-Maiden - bei DiAnno und Blaze hingegen nie).
Wenn mir instrumentale Elemente in der Musik nicht wichtig wären, dann würde ich vermutlich primär VAN CANTO, gregorianische Choräle und Schlager hören, also keine Sorge: Natürlich sind mir instrumentale Momente wichtig und ich mag sie auch. Ich kann auch orchestrale Klassik gut anhören, oder Drums 'n'Pipes-Marschmusik aus Schottland usw... alles ohne Gesang. Aber ganz wie bei @Dogro wäre es auch bei mir schon eine ziemliche Sensation, wenn ich auf einer Rock- oder Metalplatte ausgerechnet ein Instrumental als Highlight benennen würde. Dafür sind mir die Stimmen und Sänger einfach zu wichtig, als dass es wahrscheinlich wäre, dass ein Instrumental - so gut es auch sein mag - wirklich das Fehlen einer für mich tragenden Säule der Band kompensieren und an einem "Song" (mit "Sang") vorbei gehen könnte.
Aber das können wir ggf. nicht ganz so krass aber ein gutes Stück weit auch umgekehrt so sagen: So wichtig mir ein Eric Adams ist, so wird ein reines Gesangsstück - wie perfekt auch immer es gesungen sein mag - sicherlich nur mit sehr geringer Wahrscheinlichkeit mein absolutes Highlight eines Manowar-Albums sein. Das kann eher passieren als ein reines Instrumentalstück, weil der Gesang halt doch mehr individuelle Emotion und eben auch den Text transportiert, aber trotzdem ist natürlich das Highlight für mich fast immer ein Song, welcher die Band als gesamte Einheit glänzen lässt und alle Teile zur Geltung bringt, gekrönt von den Finessen ihrer Meister. Beim Instrumental setzt man halt einen Schlüsselspieler auf die Auswechselbank, und mir fällt nur selten ein überzeugender Grund ein, das zu tun. Ich hab da einen DiAnno im Team, und ich lass ihn nicht singen. Finde ich komisch. Immer schon. Bei allen Bands.
Würde z.B. bei Saint Vitus der gute D.C. kein Gniedelsolo spielen, dann kann der Song nur schwer das Highlight der Platte sein, egal wie gut Wino oder Scott Reagers singen. Bei der neuen Manowar-EP bin ich ja durchaus ein Freund des letzten Songs, bei dem DeMaio singt. Ich mag den Song, die Stimmung, die Riffs, auch Joeys garstigen Martergesang, aber mich stört daran trotzdem (neben einer gewissen Perseveration), dass Eric nicht ran darf, denn er kann jeden Song bereichern. Und so kann bei mir halt auch kein Song das Highlight einer der ersten beiden Maiden-Scheiben sein, bei dem der Paule nicht singen darf. Die Instrumentale sind, genau wie Dogro sagt, im Albumkontext schlüssig und sie werten die Alben auch auf. Das ist gar kein Thema. Aber für sich genommen, isoliert betrachtet, sind sie für mich keine Klassikersongs. So weit reicht der Fetisch für instrumentale Kabinettstückchen bei mir dann doch nicht, vielleicht auch einfach, weil ich dazu nicht Musiker genug bin.